Mühsam | Sammlung 1898-1928 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 291 Seiten

Mühsam Sammlung 1898-1928


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7528-2566-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 291 Seiten

ISBN: 978-3-7528-2566-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Sammlung 1898-1928 mit Versen und Prosatexten Erich Mühsams, vereint in einem Band. Mühsam war Anarchist, Publizist und Antimilitarist. Als politischer Aktivist war er 1919 maßgeblich an der Ausrufung der Münchner Räterepublik beteiligt, wofür er zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt wurde, aus der er nach 5 Jahren im Rahmen einer Amnestie freikam. Seine Gedichte zeichnen sich durch ästhetische Qualität, hintergründigen Witz und revolutionären Gehalt aus. Mühsams Werke zählen zur Weltliteratur.

Erich Kurt Mühsam, geboren am geboren am 6. April 1878 in Berlin und gestorben am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg, war ein anarchistischer deutscher Schriftsteller, Publizist und Antimilitarist. Als politischer Aktivist war er 1919 maßgeblich an der Ausrufung der Münchner Räterepublik beteiligt, wofür er zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt wurde, aus der er nach fünf Jahren im Rahmen einer Amnestie freikam. In der Weimarer Republik setzte er sich vorübergehend in der Roten Hilfe für die Freilassung politischer Gefangener ein. Seine politische Heimat fand er seit Mitte der 1920er Jahre in der "Anarchistischen Vereinigung". In der Nacht des Reichstagsbrandes wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und am 10. Juli 1934 von der SS-Wachmannschaft des KZ Oranienburg ermordet.

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Dichter und Vagabund
Ich bin ein Pilger ...
Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt; der Feuer sieht und weiß nicht, wo es brennt; vor dem die Welt in fremde Sonnen rennt. Ich bin ein Träumer, den ein Lichtschein narrt; der in dem Sonnenstrahl nach Golde scharrt; der das Erwachen flieht, auf das er harrt. Ich bin ein Stern, der seinen Gott erhellt; der seinen Glanz in dunkle Seelen stellt; der einst in fahle Ewigkeiten fällt. Ich bin ein Wasser, das nie mündend fließt; das tauentströmt in Wolken sich ergießt; das küßt und fortschwemmt – weint und froh genießt. Wo ist, der meines Wesens Namen nennt? Der meine Welt von meiner Sehnsucht trennt? Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt. Heimat
Die hohen Türme haben mich gegrüßt, die über meinen Kinderträumen ragten, und ihre unbewegten Mienen fragten, wie ich des Lebens wachen Ernst verbüßt. Des Waldes Blätter haben mir gerauscht, wo meine Schmerzen erste Reime fanden. Ich habe ihre Frage wohl verstanden: ob ich beglücktes Dichten eingetauscht. Doch, als ich kam zu meines Meeres Flut, da stürmten alle Wellen, mich zu grüßen, und drängten zärtlich sich zu meinen Füßen und fragten nichts. – Da war mir frei und gut. Das Trinklied
Stimmt eure Seelen zu festlichen Klängen, füllt eure Herzen mit jauchzendem Wein! – Denn die Jahre der Jugend drängen, und das Alter bricht polternd herein. – Noch strahlen uns Sonnen, noch blinken uns Gläser – noch lachen uns Lippen und Brüste heiß – noch blühen die Blumen, noch grünen die Gräser – aber eilt euch: was rot ist wird weiß! Rasch ziehen vorüber die glücklichen Stunden. – Hält uns nicht die Jugend – wir halten sie nicht! Wehrt euch der Würde! – Der ist überwunden, den fromme Sitten plagen und Pflicht! Nieder mit dem, den Sorgen bedrücken – denn der weiß nicht, was Leben heißt: Lebend genießen, lebend beglücken – aufs Leben trinken, bis es zerreißt! Trinken! Trinken! Auf Leben und Sterben! Leben! Leben! Auf Blut und Kuß! Leert den Pokal, dann keilt ihn in Scherben! Lebt euer Leben – und dann ein Schuß! Trinken ist Leben, und Leben ist Trinken! Nieder der Schwächling, der trunken fällt! Wein her! – Wir wollen im Leben versinken! Das Leben her! – Es lebe die Welt! Lumpenlied
Kein Schlips am Hals, kein Geld im Sack. Wir sind ein schäbiges Lumpenpack, auf das der Bürger speit. Der Bürger blank von Stiebellack, mit Ordenszacken auf dem Frack, der Bürger mit dem Chapeau claque, fromm und voll Redlichkeit. Der Bürger speit und hat auch recht. Er hat Geschmeide gold und echt. – Wir haben Schnaps im Bauch. Wer Schnaps im Bauch hat, ist bezecht, und wer bezecht ist, der erfrecht zu Dingen sich, die jener schlecht und niedrig findet auch. Der Bürger kann gesittet sein, er lernte Bibel und Latein. – Wir lernen nur den Neid. Wer Porter trinkt und Schampus-Wein, lustwandelt fein im Sonnenschein, der bürstet sich, wenn unserein ihn anrührt mit dem Kleid. Wo hat der Bürger alles her: den Geldsack und das Schießgewehr? Er stiehlt es grad wie wir. Bloß macht man uns das Stehlen schwer. Doch er kriegt mehr als sein Begehr. Er schröpft dazu die Taschen leer von allem Arbeitstier. Oh, war ich doch ein reicher Mann, der ohne Mühe stehlen kann, gepriesen und geehrt. Traf ich euch auf der Straße dann, ihr Strohkumpane, Fritz, Johann, ihr Lumpenvolk, ich spie euch an. – Das seid ihr Hunde wert! Im Bruch
Fest zugeschnürt der Hosengurt. Der Darm ist leer, der Magen knurrt. Auf morschem Rock glänzt Fleck bei Fleck. Darunter starrt das Hemd von Dreck. Aus Pfützen schlürft das Sohlenloch. Wer pumpt mir noch? Wer pumpt mir noch? Wer pumpt mir einen Taler noch? Kein Geld, kein Schnaps, kein Fraß, kein Weib. In mürben Knochen kracht der Leib. Die Nacht ist kalt. Es kratzt das Stroh. Die Laus marschiert, es hupft der Floh. Die Welt ist groß, der Himmel hoch. Wer pumpt mir noch? Wer pumpt mir noch? Wer pumpt mir einen Taler noch? Noch einen einzigen Taler nur: für einen Schnaps! Für eine Hur! Für eine Hur, für eine Braut! Das Leben ist versaut! versaut! Nur einen Taler! Helft mir doch! Wer pumpt mir noch? Wer pumpt mir noch? Wer pumpt mir einen Taler noch? Aufforderung zum Tanz
Hopla, hopla, hop – juhö! Um die Wette mit die Flöh! Um die Wette mit die Wanzen! Hopla, Schickse, laß uns tanzen! Hopla, hopla, hop – juhei! Flöh und Wanzen in die Reih! Und die Beine in die Luft! Hopla, Schickse, das ist duft! Hopla, hopla, hop – juhu! Hopla, komm doch, Rindvieh du! Kunde, Schickse, Floh und Wanz! Hopla, hop – das ist ein Tanz! Immer noch die dürftigen Nöte
Immer noch die dürftigen Nöte! War mir doch das Geld vergönnt, daß ich eine neue Flöte meinen Liedern kaufen könnt! Eine Flöte, drauf ich bliese kummerfreie Melodein. Die mich heut begleitet, diese Knarre sargt ich sorglich ein. Schön von Holz, doch nicht von Pappe sei mein Instrument gebaut, und aus edler Silberklappe ströme meines Atems Laut. Sammelt für den Dichter, sammelt, daß aus Gelde Freude sprießt! Haltet nicht das Tor verrammelt, das des Dichters Lied verschließt! Hätt ich erst die neue Flöte, Denkmal eures Opfersinns – der Gesang, den ich euch böte, wäre mehr als Dank und Zins. Und ihr alle ohne Zweifel sängt nach meinem Notenblatt, von der Weichsel bis zur Eifel, von der Alp zum Kattegatt. Versnot
Der gute Saft ist im Gehirn erfroren, der sich in Verse zu ergießen pflegt. So Blei wie Feder stecken unbewegt, von Haaren überflutet, an den Ohren. Heiz mir die Seele, liebe Sonne du! Blaublümlein, weh mir Düfte in die Nase! Umsäusle mich, o Zephirwind, und blase mir Jamben oder Anapaeste zu! Warum, ihr Tränendrüsen, wahrt in steifer Verstocktheit ihr das Naß in den Gehäusen? Die Wimper klappt. Nun öffnet eure Schleusen, und spritzt mir salzige Fluten an den Kneifer! Sehnsucht und Liebe, himmlische Geschwister, packt mich beim Schopf! Ergreift mich, Todesschauer! ... Doch weh, das süße Ahnen all ward sauer, geschlossen bleibt das Leidenschaftsregister. Oh, teure Muse, stimme mich ekstatisch: ...



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