Mai | Und wenn die Welt voll Teufel wär. Martin Luther in Worms. | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 364 Seiten

Mai Und wenn die Welt voll Teufel wär. Martin Luther in Worms.

Biographischer Roman basierend auf historischen Fakten: Luthers Auftritt auf dem Reichstag und seine Zeit auf der Wartburg.
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-374-06619-3
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Biographischer Roman basierend auf historischen Fakten: Luthers Auftritt auf dem Reichstag und seine Zeit auf der Wartburg.

E-Book, Deutsch, 364 Seiten

ISBN: 978-3-374-06619-3
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



„Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir, Amen.“ Es ist einer der wichtigsten Momente in Martin Luthers Leben: 1521 reist er von Wittenberg nach Worms, um sich und seine Thesen auf dem Reichstag zu verteidigen. Kaiser Karl V. hat ihm zwar freies Geleit zugesichert, doch das hat 100 Jahre zuvor den Reformator Jan Hus in Konstanz auch nicht vor dem Scheiterhaufen gerettet. Der historische Roman ist Klaus-Rüdiger Mais drittes Buch über Martin Luther. Ausgehend von neuesten Forschungsergebnissen zeichnet er Luthers Weg nach Worms und seine Zeit auf der Wartburg nach. Kenntnisreich verbindet der Schriftsteller und Renaissance-Kenner dabei die theologische Analyse mit den historischen Fakten und den inneren Beweggründen Luthers. So lässt er ein herausragendes Ereignis der Reformation lebendig werden! - Von Wittenberg über Worms auf die Wartburg: ein Wendepunkt in Luthers Leben - Packend erzählt: Martin Luthers Kampf gegen kirchliche Korruption und Dekadenz - 500 Jahre Wormser Reichstag: seine Bedeutung für die religiöse Freiheit - Erzählendes Sachbuch mit ausführlichem Quellenverzeichnis und Personenregister - Autor Klaus-Rüdiger Mai ist bekannt für seine historischen Romane, Sachbücher und Biographien »Mönchlein, Mönchlein, Du gehst jetzt einen Gang ...« Bei seinem Auftritt in Worms war sich Luther bewusst, dass der Kaiser von ihm nichts anderes als den Widerruf seiner 95 Thesen gegen den Ablasshandel und die Unterwerfung unter den Papst erwartet. Mit seinem biographischen Roman lässt uns Mai nicht nur die Zweifel und Ängste Luthers nachempfinden. Er zeigt auch den Mut des Mannes, der in Zeiten von Korruption, Unterdrückung und Dekadenz für seinen Glauben und sein Gewissen einstand und damit den Lauf der Geschichte veränderte.
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Prologus
»Aber zu unserer Zeit sind unsere Ohren durch die Menge der schändlichen Schmeichler gar so zart und weich geworden, dass wir, sobald wir nicht in allen Dingen gelobt werden, schreien, man sei bissig. Und wenn wir uns sonst gegen die Wahrheit nicht wehren können, halten wir uns sie vom Leib durch den erdichteten Vorwurf der Bissigkeit, der Ungeduld und der Unbescheidenheit. Was soll aber das Salz, wenn es keine Schärfe besitzt.« MARTIN LUTHER Der leichte Wind, der vom See wehte, machte sich ein Vergnügen daraus, die wie schlafende Hunde bräsig auf der Stadt Konstanz brütende Hitze immer wieder aufzujagen. Zwei Edelleute, denen vier Bischöfe folgten, hielten an diesem Freitag nach Prokop im Jahre 1415 nach Christi Geburt auf den Kerker des Franziskanerklosters zu, das unweit der Stelle lag, an der sich der Rhein aus der Umarmung des Bodensees befreite und sich auf den Weg durch Deutschlands Fürstentümer und Reichsstädte in die Nordsee begab. Die sechs Herren schauten, im Klosterhof wartend, auf die Tür, die zum Mönchsverlies führte. Die Bischöfe, die hinter den beiden Edelleuten standen, schienen einen erbitterten Wettstreit darüber zu führen, wem von ihnen es gelänge, die ernsteste Miene aufzusetzen, während der Herr Graf Johannes Slavata von Chlum und Kosmberk, der wegen seines geraden Wesens den Beinamen Kepka – zu Deutsch der Unverschämte – bekommen hatte, bekümmert dreinschaute, denn in seiner Unverschämtheit hielt er nach wie vor unbeirrt an seinem Magister Johannes Hus fest. Ein Mönch führte den hageren Magister aus der Tür, dessen schwarzes langes Haar und sich unter dem Kinn verjüngender dicker Vollbart in den letzten Tagen deutlich grauer geworden waren. Trotz der schweren Ketten hob er die Arme, um seine rechte Hand schützend über die Augen zu halten – so rücksichtslos stach die Julisonne in die Augen des Magisters. Hus war im November des Vorjahres, kurz nach Eröffnung des Konzils in Konstanz, gefangen gesetzt und bald darauf von schwerer Krankheit befallen worden. Die Haft der Dominikaner hatte er nur überstanden, weil Kepka seinem Namen alle Ehre einlegte und durchsetzte, dass der Magister auf die Burg Gottlieben gebracht wurde, wo ihm eine gewisse Fürsorge zuteilwurde – und er genas. Doch wofür? Nun hielten ihn die Franziskaner in Haft, weil man den Ketzer zwar nicht freigeben, ihn aber auch nicht töten wollte. Die Verwahrung des Theologen durch die Minderbrüder wurde darum schließlich als Kompromiss zwischen den allzu harten Haftbedingungen der Dominikaner und dem vergleichsweise laxen Arrest auf der Burg akzeptiert. Noch am Morgen hatte er seinen Freunden geschrieben: »Wenn ich Euer Liebden aus irgendeinem Grunde nicht wieder schreiben sollte, so behaltet mit allen Freunden mich bitte im Gedächtnis und betet, Gott möge mir und meinem lieben Bruder in Christus, dem Magister Hieronymus, Standhaftigkeit verleihen, der vermutlich ebenfalls den Tod erleiden wird, wie ich von den Abgesandten des Konzils erfuhr.«1 Ohne den treuen Robert, seinen Wärter, würden die Freunde seine Briefe nicht erhalten. Hus ermahnte ihn, um Gottes Willen die Briefe gut zu verbergen und vorsichtig nach Böhmen zu bringen, damit aus ihnen nicht große Gefahr für die Empfänger erwüchse. Ungeachtet dieser Gefahr sprach Johann von Chlum mit ruhiger Stimme, für alle gut hörbar zu ihm: »Siehe, Magister Johannes, wir sind Laien und wissen Dir nicht zu raten. Sieh also zu, wenn Du das Gefühl hast, dass Du in irgendwelchen Punkten von dem, was man Dir vorwirft, schuldig bist, schäme Dich nicht, darüber Dich belehren zu lassen und zu widerrufen.«2 Er sah ihm nun tief in die Augen und Johannes Hus nahm die Arme, die von den Ketten nach unten gezogen wurden, vor den Körper und schaute zurück. So als sprächen sie sich mit Blicken Mut zu, während der Edelmann fortfuhr: »Wenn Du aber nicht das Gefühl hast darin, was man Dir vorwirft, schuldig zu sein, und Dein Gewissen Dir gebietet, handle unter keinen Umständen gegen Dein Gewissen und lüge auch nicht im Angesicht Gottes, sondern steh viel mehr bis zum Tode in der Wahrheit, die Du erkannt hast.«3 Was den Mut stärken sollte, focht auch an. Mit ganzer Wucht spürte Hus die Ausweglosigkeit seiner Situation und Tränen sprangen ihm vor Mitleid mit sich selbst in die Augen, denn dass er recht gedacht, recht geschrieben, recht disputiert und recht gepredigt hatte, wusste er, so wie er nicht daran zweifelte, dass ihm die Wahrheit, in der er stand, den qualvollen Tod auf dem Scheiterhaufen einbringen würde. Aber durfte er Gott ins Gesicht lügen, die Wahrheit, die Christus war, verleugnen und das ewige Leben für eine längere Frist im Zeitlichen verlieren? Ein so großer Frevel würde ihn in die ewige Verdammnis führen, auch wenn seine Widersacher unter der Mitra in ihren gleißnerischen Worten die Hölle in den Himmel und den Himmel in die Hölle verwandelten. In seiner Ratlosigkeit hob er, nun, da sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten, den Blick zum Himmel und entdeckte einen Raubvogel, der mit ausgebreiteten Schwingen wie ein schwarzes Kreuz in das Blau des Himmels eingebaut schien. Könnte der Himmel in tausend Stücke zerfallen, wenn er nicht durch dieses Kreuz wie von einem Schlussstein zusammengehalten würde? Was wollte ihm Gott mit diesem Zeichen sagen? Hus wusste es nicht, darum antwortete er unter Tränen dem Grafen: »Herr Johannes, Ihr sollt wissen, wenn ich mir bewusst wäre, etwas Irriges gegen das Gesetz und die heilige Mutter Kirche geschrieben oder gepredigt zu haben, dass ich in Demut widerrufen wollte – Gott ist mein Zeuge. Habe ich mir denn nicht immer gewünscht, dass man mir bessere und beweiskräftigere Schriftbelege zeige, als das ist, was ich geschrieben und gelehrt habe? Und wenn man sie mir gezeigt hat, will ich auf das Bereitwilligste widerrufen.«4 In den Falten des verhärmten Gesichts stand die Verzweiflung. Einer der Bischöfe, die den Zug begleiteten, hatte Hus beobachtet. Ihm riss die Geduld: »Willst Du vielleicht weiser sein als das gesamte Konzil?« Der Bischof, dessen kleiner Kopf auf dem massigen Leib schulterlos eingekeilt war, maß ihn mit kaltem Blick. Hus sah, dass dieser Mensch nichts verstanden hatte. War all sein Tun und Predigen vergeblich gewesen? Er fühlte sich von Gott verlassen und ohne jeden Trost. »Ich will nicht weiser sein als das gesamte Konzil«, entgegnete der Magister müde. Er wusste: Weil sie keine Argumente besaßen, verketzerten sie ihn. Ihre Lügen dienten nur ihrer Macht, nicht aber der Wahrheit. Eher würden Rechtschaffenheit und Wahrheit, Glaube und Seligkeit zum Teufel gehen, eher schickten sie Christus auf den Scheiterhaufen, den sie mit den Trümmern seines Kreuzes entfachten, als dass sie nur ein Quäntchen ihrer Macht abgeben würden. Obwohl er das wusste, durfte er aber nicht von seinen Forderungen ablassen. Denn verfügten sie auch über die Herrschaft, so doch nicht über die Gerechtigkeit: »Aber ich bitte Dich, gebt mir den Geringsten von Seiten des Konzils, der mich durch bessere und beweiskräftigere Schriftstellen belehrt, und ich bin bereit, sofort zu widerrufen.« »Wie verstockt Du doch bist in Deiner Häresie!«, ereiferte sich der Bischof mit fetter Stimme.5 »Es lohnt der Worte nicht!« Dagegen konnte auch der Herr von Chlum und Kosmberk nichts sagen. Die Bischöfe wandten sich ab und Robert, der treue Wärter, brachte den Magister in seine Zelle zurück. Graf Slavata von Chlum und Kosmberk starrte noch gedankenvoll einen Augenblick auf die Stelle, an der sein Magister in Ketten gestanden hatte. Ihm war, als lägen ein paar Tränen wie Perlen auf dem Sand des Klosterhofes. Er seufzte und wünschte, dass dem nicht so wäre. Dann riss er sich los und stapfte den Bischöfen hinterher. Würde sie doch nur aus blauem Himmel der Blitz treffen. Johannes Hus indes, dem der treue Robert Papier und Tinte hingestellt hatte, fuhr mit dem Federkiel in lang gezogenen Buchstaben über das Blatt, auf dem kurz darauf zu lesen stand: »Der Brief ist geschrieben in Erwartung des Todesurteils im Kerker, in Ketten, die ich – das hoffe ich – für Gottes Gesetz erdulde. Um Gottes Willen lasst nicht zu, dass die guten Priester ausgetilgt werden!«6 Am Samstag nach Prokop, am achten Tag nach Peter und Paul, wurde der Prager Magister von Johann von Wallenrod, dem Erzbischof von Riga, zur Hauptkirche von Konstanz geführt, wo das Konzil bereits seiner harrte, um das Ärgernis nun ein für alle Mal auf die eine oder andere Art auszuräumen. Des Magisters Blick fiel auf einen Block in der Mitte der Kirche, der auf einem Tisch stand und auf dem zweierlei Kleider lagen: das Messornat und die Priesterkleidung für die Degradierung. Alles war möglich – Rückkehr ins Leben und in die Kirche oder der Tod auf dem Scheiterhaufen. Nachdem Johannes Hus vor dem Block lange gebetet und der Bischof von Lodi eine Predigt...



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