E-Book, Deutsch, 336 Seiten
Markus Karl Farkas
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-903217-76-8
Verlag: Amalthea Signum
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sein Humor. Seine Erfolge. Sein Leben. Mit einem Vorwort von Michael Niavarani
E-Book, Deutsch, 336 Seiten
ISBN: 978-3-903217-76-8
Verlag: Amalthea Signum
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Ich wünsche Ihnen mit diesem wunderbaren Buch von Georg Markus über den großartigen Karl Farkas herrliche Lesestunden.' Michael Niavarani 'Schau'n Sie sich das an!' Wer kennt nicht den berühmten Ausspruch von Starhumorist Karl Farkas? Doch der in den 1920ern als 'Blitzdichter' im Simpl berühmt gewordene Künstler war viel mehr als nur schlagfertiger Kabarettist: Als Schauspieler, Autor und Regisseur brilliert er über Jahre auf den Theater- und Kabarettbühnen Wiens. 1938 von den Nazis vertrieben, feiert das vielseitige Allroundgenie mit Revuen und Broadwayshows auch in den USA Erfolge und wird nach seiner Rückkehr als Leiter des Simpl sowie in zahlreichen TV- und Radioformaten erneut zum Publikumsliebling. Mit Kabarettpartnern wie Fritz Grünbaum und Ernst Waldbrunn gilt Karl Farkas bis heute als Inbegriff der 'Doppelconférence' - und als einer der ganz Großen der Unterhaltungsbranche, dessen Faszination ungebrochen ist.
Georg Markus, Prof., einer der erfolgreichsten Schriftsteller und Zeitungskolumnisten Österreichs, lebt in Wien, wo er sich als Autor großer Biografien, die in viele Sprachen übersetzt wurden, einen Namen machte. Seine Bücher führen monatelang die Bestsellerlisten an. Georg Markus ist Autor der 'Kurier'-Kolumne 'Geschichten mit Geschichte' und Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.
Weitere Infos & Material
Das hab’ ich mir angeschaut!
Vorwort von Michael Niavarani
Als ich 1992 von Martin Flossmann gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könne, der nächste Simpl-Chef zu werden, hat mich nicht nur der Schlag getroffen, mir war auch sofort klar, dass ich nur eine Chance hätte, im Simpl Erfolg zu haben: Ich muss in die Tradition des Hauses eintauchen und mir so viele Programme von Farkas anschauen wie nur irgend möglich. Heutzutage ist das nicht besonders schwierig, man braucht nur auf YouTube »Karl Farkas Simpl« eingeben und man kann sich stundenlang darüber wundern, wie dieser geniale Kabarettist es geschafft hat, sein Publikum so vielfältig und mit beständiger Qualität zu unterhalten. Ach, ja – und lachen, lachen kann man dabei auch. Nachdem ich es mithilfe des damaligen ORF-Kabarett-Verantwortlichen Gottfried Schwarz (der mir netterweise zahlreiche Aufzeichnungen aus dem Archiv zur Verfügung stellte) geschafft hatte, mir einen ersten Überblick zu verschaffen, war mir das Lachen vergangen. Mir wurde bewusst, in welche Fußstapfen ich da zu treten hatte. »Das Lachen des Jahrhunderts« – so hat man Farkas genannt. Sein komödiantischer Geist schwebt heute noch über dem Simpl. »Schauen Sie sich das an!«, stand am Ende jeder seiner Anfangsconférencen. Der wohl berühmteste Satz von Karl Farkas, heute ein geflügeltes Wort bei vielen Gelegenheiten. Eine Aufforderung, den Abend im Simpl zu genießen. Sich zurückzulehnen und zu lachen. Farkas ist eine Persönlichkeit, die bis heute in einem Atemzug mit dem Kabarett Simpl genannt wird. Ja, man kann sogar mit Fug und Recht behaupten: Der Farkas ist der Simpl. Immer noch. 128 Jahre nach seiner Geburt und 50 Jahre nach seinem Tod ist er immer noch der Inbegriff österreichischer Unterhaltung. Nach einem dieser Nachmittage bei Gottfried Schwarz in seinem Büro am Küniglberg war mir klar geworden, dass dieser Farkas einfach alles konnte: Lieder schreiben, Sketches inszenieren und sie gleich auch selber verkörpern, Operettenlibretti schreiben, Revuen zusammenstellen und den schönen Sigismund im Weißen Rössl singen. Und eine seiner Skills, wie man heute sagt, beeindruckte mich besonders, es gab kaum ein Wort, auf das er nicht reimen konnte. Ich glaube, Farkas ist der einzige deutschsprachige Satiriker, der auf »Banjo« und »Känguru« einen Reim gefunden hat. Und zwar, was die Sache erschwert, einen zweisilbigen und sogar einen dreisilbigen. Also nicht nur auf »jo« und »ru«, sondern eben auf »an – jo« und »än – gu – ru«. Nachdem wir Komiker uns ja nur mit Dingen beschäftigen, über die andere lachen, führt ein dreisilbiger Känguru-Reim zu andächtiger, ja fast schon heiliger Bewunderung, und ich bilde mir ein, auch in Farkas’ Augen ein seliges Leuchten entdeckt zu haben, beim Vortrag seiner Reime. Ich will sie Ihnen natürlich nicht vorenthalten. Farkas’ Partner in diesem Sketch ist Heinz Conrads: CONRADS: Haben Sie auch einen Reim auf Känguru? FARKAS: Känguru? CONRADS: Ja! Aber nicht:
Känguru
Ich und Du
Müllers Kuh
Müllers Känguru,
das bist Du
Nein! Auf Känguru! FARKAS: Känguru! CONRADS: Käng – gu – ru! FARKAS: Ja! Ich hab’s schon gehört! Also:
In meinem Studierzimmer ein ausgestopftes Känguru stand … CONRADS: Nein, nein, nein! Das ist zu leicht: Känguru stand … hängt an der Wand. Nein, nein, nein – auf Känguru! FARKAS: Ich hab’ ja erst angefangen. Warte … also:
In meinem Studierzimmer ein ausgestopftes Känguru stand
Und vis-à-vis über meinem Bett hängt eine Uhr an der Wand.
Und ich schau stets nach dem Känguru,
Während ich unter der Häng-Uhr ruh. CONRADS: Na gut! Aber können Sie auch einen Reim auf Benjos machen? FARKAS: Benjo? CONRADS: Nein! Das kann ich auch: Benjo, wenn scho, denn scho … Mehrzahl. Benjos! FARKAS: Also gut! Sagen wir …
Ein Mexikaner hat in einer Maiennacht, seiner Liebsten auf dem Benjo ein Ständchen gebracht! CONRADS: Mehrzahl!!! Und die Benjos müssen ja am Schluss sein! FARKAS: Das weiß ich doch! Warten S’ ein bisserl. Also:
Und als die beiden Küsse getauscht
Hat ein Nebenbuhler sie belauscht.
Da lief er nach Haus, Wut entbrannt
Riss seinen Revolver von der Wand
Womit er ihm, beim Klang des Benjos
Durch Kopf und Hals und Füß’ und Händ’ schoss! Ich muss gestehen, dass ich es trotz redlicher Bemühungen im Reimen nicht annähernd geschafft habe, dem Farkas das Wasser zu lassen (© Karl Farkas). Es ist bei mir immer nur eine dilettantische Passion geblieben. Mein Gott! Was wir uns den Kopf zerbrochen haben, um auf Schüttelreime zu kommen. Mir sind nie wirklich wertvolle eingefallen. Einen einzigen hab’ ich hervorgebracht – in 30 Jahren! –, den ich dem Farkas gern erzählt hätte: Bleich steht an der Reling Woody Allen Und denkt im Sturm sich: Uh, die Wellen! Ich befürchte, er hätte mir väterlich auf die Schulter geklopft und vielleicht mit den Worten des Schriftstellers und Simpl-Kollegen Egon Friedell geantwortet: »Dilettantismus und ehrliche Kunstbemühung schließen einander nicht aus!« Ebenso verhält es sich übrigens mit dem Humor. Stammtischwitze und »ehrliche Wuchtelbemühung« schließen einander auch nicht aus. Mir war aber damals durchaus klar, dass zwischen einem ganz witzigen jungen Schauspieler und einem professionellen Komiker noch eine sehr große Kluft zu überwinden ist. Ich war 24 Jahre alt und bis zu dem Zeitpunkt meiner Simpl-Übernahme hauptsächlich in einem kleinen, 30 Sitzplätze fassenden Kellertheater aufgetreten. Lediglich eine Saison hatte ich mich bereits vor größerem Publikum ausprobieren dürfen; unter Farkas’ Nachfolger Martin Flossmann war ich im Simpl als Darsteller engagiert. Apropos Flossmann. Da muss ich Ihnen zwei kleine Anekdoten erzählen, die Eitelkeit betreffend. Wie Sie vielleicht aus dem ebenfalls im Amalthea Verlag erschienenen Buch über den Simpl wissen, war die Übergabe Farkas–Flossmann nicht ganz so harmonisch, wie man sich das gewünscht hätte. Das neue Flossmann-Ensemble hatte schon unter Farkas’ Prominenz und Beliebtheit genug zu leiden. Erschwerend kam noch hinzu, dass nach Farkas’ Tod 1971 der Simpl, interimistisch geführt von Hugo Wiener und Max Böhm, nicht mehr so gut besucht war wie früher. Martin Flossmann übernahm also einen Simpl, dessen alteingesessenes Publikum »seinen Farkas« vermisste, und er musste sich wohl oder übel um eine neue Publikumsstruktur bemühen. Max Böhm, der dann später wieder versöhnlich mit Flossmann eine Doppelconférence spielte, sagte in einem Fernsehinterview, unter Flossmann würde er niemals auftreten: »Ich gehöre lieber zum alten Eisen, als zum neuen Blech!« Kein besonders leichter Start für Martin Flossmann, der, wie ich mich erinnern kann, Farkas zwar ohne Zweifel schätzte und verehrte, aber immer etwas säuerliche Mundwinkel zog, wenn er über ihn sprach. Flossmann setzte sich durch, trat aus Farkas’ Schatten und der Simpl war wieder ausverkauft. Jahrzehnte später – ich war bereits einige Jahre Simpl-Chef – fand zu Farkas’ 100. Geburtstag an einem Vormittag die Buchpräsentation der Jubiläumsausgabe dieser Biografie, die sie gerade in Händen halten, im Simpl statt. Martin Flossmann und ich standen am Saaleingang und begrüßten die Gäste. Wie bei Buchpräsentationen üblich, kamen zwischen 50 und 100 Menschen, die sich im Saal, der damals 280 Zuschauern Platz bot, locker verteilten. Lächelnd...