MacKay | Black Forest High | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 400 Seiten

Reihe: Black Forest High

MacKay Black Forest High

Ghostseer
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-492-99369-2
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ghostseer

E-Book, Deutsch, Band 1, 400 Seiten

Reihe: Black Forest High

ISBN: 978-3-492-99369-2
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Was, wenn die Auserwählte tot ist und du ihren Platz einnehmen musst?Hast du schon einmal darüber nachgedacht, wo Geisterjäger, Exorzisten und Geistmedien zur Schule gehen? Auf die Black Forest High!Seven hält den Rekord der am längsten außerhalb der Schule überlebenden Geistbegabten. Dadurch ist sie, seit sie zusammen mit ihrem Geisterfreund Remi die Schule betreten hat, bekannter als ein Geist mit zwei Köpfen. Was nicht nur bei den geheimnisvollen Zwillingen Parker und Crowe für Aufmerksamkeit sorgt. Und schnell bemerkt Seven, dass auf der Black Forest High so einiges nicht stimmt: Was steckt hinter der geheimen Arbeitsgruppe, von der niemand weiß, was sie tut oder wer ihr angehört? Weshalb halten es alle für normal, dass die Schule gutes Geld mit den Schülern verdient, die Geister austreiben und verschollene Testamente ausfindig machen? Warum verschwinden zahlreiche Schulabgänger spurlos? Und weshalb scheinen es sämtliche Poltergeister, die von Sevens toter Schwester flüstern, auf sie abgesehen zu haben? Seven macht sich auf die Suche nach Antworten - gemeinsam mit ihren neuen Freunden und dem ein oder anderen nervigen Toten, der einfach nicht akzeptieren will, dass seine Zeit abgelaufen ist.
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Kapitel 1
»Du weißt, dass ich dich nicht auffangen werde, wenn du jetzt von der Klippe springst.« Wie charmant. Seufzend warf ich einen Blick nach unten. In den Abgrund, der sich zu meinen Füßen erstreckte. Ein ziemlich tiefer Abgrund wohlgemerkt. Keiner dieser popeligen Exemplare, die sich am Rande von Skateboardrampen auftaten. Ein einzelner Stein löste sich genau unter meiner linken Fußspitze und hoppelte über die Klippe nach unten. Wir beide folgten ihm mit den Augen. Stille. Die Schnürsenkel an meinen Chucks, die inzwischen mehr grau als weiß waren, hatten sich allesamt gelöst. So, als hätten sie sich abgesprochen. »Wirst du nicht oder willst du nicht, Remi? Weißt du, darin besteht ein Unterschied.« Der Geist schwieg einen Moment, was eigentlich völlig untypisch für ihn war. »Seven, mal ehrlich. Du weißt, ich würde alles für dich tun. Aber nichts, was meine physische Präsenz erfordert. Ich meine, wie bitte soll ich das anstellen?« Er zuckte mit den Schultern. »Ist einfach nicht drin.« »Wir haben nie ausprobiert, ob du mich in einer Notsituation nicht doch auffangen könntest.« Den vorwurfsvollen Ton in meiner Stimme hatte ich in der Form eigentlich gar nicht geplant. Aber nun war es raus. Remi biss sich mit dem linken Eckzahn auf die Unterlippe, wie er es häufig zu tun pflegte. Vor allem dann, wenn er genervt war. Und das ausschließlich von mir. Selbstverständlich. »Genau. Weil wir unseren einstudierten Gang-High-five ja schon so gut hinkriegen.« Darauf antwortete ich nicht. Brauchte es nicht, weil wir beide wussten, dass es die Wahrheit war. Kaum zu glauben, welche merkwürdige Art von Freundschaft sich in den letzten Jahren zwischen uns entwickelt hatte. Während mich die tief stehende Sonne blendete, lauschte ich auf die Insektengeräusche um uns herum. Ohne hinzusehen, wusste ich, dass Remi in ebendiesem Moment die Augen in Richtung Himmel verdrehte. »Du musst loskommen von diesem Mist, Süße. Wie oft willst du noch zu dieser Klippe pilgern und kleine Steine in den Abgrund treten? Ich kann nicht mein ganzes Geisterleben damit zubringen, dich davon abzuhalten. Im Grunde genommen sieht mein Auftrag genau das Gegenteil davon vor.« Um seine Worte zu untermauern, schwebte er direkt vor mich, sodass seine geisterhaften Füße, die wie meine in Chucks steckten, direkt über dem Abgrund baumelten. »Wie oft wollen wir das eigentlich noch ausdiskutieren?« Er hob einen Zeigefinger, wedelte damit vor meiner Nase herum und begann den Refrain von Jennifer Lopez’ Ain’t your Mama zu singen. Remis seltsame Art von Humor. »Schon gut«, murmelte ich. »Aber warum sollte ich es dieses Mal nicht einfach durchziehen? Warum sollte ich heute und hier nicht springen? Ich meine, schau mich an! Was bin ich schon, außer einem verrückten Mädchen, das Geister sieht?« Das stimmte. Im Gegensatz zu anderen hatte ich nichts vorzuweisen außer meiner geistbegabten Seele, wie Remi es ausdrückte. Aber was hatte mir das bisher gebracht? Ich hatte ein paar Tote gesehen, außerdem Remi und diesen gruseligen Poltergeist, den wir »den Gärtner« getauft hatten. Remi ließ seinen Blick über meine vom Sand im Nationalpark rot verfärbten Fingerspitzen bis zu meinen Augen wandern, sagte aber nichts. Wahrscheinlich war das besser so. Zu dieser Tageszeit und ohne meine fünfte Tasse Kaffee wusste ich recht gut, was für ein Bild ich abgab. Das einer verrückten Höhlenbewohnerin mit verstrubbelten Haaren. Sonst war einfach alles an mir durchschnittlich. Selbst meine Körpergröße entsprach dem absoluten Mittelmaß. »Außerdem würde es zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn ich springe. Heute und hier. Sobald ich tot bin, kannst du deinen Auftraggebern sagen, dass deine Mission gescheitert ist, und endlich in dein geliebtes Deutschland zurückkehren. Ist mir sowieso schleierhaft, wie du es so lange in Utah aushalten konntest.« Mit mir aushalten konntest, dachte ich, erwähnte das aber nicht. Stattdessen richtete ich meinen Blick in die Ferne. Auf die andere Seite der großen Schlucht des Yellowstone Nationalpark. »Du hast Darcy.« »Was?« Ich hatte irgendwie den Faden verloren. »Du hast deinen Freund Darcy. Ist er nicht der Grund, warum du nicht mit mir kommen willst? Warum ich seit zweieinhalb Jahren permanent einen Korb von dir einstecken muss? Weil du hier bei Darcy bleiben willst. Warum solltest du dich umbringen, solange …« Er hob verächtlich einen Mundwinkel und malte Anführungszeichen in die Luft. »… die Liebe deines Lebens hier in Utah festsitzt?« Ich starrte Remi an, der jetzt eine seltsame Version von As long as you love me inklusive eines Ausdruckstanzes aufführte, den es in dieser Form bei den Backstreet Boys sicher nie gegeben hatte. Jedenfalls soweit ich wusste. Andererseits passten Backstreet-Boys-Songs aus Remis Repertoire wirklich besonders gut zu ihm, da er mit seiner blonden Topffrisur wie ein kleiner Bruder von Nick Carter, dem Leadsänger, aussah. Wenn man seine hellen Haare als blond deutete, jedenfalls. Da Remi durchscheinend und wie alle Geister eher farblos und lediglich mit einem leichten Blaustich in seiner Erscheinung durchs Leben ging, falls man das so nennen konnte, war es beinahe unmöglich, Rückschlüsse auf Haut- oder Haarfarben zu ziehen. Ich knibbelte an meiner Nagelhaut herum. So ziemlich der einzige Grund, weshalb ich Remis ständige Angebote, mich auf diese Schule für geistbegabte Jugendliche in Deutschland zu bringen (und damit ging mir Remi mindestens zweimal pro Woche auf den Geist), wieder und wieder ablehnte, war mein fester Freund Darcy. Mein süßer Darcy mit den niedlichsten Segelohren der Welt und der Biker-Lederjacke, die er selbst bei vierzig Grad im Schatten niemals auszog. Vor meinen Augen lösten sich eine Handvoll winziger Steine, so rot wie aufgeschnittene Blutorangen, und prasselten den Felsen entlang in die Tiefe. Vielleicht sollte ich ihnen wirklich folgen. Das wäre für alle das Beste. Keine Geister mehr. Keine zerstörte Familie. Ich fuhr mir mit dem Handrücken über die Stirn. Aber auch kein Darcy mehr. Und kein Remi. »Seven«, sagte eine Stimme hinter mir, »auch wieder hier?« Und kein Jared. Ich hatte Jared vergessen. »Genau«, antwortete ich, ohne mich umzudrehen. »Du weißt, wie sehr ich Sonnenuntergänge im Park liebe.« Der Parkwächter räusperte sich. »Das ist unbestritten der einzige Grund. Für jeden deiner Besuche.« Wir schwiegen. Nur Remi sang, allerdings im Flüsterton, Love is in the air. Warum er flüsterte, war mir schleierhaft. Immerhin war es ja nicht so, dass andere Menschen ihn hören oder sehen konnten. Nein, dieses Exklusivrecht lag ausschließlich bei mir. »Kann ich dir noch einen Kakao anbieten, bevor wir den Park schließen?« »Danke, Jared. Das ist sehr liebenswürdig von dir.« Als sei es eine einstudierte Choreografie, drehte ich mich wie jedes Mal nach diesen Worten zu ihm um. Wie oft genau meine Abende in diesem Sommer nach diesem Muster abgelaufen waren, konnte ich schon nicht mehr sagen. Viele, unzählige Male jedenfalls. Jared, der eben noch auf seine Schuhspitzen gestarrt hatte, sah auf. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem seiner intensiven Jared-Lächeln. »Wenn die Sonne hinter dir untergeht, glitzert deine Haut, wusstest du das? Ziemlich merkwürdig. Aber dennoch cool.« Meine texanische Bräune war wohl das Einzige, was mir je irgendjemand geneidet hatte. Diesen Teil meines Erbes väterlicherseits, den ich zudem verabscheute, tat ich wie immer mit einem Schulterzucken ab. Stattdessen entknotete ich den navyblauen Zipsweater von meiner Taille und schlüpfte hinein. »Bald wird es Herbst.« »Zweifellos.« Mit einem Nicken bot mir Jared seinen Arm an, worauf ich langsam auf ihn zusteuerte und mich bei ihm unterhakte. Jared war in diesem Sommer zu einem wahren Freund herangereift. Außerdem war er selbst Halbwaise und mit seinen neunzehn Jahren nur knapp drei Jahre älter als ich, weswegen er mich gut verstand. Damit war es offiziell. Ich konnte die wohl verrücktesten beiden Freundschaften auf der Welt vorweisen. Einen jungen Parkwächter, der mir zweimal die Woche Kakao anbot, damit ich nicht von seiner Klippe sprang, und einen Geist, ungefähr im selben Alter, den außer mir niemand sehen konnte. Ob man mit so etwas ins Guinnessbuch der Rekorde kam? Auf dem Weg zur Hütte der Parkwächter nahm Jared ein stinknormales Gespräch mit mir auf. Das schätzte ich so an ihm. Niemals thematisierte er mein Vorhaben an der Klippe. Machte mir keine Vorwürfe. Empfahl mir noch nicht mal eine Therapiegruppe. Hatte man jemals von so einem guten Freund gehört? Remi schwebte neben uns her und stieß in regelmäßigen Abständen Glucksgeräusche aus. Insgeheim himmelte er den hübschen Parkwächter seit unserem ersten Besuch hier an, das wusste ich. Auch wenn Remi gerne so tat, als würde er darauf hoffen, dass ich mit Jared zusammenkam. Weil mein bester Geisterfreund Darcy nicht ausstehen konnte. Aber selbst wenn ich Interesse an Jared gehabt hätte, konnte ich mir nicht vorstellen, dass dieser hübsche Junge mit den dunkelblonden kurzen Haaren, der wie eine Mischung aus Surferboy und Soldat aussah, Single sein sollte. Wie aufs Stichwort raunte mir Remi ins Ohr: »Frag ihn! Jetzt frag ihn endlich, ob er eine Freundin hat oder nicht. Ich halte diese Spannung einfach nicht mehr aus!« Als ich unauffällig in Remis Richtung schielte, bemerkte ich, wie er so tat, als würde er sich die Fingernägel abkauen. Ich hob beide Augenbrauen und bedachte ihn mit einem Blick, der keine Fehlinterpretation zuließ. Sicher nicht!   Zwei Stunden später...


MacKay, Nina
Nina MacKay, irgendwann in den ausgeflippten 80er-Jahren geboren, arbeitet als Marketingmanagerin (wurde aber auch schon im Wonderwoman-Kostüm im Südwesten Deutschlands gesichtet). Außerhalb ihrer Arbeitszeiten erträumt sie sich eigene Welten und führt imaginäre Interviews mit ihren Romanfiguren. Gerüchten zufolge hat sie früher als Model gearbeitet und einige Misswahlen auf der ganzen Welt gewonnen. Schreiben ist und war allerdings immer ihre größte Leidenschaft.



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