Nicol / Deeg Im Wechselschritt zur Kanzel
2., überarbeitete Auflage 2013
ISBN: 978-3-647-60257-8
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
Praxisbuch Dramaturgische Homiletik
E-Book, Deutsch, 229 Seiten
ISBN: 978-3-647-60257-8
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
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Weitere Infos & Material
1;Cover
;1
2;Title Page
;4
3;Copyright
;5
4;Vorwort zur 2. Auflage;6
5;Aus dem Vorwort zur 1. Auflage;7
6;Table of Contents
;8
7;Body
;10
8;Einführung;10
9;Homiletik & Hermeneutik Grundbegriffe Dramaturgischer Homiletik;14
10;Wort & Move Von der bewegten Bewegung;22
11;Titel & Mittel Von Gehalt und Sprachgestalt;46
12;Moves & Structure Vom Teil und dem Ganzen;74
13;Bibelwort & Kanzelsprache Vom Wechselspiel der Texte;109
14;Künstlerwort & Kanzelsprache Vom eigenen und geliehenen Wort;130
15;Ritual & Rede Von Predigt und Liturgie;159
16;Predigt & Person Vom Reden und Hören;179
17;Kreation & Reflexion Vom Werkstück und seiner Bearbeitung;202
18;Literatur;219
19;Personenregister;227
20;Bibelstellenregister;229
21;Back Cover
;234
Wort & Move
Von der bewegten Bewegung
Predigt ist bewegte Bewegung. Die Bewegung des biblischen Wortes setzt sich fort im Move der Predigt. Keine Unterbrechung! Nicht: Explikation – Skopus – Applikation. Nicht: Bewegung – Stopp – Anstoß. Sondern: Der Ball der Texte rollt und stößt den Ball der Predigt an. Spannungen der Vorgabe werden zu Spannungsbögen der Kanzelrede. Das Wort der Bibel gibt seine Energie weiter an den Move der Predigt.
Dramaturgische Homiletik geht davon aus, dass eine spannungsreiche Predigt nur dort zu gewinnen ist, wo die Spannungen der biblischen Vorgabe sorgsam ausgelotet werden. Wir sprechen von „dramaturgischer Erkundung“ des Bibelworts und bieten dafür ein ganzes Bündel möglicher Schritte oder Perspektiven:
Martin Nicol, Einander ins Bild setzen, S. 75-101 [Bibel dramaturgisch erkunden], bes. S. 75-79
Auf die dramaturgische Erkundung des Bibelworts folgen Hinweise zum Handwerk des Predigtmachens. Grundlegend ist dabei der aus der amerikanischen Homiletik entlehnte Wechselschritt von Moves & Structure:
Martin Nicol, Einander ins Bild setzen, S. 102-113 [Predigt als Handlung entwerfen]
In diesem Kapitel zu Wort & Move interessiert uns genau das, was zwischen der Arbeit an der Bibel und der Arbeit an der Predigt liegt. Unsere Frage ist, wie das zusammenhängt: die Bewegung des biblischen Worts und die Bewegung der Predigt. Wie also, bitteschön, kommt man vom Wort zum Move? Und findet man vom Move der Predigt zum Wort der Bibel?
Weltläufige Beobachtungen
Reiner Kunze ist nicht nur selbst Lyriker, sondern auch ein leidenschaftlicher Übersetzer fremdsprachiger Lyrik. Wir machen den Versuch und behaupten, die Predigt sei so etwas wie eine Nachdichtung oder eben Übersetzung der biblischen Vorgabe: neue, eigene Sprache in größtmöglicher Treue zum originalen Text. Wenn man das Bild der Nachdichtung für einen Moment homiletisch gelten lässt, dann beschreibt Reiner Kunze mit wenigen Worten, worum es geht:
nachdichten
Mit der goldwaage wiegen
und das herz nicht anhalten dabei
Noch dort dem dichter folgen wo der vers
im dunkeln läßt
Den Kopf hinhalten für ihn
Reiner Kunze, 1982
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a.M.
Von Wort zu Wort also geht der Weg: vom originalen Dichterwort zur Nachdichtung, vom Bibelwort zum Wort der Predigt, vom Wort zum Move. Dagegen führte in Zeiten, in denen ein problematischer „Skopus“ die Predigtarbeit dominierte, der Weg vom Bibelwort über das Destillat zusammenfassender Sätze zu deren Umsetzung auf der Kanzel. Abstraktionshermeneutik ist das, nicht angemessen einer Predigt, die sich aufmacht, die Weltwirklichkeit Gottes mit dem Wort zu erkunden. Nicht: Wort, Skopus, Predigt. Sondern: Wort, Bewegung, Move. Die Bewegung nicht anhalten dabei. Und erst recht nicht das Herz.