Mockridge | In alter Frische | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 319 Seiten

Mockridge In alter Frische

Ein grauer Star packt's an
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7325-0844-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein grauer Star packt's an

E-Book, Deutsch, 319 Seiten

ISBN: 978-3-7325-0844-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Bill statt Botox: Der beliebte Comedian und Schauspieler Bill Mockridge wird zum Altersforscher. Anhand skurriler Fakten, witziger Anekdoten und persönlicher Geschichten beantwortet er die Frage: Was ist das eigentlich, das Alter? Dabei erfährt der Leser, warum manche Hormone ihren Job nicht mehr machen, ob ein Kölsch am Tag das Leben verlängert und wie viele Abenteuer jenseits des Rentenbescheids auf uns warten. Am Ende ist klar: Wer jung bleiben will, braucht keinen mickrigen Seniorenteller, sondern die richtige Einstellung und eine große Portion Humor.
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2. Kapitel
Hilfe, Dr. Peters!
Es war völlig klar: Ich brauchte Hilfe. Am selben Abend rief ich meinen Hausarzt Doktor Peters in Deutschland an. Wenn mir überhaupt noch einer helfen konnte, dann er. Die Koryphäe für alles. Der Dr. House von Bonn-Endenich. Der Arzt meines Vertrauens. Ich kenne Dr. Peters seit 1990. Da war ich 42 Jahre jung – und Dr. Peters Mitte dreißig. Sieben Jahre weniger Lebenserfahrung als ich! Eigentlich also gerade mal der Pubertät entwachsen. Und der sollte mir sagen, wo’s langgeht? Damals hat es in der Tat einige Überwindung gebraucht, um mich dem jungen Schnösel rückhaltlos anzuvertrauen. Mittlerweile ist er sechzig, und wir sind fast so etwas wie Freunde geworden. Dr. Peters kennt mich in- und auswendig. Er richtet mich mit seiner fröhlichen, lebensbejahenden Art immer wieder auf, berät mich offen und ehrlich – und faltet mich wenn nötig auch mal ganz klein zusammen. Komischerweise war er zuerst ein bisschen ungehalten über meinen Anruf. Das konnte natürlich daran liegen, dass es in Bonn erst fünf Uhr morgens war. Mist – ich hatte die Zeitverschiebung vergessen! »Hallo, Herr Doktor. Mockridge hier. Ich muss sterben.« Stille am anderen Ende der Leitung. »Doktor Peters! Hören Sie mich?« Ich vernahm ein ausgiebiges Gähnen. »Sterben müssen wir alle, Herr Mockridge. Aber nicht morgens um fünf. Lassen Sie sich einen Termin geben.« Unfassbar, wie locker der das nahm. Ich musste wohl konkreter werden. »Aber ich bin ein dringender Fall, Doktor! Ich habe nur noch 5000 Tage und ein paar zerquetschte!« Dr. Peters atmete gequält aus. »Okay. Wie kommen Sie da drauf?« Endlich zeigte der Mann Interesse. Jetzt würde ich ihm die Fakten auf den Nachttisch knallen! »Also, ich hab heute Geburtstag. Und ab sofort sind es noch genau fünfzehn Jahre. Also 5475 Tage. Das sind … Moment …« Ich ignorierte das genervte Seufzen aus dem Hörer und rief rasch die Taschenrechner-App meines iPhones auf. »Halten Sie sich fest! 131 400 Stunden! Das ist doch nix! Wenn ich acht Stunden pro Nacht schlafe, fallen schon mal … (ich tippte wie ein Wahnsinniger) 43 800 Stunden weg. Dann bleiben mir fürs Leben nur 87 600! Und … und davon sitz ich zehn Minuten am Tag nur auf dem Klo! Das sind insgesamt … 9125 Stunden! Mein Leben geht den Abfluss runter, Dr. Peters! TUN SIE WAS!!!« Ich brüllte mit hochrotem Kopf in den Hörer. Das ließ sich Dr. Peters nicht gefallen und brüllte zurück. »MOCKRIDGE! STOPP! Beruhigen Sie sich! Sofort!« »Wieso?« »Weil die Brüllerei mit rotem Kopf zu Bluthochdruck führt. Und der verkürzt die Lebenszeit.« Das saß. Ich atmete tief durch. »Okay. Ich bin ganz ruhig.« »Super. Dann kommen Sie heute Nachmittag vorbei, und wir überlegen in Ruhe, wie wir Ihnen helfen können.« Ich überlegte kurz. Bis zum Nachmittag waren es noch zehn Stunden. Ich brauchte einen Überschalljet! Leider kannte ich keinen General der kanadischen Luftwaffe. Also musste es wohl doch der Linienflug nach Köln/Bonn sein. Blieben also noch drei Tage. Vielleicht konnte ich in der Zeit ja rasch mein Testament machen. Oder online ein hübsches Doppelgrab aussuchen. Trotzdem beschloss ich, Dr. Peters lieber noch ein bisschen Dampf zu machen: »Ich bin in drei Tagen da. Punkt acht Uhr morgens. Aber können Sie sich beeilen mit dem Überlegen? Zeit ist Leben. Und die Kiste wartet. Sagt Gary! – Dr. Peters? Dr. Peters!« Aufgelegt. Da sah man es mal wieder. Keiner hatte mehr Zeit für seine Mitmenschen … Drei Tage später war ich wieder zu Hause in Deutschland und saß um Punkt acht in gespannter Erwartung vor meinem Arzt. Ich erzählte ihm von der Bombe, die Gary auf meiner Geburtstagsparty hatte platzen lassen. Dr. Peters schüttelte lächelnd den Kopf. »Statistik. Die sollten Sie nicht allzu ernst nehmen.« Ich hing an seinen Lippen. »Heißt das, auf mich trifft das gar nicht zu? Ich wusste es! Ich werde hundert! Wie mein Großonkel Jack! Ha! Warten Sie, ich muss kurz mal in Kanada anrufen.« Mit einem grimmig-vorfreudigen Lächeln griff ich nach meinem Handy. »Wart’s ab, Gary … mit deinen Knochen schmeiß ich noch die Äpfel von den Bäumen!« Dr. Peters bremste mich. »Moment. Wie alt Sie werden, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, Herr Mockridge. Ohne eingehende Untersuchungen kann ich da gar keine Aussage treffen.« Aha. Das hatte ich mir gedacht. Der Mann wollte sich absichern, damit ihn meine Witwe nicht verklagen konnte. Tat ich ihm eben den Gefallen. In den nächsten Tagen folgte ein ausführlicher Check-up. Blutwerte, Ultraschall, EKG, EEG. Dr. Peters ließ nichts aus. Und dann war es schließlich so weit. Der Tag der Wahrheit. Und dieses Gespräch hatte einen deutlich anderen Tonfall … Ich saß in banger Erwartung vor Dr. Peters und war auf das Schlimmste gefasst. Und tatsächlich sah er mich ziemlich ernst an. »Herr Mockridge, eins vorweg. Ich bin leidenschaftlich gern Arzt. Ich möchte dafür sorgen, dass meine Patienten ein langes, aktives und gesundes Leben haben. Deswegen erst mal eine gute Nachricht: Sie sind nicht kurz davor zu sterben.« Mir fiel mit lautem Rums ein Stein vom Herzen. »Gott sei Dank, Herr Doktor!« Doch Dr. Peters war noch nicht fertig. »Moment. Wenn Sie so weiter machen, kann ich Ihnen nicht garantieren, dass Sie die 82 Jahre knacken.« Der Stein plumpste zurück – mitten in meinen Magen. Das Gefühl, das ich am Seeufer in Kanada gehabt hatte, kehrte sofort zurück. Ich nickte schicksalsergeben. »Ganz ehrlich … das hab ich mir schon gedacht. Es liegt ja nicht in meiner Hand, wie alt ich werde. Das ist schon lange vorherbestimmt durch meine Gene, stimmt’s?« Dr. Peters schüttelte nachsichtig den Kopf. »Die Gene sind nur einer der Faktoren fürs gesunde Altern. Sagen wir 33 Prozent. Genauso wichtig ist, wie Sie bisher gelebt haben. Das sind noch mal 33 Prozent. Und jetzt kommt’s: Genauso wichtig ist, wie Sie ab jetzt leben werden. Das sind auch noch 33 Prozent!« Irgendwie deprimierte mich das noch mehr – 66 Prozent meiner Chancen hatte ich schon in den Sack gehauen! Mein bisheriges Leben war ganz bestimmt nicht das gesündeste gewesen. Ich hatte immer zu viel gearbeitet, zu wenig geschlafen, zu viel gegessen, zu wenig Sport gemacht und ganz bestimmt viel zu wenig auf mich geachtet. Das sagte ich Doktor Peters auch. Aber der schüttelte nur den Kopf. »Na, dann wird es höchste Zeit, das zu ändern! Sie müssen drei grundsätzliche Dinge angehen: Sie müssen anfangen, Sport zu treiben, Ihre Ernährung ändern, und schließlich brauchen Sie eine neue Leidenschaft.« Das machte mich nachdenklich. »Hm … Sie meinen, wie Lothar Matthäus? Das könnte ich mal probieren. Aber ich bin sicher, meine Frau macht da nicht mit. Sie ist nämlich ziemlich eifersüchtig.« Aber Dr. Peters meinte nicht die Art von Leidenschaft (wobei er die Liebe im Alter für ziemlich wichtig hält). Er sprach von einer Herzensangelegenheit. »Etwas, das Sie motiviert, wofür Sie brennen, was Sie nicht schlafen lässt, was Sie begeistert! Sonst bauen Sie ab, langweilen sich und bekommen schnell das Bored-out-Syndrom.« Ich sah ihn an wie ein Auto. »Bored-out-Syndrom? Was soll das denn sein?« »Das ist eine Bezeichnung für die Menschen, die nicht mehr wissen, warum sie morgens aufstehen sollen. Und dann tun sie es eben nicht mehr. Bleiben den ganzen Tag zu Hause, langweilen sich und gehen nicht einmal spazieren oder Radfahren.« Ich schüttelte mich. »Horror! Okay, ich überleg mir was. Aber was ist mit Sport? Ich habe früher viel Sport getrieben, aber später als Familienvater hatte ich keine Zeit mehr dafür. Und jetzt hab ich keine Kondition mehr. Neulich musste ich vier Blocks hinter meiner Frau herrennen, weil sie ihren Schlüssel vergessen hatte. Ich hatte das Gefühl, ich breche gleich zusammen. Ich glaube, Sport kann ich vergessen.« Dr. Peters sah mich streng an: »Jetzt geben Sie doch nicht gleich auf! Vier Blocks sind gar nicht übel, wenn man nicht trainiert ist. So schlecht sehen Sie ja gar nicht aus. Sie wiegen jetzt …« Er linste kurz auf seinen Computer. »Oh. 99 Kilo. Okay, das ist definitiv zu viel. Die Ampel steht auf Rot, Herr Mockridge. Melden Sie sich beim Fitnesscenter an. Und gehen Sie jeden Tag hin. Ich schwöre Ihnen, in einem Jahr sind Sie fünfzehn Kilo leichter, sehen fantastisch aus und laufen beim nächsten Marathon mit!« Ich werde bald hundert! Ich stellte mir vor, wie ich rank und schlank im hautengen Dress das Zielband sprengte. Ein verlockendes Bild … Aber wohl nicht umsonst zu haben. »Sportliche Aktivität ist der Schlüssel zum gesunden Altern«, sagte Dr. Peters. »Sie müssen jeden Tag trainieren, und zwar mindestens eine halbe Stunde. Das klingt vielleicht wie eine bittere Pille, aber die Pille müssen Sie eben schlucken. Da führt kein Weg dran vorbei, Herr Mockridge. Alle Experten sind sich da einig. Wer Sport treibt, lebt definitiv länger, gesünder und glücklicher. Ich hab einen Patienten, der über achtzig ist und jeden Tag trainiert. Sie würden den Paul locker zehn Jahre jünger schätzen! Und noch was: Achten Sie auf eine vernünftige Ernährung. Im Alter ist es viel wichtiger, auf Qualität anstatt auf Quantität zu achten.« Moment! Hier ging es mir an den kulinarischen Kragen. Ich sprang empört auf. »Sie wollen mir aber jetzt nicht mein Schnitzel und mein Bier madig machen, oder? Ich bin vor 48 Jahren aus Kanada nach Deutschland gekommen, weil ich gehört hatte,...



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