E-Book, Deutsch, 296 Seiten
Reihe: Piper Gefühlvoll
Mai Merry Mary Christmas
18001. Auflage 2018
ISBN: 978-3-492-98295-5
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine Hochzeit zu Weihnachten
E-Book, Deutsch, 296 Seiten
Reihe: Piper Gefühlvoll
ISBN: 978-3-492-98295-5
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 1
Wenn eine Frau ein Auge zudrückt, dann nur, um zu zielen. Verfasser unbekannt We wish you a merry Christmas, we wish you a merry Christmas, we wish you a merry Christmas and a happy new Year Der bekannte Weihnachtsklassiker schallt durch das Brautmodengeschäft, und ich bilde mir ein, einen Hauch von Zimt wahrzunehmen, der mir in die Nase steigt. Von der weihnachtlichen Gehirnwäsche völlig unberührt, verdrehe ich die Augen. »Ich hasse dieses Lied«, erkläre ich und sehe meine beste Freundin Nina Fletcher an. »Was haben sich meine Eltern nur dabei gedacht, als sie mich Mary Christmas nannten?« Nina grinst frech. So klein wie sie ist, mit ihren braunen Locken sieht sie so keck und fröhlich aus, wie nur möglich. »Dein Dad ist eben ein Witzbold, und deine Mom hat Weihnachten schon immer geliebt. Und da du nun mal am Weihnachtsabend geboren bist …« »Ist das ein Grund seinem Kind für immer und ewig einen Stempel der Peinlichkeit aufzudrücken?« Genervt schüttele ich den Kopf. »Außerdem ist der vierundzwanzigste Dezember nur in Deutschland der Weihnachtsabend, und was kann ich dafür, dass die Eltern meines Vaters aus Deutschland stammen?« »Immerhin hast du trotzdem einen Mann gefunden.« Schmachtend dreht Nina die Augen zum Himmel. »Mary Christmas Parker tritt an Weihnachten – ihrem Geburtstag – mit ihrem Traummann vor den Altar. Du solltest die Geschichte ans Fernsehen verkaufen. Oder du schreibst selbst einen Artikel darüber. Ich sehe es schon vor mir Mary Christmas – Die Weihnachtsbraut.« »Nina, Herzchen. Ich bin Literaturstudentin, freischaffende Journalistin Schrägstrich Autorin. Ich schreibe doch nicht für die Sun«, erkläre ich entrüstet. Dennoch muss ich bei ihren Worten ein bisschen lächeln. Eigentlich hat sie recht. In vier Wochen ist Weihnachten, und ich werde endlich mit meinem Verlobten Peter Kalla vor den Altar treten und gleichzeitig die Auflagen meiner Tante Gertrud erfüllen, um von ihr hunderttausend Dollar zu erben. Ich kann es kaum noch erwarten. Seit Jahren fiebere ich meinem Hochzeitstag entgegen, und nun ist es bald so weit. Deshalb stehe ich gerade auf einem Sockel und probiere mein Brautkleid an. Es ist ein cremefarbener Traum aus Satin. Raffinierte Ornamente sorgen in meinem Dekolleté für den angemessenen Blickfang. Der teure Stoff, der sich schmal um meine Taille schmiegt und dann von einem Unterrock im Prinzessinnen-Stil gebauscht wird, hat mich vom ersten Augenblick an verzaubert. Ich wusste einfach, dass ich dieses Kleid haben muss. Der cremefarbene Ton betont meine haselnussbraunen Augen, und die langen Haare, umspielen mein Gesicht wie honigfarbene Wellen. Peter hat mich ausgelacht. Hat gesagt, ich würde langsam eine echte Brautzilla und dass er beinahe Angst vor unserer Hochzeit hätte, aber jetzt ist es ja bald geschafft. Für uns beide ist es etwas ganz Besonderes, dass wir uns die absolute Traumhochzeit leisten können. Peter ist heute zwar ein erfolgreicher Anwalt, aber er hat hart dafür gearbeitet. Mein Verlobter kommt aus einer Familie, in der jede Ausgabe mit Bedacht getätigt werden musste, und heute genießt er es, seinen schwer erkämpften Erfolg auszukosten. Seine Karriere könnte man quasi als vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Anwalt beschreiben. Ich bin stolz auf ihn, aber manchmal wünsche ich mir doch, dass wir mehr Zeit miteinander verbringen können. Ich drehe mich einmal um mich selbst und bin fasziniert vom Rascheln des Kleides, das um meinen Körper schwingt. Dann werfe ich einen kurzen Blick in den Spiegel, und Nina seufzt bewundernd. »Du siehst wunderschön aus, Mary. Peter hat ein Riesenglück. Wann trefft ihr euch eigentlich zum Mittagessen?« »Um zwölf«, antworte ich, werfe einen flüchtigen Blick auf die Uhr und erstarre augenblicklich. »Ach du Schande, Nina. Das ist ja jetzt! Ich habe komplett die Zeit vergessen, und dabei hat er gesagt, es wäre dringend. Mist, Mist, doppelter Mist!« So schnell es mir möglich ist, schlüpfe ich aus dem Kleid und drücke es Nina in die Hand. Dann schmeiße ich mich quasi mit Lichtgeschwindigkeit in meine Klamotten und merke erst an der Tür, dass ich einen meiner Schuhe noch in der Hand halte. Oh Mann, Peter hat recht. Ich bin Brautzilla. Schnell schlüpfe ich in den Schuh, während ich gleichzeitig auf einem Bein hüpfend versuche, zur Tür hinauszukommen. Das Ganze endet, wie es nun einmal enden muss. Ich lande auf dem Boden und schlage mir schmerzhaft den Kopf an einem der Sofas vor den Umkleidekabinen an. Aua. Ich sehe Sterne – Millionen von ihnen tanzen vor meinem inneren Auge eine flotte Polka, während drei verrückte Männer mit dunklen Lockenperücken und Anzügen im Elvis-Presley-Style den deutschen Schlager Es gibt Millionen von Sternen … trällern. Nina lacht Tränen, als sie mir schließlich zur Hilfe eilt. Ich ziehe mich umständlich an ihrem Arm hoch, lasse mich auf das Sofa sinken und verfluche den Tag, an dem Peter mich zum Kauf dieser fiesen High Heels überredet hat, weil er fand, sie würden meine Beine so gut zur Geltung bringen. Was bringt ihm das bitte, wenn diese hinterhältigen Mordwerkzeuge der Grund dafür sind, dass ich die meiste Zeit auf meinem Hintern sitzend verbringe? Dann sieht er von meinen Beinen auch nichts. Meinen Hang zur Tollpatschigkeit vergisst mein lieber Verlobter wohl immer wieder. Oder aber er verdrängt ihn … Während ich noch immer leicht benommen auf dem Sofa sitze, schüttle ich den Kopf. Eigentlich kann ich mich gar nicht beklagen. Peter arbeitet so viel und hart, dass ich für ihn vermutlich so etwas wie eine erfrischende Ablenkung bin, wenn er nach Hause kommt, und wenn ich ganz ehrlich bin, dann schätze ich es, dass ich die Einzige bin, die ihn nach einem langen Tag wieder auf die Beine bekommt. Wenn ich ihm also durch diese Mordwerkzeuge eine Freude machen kann, von mir aus. Als ich wieder klarsehen und problemlos stehen kann, haste ich nach draußen und werde von der weihnachtlichen Kälte New Yorks begrüßt. Es riecht nach Schnee, gebrannten Mandeln, Lebkuchen und sonstigen verführerischen Dickmachern. Dagegen hat selbst der Gestank der Abgase keine Chance. Es ist so kalt, dass ich sogar meinen gefrorenen Atem in der Luft sehen kann. Bibbernd winke ich dem nächsten heranfahrenden Taxi zu und steige ein. Es ist eine Schande, dass ich mit meiner kleinen Schrottkiste von Auto hier in Manhattan kaum eine Chance habe. Also, es steht schon hier und wartet auf mich, aber die Rückfahrt wird die Hölle werden. Kein normaler Mensch – außer mir – hat in Manhattan oder in Brooklyn, wo sich meine kleine Wohnung befindet, ein Auto. Hier fahren die normalen Menschen mit dem Taxi oder legen kurze Strecken zu Fuß zurück. Aber ob ich wirklich normal bin, ist die andere Frage. Ich lasse den Taxifahrer kurz an einem großen Kaffeehaus anhalten und besorge einen Kaffee für Peter und einen für Trisha, seine Vorzimmerdame. Ich hoffe, Peter damit eine Freude machen zu können, und Trisha wird sich sicher auch nicht über einen Kaffee beklagen. Ich balanciere den Kaffee vor mir her ins Auto, und der Fahrer gibt ordentlich Gas. Es dauert nur etwa zehn Minuten, bis wir bei Peters Kanzlei im Financial District ankommen und der mürrische Taxifahrer mich mit einem viel zu hohen Preis verabschiedet. Peter ist Anwalt für Familien, Straf- und Erbrecht und ziemlich erfolgreich. Seine Kanzlei liegt nicht umsonst nah an der Wall Street. Das große Gebäude wirkt imposant und ehrfurchtgebietend, und wie jedes Mal bekomme ich bei seinem Anblick eine Gänsehaut. Schnell stöckele ich die Treppe zur Eingangstür hinauf und vermeide mit schlingernden Bewegungen einen Frontalzusammenstoß mit einem jungen Mann, der mir gerade an der Tür entgegenkommt und mich freundlich anlächelt. Ich lächele zurück – erleichtert, dass der Kaffee nicht übergeschwappt ist – und stolpere beinahe über die Stufe an der Eingangstür. Mehr oder weniger sicheren Fußes erreiche ich das Vorzimmer von Kalla&Stone. Trisha, die Vorzimmerdame, sieht auf und nickt mir grüßend zu. »Ah, Mary Parker, gehen Sie ruhig rein.« »Danke Trisha.« Ich lächele ihr zu, nehme einen der beiden Kaffeebecher und stelle ihn vor ihr auf den Tisch. »Ich habe Ihnen eine koffeinfreie Soja-Latte mitgebracht.« Ihr Lächeln vertieft sich, als sie nach dem Becher greift. »Danke, Miss Parker!« »Gerne Trisha.« Ich lächle zurück und öffne dann die Tür zu Peters Büro. Der große, helle Raum ist modern und elegant eingerichtet. Jedes Detail vermittelt dem Besucher das Gefühl, in besten Händen zu sein. Peter ist nirgends zu sehen, aber im angeschlossenen Waschraum höre ich einen Wasserhahn rauschen. »Hallo Schatz«, rufe ich halblaut und warte. »Mary?« Das Rauschen verstummt, und einen Augenblick später taucht mein stattlicher Verlobter auf. Sein dunkelbraunes, welliges Haar hat er ordentlich zurückgegelt, seine braunen Augen, in die ich mich als Erstes verliebt habe, erinnern mich an blankpolierte Haselnüsse. Er sieht wie immer aus, als wäre er einem Modekatalog entsprungen, mit seinem teuren Anzug, dem schicken hellblauen Hemd und den ordentlich geputzten Schuhen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, und in meinem Bauch kribbelt es aufgeregt. Er ist ein wahr gewordener Traum, und genau das ist auch der Grund, warum ich ihn nach nur einem Jahr heiraten werde. Ich gehe auf ihn zu, drücke ihm einen schnellen, aber zärtlichen Kuss auf den Mund und wuschele ihm durch sein Haar. Das Gel ist noch ganz klebrig. Er muss sich eben feingemacht haben. Für mich, hmmm. Ich grinse ihn verschmitzt an. »Gibt es außer mir und Debby noch jemanden, der dich Schatz...