Münch | Die Frauenwelt der Zukunft vor 100 Jahren | Buch | 978-3-910234-72-7 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 72, 306 Seiten, Format (B × H): 135 mm x 200 mm, Gewicht: 350 g

Reihe: Deutsche Zukunftsvisionen vor 100 Jahren

Münch

Die Frauenwelt der Zukunft vor 100 Jahren

Feministische und antifeministische Utopien von Frauen 1884 - 1914
zum 115. Weltfrauentag am 8. März 2025
ISBN: 978-3-910234-72-7
Verlag: synergenVerlag

Feministische und antifeministische Utopien von Frauen 1884 - 1914

Buch, Deutsch, Band 72, 306 Seiten, Format (B × H): 135 mm x 200 mm, Gewicht: 350 g

Reihe: Deutsche Zukunftsvisionen vor 100 Jahren

ISBN: 978-3-910234-72-7
Verlag: synergenVerlag


Frauen haben im langen 19. Jahrhundert ebenfalls schon früh Science Fiction sowie feministische und antifeministische Utopien zur Frauenwelt der Zukunft verfasst, die in dieser Anthologie mit ausschließlich weiblicher SF des Kaiserreichs erstmals umfangreich präsentiert werden.

In der bedeutenden dystopischen SF-Novelle „Ein gelöstes Problem“ (1884) löst Franziska Kapff-Essenther das „Problem“ ihrer Zeit, die „Frauenfrage“, radikal. In ihrer Zukunftswelt gibt es keine Frauen mehr, sondern nur noch Retortenbabys und geklonte Männer.

In der dagegen recht zahmen Utopie L. von Bolskis „In hundert Jahren“ (1887) bestimmen Frauen das gesellschaftliche und universitäre Leben in einer globalisierten, hypermobilen Welt, sodass einem missliebigen männlichen Universitäts-Dozenten schnell gekündigt werden kann und der in ihn verliebten Studentin nur noch übrigbleibt, an einem Fläschchen zu riechen, in dem die Gefühle als „Geruch von Liebe und Treue“ konserviert werden.

In „Ein Ball im Jahre 1990“ (1890) von L. Falb sind die „Universalmenschen“ zu faul zum Tanzen und zur Konversation mit Frauen, sodass die Männer sich durch mehrere Automatenkopien vertreten lassen.

Therese Haupt antizipierte schon 1899 in „Die Frau nach fünfhundert Jahren“, dass, nachdem ein mörderischer Weltkrieg den Großteil der Männer vernichtet hat, nun geistig und körperlich überlegene Frauen die globalisierte und hypermobile, technik- und wissenschaftsorientierte Welt bestimmen, während die infantilen Ehemänner ihnen nur zeitweise angetraut sind. Bei Liebeskummer kann man sich „einen neuen nichtsfühlenden Herzmuskel“ einsetzen lassen.

Franziska Wolf löst in der kurzen Dystopie „Zukunftsmusik“ (1907) den künftigen gravierenden Männermangel in Europa, bei dem die wenigen Männer von Frauen schon totgeküsst wurden, durch einen neuen Messias, der einen Massenselbstmord der Frauen predigt.

„Im Lande Philhomonien“ von Anna Costenoble („Die Ehe ist eine chemische Reinigungsanstalt für den Mann,“ 1907) drohen hingegen ganze Großstädte zu veröden, weil die Heiratsscheu der Männer zu keinen Ehen mehr führt, bis die Frauen ankündigen, in einem Frauenstift ins Zölibat gehen zu wollen, sodass: „Wochenlang hatte das Standesamt keine Ferien mehr.“

Paula Hart entwarf 1910 in ihrer „Zukunftsskizze aus dem Jahre 2010“ eine degenerierte Gesellschaft in einer müßigen Welt des Luxus, in der die Chirurgie so weit fortgeschritten ist, dass bei Sportflügen verunglückte Männer aus Organresten wieder zusammengeflickt werden können und Dienstboten aus Grönland sowie Gespielinnen für die Kinder in Europa aus den Kolonien eingeflogen werden.

E. Tanne postulierte 1910 in Die Frauenwelt auf dem Mars, dass nur eine Separierung von der Männerwelt zur gleichberechtigten Emanzipation der Frau führen wird, fordert in ihrer Öko-Utopie der Lebensreform-Bewegung zudem eine naturgemäße Lebensweise und „Menstruationshäuser“. Denn: „Nur Frauen können Frauen erziehen, unterrichten, richten und regieren.“

Ellen Key („Die Frau der Zukunft wagt, Gefühle zu empfinden und zu bekennen, die sie jetzt unterdrückt und verhehlt,“ 1899) antizipierte in der Kurzdystopie „Die Frau in 100 Jahren“ (1910) für das Jahr 2000 eine weitgehend gleichgeschaltete und vollständig reglementierte Gesellschaft, in der das Leben chemisch und mechanisch bestimmt wird, der Freiheits- und Individualitätsdrang durch Impfungen unterdrückt wird sowie „Männer masculinfrei und Frauen femininfrei“ konditioniert werden, sodass die Geschlechter nur noch anhand ihrer Kleidung unterschieden werden können.

Dora Dyx setzt in „Die Frau und die Liebe in 100 Jahren“ (1910) auf die „radioaktiven Sympathiestahlen der Seele und des Herzens“, die sichtbar gemacht und gemessen werden können, sodass es „ein Vortäuschen oder Vorspiegeln von Liebe nicht mehr geben kann“.

In der technischen Kriegsutopie von P. Berendt 1913 ist eine Frau „Die Herrin der Lüfte“, die eine kriegsentscheidende Radium-Defensivwaffe erfindet, mit ihrem neuartigen Luftschiff den selbsternannten „Gott der Erde“ Armenius besiegt und sogar einen Weltkrieg verhindert, um nach der gewonnenen finalen Schlacht „nur noch die deutsche Frau zu sein, die für ihren Gatten lebt und sorgt.“

Magda Trott wollte hingegen in „Vor der Gründung des Frauenstaates“ schon im Januar 1914 – nach einem sehr prophetisch antizipierten Weltkrieg, der mittels deutscher Wunderwaffen gewonnen wird, – einen „Frauenstaat“ in der Lüneburger Heide etablieren.

Auch für Luise Schulze-Brück (1914) war in „Die Frau der Zukunft“ nach Frauenwahlrecht und weiblichen Abgeordneten der Frauenstaat die logische Konsequenz für „die Gesundung unseres Volkes.“

Eines ist allen weiblichen Utopien gemeinsam: Die Frauenwelt der Zukunft ist eine Welt des Friedens und die Zukunftsehe ist eine Ehe auf Zeit.

Inhalt:

Zum feminin-utopischen Geleit

1884 Franziska von Kapff-Essenther: Ein gelöstes Problem

1887 L. von Bolski: In hundert Jahren

1890 L. Falb: Ein Ball im Jahre 1990

1899 Therese Haupt: Die Frau nach fünfhundert Jahren

1907 Franziska Wolf: Zukunftsmusik

1907 Anna Costenoble: Im Lande Philhomonien

1910 Paula Hart: Zukunftsskizze aus dem Jahre 2010

1910 E. Tanne: Die Frauenwelt auf dem Mars

1910 Ellen Key: Die Frau in hundert Jahren

1910 Dora Dyx: Die Frau und die Liebe in 100 Jahren

1913 P. Berendt: Die Herrin der Lüfte

1914 Magda Trott: Vor der Gründung des Frauenstaates

1914 Luise Schulze-Brück: Die Frau der Zukunft

Nachwort: Die Zukunft vor 100 Jahren war (auch) weiblich – Die Genese der Gattung in Deutschland und die ersten Frauen, die 1873 - 1914 Science Fiction verfassten.

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