Nauerth / Friedenstheologie | Was ist Friedenstheologie? | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Nauerth / Friedenstheologie Was ist Friedenstheologie?

Ein Lesebuch
2. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7526-3519-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Lesebuch

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-7526-3519-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"Jede Theologie muss Friedenstheologie sein. Jede Theologie, die keine Friedenstheologie ist, ist keine Theologie, denn sie sieht Gott nicht." (Anja Vollendorf) Das hier vorgelegte Lesebuch, eine Selbstvorstellung des noch jungen "Ökumenischen Instituts für Friedenstheologie", geht der Frage nach, was diese Aussage inhaltlich bedeuten könnte. 22 Autorinnen & Autoren vermitteln ihre friedenstheologischen Ansätze und Analysen. Wie unterschiedlich die Wege des Nachdenkens über Krieg und Frieden sich theologisch auch gestalten mögen, sie führen immer zur Ablehnung von tötender (militärischer) Gewalt als einem - vermeintlich legitimen - Mittel der Politik. "Kirche ist Kirche der Versöhnung und des von der Versöhnung her verstandenen Friedens, oder sie ist nicht." (Martin Leiner) Auch außerhalb des theologischen Diskurses, überall dort, wo die Befreiung zum Frieden in Gemeinden oder Friedensbewegungen gelebt wird und sich zu bewähren hat, muss Friedenstheologie daher verständlich und provokativ sein. Dazu dienen einige spirituelle und erzählende Texte, die den Gang der 22 theologischen Aufsätze immer wieder poetisch unterbrechen.
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Von Obrigkeiten und
(Un-) Gehorsam – eine radikal
neue Interpretation
von Römer 13
Dietrich Becker-Hinrichs Als wir uns während einer Bibelarbeit in der Woltersburger Mühle den Kopf über die paulinischen Aussagen in Römer 13 zerbrachen, wies uns Jakob Fehr, ein mennonitischer Theologe, auf einen aktuellen jüdischen Kommentar zum Römerbrief hin: „The Jewish Annotated New Testament“18. Jüdische Theolog*innen aus der ganzen Welt, mit Schwerpunkt in den USA, kommentieren dort die Bücher des Neuen Testamentes aus jüdischer Sicht. Die Botschaft Jesu und die paulinischen Briefe werden in den Zusammenhang der jüdischen Traditionen eingeordnet. Der Ausleger des Römerbriefes ist Mark Nanos. Seine Auslegung des Römerbriefes lässt Römer 13 in einem völlig neuen Licht erscheinen. Ich fasse seine Interpretation im Folgenden zusammen. WER SIND DIE ADRESSATEN DES RÖMERBRIEFES? Für Mark Nanos19 richtet sich der Römerbrief an Heiden, die sich den messianischen Gemeinschaften in den Synagogen in Rom angeschlossen haben. Er ermahnt die Heiden, die zum Glauben an den Messias Jesus gekommen sind, sich so zu verhalten, dass die übrigen Juden in der Synagogengemeinde keinen Anstoß an ihnen nehmen. Das Hauptziel des Paulus sei, zu bezeugen, dass Jesus der Messias ist. Er ermutigt die heidnischen Konvertiten, ein der Thora gemäßes Leben zu führen, um dadurch die Juden eifersüchtig zu machen auf den Glauben, damit diese ihn für sich selbst begehren. Die Exegese des Briefes muss demnach im Blick auf seinen Sitz im Leben der Synagogengemeinschaft erfolgen. Nanos geht also davon aus, dass Paulus nicht an Christen schreibt. Diesen Begriff gibt es zur Zeit der Abfassung des Römerbriefes noch nicht. Auch der Begriff Gemeinde (ekklesia) kommt im ganzen Römerbrief nicht vor, außer in Römer 16, wo Phoebe gegrüßt wird, die die Dienerin einer Gemeinde (ekklesia) in Kenchräa ist. Die messiasgläubigen Heiden haben sich noch nicht aus dem Zusammenhang mit der Synagogengemeinde gelöst, sondern sind eigene Gruppen innerhalb der Synagogengemeinde. Die Adressaten des Römerbriefes sind also heidnische Konvertiten, die sich der Synagogengemeinde angeschlossen haben. Sie kennen die Thora nicht und sind mit der jüdischen Praxis nicht vertraut. Sie kommen aus einer heidnischen Umgebung. Wenn sie sich zu einem messianischen Judentum bekehren, treten sie damit in eine bereits existierende Synagogengemeinde ein, in der bestimmte Gewohnheiten etabliert sind. Die Juden innerhalb der Synagoge lebten nach der Thora. Heiden, die sich der Gemeinde anschließen, mussten den Thoragehorsam lernen. Es gab bereits einen etablierten Prozess für Proselyten, die sich dem Judentum anschließen wollten. Paulus jedoch argumentiert, die Annahme durch Gott sei nicht abhängig davon, zunächst ein Proselyt des Judentums zu werden. Sein Argument ist, dass sowohl Juden wie Heiden den Status der Gerechtigkeit vor Gott als ein Ergebnis von Gottes unverdienter Gnade erhalten. Sowohl Juden wie auch Heiden gelangen zu Gott auf demselben Weg. Der Gehorsam gegenüber der Thora ist kein Mittel, um Gerechtigkeit zu erlangen. Er ist vielmehr das Ergebnis davon, gerecht gesprochen worden zu sein. Paulus entfaltet dieses Argument im Galaterbrief und im zweiten bis vierten Kapitel des Römerbriefes. Als Apostel der Heiden ist es sein Anliegen, dass die Heiden nicht aus der Zugehörigkeit zu Gott herausfallen. Ihr Verhalten soll die anderen Juden nicht daran hindern, Jesus als den Messias anzuerkennen. Weil die Heiden auf der Grundlage des Glaubens in der Gemeinde willkommen waren, schlossen einige daraus, dass der Thoragehorsam nicht entscheidend sei. Paulus argumentiert, dass dies teilweise richtig ist. Der Thoragehorsam spielt keine Rolle in der Gemeinschaft mit Gott. Rettung, Befreiung, Erlösung und Vergebung hängen nicht am Thoragehorsam. Aber das bedeutet nicht, dass der Gehorsam gegenüber der Thora bedeutungslos sei. Der Thoragehorsam ist die natürliche Folge der Gnade. Und der Gehorsam gegenüber der Thora ist der Weg, auf dem Gott eine heilige Gemeinschaft schafft. Sie soll ein Magnet für die Nationen sein. Unter dieser Perspektive wendet sich Nanos dann den Ermahnungen des Paulus in Römer 13 zu. RÖMER 13, 1 – 7 GEBIETET DIE UNTERORDNUNG UNTER DIE SYNAGOGENOBEREN Nanos interpretiert Römer 13 so: Die traditionelle Sicht von Römer 13 sei, dass Christen ermahnt werden, dem Staat zu gehorchen. Obwohl die „Herrschenden“ (archontes) Regierungsautoritäten sein könnten, sei es viel wahrscheinlicher, dass es Synagogenobere sind.20 Beispiele für diesen Wortgebrauch sind zahlreich in den Evangelien und in der Apostelgeschichte zu finden.21 Die Hauptsorge des Paulus sei, wie die heidnischen Konvertiten in Rom sich unter den Juden verhalten, die ihre Überzeugungen nicht teilen oder sie gar wie Feinde bekämpfen (Röm 11,28). Seine heidnischen Leser haben möglicherweise auch Widerstand gegen Synagogenautoritäten geleistet und sich ihrer Mitgliedschaftsverpflichtungen entzogen. Sie bezahlen z. B. keine Tempelsteuer. Folglich ermahnt Paulus in Römer 13,1 – 7 die messiasgläubigen Heiden in Rom. Sie sollen sich respektvoll gegenüber den Juden verhalten und die Autorität der örtlichen Oberen in der Synagoge akzeptieren. Dies schließt ein, dass sie die Tempelsteuer bezahlen wie diejenigen, die die volle Mitgliedschaft in der jüdischen Gemeinschaft anstreben. Und dies wollen ja die heidnischen Christusnachfolger. EINZELEXEGESE22 Vers 1: Jedermann sei untertan der Obrigkeit (exousias), die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit (exousia) außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott angeordnet. (Luther 2017) Jeder Mensch soll sich den Gewalten (exousias) unterordnen, die an der Macht sind. Denn es gibt keine Macht (exousia), außer von Gott. Die bestehende ist von Gott eingesetzt. (BigS) Mit Obrigkeit (exousias) oder Gewalten sind die Leiter der Synagoge gemeint, die die Macht haben. Es lohnt sich, darauf hinzuweisen, dass die Verwendung des griechischen exousias (Obrigkeit) im neuen Testament auch andernorts mit der Synagoge verbunden wird, auch durch Jesus.23 Es ist kaum anzunehmen, dass Paulus das römische Imperium als eingesetzt von Gott ansieht. Er beschreibt die Zeitumstände im römischen Imperium mit Metaphern wie „Nacht“ und „Finsternis“ (Röm 13,12) und als „böse Welt“, etwas, aus dem Menschen befreit werden müssen (vgl. Gal 1,4: „… dass er uns errette von dieser gegenwärtigen bösen Welt“). Seine Worte in 1. Thess 5,3 können als eine Parodie auf die Pax Romana verstanden werden: „Wenn sie sagen Friede und Sicherheit, dann überfällt sie schnell das Verderben wie die Wehen eine schwangere Frau.“ Von daher ist es äußerst unwahrscheinlich, dass Paulus dem römischen Staat hier gewissermaßen einen Freibrief ausstellt und ihm göttliche Autorität zumisst. Vers 2: Darum: Wer sich der Obrigkeit (exousia) widersetzt, der widerstrebt Gottes Anordnung; die ihr aber widerstreben, werden ihr Urteil empfangen. (Luther 2017) Darum: Wer sich gegen die Macht (exousia) stellt, widersetzt sich deshalb der Anordnung Gottes. Die, die Widerstand leisten, müssen damit rechnen, verurteilt zu werden. (BigS) Die jüdische Tradition schließt Kritik an Israels Führern, den Königen, Priestern und Propheten ein. Umso mehr gilt die Kritik den Führern anderer Nationen, die ihre Macht einsetzen, um die Sünder zu strafen, die aber sehr häufig die Gerechten verletzen. Sie werden bestraft werden. Oft widersetzen sich die Juden den Oberen in Taten gläubiger Rechtschaffenheit (vgl. die Königskritik in 1. Sam 8, die drei rechtschaffenen Männer im Feuerofen in Dan 3). Können wir uns vorstellen, dass der gelehrte Jude Paulus die Geschichte Daniels und der Israeliten in der babylonischen Gefangenschaft ignoriert oder das Urteil, das Gott über viele der Könige Israels gefällt hat? Vers 3: Denn die Gewalt haben (archontes), muss man nicht fürchten wegen guter, sondern wegen böser Werke. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit (exousian), so tue Gutes, dann wirst du Lob von ihr erhalten. (Luther 2017) Die Herrschenden (archontes) sind ein Schrecken – nicht für die gute Tat, aber für die böse. Wenn du nicht in Furcht vor der Obrigkeit (exousian) leben willst, dann tue das Gute. So wirst du sogar Anerkennung von ihr erhalten. (BigS) Mit den Herrschenden (archontes) sind die Leiter der Synagogengemeinde in Rom gemeint. Vers 4: Denn sie ist Gottes Dienerin (theou diakonos), dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert (machairan) nicht umsonst. Sie ist Gottes Dienerin (theou diakonos) und vollzieht die Strafe an dem, der Böses tut. (Luther 2017) Dienerin Gottes (theou diakonos) ist sie, dir zum Guten. Wenn du aber Böses tust, fürchte sie! Nicht umsonst...



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