E-Book, Deutsch, 332 Seiten
Meyer Der Weg zu den Grauen Wölfen. Zweite erweiterte Auflage
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-347-76963-2
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Friseur und U-Boot-Held Willy Meyer
E-Book, Deutsch, 332 Seiten
ISBN: 978-3-347-76963-2
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Jugendzeit in Kirchweyhe/Bremen; Ausbildung zum Friseur; Zeit in der Reichsmarine; Zeit in der Kriegsmarine; Ausbildung auf dem Segelschulschiff GORCH FOCK; mit dem Torpedoboot 'LEOPARD' im Spanischen Bürgerkrieg; Ausbildung auf dem Dänholm; Dienst auf dem U-Boot U-47. Rolle der Kirche in der Zusammenarbeit mit den Leitungsträgern der NSDAP in Kirchweyhe/Bremen; Eisenbahnerleben.
Wolfgang Meyer, 1946 in Kirchweyhe bei Bremen geboren, Ausbildung als Schriftsetzer und Druckereikaufmann, Arbeit als Produktions- und Herstellungsleiter in einem internationalen Buch- und Fachzeitschriftenverlag in München, als Projektleiter für Sonderprojekte bei einem großen Zeitungsverlag in Bayern, sowie als Senior Consultant und Projektleiter in einer europaweit tätigen Unternehmensberatung. Als assoziiertes Mitglied des Vorstandes eines konfessionellen Zeitschriften-Verlages konnte er seine breitgefächerte Expertise im Medienbereich einbringen. Nach langjährigen beratenden Tätigkeiten im Bereich der Print- und der elektronischen Medien in München, Würzburg, Frankfurt, Berlin und Wien lebt er mit seiner Frau Brigitte wieder in Weyhe bei Bremen. Er gewährt auf den 1.728 Seiten der fünf Bände der Dokumentation Einblick in den kurzen Lebensweg seines Patenonkels Willy Meyer. Die einzigartigen privaten Fotos und Dokumente wurden über viele Jahre sorgfältig archiviert und werden jetzt im Kontext mit den Unterlagen anderer, auch internationaler Archive, erstmals veröffentlicht.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
JUGENDZEIT AUF DEM MOORDAMM
IN KIRCHWEYHE. GESCHICHTEN
AUS DE M
EISENBAHNER-MILIEU. VON KARL-HEINZ MEYER24 1942: Willy Meyer als Obersteuermann des Monsun-Bootes U-509 vor seinem Elternhaus am Moordamm in der Gartenstraße 245 in Kirchweyhe. FUSSBALL AM MOORDAMM. Auf dem Moordamm konnte man zwischen den Häusern immer so schön Fußball spielen, was von uns Jungs natürlich weidlich ausgenutzt wurde. Das war allerdings nicht immer gut, weil die Personale, also die Zugführer und die Lokführer unregelmäßigen Dienst hatten und auch tagsüber schlafen mussten. Gespielt wurde dann gerne zwischen den Häusern Dirk Kloke und Schrader. Warum? Weil dann meistens oben bei Schraders – diesen Namen kann man so herrlich von hinten lesen – das Fenster aufging und Frau Schrader dann rief: „Jungs, muß das denn sein, die Knallerei? Mein Mann hat die Tour nach Eidelstedt!“ Und wenn das mehrere Male so ging, dann haben wir schon, wenn das Fenster aufging, gerufen: „Mein Mann hat die Tour nach Eidelstedt!“ 1927 wurde Eidelstedt (auch wegen seines großen Güterbahnhofs interessant) ein Ortsteil von Altona, 1937 wurde es dann ein Groß-Hamburger Stadtteil. SPIELEN AM KLEINBAHNDAMM. Willy und ich haben mit anderen Jungen vom Moordamm gerne am Kleinbahndamm gespielt. Natürlich auf der gegenüberliegenden Seite der Häuser, damit unsere Mütter nicht sehen konnten was wir so anstellten. Eines Tages haben wir in den Bahndamm hinein eine große Höhle gegraben. Natürlich war diese Höhle nicht abgestützt. Einer der Jungen zwängte sich in diesen Bau und dieser krachte natürlich sofort zusammen. Willy und ich haben mit bloßen Händen den Verschütteten wieder ausgebuddelt. Das hätte auch schiefgehen können. Wir haben auch gerne das trockene Gras am Bahndamm angezündet. Aber es hat uns nie jemand dreingeredet, denn es wuchs ja immer wieder Grün nach. Des Öfteren haben die Lokführer das auch mit glühenden Kohlen gemacht. Das musste wohl so sein. ELFMETER ODER… Heimspiel der 1. Herrenmannschaft: Torwart Ernst Schüttemeyer - ganz in schwarz. Der Gegner ist nicht mehr bekannt. Das Spiel stand 1:0 für Kirchweyhe, als kurz vor Schluß ein gegnerischer Spieler im Strafraum gelegt wurde. Im Fallen brachte er den Ball aber noch im Netz unter. Heute wäre das nach der Vorteilsregel ein sicheres Tor gewesen. Der Schiedsrichter hatte es auch bereits als solches anerkannt. Aber nach Ansicht unseres Torwarts Ernst durfte das nicht sein. Er lief spontan auf den Unparteiischen zu und rief ihm den gewalttätig-suggestiven Spruch zu: „Elfmeter oder einen an’n Hals!“ War es Hypnose oder Angst? Der Schiri gab jedenfalls Elfmeter. Ernst Schüttemeyer hielt bravurös – das Endergebnis hieß 1:0 für „unsere“! Die Herren des RbTSV (Reichsbahn Turn- und Sportverein Kirchweyhe).25 Neben dem Umkleidewagen (ehemaliger Bahnwaggon) auf dem Sportplatz am Nordschuppen. Links stehend: Friedrich Meyer, Walter Kastendiek, Heinrich Timmermann, NN, Willy Meyer, Otto Marx, Wilhelm Kortemeyer, Johann Ficke, Jonny (Charlie) Wiechmann als Schiedsrichter. Kniend: Johann Heinrich Preuss, NN, Robert Wachs. Ein tragisches Unglück auf dem Ascheplatz am Bahndamm betraf die Familie Marx: Der Sohn von Otto Marx, Günther, starb nach einem Zusammenstoß mit einem Gegenspieler. Sie stießen mit den Köpfen zusammen. Am Moordamm in Kirchweyhe wohnte eine Familie Wachs. Fünf Jungs – alles Seeleute und sportbegeistert. Sie gehörten auch zu den „Lila-Weißen“, denn diese Farben trug die 1. Mannschaft des RbTSV (Reichsbahn-Turn- und Sportverein) Kirchweyhe in den Gründerjahren. Tatort: Sportplatz am „Schuppen“. Gegner: TSV Völkersen. Die Tatzeit: Sonntagnachmittag. Es hätte ein schönes Spiel werden können. Aber leider war die Mannschaft „nicht voll“. Da marschierte oben am Schuppen ein Seemann in Richtung Moordamm vorbei. Ein Blick der Verantwortlichen genügte – in Höhe des Tores erreichte Robert Wachs der einstimmige Schrei: „Robert, komm runter!“. Robert kam von großer Fahrt nach Valparaiso zurück und war monatelang unterwegs. „Ich hab doch keine Kluft“ versuchte er noch abzuwehren. Half aber nichts! Die Unterhose wurde entbeint, denn damals trugen die wohlerzogenen Jugendlichen noch lange Unterhosen. In dieser außergewöhnlichen Sporthose und einem Normalhemd ging es auf den Platz. Allerdings war Robert ganz in weiß. Das Spiel wurde natürlich gewonnen und Robert konnte von seinen Eltern in die Arme geschlossen werden. 1.Knaben des RbTSV Kirchweyhe. Bremer Meister in den Serien 1931-1932,1932-1933 und 1933-1934. In der Mitte sitzend der Torwart Karl-Heinz Meyer. Die Eisenbahnersiedlung am Moordamm im Winter 1927.26 RADOLLAS WEIHNACHTSGANS. Das Haus Gartenstraße 245 auf dem Kirchweyher Moordamm: vier Familien – unten rechts wohnte die Familie Radolla: Franziska, die Mama und Albert, der Papa, mit sieben Kindern. Zwei Jungs und fünf Deerns. Zum Freundeskreis der erwachsenen Knaben Friedrich (Männe) und Bernhard (Bubi) zählten die Söhne von Dr. Willms, Folkard und Ommo. Wenn die beiden Medizinstudenten zu Besuch kamen, geschah das mit einem laut knatternden Motorrad, an dem etliche Stellen mit Leukoplast zusammengehalten wurden. Erster Akt: Wie das in vielen Familien so üblich war und sicher heute noch ist, gab es auch bei Radollas zu Weihnachten Gans. Die sollte am ersten Weihnachtstag gemeinsam vertilgt werden. Das Federvieh wurde natürlich einen Tag vorher angebraten. Fertig. Ab in den Keller. Zweiter Akt: Vorweg gesagt: Früher wurden auf dem Moordamm die Haustüren nicht abgeschlossen. Also, kurz und gut: Das männliche Vierergespann Radolla/Willms kam zu vorgerückter Stunde von einer ausgiebigen Zechtour bei Heini Koch oder Fidi Dörgeloh und hatte Hunger. Ab in Radollas Keller. Die inzwischen erlernten Anatomiekenntnisse der beiden Willmsjungs kamen den Vieren zur Hilfe – sie wussten, wo das beste Fleisch saß. Die Reste des „Gestells“ waren höchstens noch im Biologieunterricht in der Volksschule verwendbar. Nach Einsicht in die Lage am anderen Morgen war Franziskas Kommentar: „Wenn die Jungs doch solchen Hunger hatten!“ Sie hatte sowieso mehr für Jungs übrig als für Deerns. Also, Mutter Radolla im Eilschritt zu Schlachter August Kleinschmidt am Richtweg und „hintenrum“ einen saftigen Schweinebraten erstanden. Das Weihnachtsmenü war gerettet. DR. WILLMS UND SEINE EISENBAHNER. Dr. Folkard Willms sen., auch Kamillenfidi genannt, war damals Vertragsarzt der Deutschen Reichsbahn. Bekanntlich hatten die Eisenbahner, zumindest auf dem Moordamm und an der Bahnhofstraße, auch einen Schrebergarten, aus dem der Gemüse-, Kartoffel- und Blumenbedarf für die Familien gedeckt wurde. Dieser Garten mußte ja auch beackert werden. Aber dafür fehlte oft wegen des unregelmäßigen Dienstes die Zeit. Wer mußte helfen? Dr. Willms – der kannte seine Pappenheimer und hatte Verständnis für den Notstand. Er fragte dann: „Wie viele Tage wills’ste krank sein – haste Deinen Garten schon um?“ Seine allseits bekannte Behandlungsmethode war: Oberhalb des Bauchnabels Kamillentee, unterhalb des Bauchnabels Rizinus. Waschtag auf dem Moordamm. Lieselotte (links) muss auf der „Bleiche“ mithelfen. Auch die nachfolgende Generation der Damen vom Moordamm feierte gerne. Treffpunkt der Mädels ist der Hof des Eisenbahnerhauses an der Bahnhofstraße. Meine Großmütter haben sich „fein gemacht“ und schauen dem Nachwuchs huldvoll zu. Das Foto hat meine Mutter an ihrem 20. Geburtstag am Sonntag, den 25. August 1940 mit ihrer AGFA-Box aufgenommen.27 DAS HAUS DER DICKEN FRAUEN. In Kirchweyhe in der Gartenstraße auf dem Moordamm gab es ein Haus mit der Nummer 245, dass – wie alle Häuser in der Nachbarschaft – von Eisenbahnern und deren Familien bewohnt wurde. Dieses Haus wurde hinter vorgehaltener Hand das „Haus der dicken Frauen“ genannt. Diese Titulierung war natürlich maßlos übertrieben. Wie ihr wisst, macht der Volksmund gern aus einer Mücke einen Elefanten. Vor allem mußte man sich bei den vielen Eisenbahnerhäusern am Moordamm ja auch zurechtfinden. Die vier Beamtenfrauen Käthe Meyer, Ehefrau des Lokomotivführers Wilhelm Meyer, Laura Lipfert, Ehefrau des Zugführers Louis Lipfert, Franziska Radolla, Ehefrau des Lokomotivführers Albert Radolla sowie Frau Zierenberg, Ehefrau des Lokomotivführers Andreas Zierenberg aus dem Haus Gartenstraße 245 waren...