Im Kinosessel versinken und an das Predigen denken – so eine eher salopp formulierte Aufgabenstellung im Programm der Erlanger Dramaturgischen Homiletik. Sie fand mit Sa´ndor Percze eine argumentativ u¨berzeugende Realisierung. Er bietet eine Fülle von Ideen fu¨r eine Kanzeldramaturgie, die sich vom Film inspirieren lässt. Dabei bleibt selbst bei einem durchgängig präsenten Hollywood die eigentümliche Dramatik der biblischen Vorgaben unübertroffen. Mit dem Kapitel zu Montage und Predigt ist Percze ein Kabinettstück der Homiletik gelungen. Es erzählt die Geschichte, wie der Film zum Kunstwerk eigener Art wurde. Dabei spielte in der frühen Sowjetunion die Technik der Montage eine zentrale Rolle: Filmstücke unterschiedlichster Provenienz werden zu einem neuen Stück Film „geschnitten“. Eine damit angeregte Predigtarbeit bedeutet Montage: Montage von Sprachstücken, die fu¨r Gotteswirklichkeit und Lebenswirklichkeit stehen. Wie diese Wirklichkeiten von Fall zu Fall zusammenkommen, bleibt der Rezeption durch eine aktiv hörende Gemeinde überlassen. Mit seinen Entdeckungen profiliert Percze gegenüber dem traditionellen Paradigma der Mitteilung von Wahrheit ein Paradigma gemeinschaftlicher Erschließung von Wirklichkeit.
Percze / Haberer / Kraft
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