Mügge | Erich Randal | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 734 Seiten

Mügge Erich Randal

Historischer Roman
1. Auflage 2018
ISBN: 978-80-268-8345-6
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Historischer Roman

E-Book, Deutsch, 734 Seiten

ISBN: 978-80-268-8345-6
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses eBook: 'Erich Randal' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Aus dem Buch: 'Der Garten des Propstes Ridderstern zog an dem Hügel hinauf, auf welchem die Kirche stand, und von dort aus ließ sich der See nach allen Seiten hin überblicken. Eine Geisblattlaube bildete ein schönes geschütztes Plätzchen und in dieser saß Herr Ridderstern, seine Pfeife rauchend und in einem Briefe lesend, als er Schritte in der Nähe hörte. Er warf einen Blick durch das Geblätter und entdeckte den fremden russischen Herrn, aber er ließ sich dadurch nicht stören. Seine buschigen Augenbrauen dichter zusammenziehend, vertiefte er sich anscheinend noch mehr in seiner Beschäftigung und hörte erst auf, als Serbinoff vor ihm stand.' Theodor Mügge (1802-1861) war ein deutscher Schriftsteller und Verfasser von Abenteuerromanen.
Mügge Erich Randal jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Zweites Kapitel
Inhaltsverzeichnis Am Nachmittage lag Abo vor den Reisenden. Der Wind war fortgesetzt günstig geblieben, das Wetter ausnehmend schön, die Fahrt angenehm; dennoch wurde sie ermüdend durch die Eintönigkeit des Charakters aller dieser Eilande, welche immer denselben Wechsel von niedern Felswänden und Lagern, Hügeln, Buchten, flachen Ufern, Schluchten voll dunklem Wald und kleinen grünen Thälern zeigte. Da und dort wurden Bauern- und Fischerhäuser sichtbar, und zuweilen schob sich eine Gruppe derselben dichter zusammen. Eine etwas großartigere Natur begann jedoch erst näher an der finnischen Küste, und diese selbst trat zuletzt mit Vorgebirgen und steil aufsteigenden Landzungen, hinter welchen sich höhere Berge blicken ließen, vor die Augen der seemüden Gesellschaft. Als diese den Sund von Rimito erreichte, mehrten sich die kleinen und größeren Fahrzeuge, welche demselben Ziele entgegen gingen. Ein Fluß mündete zwischen Hügelketten und vor ihm ankerten eine Anzahl Handelsschiffe unter verschiedenen Wimpeln und Flaggen. Klippen, welche kaum aus dem Wasser ragten, zeigten an, daß die Fahrt gefährlich werde und die großen Schiffe nöthige, nicht weiter den Fluß heraufzugehen, sondern ihre Ladungen hier außen zu löschen und einzunehmen. Auf der Landspitze, wo Meer und Land zusammenstießen, lag ein gezacktes Gemäuer, das der Seeoffizier die Festung Abohus nannte, und vor ihr schwankten mehrere Kanonenboote und flache Fahrzeuge der Scheerenflotte langsam auf und ab, die Buge gegen den abfließenden Strom gewandt, der rasch sein Wasser in den weiten Seekessel trieb. Es ist der Aurajocki, sagte Lindström, und dort liegt die alte Schwedenstadt Erich's des Heiligen, der meines Erachtens sehr wohl gethan hätte, auch dem Flusse einen guten schwedischen Namen zu geben. Noch viel besser wäre es gewesen, erwiederte Arwed, wenn er der Stadt selbst einen guten Hafen hätte verschaffen können. Der Bach oder Fluß ist jedoch dazu weder breit noch tief genug. Abo wird niemals zu einer großen Handelsbedeutsamkeit kommen können. Jedoch versorgt es das Land, und wie unter den Blinden der Einäugige König ist, so ist es der Mittelpunkt alles geistigen und materiellen Lebens und Strebens der Finnen. Man hat wenig für dies weite Gebiet bisher gethan, wie ich glaube, sagte Serbinoff. Jahrhunderte lang, war Arwed's Antwort, ist es wie eine Eroberung behandelt worden, dann hat es das Schicksal gehabt, das Colonien und abgetrennte Provinzen gewöhnlich trifft. Man läßt sie von Gouverneuren regieren, fordert hohe Abgaben und Lasten, benutzt alle vorhandenen Mittel so viel man kann, kümmert sich jedoch nicht um Gedeihen und Fortschritte mehr, als durchaus nöthig ist. Die Finnen sind nun überdies eine eigenthümliche Menschenrace. Wären sie schwedischen Stammes, so würden sie wenigstens so weit sein, wie unsere Bauern. Eigensinnig sein wie ein Finne, ist bei uns zum Sprichwort geworden. Sie hängen an alten Gebräuchen und Sitten so fest, wie an ihrer schrecklichen Sprache. Im Innern des Landes wird diese allein gesprochen, und so viele Mühe man sich auch gegeben hat, durch Kirche und Schule ihre Bekehrung ins Schwedische zu vollenden, so gibt es doch große Districte, wo es schwer wird, sich verständlich zu machen. Denken Sie sich nur ein Land, das nach der Schätzung wenigstens 5 bis 6000 Quadratmeilen groß ist, dabei fast ans nördliche Eismeer reicht, mit Wäldern, Sümpfen, einer unermeßlichen Menge großer und kleiner Seen und mit Wüsteneien gefüllt, die oft so gut wie gänzlich unbekannt und unerforscht sind, und Sie werden eingestehen müssen, daß die Civilisation der einen Million Menschen, welche auf diesem mächtigen Raume wohnt, große Schwierigkeiten findet. Die Sprache ist ganz verschieden von der schwedischen? fragte Serbinoff weiter. So verschieden selbst in ihren Dialecten, erwiederte Arwed, daß der Finne aus dem Süden den aus dem Westen oder Norden kaum versteht. Es ist auch auf diesem Boden in alter Zeit ein Völkertreiben und Völkerwandern gewesen, fuhr er fort. Die allerrohsten Menschenzeiten spiegeln sich darin ab. Hirtenstämme, verdrängt aus milderen Ländern, suchten in diesen Sümpfen und Wäldern Zuflucht; doch auch sie wurden ihnen streitig gemacht von Savolaxern, Carelern und ähnlichen liebenswürdigen Wesen in Thierfellen und Helmen, aus ihren struppigen Haaren geflochten. An den Südküsten und im Osten vermischten sie sich, im Norden blieb der uralte finnische Stamm rein und wandert dort noch jetzt mit seinen Rennthieren auf und ab, während südwärts nach und nach mit schwedischer Beihilfe die Civilisation Fortschritte machte, an der Küste Städte entstanden, der Ackerbau in Aufnahme kam und schwedische Einwanderer sich festsetzten. Auch der schwedische Adel kam und hat einen finnländischen Adel gebildet, sagte Serbinoff lachend. Es gibt große, reiche Güter genug in Finnland! rief Lindström dazwischen. Viele alte Familien sind hier angesessen. Er hat Recht, fiel Arwed ein. Durch die Kriegszüge kam ein kriegerischer Adel herüber, der großen Grundbesitz erhielt und reich wurde. Sie werden sich davon überzeugen können. Diese Finnländer, wie sie sich gern nennen, sind sehr stolz auf ihr Vaterland. Wie alle Schweden, sagte Ebba, und indem sie auf eine Kirchenspitze deutete, auf welche eben ein heller Sonnenblitz fiel, fügte sie hinzu: Dort liegt Abo und sein berühmter alter Dom! Ihr Bruder bestätigte es. Bei einer Wendung des Flusses kam die Stadt zum Vorschein, überragt von gelben, nackten Hügeln, die den Hintergrund schlossen, während an den Ufern, im Thale und an den aufsteigenden Lehnen sich Häuserreihen hinzogen. - Abo ist jetzt eine neue und eine russische Stadt mit geraden, breiten Straßen, niedrigen Häusern und Bauwerken von Stein, nachdem der große Brand vom Jahre 1827 fast nichts übrig gelassen hatte, als verkohlte Trümmerhaufen; zu jener Zeit aber, wo der kleine Lugger den Aurajocki hinaufsegelte, an dem rechten Ufer hinfuhr, dessen Abhänge sich mit den Gärten und Wohnungen der Kaufleute, der Beamten, der Universitätsprofessoren und mancher reichen Einwohner bedeckten, und endlich an dem Bollwerke des innern Hafens landete, waren die engen Straßen mit alten hohen Holzhäusern besetzt. Ein lebendiges Gewimmel von kleinen Last- und Lustfahrzeugen aller Art füllte den Fluß, ein Menschengewühl die anstoßenden Kais. Abo versorgte Stockholm und zu Zeiten halb Schweden mit Korn und Fleisch sammt allerlei Producten, welche Ackerbau und Viehzucht, Wald und Jagd liefern, und immer waren Hunderte kleiner Schaluppen und Boote beschäftigt, hin und her zu fahren, Güter zu holen und zu bringen, dabei auch den Verkehr mit den großen Handelsschiffen zu vermitteln, welche nicht durch die Klippengewinde des Flusses bis vor die Stadt kommen konnten. Männer und Weiber in weißen und blauen Jacken, rothe oder braune Mützen auf den dicken Köpfen, oder auch ihr langes Haar in strehnig geflochtenen Doppelzöpfen weit über den Rücken hängend, führten die Ruder, und zwischen ihnen hin flogen die leichten Jollen der Matrosen. Aus den Packhäusern wurden Waarenballen auf und niedergewunden und über die Pflastersteine rasselten viele kleine zweirädrige Karren, bespannt mit eben so kleinen Pferden, welche vom Lande herein Vorräthe gebracht hatten und deren Eigenthümer dafür andere eingekaufte und eingetauschte gute Dinge mit nach Haus nahmen. Es war ein Markttag gewesen, der die Geschäftigkeit erhöhte und mancherlei Besuch aus größerer Ferne herbeiführte. Viele Landleute in weißen, kurzen Röcken oder graublauen Jacken, blondhaarige, rüstige Gestalten, liefen lärmend umher. Ihre Weiber und Mädchen prangten in weiten Faltenschürzen und rothen Strümpfen, und zwischen diesen Gruppen strichen Soldaten in blauen und gelben Umformen, Dragoner und Jäger mit aufgeschlagenen und spitzen Hüten, schwarzröckige Studenten und geistliche Herren in Schnallenschuhen und seidenen Zwickelstrümpfen. Junge Offiziere äugelten nach den Fräulein hin, das unter seiner Kappe hervor lebhafte Blicke auf alle Gegenstände richtete und mit seinen Begleitern eben so lebhafte Worte wechselte, endlich lustwandelten Damen und Herren zwischen geschäftigen Handelsleuten, ehrbaren Bürgern und kräftigen Seemännern, Kinder schrien halbtrunkenen, zankenden und singenden Bauern nach, kurz es war der Lärm eines thätigen Hafenplatzes, der freilich keine Weltbedeutung besaß, aber doch ein ganz anderes Bild bot, als die öde Stille, welche jetzt dort herrscht. Als das Boot zuletzt sich einer Landungsstelle näherte, erblickte Arwed, durch sein Glas schauend, seinen wartenden Diener, neben diesem aber stand ein junger Mann, in welchem er sogleich seinen Verwandten vermuthete. - Da ist Erich! rief er, es ist Alles in Ordnung. Wir werden morgen gleich weiter können; doch, auf mein Wort! er sieht schmuck aus, unser halbwilder Vetter. Sie wissen, Serbinoff, daß dieser junge Mann uns noch niemals in Stockholm besucht, und alle unsere Einladungen ausgeschlagen hat. Er hält es mit dem heimathlichen, ländlichen Stillleben und verachtet Kunst und Wissenschaft, erwiederte Serbinoff. Das will ich nicht behaupten. Er hat in Abo studirt, soll sogar eine Art Gelehrter sein, denn er hat sich, wie ich von anderer Seite gehört habe, viel mit Alterthümern und allerhand Forschungen über Finnland beschäftigt. Auch soll er Musik und Sprachen treiben und mehrere derselben vortrefflich sprechen, wie denn überhaupt die Finnen ein vorzügliches Geschick dafür besitzen. Die Finnen, sagen Sie, antwortete Serbinoff. Ihr Vetter ist doch jeden Falls von reinster schwedischer Abkunft. Das ist er allerdings, erwiederte der Baron, aber seines...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.