Maxian | Die Tote im Kaffeehaus | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 11, 416 Seiten

Reihe: Die Sarah-Pauli-Reihe

Maxian Die Tote im Kaffeehaus

Ein Wien-Krimi
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-641-24916-8
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Wien-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 11, 416 Seiten

Reihe: Die Sarah-Pauli-Reihe

ISBN: 978-3-641-24916-8
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mord an der Grande Dame einer Wiener Kaffeehausdynastie – ein Fall für die Journalistin Sarah Pauli.Wien, wenige Tage vor dem berühmten Kaffeesiederball in der Hofburg: Für ihre erste große Ausgabe als neue Chefredakteurin des Wiener Boten trifft Sarah Pauli Marianne Böhm, Grande Dame der Kaffeehausdynastie Böhm, zu einem exklusiven Interview. Dann der Schock: Mitten im Gespräch sackt die alte Dame leblos in sich zusammen. Ist die Frau bloß an Altersschwäche gestorben? Sarah ist argwöhnisch, denn kurz vor ihrem Tod vertraute Böhm ihr eine rätselhafte Botschaft an. Die Journalistin beginnt zu recherchieren und stößt in der feinen Wiener Kaffeehausgesellschaft schon bald auf Geheimnisse, für die jemand über Leichen geht …
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Prolog
Das Messer. Die Entdeckung an diesem Morgen hatte Marianne Böhms Puls schlagartig in die Höhe getrieben. Seitdem raste ihr Herz. Ein gefährlicher Zustand, wenn man an Herzinsuffizienz litt. Aufgewühlt tigerte sie durch ihre hundertfünfzig Quadratmeter große Altbauwohnung. Von Raum zu Raum durch die doppelflügeligen Türen, die sie jeden Tag aufs Neue an ausgebreitete Arme erinnerten. Im Gegensatz zu den rotbraunen antiken Mahagonimöbeln im Kolonialstil, die ihr wie dunkle Wächter erschienen. Dennoch konnte sie sich von keinem einzigen Stück trennen. Ihr Großvater hatte sie von einem Wiener Möbelhändler gekauft, der Stammgast im Café Böhm in der Wollzeile gewesen war, das er gegründet hatte und das sie seit über vier Jahrzehnten führte. Angeblich kamen sie direkt aus Indien und gehörten jetzt zur Wohnung wie sie selbst. Die schweren dunkelgrünen Vorhänge vor den Fenstern waren noch immer zugezogen. Das große quadratische Wohnzimmer wurde von Hängeleuchten aus Altmessing mit Opalglas erhellt, die in nahezu vier Metern Höhe an der stuckverzierten Decke hingen. Marianne Böhm legte den Kugelschreiber auf das Kreuzworträtsel, mit dem sie sich seit zwanzig Minuten abmühte. Normalerweise löste sie allmorgendlich Rätsel, um wach zu werden, aber das gelang ihr schon seit Tagen nicht mehr. Seufzend stützte sie sich auf die Kante des Esstischs und erhob sich. Das in die Jahre gekommene Sternparkett unter ihren Füßen knarzte. Das Geräusch erinnerte sie an ihre betagten Knochen, die manchmal ganz ähnlich knackten. Das hohe Alter war wie eine schmerzbringende Entzündung. Es tauchte plötzlich auf, traf einen aus dem Hinterhalt wie ein todbringender Pfeil. Der Pfeil. Mit seiner Entdeckung hatte im Grunde genommen alles angefangen. Als sie heute das Messer auf dem Boden sah, steigerte das ihren Verdacht unmittelbar, dass ihr jemand Schaden zufügen wollte. Die Klinge hatte nach oben gezeigt, kein gutes Zeichen. Sie durfte jetzt auf keinen Fall in Panik geraten. Wachsam, aber gelassen bleiben, lautete die Devise. Aufregung tat ihr nicht gut. Keinem Menschen mit achtzig Jahren tat innerer Aufruhr gut. Seit mittlerweile fünfzehn Jahren notierte sie das, was sie erblickte. Mal waren die Entdeckungen positiv, mal negativ. Jetzt war der Moment gekommen, den nächsten Schritt zu gehen. Gut möglich, dass sich dadurch etwas änderte. Es wird gut gehen, beruhigte sie sich, während sie mit kurzen Schritten in die Küche schlurfte, um nicht über eine etwaige Falte im moosgrünen Flurteppich zu stürzen. Zumindest diesen Läufer wollte sie bald entsorgen. In der rustikalen Küche mit dunklen Kassettenfronten ließ sie Leitungswasser in ein Glas laufen und schluckte rasch Vitaminkapseln und danach ihre Arzneien. Letztere hatte sie wie üblich am Abend zuvor in ihre Pillendose sortiert. So behielt sie den Überblick darüber, welche der vielen Tabletten sie bereits eingenommen hatte. Morgens startete sie mit zwei Entwässerungstabletten, einer Pille vom ACE-Hemmer und einer halben eines Betablockers. Das Alter verzieh keine Fehler, was die Dosierung betraf. Sie setzte sich auf den Stuhl vor dem Kastenfenster, das in den Innenhof zeigte, und wartete, dass die Tabletten ihre Wirkung taten. Währenddessen starrte sie auf die hellgrauen Bodenfliesen und dachte angestrengt nach. Sie hatte versucht, die ersten beiden Hinweise als Zufall abzutun. Als Hysterie und Fehleinschätzung. Auch weil sie danach tagelang nichts mehr entdeckt hatte, das ihre Befürchtung bestätigt hatte. Doch das Messer hatte die Bemühungen, das Problem auszuradieren, zunichtegemacht. Sie war keiner Einbildung aufgesessen. Das Messer verstärkte das Misstrauen, das sie seit zwei Wochen mit sich herumschleppte. Der Pfeil hatte alles in Gang gesetzt, und elf Tage später hatte sich die Schlange dazugesellt. Seitdem hatte sich Skepsis wie ein viel zu schwerer Rucksack auf ihre Schultern gelegt. Dabei glaubte sie, in Menschen lesen zu können. Normalerweise erkannte sie deren Absichten, selbst die Lüge hinter wohlwollenden Worten enttarnte sie wie ein Drogenhund den Drogenkurier. Eine Gabe, die ihr in die Wiege gelegt worden war. Sie konnte Unwahrheiten förmlich riechen und las in Gesichtern wie andere in einem Buch. Ein ungewolltes Zucken mit der Augenbraue, ein unkontrolliertes Zwinkern oder ein Griff an die Nase: alles Gesten, die ihre Gegenüber überführten. Dass sie momentan jedoch im Dunkeln tappte, verunsicherte sie. Außerdem hatte sie gestern Abend nach der Bridgerunde mit ihren Freundinnen ihr Amulett verlegt. Um sechs Uhr morgens hatte sie die Augen geöffnet und mit der Hand danach getastet. Als sie begriff, dass es nicht an seinem angestammten Platz auf dem Nachtkästchen lag, hatte ein Gefühl der Unwirklichkeit von ihr Besitz ergriffen. Seither suchte sie es, weil sie die Wohnung nicht verlassen konnte, ohne es anzulegen. Was war nur los mit ihr? Schlich sich die Altersdemenz an wie ein hungriger Wolf? Bedächtig atmete sie ein und aus. »Bleib ruhig und halte die Augen offen«, ermahnte sie sich und sprach sich sogleich Hoffnung zu. »Der nächste Hinweis, den ich entdecke, wird mich bestimmt weiterbringen.« Sie holte ihr schwarzes Notizbuch aus der Tischlade und schlug es auf. Überflog den Eintrag auf der letzten Seite, und das ungute Gefühl wurde allmählich zu einem großen, festen Klumpen in ihrem Magen. Ihre Angst nahm zu. Obwohl sie doch eigentlich alles im Griff zu haben schien, widersprachen ihr die Signale deutlich. Sie überlegte, wo sie mit ihren Nachforschungen anfangen sollte. Bei niemandem in ihrem Umfeld hatte sie Anzeichen der Illoyalität entdeckt. In dem Moment streifte ihr Blick die Uhr. Zehn Minuten vor neun. »O Gott, der Sedlacek!«, rief sie erschrocken. »Der sitzt sicher schon an seinem Platz.« Sie stemmte sich vom Stuhl hoch und ging eilig ins Schlafzimmer. So rasch es ihre Aufgeregtheit zuließ, kleidete sie sich an. Der Gedanke an das verlegte Amulett begleitete sie wie eine dunkle Vorahnung. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, wo sie es zuletzt gesehen hatte, als sie ein Gedankenblitz traf. Sie hastete zurück ins Wohnzimmer und schlug die Zeitschrift mit dem Kreuzworträtsel zu. Tatsächlich lag darunter das gesuchte Schmuckstück: die goldene Blume des Lebens mit einer Kaffeebohne aus einem Swarovski-Kristall in deren Mitte. Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Wie hatte sie nur vergessen können, dass sie es am Vorabend auf den Tisch gelegt und dann die Zeitung darauf ausgebreitet hatte? Sie legte sich die Kette um, drückte den Rücken durch und machte sich auf den Weg ins Erdgeschoss. Der Tag konnte beginnen. Kaum eine Minute später zog sie die Verbindungstür vom Treppenhaus zum Café auf und knipste ihr strahlendes Lächeln an. Der feine Duft nach Mehlspeisen und frisch gemahlenem Kaffee, das typische Stimmengewirr, das Klimpern von Geschirr und Besteck und das Zischen der Espressomaschine empfingen sie. Wie in ihrer Wohnung schien die Zeit hier stehen geblieben zu sein. Luster und Wandleuchten im Jugendstil erhellten den Raum. Eine elegante Holzvertäfelung schützte die Wände. Spiegel mit barocken Rahmen ließen den Raum größer wirken und gaben den Gästen die Möglichkeit, unauffällig andere Gäste zu beobachten. Dunkelhölzerne Thonet-Stühle, gemütliche Polstersitzecken in hellem Rot mit goldenen Stickornamenten und Tische mit Marmorplatten rundeten das typische Wiener Kaffeehausflair ab. Die dunkle Theke mit Intarsien in der Form der Blume des Lebens war das Markenzeichen vom Café Böhm, die Inneneinrichtung der Zweigstellen am Rennweg und in der Operngasse in den jeweiligen Jahrhundertwendehäusern unterschied sich nur geringfügig von der des Stammhauses. Dieses befand sich wie ihre Wohnung in einem Gründerzeithaus in der Wollzeile, dessen Fassade mit aufwendigem Stuck versehen war. Wie vermutet saß Georg Sedlacek, einer ihrer treuesten Stammgäste, bereits an seinem üblichen Tisch beim Fenster. »Und, wie wird der Tag? Gut, oder ziehen dunkle Wolken auf?«, wurde sie von Antonia begrüßt. Die Kellnerin arbeitete seit einer gefühlten Ewigkeit für sie. Marianne Böhm zwinkerte ihr vergnügt zu. »Angeblich habe ich heute Glück im Spiel und in der Liebe.« Sie hatte nicht vor, ihrer Angestellten gegenüber das Messer zu erwähnen und somit ihre Bedenken mit ihr zu teilen. Mochte sie auch noch so ein freundschaftliches Verhältnis verbinden. Sollte die Bedienung ruhig denken, sie hätte einen Glücksbringer, vielleicht ein Kleeblatt, entdeckt. Antonia lachte. »So ein Pech, dass S’ net spielen.« »Vielleicht fang ich ja heute damit an.« Die Kellnerin legte skeptisch die Stirn in Falten. »Gehn S’! Halten S’ mich net am Schmäh. Sie und um Geld spielen? Vorher trinkt der Teufel Weihwasser.« »Zumindest mit Lotto könnt ich’s doch mal versuchen, was meinen S’, Toni? Das mit der Liebe wird schließlich nicht mehr hinhauen. Dafür bin ich zu alt.« »Das stimmt doch nicht«, behauptete Antonia und nickte dann Richtung Sedlacek. »Am Verehrer scheitert es jedenfalls nicht.« »Glauben S’ mir, liebe Toni, ich hol mir keinen Mann mehr ins Haus. Viel zu anstrengend. Eher leg ich mir ein Haustier zu.« Lachend eilte sie zum Tisch ihres Stammgastes. »Sedlacek! Tut mir leid, dass ich mich verspätet hab.« Seit der Arzt nicht mehr praktizierte, verging kein Tag, an dem er nicht im Café Böhm auftauchte. »Gnädigste.« Er erhob sich und deutete einen Handkuss an, ganz alte Schule. »Hauptsache, Sie sind da.« Marianne Böhms Augen wanderten zu dem Karton, der auf dem Stuhl neben Sedlacek stand. »Heute ist es mal wieder so weit. Ich hab Ihnen etwas mitgebracht.« Er überreichte ihr...


Maxian, Beate
Beate Maxian lebt mit ihrer Familie in der Nähe des Attersees und in Wien und zählt zu den erfolgreichsten Autorinnen Österreichs. Ihre Wien-Krimis um die Journalistin Sarah Pauli stehen dort regelmäßig an der Spitze der Bestsellerliste. Auch »Ein tödlicher Jahrgang« und »Tödliche Marillenzeit«, die ersten beiden Bände ihrer Krimireihe um die Feinkosthändlerin Lou Conrad, wurden auf Anhieb Bestseller.



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