E-Book, Deutsch, 112 Seiten
Malessa Einen Airbag für die Seele, bitte!
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7655-7550-1
Verlag: Brunnen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Was tun gegen die Angst?
E-Book, Deutsch, 112 Seiten
ISBN: 978-3-7655-7550-1
Verlag: Brunnen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Im Ernstfall des Lebens von einem Seelenkissen aus Trost und Geborgenheit umhüllt zu werden – das wär’s doch, oder? „Ein Airbag für die Seele, bitte!“ von Andreas Malessa ist ein kompaktes, konkretes und praktisches Buch zum Thema Angst, Ängste, Krisen – das hilft freier, froher und mutiger zu werden; Das Wege weist, wie Lebensfreude und Zuversicht zurückkehren, wenn Angst und Krisen erst mal da sind. Unkompliziert, lebensnah und entlastend ehrlich geschrieben. Eine tiefe Vertrauenserklärung an Gott, fast wie ein Glaubensbekenntnis – bei allen Unwägbarkeiten des Lebens.
Von einem Autor verfasst, der geistliche Tiefe und Weite mit einem exzellenten Schreibstil verbindet.
Ein Buch, das „mehr“ schenkt: mehr Mut zum Aufbruch. Mehr Kraft – aus neuem Gottvertrauen heraus. Mehr Gelassenheit – weil „Gott weiß“ und weil er der „Gott mit uns“ ist.
Autoren/Hrsg.
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Immer da, nie zugegeben
Wann immer die demografischen Pulsfühler der Nation – also Allensbach, Forsa, Dimap etc. – nach den „Ängsten der Deutschen“ fragen, unterscheiden sie in der Auswertung der Antworten zwischen sogenannten „kollektiven Ängsten“ vor Terror, Krieg oder Umweltkatastrophen und „individuellen Ängsten“ wie z. B. Krankheit oder Tod. Sie trennen also Befürchtungen, die eine Gesamtgesellschaft betreffen, von denjenigen Befürchtungen, die nur den Einzelnen ängstigen. Bei den individuellen Ängsten landen fast immer auf den ersten fünf Plätzen: Krebs, Tod eines Kindes, berufsunfähig machende Invalidität, Pflegebedürftigkeit im Alter und Zerbruch der Familie. Nun ja, durch gesunde Lebensweise kann man einigen dieser Angstmacher vorbeugen. Aber was, wenn die Angstquellen unausweichlich vererbt sind? Wenn sie „genetisch bedingt“ sind, wie wir populärwissenschaftlich sagen, als wäre das eine Erklärung. Welches Gen löst denn welche Krankheit aus? Um das herauszufinden, sagt der Biologe und Genetiker Francis Collins, „müssten Sie in allen Gebäuden aller Städte Amerikas eine einzige durchgebrannte Glühbirne finden11.“ Das aber ist ihm und seinem Kollegen und Konkurrenten Craig Venter offenbar gelungen, als sie im Jahr 2001 die rund drei Milliarden Basenpaare der DNA auf den dreiundzwanzig Chromosomen sequenziert und damit „das menschliche Erbgut kartografiert“ hatten. Google investierte daraufhin knapp vier Millionen US-Dollar in eine 2007 gegründete Firma namens „23andMe“, die Gentests und DNA-Analysen anbietet. „23andMe“ funktioniert so: Die Kunden bekommen ein „Spit Kit“, spucken zwei Milliliter Speichel ins Röhrchen, schicken das ein und erfahren dann per Internet, ob bei ihnen z. B. die Gene PLCE1 und ALDH2*2 den Magen- und Speiseröhrenkrebs begünstigen und ob ACTN3 den Aufbau von Muskelmasse brav steuert. Ganz wichtig: Was macht APOE? Wenn dieses Gen mutiert, kriegen Sie nämlich mit dreißigprozentiger Wahrscheinlichkeit später mal Alzheimer! Ich lache jetzt nicht darüber, dass die Firma „23andMe“ im Jahr 2010 die DNA-Proben von 96 Einsendern verwechselte und sich schneeweiße Kunden wunderten, warum sie zu neunzig Prozent von afrikanischen Vorfahren abstammen sollten. Ich frage jetzt auch nicht, ob Google solche „rassischen“ Zugehörigkeiten und etwaigen Erbkrankheits-Prognosen namentlich speichert und eines Tages an Personalchefs, Krankenkassen oder Partnerschafts-Plattformen verkauft. Ich frage nur: Ist das ein Airbag für die Seele? Das Wissen über erhöhte Wahrscheinlichkeitsprozente verstärkt die Angst doch nur, oder? Wenn eine vegetarisch essende Leichtathletin mit siebenunddreißig elend an Brustkrebs stirbt und Kettenraucher Helmut Schmidt munter siebenundneunzig wurde – dann lässt die Unberechenbarkeit der Natur allen erhofften Seelenairbags die Luft raus. Nun sind die populärmedizinischen und küchenpsychologischen Kenntnisse der Leute so weit gediehen – dem Internet und der „Apothekenumschau“ sei Dank –, dass die Mehrheit der Befragten weiß: Ängste zu verdrängen und zu leugnen, bringt nichts. Nur ein Kind mag beide Hände vor die Augen halten, „Lalala, macht ja gar nichts“ rufen und dann meinen, die Gefahr sei gebannt. Einem Erwachsenen ist das nicht möglich. Manchmal tun wir es aber trotzdem, und unsere lebenskluge Umgangssprache hat eine Redewendung dafür: „Pfeifen im Wald“! Cool tun, sich lässig geben, souverän erscheinen, obwohl das Herz in der Hose hängt. Lächeln, obwohl einem elend zumute ist. Bei Zufallsbegegnungen fragen wir: „Na, wie geht’s?“ Und bekommen meistens geschönte Antworten. Neuerdings enthält diese Erstfrage oft sogar noch eine positive Unterstellung: „Und? Alles im grünen Bereich?“ Die einzig mögliche Antwort: „Yep, alles gut, alles fit. Und selbst?“ Das breite Dauerlächeln eines zutiefst unglücklichen Mannes erklärt Schriftsteller Anton Tschechow so: „Er dachte, die Natur selbst habe dem Menschen die Fähigkeit zu lügen verliehen, damit er in schweren Momenten das Geheimnis des eigenen Nests hüte, so wie es die Wildente vor dem Fuchs tut.“12 Die angstmachende Lebenswirklichkeit verschweigen und verstecken? „Angst haben“ oder auch nur „überempfindlich vorsichtig sein“, weil „alles rauskommen könnte“, ist leider schambesetzt in einer Gesellschaft, die „Cool“- und „Tough“-Sein favorisiert hat und „Alles gut!“ zur Alltagsfloskel kürt. Die Schamgrenzen verschieben sich – aber: Wer zum Psychiater muss, gilt immer noch als befremdlich krank. Bei einem Therapeuten gewesen zu sein, ist schon unpeinlich erzählbar. Wer dagegen einen persönlichen „Coach“ oder „Mentor“ hat, erntet Anerkennung und inneren Applaus für seine Mühe um Selbstoptimierung. Reguliert man die Scham am besten durch geeignete Formulierungen? Ebenfalls mehrheitlich bekannt: Angst ist ambivalent. Ist wertwechselnd, also nicht ausschließlich negativ: Angst schützt uns. Gottes Geschöpfen ist ein nützlicher Fluchtimpuls eingepflanzt, ein lebensrettendes Alarmsignal, ein blitzschneller Schutzmechanismus, der per Adrenalinund Sauerstoff-Flutung sofort alle Muskeln zu Höchstleistungen treibt. Die Nervenzellen schreien: Hau ab!! Gottes gute Evolution schenkte uns sogar ein kleines Gebilde im Gehirn, das aussieht wie zwei Cashewkerne. Eine Drüse, die äußerst nachtragend ist: Die „Amygdala“ registriert und speichert alle angsteinflößenden Erlebnisse, Bilder, Töne und Gerüche, gleicht sie in Bruchteilen einer Sekunde mit dem aktuellen Geschehen ab und lässt die Alarmglocken schrillen, wenn „so was Ähnliches doch schon mal drohte“. Super, oder? Eine Art biochemisches Gesichtserkennungsprogramm, von dem jeder Tatort-Kommissar nur träumen kann. Angst schützt vor Leichtsinn, Unsinn und Wahnsinn. Wer Ihnen sagt, „Ich hab’ vor gar nix Angst“, zu dem sollten Sie nicht ins Auto steigen. Angst macht aber auch krank. Andererseits. Ängste können eine körperlich manifeste Erkrankung der Nerven und Gefäße verursachen. „Kardiovaskuläre Störungen“, die mit Bluthochdruck, Schweißausbrüchen, Hyperventilation und allergischen Reaktionen der Haut und der Schleimhäute beginnen und bis zu neurotischen, psychopathologischen Zuständen führen können, in denen der Geängstigte buchstäblich motorisch „von Angst gelähmt“ dasitzt oder liegen bleibt, wenn nicht sogar „zu Tode erschrocken“ einen Herzinfarkt erleidet. Es ist gut und in den meisten Fällen wahrscheinlich auch heilsam, wenn Menschen zu ihrer Angstbewältigung professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Wenn sie sich, therapeutisch begleitet und in dosierten Übungsschritten, ihren Angstquellen bewusst nähern. Indem sie z. B. Hochhaus-Aufzüge benutzen, zweispurige Alpentunnels durchfahren oder auf Aussichtsplattformen an die Brüstung treten und hinunterschauen. Indem sie beim Konzert in der Mitte der Sitzreihe Platz nehmen und nicht zwanghaft am Gang sitzen müssen. Indem sie es als Training betrachten, allein mit einer fremden Person im Zugabteil stundenlang zu reisen. Indem sie mit einer vertrauten Person verwinkelte Kellerräume oder Gewölbe durchschreiten, uralte staubige Türen öffnen, durch leere Betriebshallen, Scheunen oder Ställe gehen und im Dunkeln auf einer Parkbank Atemübungen machen. Jenseits der seltenen Extrem-Anlässe für panische Angst – Geburt, Krankheit, Gewalterfahrung oder Tod –, und auch ohne jeglichen „Crash“ des Lebens gibt es aber eine Angst, die kommt in keiner Statistik vor. Die gibt es selbst dann, wenn „alles glattläuft“ in Ehe, Familie und Beruf. Es ist eine stille, von außen unmerkliche und doch kontinuierliche Angst, die wir den Demografen weder unter „kollektiv“ noch unter „individuell“ in den Laptop diktieren: die Angst, dass alles an mir liegt: Dass ich selber schuld bin. Dass mein Leben so ist, wie es ist, weil ich nun mal bin, wie ich bin. Dass meine Veranlagungen und meine Prägung, meine Eigenschaften, Neigungen und Angewohnheiten zuverlässig dafür sorgen werden, dass hier Stillstand-in-Dauer-schleife herrscht. Dass sich bei mir nichts ändern, sondern höchstens verhärten wird. Angst vor den Folgen der Vergangenheit – „Was einmal war, das holt mich ein.“ Angst vor den Unwägbarkeiten der Gegenwart – „Was heute passiert, hab’ ich...