E-Book, Deutsch, 252 Seiten
na'Bloss / Klewer / Cremer PYROMANIA. DAS WELTENBRENNEN
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-95765-893-7
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Nur ein guter Grund gibt einen guten Krieg
E-Book, Deutsch, 252 Seiten
ISBN: 978-3-95765-893-7
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Man stelle sich vor ... Sternenhimmel, eine Galaxie ... ein Planetensystem ... funkelnde Sterne, ein wunderschönes Szenario ... wie gemacht für eine romantische Liebesgeschichte ... Und zwei Flotten ... nein, Armaden von Raumschiffen ... bis an die Zähne der Kommandanten bewaffnet ... Majestätische Flottenbewegungen zur Musik von 'Art of Noise' ... 'Paranoimia' ... Wie schön das Universum ist ... Und dann bricht die Hölle los.
Robert na'Bloss, am 05.05.1960 als Sohn eines Briten und einer Palästinenserin in Tel Aviv, Israel, geboren, aufgewachsen in Deutschland; er lebt seit 1982 an verschiedenen Orten in Westafrika, wo er vorrangig als Logistiker für Hilfsorganisationen tätig ist. Erste Schreiberfahrungen fanden Ende der 70er Jahre statt. Seine Schriftstellerei besitzt autobiografische und therapeutische Elemente.
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Markus Cremer: Notruf von Varietas
Mit schwungvoller Handschrift setzte die Kapitänin Patricia Woods ihre Unterschrift unter die Schilderung des letzten Abenteuers der Jules III. Voll Ingrimm dachte sie an die Sklavenhändler und ihre Absicht, die Besatzung ihres Schiffes an den Meistbietenden zu verschachern. Sie steckte das zusammengerollte Papier in eine Glasflasche und verkorkte den Inhalt. Das Miniaturschott kurbelte sie langsam nach unten. Ein Fehler und sie würde in den Weltraum gesogen. Gerade platzierte sie die Flasche im Schott, als ihre Kabinentür aufgerissen wurde. »Wer wagt es!«, schrie sie und wirbelte auf ihrer Beinprothese herum. Unwillkürlich packte ihre Hand die kurze Peitsche. Im Türrahmen stand der breit grinsende Matt Christie, ihr Erster Offizier. Da die Besatzung durch den Unfall enorm dezimiert worden war, bestand die Crew aus insgesamt sieben Menschen. Die »Gäste« nicht mitgerechnet. »Da draußen befindet sich etwas wirklich Interessantes«, sagte er und sah sich in ihrer Kabine um. »Auch ein Erster Offizier hat sich an das Protokoll der Königlichen Marine Ihrer Majestät zu halten«, brauste Patricia auf. »Sie klopfen an! Immer!« Matt Christie grinste sie an und zeigte dabei seine goldenen Zähne. »Würde ich tun, doch in Anbetracht unserer prekären Situation und der Aussicht auf einen noch unentdeckten Planeten voraus, dachte ich …« »Unsere prekäre Situation, wie Sie die unglückselige Explosion unseres Hauptkessels bezeichnen, hat nichts mit dem Verhalten an Bord dieses Schiffes zu tun.« »Der Kapitän sah dies anders«, erwiderte Matt. »Kapitän Hillary ist tot, ich bin jetzt die neue Kapitänin!« »Wir sind mit Ihrer Arbeit auch wirklich zufrieden«, sagte Matt. Das Grinsen verließ nicht eine Sekunde den Bereich unterhalb seines gewaltigen Schnurrbartes. Ohne es zu wollen, mochte sie diese Art von Verwegenheit und Disziplinlosigkeit. Zumindest ein wenig, obwohl sie dies nie zugeben würde. »Für diese Unverschämtheit gehören Sie ausgepeitscht!«, sagte sie. Etwas an diesem ehemaligen Piraten brachte sie stets unverzüglich in Rage. Warum? Es war nicht nur seine Weigerung, sich jeder Hierarchie zu unterwerfen. Die Lässigkeit, mit der er seinen Dienst im Angesicht ihrer bedrohlichen Lage verrichtete, verblüffte sie in hohem Maße. »Wie dem auch sei, der Planet zeigt einen ungewöhnlichen Anhang. Bonnie vermutet, dass es sich um einen wunderlichen Trabanten handelt. Möglicherweise ein Raumschiff.« »Was? Wo? Warum erzählen Sie mir dies nicht sofort?!« Sie stieß ihn zur Seite und humpelte in Richtung Brücke davon. Ihr Erster Offizier folgte ihr mit dem gemurmelten Spruch: »Wie immer ist sie mir einen Schritt voraus.« Sie überhörte den Spruch bewusst. Auf der Brücke hielt der dunkelhäutige Kanonier Jambaar das Steuerrad, während die Forscherin Bonnie Leach Messungen am Fernrohr vornahm. »Kapitänin auf der Brücke«, schmetterte ihr die dumpfe Stimme Jambaars entgegen. »Weitermachen«, befahl Patricia und begab sich an die Seite von Bonnie. Die Expertin für Ätherkunde blickte auf und sah sie mit dem aufgeregten Blick eines Kindes an. »Die Kurzfassung«, forderte Patricia. »Schwer zu sagen«, begann Bonnie, »ich empfange widersprüchliche Signale. Vor uns befindet sich so etwas wie ein Planet. Ich habe ihn ›Varietas‹ getauft.« »Sie haben was?«, fragte Patricia verblüfft. »Diese Sache obliegt dem Kommandanten der Operation …« »Möglicherweise beim Militär«, unterbrach Bonnie. »In der Welt der Wissenschaften wird dies anders geregelt.« Der Peitschengriff knirschte unter Patricias Fingern. »Wie auch immer, was ist mit diesem Planeten? Glauben Sie, wir könnten unseren Kessel dort reparieren lassen?« »Ich bezweifele es, denn die Äthersignatur von Varietas ist verblüffend, um es einmal laienhaft darzustellen. Es scheint sich bei allen Lebensformen um Variationen derselben Signatur zu handeln.« »Weiter?« »Es könnte sich um einen Fehler der Detektoren handeln oder um ein ungünstiges Verhältnis von Signalstärke zum Hintergrundrauschen …« »Kapitän«, blaffte Jambaar vom Steuerrad aus, »wir werden angegriffen!« »Jambaar, an die Kanonen.« Patricia fuhr herum und übernahm das Steuer. Durch das vordere Sichtfenster erblickte sie den grünen Planeten Varietas. Wesentlich näher schwebte sein sonderbarer Trabant an die Jules III heran. Das kugelförmige Gebilde war größer als der Raumer und schien aus grünlichem Schleim zu bestehen. Aus den Tiefen dieser Schleimkugel bildete sich ein tentakelähnlicher Fangarm aus. Patricia schätzte den Kurs des Tentakels ab und warf das Steuerrad schwungvoll herum. »Ein Seitensegel hat einen Riss!«, verkündete die Sprechanlage scheppernd. »Einholen, Olivia«, befahl Patricia der Technikerin am anderen Ende der Verbindung. »Jambaar, was machen die Kanonen? Feuer frei!« »Feuer kommt!«, meldete Jambaar. »Kettenladung und Schrapnell.« Eine Erschütterung ließ das Schiff erbeben. Von ihrer Position aus sah Patricia, wie die Ladung Metallschrott und zwei mit Ketten verbundenen Kugeln den angreifenden Tentakel in Stücke rissen. Der Trabant bildete weitere Fangarme aus, doch er entfernte sich bereits zu schnell vom Raumer. Seine Umlaufbahn führte ihn von der Jules III fort. »Kapitän, ein Seitenruder ist defekt. Das Segel lässt sich nicht einholen. Wir müssen landen und das ganze verdammte Schiff reparieren.« »Dann bleibt nur die Landung auf Varietas«, sagte Matt Christie. »Endlich etwas Abwechslung.« »Dieser Schleimtrabant ist mit einer lianenartigen Ranke am Planeten befestigt«, sagte Bonnie Leach und ihre Augen strahlten, als sie es mitteilte. »Einzigartig. Wirklich bemerkenswert.« »Schön, wenn ich meiner Crew eine Freude machen kann«, murmelte Patricia und sah sich um. »Bonnie, wie lange dauert die Umlaufbahn dieses schleimigen Trabanten eigentlich?« »Moment … ich würde sagen, etwa fünf Minuten, warum?« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Oh!« »Olivia«, brüllte Patricia in den Trichter der Sprechanlage, »wir landen! Die Stützen ausfahren und die Segel vollständig einziehen.« Ohne ein weiteres Wort zwang die Kapitänin die Jules III in einen spiralförmigen Abwärtsdrift in Richtung Oberfläche. »Wann stoßen wir in die Atmosphäre vor?«, fragte sie beiläufig. »Gar nicht«, kam die prompte Antwort von Bonnie Leach. »Wieso nicht?«, fragte Patricia entsetzt. »Weil unsere verwirrte Forscherin zu Beginn etwas von einer Art Planet gemurmelt hat, richtig?«, warf Matt Christie ein. »Stimmt. Der Kern von Varietas ist ungewöhnlich leicht. Ich vermute, er besteht nur aus Biomasse.« »Nur aus Schleim?« Patricias Hände verkrampften sich am antiken Steuerrad. »Nein, die Äthersignale waren schwach, aber ich vermute, dass wir auf komplexe Lebensformen treffen werden.« »Wie komplex?«, fragte Matt Christie. »Varietas steht für Vielfalt und in dieser Hinsicht wird unser Ziel uns nicht enttäuschen.« Die Galionsfigur von Jules Verne bohrte sich tief in den weichen Boden. Grüne und violette Pflanzenteile stoben in jede Richtung davon. Die ausgefahrenen Stützen fanden kaum Halt in dem morastigen Untergrund. »Statusmeldung?«, rief Patricia in den Trichter. »Hülle intakt, Kapitänin. Ein Segel zerfetzt, aber reparierbar. Zeit, unsere Spinnen anzutreiben. Den Rest muss ich von außen sehen.« »Danke«, sagte sie und blickte sich in der Kommandozentrale um. »Was ist mit unseren besonderen ›Gästen‹? Immerhin haben wir sie aus der Hand der Sklavenhändler befreit. Dafür könnten sie sich ruhig etwas nützlich machen. Was wissen sie über Varietas?« »Keine Ahnung«, antwortete Bonnie. »Dann fragt sie gefälligst.« Die Forscherin hob den einzig verfügbaren Kommunikator auf und verließ die Brücke. Patricia sah aus dem verdreckten Frontfenster und entdeckte in dem undurchdringlichen Dschungel Lebewesen mit geschuppten Panzern und gelben Augen. Eines der Wesen bleckte die säbelartigen Zähne. »Wir können Hilfe brauchen«, murmelte sie. Eine der affenartigen Kreaturen stürmte auf die Seitenluke zu und zerrte an dem Metall. »An alle«, sagte sie in den Trichter der Sprechanlage, »wir sind notgelandet. Außenmontur anlegen und persönliche Bewaffnung mitführen. Absolute Priorität besitzt die Reparatur der Segel und des Seitenruders. Konfrontationen mit den Bewohnern von Varietas vermeiden. Ende.« Sie kehrte zum Steuerrad zurück und lehnte sich daran. Ihr Erster Offizier Christie tauchte neben ihr auf und hielt ihr...