Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive wird in diesem Band der altsächsische 'Heliand', der zu den frühesten volkssprachlichen Dichtungen gehört, vor dem Hintergrund seiner Kontexte betrachtet. Anhand der Analyse historischer, theologischer und wissensgeschichtlicher Implikationen des Textes fragt die Autorin in Anlehnung an die aktuellen Diskussionen um Erinnerung und Gedächtnis in den Geisteswissenschaften nach einem 'memoria'-Begriff, der in seinen unterschiedlichen Verstehensebenen Einblick in die spezifische Funktion des Gedächtnisses innerhalb der mittelalterlichen Kultur gewährt. Dabei macht sie nicht nur die Ambivalenzen im Hintergrund des 'Heliand' deutlich, die auf den komplexen Zusammenhang von Politik und Herrschaft, Religion und Gewalt, Glauben und Wissen im 9. Jahrhundert rekurrieren, sondern erörtert auch, inwiefern diese durch den Text unter memorialer Perspektive nachträglich harmonisiert und literarisch ›gesühnt‹ werden.
Mierke
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Mierke, Gesine
Gesine Mierke ist Professorin für Germanistische Mittelalterforschung an der Universität Bamberg. Gemeinsam mit Martin Clauss leitet sie das DFG-Netzwerk ‚Lautsphären des Mittelalters‘.
Gesine Mierke ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für deutsche Literatur- und Sprachgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit der TU Chemnitz.