E-Book, Deutsch, 336 Seiten
Meyerhöfer FOUND - Bis hierhin und noch viel weiter
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7655-7662-1
Verlag: Brunnen Verlag Gießen
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Autobiografie
E-Book, Deutsch, 336 Seiten
ISBN: 978-3-7655-7662-1
Verlag: Brunnen Verlag Gießen
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Thomas Meyerhöfer, bekannt durch seinen LifeHouseChannel auf YouTube und dem Talk-Format 'Superfromm' bei BibelTV hat nach seinem erfolgreichen ersten Buch 'Lost. Bring mich heim - Sinnsuchergeschichten' nun eine außergewöhnliche Autobiografie veröffentlich. Thomas Meyerhöfer hat ein bewegtes Leben: Polizist, Pastor, Künstler und Medienmensch. In seinem neuen Buch FOUND wagt er einen Blick zurück aus einer himmlischen Perspektive: Er stellt sich vor, wie er nach seinem Tod auf Jesus trifft. In einem Raum zwischen Himmel und Erde sprechen sie über die verschiedenen Lebensstationen von Thomas Meyerhöfer: Die Arbeit bei der Polizei, die Ausbildung zum Pastor, sein Dienst als Evangelist. Seine schwere Depression und die Zeit danach. Das Buch bietet ungewöhnliche Einblicke, ist geprägt von einer fast schamlosen Ehrlichkeit. Manchmal trotzig, voller Empörung und Unverständnis. Aber immer auch durchzogen von einem festen Glauben an einen liebenden Gott, der stets an seiner Seite war. In guten wie auch in schweren Zeiten. Ein mutiges Buch mit ungewöhnlichen Perspektiven. Himmlisch-phantasievoll. Ein Buch, das fasziniert, ermutigt und herausfordert, an einen liebenden Gott zu glauben und ihm das eigene Leben vertrauensvoll in die Hände zu legen. Auch, wenn dabei die eigenen Pläne und Vorstellungen auf der Strecke bleiben können.
Thomas Meyerhöfer, Jahrgang 1962. Nach dem Theologiestudium arbeitete der ehemalige Polizist als Jugendpastor und Referent. Er moderierte eine wöchentliche Live-Radiosendung bei RTL. Sieben Jahre lang zwang ihn eine Depression in die Passivität. Seit 2020 produziert er die wöchentliche Talksendung 'superfromm', schreibt Bloggeschichten, filmt, fotografiert und malt.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Das Zimmer
Ich hielt mich an der Lehne eines großen, schwarzen Ledersessels fest. Drei dieser großen Polstermöbel verteilten sich im Zimmer. Die Anordnung war gewollt: Jeder sollte jedem in die Augen sehen können. In der Mitte des Raumes stand ein niedriger Glastisch. Die gesamte Stirnseite bestand aus einem riesigen Fenster. Keine Stütze störte den Blick ins Freie. Wie war das technisch möglich? Vorsichtig näherte ich mich dem Wunderwerk. Draußen strahlte ein Himmel, so blau, dass es fast schon überzogen wirkte. „Da hat jemand den falschen Insta-Filter erwischt“, dachte ich und berührte vorsichtig das Glas. Wieso hinterließ ich keinen Fingerabdruck auf der Scheibe? Draußen vor dem Fenster spielten Kinder. Sie rannten um die Wette, kickten den Ball übers Gras oder ließen sich von großen Schaukeln in die Luft werfen. Am Waldrand ästen Rehe. In meiner Erinnerung öffneten sich Türen zu zahlreichen Bibelstunden, in denen alte Männer von klobigen Kanzeln herab davon sprachen, dass eine Zeit kommen würde, in der Babys gefahrlos neben dem Nest der giftigen Otter spielten. Mit feuchten Augen zitierten sie aus der Heiligen Schrift und malten aus, wie es sein würde, wenn Löwen und Kühe Stroh fressen, Wölfe und Lämmer gemeinsam im frischen Klee weideten; dass es keine Feindschaft mehr unter den Menschen gäbe und Raubtiere das Jagen eingestellt hätten. „Das ist dann“, der Prediger schloss das schwarze Buch und schwenkte es über seinem Kopf, „das tausendjährrige Rrrreich!“ Seine Stimme donnerte und in seinen Augen lauerte das Unheil. „Bis dahin“, kam er zum Schluss, „bis dahin wirrd die Männschheit leiden.“ Aus unerfindlichen Gründen blieb mir dieses Leid wohl erspart. Entweder hatten die Prediger gelogen oder die Zugangsbestimmungen waren geändert worden. Allerdings hatte die Welt vor dem Fenster eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem, was mir in den Anfangszeiten meines Christseins über die letzten Tage der Menschheit gepredigt worden war. Vielleicht konnte mir der Fremde meine Fragen beantworten. Ich drehte mich um. Er lehnte sich gegen die verschlossene Tür. Das quadratische Zimmer war groß, ich schätzte jede Wand auf sechs Meter Länge. Bis hinauf zur Decke mindestens drei Meter. Gegenüber der Fensterfront befand sich eine weiße Einbauküche. Darauf stand eine Kaffeemaschine, es gab einen Kühlschrank und eine Spüle. Alles in Weiß. An der Decke hingen vier Lampen, die mich an die smarte Beleuchtung unserer irdischen Küche erinnerten. Unauffällig suchte ich nach einer Fernbedienung fürs Licht. Vergeblich. Dann gab’s da noch ein tiefergelegtes, schlankes Sideboard. Mir gegenüber. Auch in Weiß. Natürlich. Zwei fette Lautsprecher thronten links und rechts daneben. Ich hätte schwören können, dass neben der rechten Box ein iPod Touch lag. In Blau. Musik schwebte durch die Luft. Die Folkband America sang über das Pferd ohne Namen. Die Lautsprecher besaßen einen exzellenten Klang – der Bass hervorragend ausgesteuert. Noch nie hatte ich Musik in dieser Qualität gehört. „Ich bin also tot“, sagte ich der Fensterfront. Langsam drehte ich mich um, suchte mir einen Platz und ließ mich in den Sessel fallen. Der Fremde grinste mich an. „Du kannst ja doch sprechen“, entgegnete er, wählte sich den Sessel gegenüber aus, ließ sich fallen und lehnte sich zurück. „Und, was kommt jetzt?“ Das klang eine Spur zu genervt, doch ich schaffte es nicht, mit meinen Gefühlen klarzukommen. Mir gegenüber hockte ein großer, bärtiger Typ Ende dreißig und hörte Volksmusik aus den Staaten. „Was soll denn kommen?“ Er beugte sich zu mir herüber und schien tatsächlich an meiner Antwort interessiert. „Woher soll ich das wissen? Ich bin tot und … ist das der Himmel oder die Hölle? Bin ich verloren oder gerettet?“ Ich rutschte auf meinem Sitzkissen hin und her. „Was hast du denn erwartet?“ Die Frage passte mir nicht. Meine Vorstellungen vom Himmel hatten noch nie mit denen der anderen übereingestimmt. Lobpreis immer und überall? In einer unüberschaubaren Menge die Hände in die Luft strecken? Weiße Kleider tragen? Immer glücklich sein? In einer Stadt aus purem Gold leben müssen? „Niemals“, flüsterte ich. „In einem solchen Himmel wollte ich auch nicht leben“, antwortete mein Gegenüber leise. Ich hob verwundert den Kopf. Er konnte Gedanken lesen. Warum erstaunte mich das nicht?!? Draußen vor der Fensterfront verabschiedete sich die Sonne und wanderte am Fichtenwald vorbei in Richtung Osten. Und was passierte mit den Kindern? Würden die von ihren Eltern abgeholt – vorausgesetzt, die lebten schon im Himmel? Bot das Lamm dem Wolf seine wollene Seite an, damit der nicht fror? „Bist du Jesus?“, fragte ich unvermittelt. „Jepp“, erklang‘s von gegenüber. „Muss ich mich jetzt niederwerfen?“ „Kommt gleich“, grinste der Typ. „Doch zuerst musst du dich umziehen. Die im Chor tragen alle weiße, lange Kleider.“ Mir wurde schlecht. Nur kurz, denn Jesus konnte sich nicht zurückhalten und sein Lachen flog durchs Zimmer. „Kein guter Witz!“, entgegnete ich und musste lächeln. Das erste Mal, seit ich gestorben war. „Komm schon, das war doch lustig!“ Der Sohn Gottes wischte sich die Tränen vom Gesicht. Er gefiel mir. „Was machen wir hier?“, fragte ich unvermittelt. Jesus holte tief Luft. „Dort“, er zeigte mit seinem Kopf in Richtung Fenster, „dort draußen ist der Himmel. Doch bevor du meine Welt betrittst, möchte ich mit dir über dein Leben reden.“ „Über mein Leben?“ Jesus erhob sich. „Hast du Durst?“ Ich nickte. Vermutlich würde er mir das wunderbare Wasser des Lebens präsentieren: sprudelnd, klar und voller guter … „Pepsi Max, richtig?“ Jesus schenkte mir schon zum dritten Mal nach. Ich schwieg noch immer und starrte aus dem Fenster. Also: Er wollte mit mir über mein Leben reden. Würde davon abhängen, ob ich freien Zugang zum Himmel bekäme? Würde er mir meine Sünden unter die Nase reiben? Mir anschließend mitteilen, dass es für mich keinen Zutritt gäbe? „Das stresst mich!“ Ich knallte mein Glas auf den Tisch. Ein hoher Ton pfiff durch den Raum. „Was stresst dich? Dass du mir über dein Leben erzählen sollst?“ „Nein! Ich … wenn du plötzlich … dann tot.“ Ich suchte nach den richtigen Worten. Der Sohn Gottes lächelte und nickte aufmunternd zu mir herüber. „Ich … ich glaube, dass du dich nicht in mich hineinversetzen kannst“, antwortete ich eine Spur zu schnell. „Bis jetzt warst du der Mann aus dem Buch, der Sohn Gottes, der König, der in den Wolken kommen soll, der Mann mit dem Schwert in der Hand, der den Teufel besiegt hat, übers Wasser marschierte, das Meer staute, die Sonne stoppte … all diese Aktionen …“ „Aktionen?“ Jesus legte seinen Kopf schief. „… und jetzt sitze ich dir“ (ich überhörte seine Verwunderung) „… dir gegenüber und du gibst mir Pepsi zu trinken und lässt America im Hintergrund laufen? Das kriege ich NULL auf die Reihe! Echt nicht!“ Ich musste husten, verschluckte mich vor Aufregung. „Lass uns über dein Leben reden!“ Er überhörte meine Unsicherheit. „Warum?!? Was willst du jetzt noch wissen? Du weißt doch sowieso Bescheid. Über alles!“ Ich hielt die Luft an. „Das stimmt“, antwortete er leise. „Aber ich möchte, dass du dir Zeit für einen Rückblick auf dein Leben nimmst.“ Meine Augen brannten. Warum, wusste ich nicht. „Was ist deine früheste Erinnerung?“, wollte er von mir wissen. Ich ließ meinen Kopf zurück auf die Lehne fallen. Die Deckenlampen...