E-Book, Deutsch, 126 Seiten
Meyer / Rögner Bike Fahrtechnik
13. Auflage 2020
ISBN: 978-3-667-10967-5
Verlag: Delius Klasing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Basics, Balance und bergauf. Sicher um die Kurve. Stufen und Steilabfahrten. Singletracks und Spitzkehren. Bunny Hop, Wheelie und Manual.
E-Book, Deutsch, 126 Seiten
ISBN: 978-3-667-10967-5
Verlag: Delius Klasing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Seit Beginn des Mountainbike-Booms in den 1980er Jahren hat sich die Technik dieses Radtyps rasant weiterentwickelt. Leistungsfähige Federungssysteme und zupackende Scheibenbremsen machen heute auch anspruchsvollste Trails fahrbar. Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Sie mit der richtigen Technik auch schwerste Trail-Passagen sicher meistern.
Holger Meyer, vormals Mitglied der Mountainbike-Nationalmannschaft und erfahrener Fahrtechnik-Trainer, beschreibt zusammen mit dem Bike-Journalisten Thomas Rögner alle notwendigen Mountainbike-Fahrtechniken – in Text und ausführlichen Bildreihen. Darunter fallen Einsteiger-Tipps wie Bremsen, Bergauf und Kurven fahren genauso wie Techniken für Fortgeschrittene, wie zum Beispiel steile Serpentinen oder Sprünge meistern.
Bike Fahrtechnik – das steckt in diesem Buch:
• Alle notwendigen Techniken, Moves und Tricks
• Bildsequenzen, die die Techniken in allen Details zeigen
• Extra-Tipps zum Thema E-Mountainbike Fahrtechnik
Alles, was Mountainbiker über Fahrtechnik wissen müssen!
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
INTERMEDIATE
7 ANLIEGERKURVEN
IN STEILKURVEN NUTZT MAN DEN ÜBERHÖHTEN RAND, SOGENANNTE ANLIEGER, FÜR NOCH MEHR SPEED. SO KANN MAN AUCH IM GELÄNDE AUF NATÜRLICHE KURVENRÄNDER ACHTEN – FÜR NOCH MEHR SPEED IM TURN.
Eine sehr spaßige Variante beim Kurvenfahren sind Anlieger – auch Steilkurven genannt: das schönste Kurvenerlebnis, das man haben kann. Das Gefühl ist ähnlich wie beim Surfen in der Welle, beim Snowboarden im Powder oder beim Achterbahn fahren. Am besten geht man zum Üben auf die BMX-Bahn, den Pumptrack, oder in den Bike-Park. Es gibt diese Mini-Steilkurven auch im natürlichen Gelände, man muss nur die Augen aufmachen und ein wenig suchen. SO FUNKTIONIERT DER ANLIEGER In der Regel hat eine Schotterstraße am äußeren Kurvenrand eine Art Anlieger. Diesen kann man nutzen. Was ist der Vorteil dieser Technik? Man kann mehr Geschwindigkeit mit durch die Kurve nehmen, da diese überhöht ist und somit die äußeren Kräfte besser aufgefangen werden können. Sprich: Weil der Untergrund schräg ist, könnt ihr euch mehr in die Kurve legen, ohne dass die Reifen an Traktion verlieren. Ihr befindet euch im Prinzip immer im rechten Winkel zum Boden. Es wirken keine zusätzlichen Kräfte mehr auf die Reifen. Man kann also den gleichen Kurvenradius mit viel höherer Geschwindigkeit fahren als den einer flachen Kurve. Bahnradfahrer machen das vor: Je schneller sie auf dem Oval unterwegs sind, desto weiter oben verläuft die Spur, die sie halten können. Darin liegt auch die Kunst, im Gelände eine Steilkurve richtig zu fahren. Wer zu langsam unterwegs ist, wird immer wieder nach unten gezogen und kann die Vorteile des Anliegers gar nicht nützen. Zugegeben, es kostet schon Überwindung, sich wie ein Snowboarder oder Wellenreiter richtig in die schräge Wand hineinzulehnen. Aber wenn du in einer guten Steilkurve die richtige Spur getroffen und die optimale Geschwindigkeit gewählt hast, presst dich die Zentrifugalkraft förmlich an den Boden: ein extrem gutes Gefühl. Rein fahrtechnisch muss man die gleichen Dinge beachten wie bei jeder anderen Kurve auch: vorher auf die korrekte Geschwindigkeit abbremsen und die richtige Spur wählen, was natürlich etwas mehr Übung erfordert. Wie bei allen Manövern fährt man mit den Augen voraus. Leicht einlenken, gebeugte Arme (Attack-Position). Je nach Beschaffenheit des Turns, Pedale waagerecht zum Boden oder das Außenpedal nach unten, um mehr Druck über die Reifen auf den Boden zu übertragen. Die Hüfte bleibt dabei neutral, das heißt im 90-Grad-Winkel zur Bike-Längsachse. Optimal üben lässt sich diese Technik auf der BMX-Bahn oder im Bike-Park, denn hier sind die Steilkurven wirklich hoch genug. Alle anderen Kurven im freien Gelände sind etwas schwächere Vertreter und nicht so schön gepflegt wie auf dem Dirt-Track. Noch ein Vorteil überhöhter Kurvenränder im Gelände: diese natürlichen Anlieger können einen retten, falls man mit zu hohem Speed in eine Kurve hineingegangen ist und immer weiter zum Außenrand gezogen wird. Man nutzt dann den Anlieger wie eine Sicherheitsbande, um sich wieder auf eine sichere Linie näher zur Kurvenmitte zu befördern und den Abflug zu vermeiden. WALLRIDE Wenn die Steilkurve aus Holz ist, bekommen viele Biker Respekt und trauen sich nicht. Doch auch hier funktioniert das gleiche Prinzip: Geschwindigkeit stabilisiert. Die Augen blicken voraus, die Arme sind gebeugt, der Schwerpunkt ist tief. So fahre ich auf einem Radius, der meiner Anfahrtgeschwindigkeit entspricht durch den Holzanlieger. Auch hier wirken Zentrifugalkräfte, die einen an die Wand pressen. Man kann also ruhig etwas Speed mitnehmen und sich in die Kurve hineinlegen, denn sonst droht Abschmiergefahr. Anders sieht es aus, wenn der Wallride ein Freeride Stunt in einem Bike-Park ist, der zum Beispiel keine Auf- oder Abfahrt hat, hier muss man sich der Sprungtechnik sicher sein. Also bevor man blind jede Holzkurve mitnimmt, kurz checken ob die Konstruktion fahrbar ist oder nicht. Bei Nässe sind Holzanlieger mit Vorsicht zu genießen. Hier sorgt installierter Hasendraht für Traktion. CHECK! Im Stehen durch die Steilkurve fahren, gebeugte Arme und tiefe Position unterstützen die niedrige Schwerpunktlage. Idealerweise hat man immer 90° zum Boden und das Gefühl der totalen Kurvenlage. Langsam herantasten. Immer ein bisschen höher in der Steilwand fahren. Je schneller, desto besser die Haftung und desto stärker spürt man die äußeren Kräfte. Zum Üben kann man ruhig mal ein Wochenende im Bike-Park oder auf der BMX-Bahn verbringen, das schult das Feeling für überhöhte Kurven und bringt Sicherheit. Anlieger gibt es auch in freier Wildbahn. Augen auf: Oft haben Feld- und Waldwege am äußeren Rand eine Überhöhung, die man als Traktionshilfe nutzen kann, vor allem wenn man mal zu schnell in eine Kurve hineingefahren ist. STEILKURVEN ANFAHRT Die Anfahrt in die Steilkurve erfolgt wie bei jeder anderen Kurve auch: ganz außen. Aber nicht nach innen schwenken zum Scheitelpunkt. Die optimale Linie verläuft hier in einem gleichmäßigen Radius entlang des Kurvenverlaufs. Der Blick geht wieder voraus in die Kurve und visiert die gewünschte Linie an. Je schneller man unterwegs ist, desto weiter oben fährt man den Anlieger. Ist man zu langsam, zieht es einen automatisch tiefer nach unten. Wenn es wie hier der gleichmäßige Untergrund erlaubt, steht der äußere Fuß wieder unten, der Sattel ist tiefergestellt, um mehr Bewegungsfreiheit über dem Bike zu haben. Die Arme sind gebeugt, der Körperschwerpunkt ist zentral über dem Bike, die Hüfte über dem Sattel. EINFAHRT Im ersten Drittel leicht in die Kurve legen, aber nicht so extrem, wie es normalerweise der Kurvenradius verlangen würde. Gut zu sehen auf dem Foto: Das Rad steht im 90-Grad-Winkel zum Untergrund. Die Reifen haben volle Traktion, der Speed ist höher als in einem normalen Turn. VERLAUF Sauber auf der eingeschlagenen Linie am oberen Rand des Anliegers bleiben. Nicht zum Scheitelpunkt hinuntersteuern. Achte auf die Kopfhaltung: Der Blick geht genau auf der Linie des Bikes voraus – wie die Sequenz zeigt. Die Fliehkraft presst uns regelrecht in die Kurve, das Bike klebt am Boden. Achtung: Körperspannung! AUSFAHRT Im letzten Drittel der Kurve verlässt man, je nach Tempo, bereits die oberste Fahrspur. Hat man den Maximalspeed für den Anlieger, bleibt man bis zum Kurvenausgang oben. In diesem Fall wären sogar noch Reserven vorhanden gewesen. WALLRIDE ANFAHRT In der Anfahrt visiert man die Wunschlinie schon an, hierfür muss man Geschindigkeit, Steilheit und Kurvenradius mit einbeziehen, und die Geschwindigkeit entsprechend anpassen. Das Bike folgt dann automatisch dem Blick – keine Angst. VERLAUF Im Verlauf des Wallrides hat man alle Vorteile der Steilkurve, also mehr Traktion durch erhöhten Kurvenrand, und man kann deutlich mehr Geschwindigkeit mit durch die Kurve nehmen. Je schneller man ist, desto höher kann man fahren, auch wenn die Optik manchmal abschreckt. AUSFAHRT Bei der Ausfahrt nicht vergessen, rechtzeitg wieder runterzukommen, so schön der Ausflug in die Höhe ist, so unsanft kann der Wiedereintritt in die Atmosphäre werden. Die Ausfahrt rechtzeitig anvisieren und nicht im stumpfen Winkel vom Holz fahren, sondern den Fahrfluss aufrechterhalten. 8 SPITZKEHREN
SPITZKEHREN IM SINGLETRACK SIND EINE DER GRÖSSTEN, ABER AUCH REIZVOLLSTEN HERAUSFORDERUNGEN BEIM MOUNTAINBIKEN. ZWEI FAKTOREN KOMMEN HIER ZUSAMMEN: BALANCEGEFÜHL UND DAS RICHTIGE STEUERN.
Krönung oder Frust? Jede Spitzkehre stellt eine neue Herausforderung dar, selbst für versierte Biker. Wie die schwarze Piste beim Skifahren oder fette Wellen beim Surfen. Wenn die Bedingungen schwierig werden, trennt sich die Spreu vom Weizen. Absteigen oder Durchfahren liegen beim Biken nur wenige Zentimeter auseinander. Weil es sehr anstrengend ist, im steilen Gelände eine Spitzkehre mehrmals zu üben, bereitet man sich am besten im Flachen gründlich auf die Haarnadelkurven vor. Zwei Probleme addieren sich bei der Kehrtwende: Man bewegt sich in sehr steilem Gelände, also muss man mit beiden Bremsen sehr feinfühlig das Tempo kontrollieren. Und zum Zweiten muss man in sehr langsamer Geschwindigkeit – das Bike ist also sehr instabil – um eine enge Kurve eiern. Um seine Balance zu schulen, sollte man das Kapitel 4 gründlich lesen und auch üben. Damit hat man schon die halbe Miete. Nun kann man die ungewohnte Haltung in der Kehre noch intensiver trainieren: Im Schritttempo oder Stopp-and-Go eine super enge Kurve auf den Parkplatz zirkeln. Man fährt mit leicht angezogenen Bremsen immer engere Kreise bis zum Stillstand. Dann verharrt man in dieser Position, solange es geht, und fährt wieder an. Immer nach beiden Seiten üben, sonst stärkt...