Petermann / Daseking | Fallbuch WISC-V | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 353 Seiten

Petermann / Daseking Fallbuch WISC-V

Die Wechsler Intelligence Scale for Children – Fifth Edition in der Praxis
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-8444-3008-0
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Wechsler Intelligence Scale for Children – Fifth Edition in der Praxis

E-Book, Deutsch, 353 Seiten

ISBN: 978-3-8444-3008-0
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die WISC-V gehört zu den international am weitesten verbreiteten Intelligenztests für die Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen zwischen 6;0 bis 16;11 Jahren und wird bei sehr unterschiedlichen Fragestellungen in der psychologischen Praxis eingesetzt.

In diesem Fallbuch werden nach einer Einführung in die Intelligenzdiagnostik mit der WISC-V zu verschiedenen kinder- und jugendpsychologischen sowie pädagogischen Fragestellungen WISC-V-Profile vorgestellt, analysiert und interpretiert. Die Profilinterpretationen decken ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten der WISC-V ab und beziehen sich auf Lernstörungen, neurologische und psychische Störungen sowie die Anwendung der WISC-V bei Kindern mit Migrationshintergrund, Hochbegabung und Intelligenzminderung.

Alle Falldarstellungen sind nach einer einheitlichen Struktur aufgebaut und werden durch Empfehlungen für eine weiterführende Diagnostik und Intervention ergänzt. Testanwender erhalten in diesem Band praxisorientierte Hilfen für die Auswertung und Interpretation von WISC-V-Testergebnissen, um so die Interpretationsmöglichkeiten der Testprofile besser ausschöpfen zu können. Ein Glossar mit häufig gestellten Fragen zur WISC-V rundet den Band ab.

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Zielgruppe


Psycholog_innen, Mitarbeiter_innen in Beratungsstellen und Fördereinrichtungen, Sonderschulpädagog_innen und Kinderärzt_innen.

Weitere Infos & Material


|39|2  WISC-V und ihre intelligenztheoretische Einbettung
Manfred Mickley Aus der weit über 100 Jahre währenden Entwicklungsgeschichte der Intelligenzdiagnostik (vgl. die Übersichten von Hagmann-von Arx, Beyer & Grob, 2008; Wasserman, 2018) werden die Wechsler-Tests als eine der Säulen psychologischer Diagnostik (Daseking, Petermann & Petermann, 2009) hervorgehoben. Vor über 60 Jahren traten im deutschsprachigen Bereich der Intelligenzdiagnostik von Kindern und Jugendlichen die Wechsler-Tests mit der Übertragung der US-amerikanischen Wechsler Intelligence Scale for Children (WISC; Wechsler, 1949) in den Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder (HAWIK; Hardesty & Priester, 1956) prominent hervor. Es dauerte dann 40 Jahre, bis die von David Wechsler geschaffene Dichotomie zwischen Verbal- und Handlungs-IQ mit dem HAWIK-III (Tewes, Rossmann & Schallberger, 1999) im Rahmen eines 4-Faktoren-Modells zunächst erweitert und dann mit dem HAWIK-IV/der WISC-IV (Petermann & Petermann, 2007, 2011) aufgegeben wurde. In dieser Entwicklung spiegelte sich gleichzeitig auch die Debatte „g or not g?“ wider, d.?h. die Frage, inwieweit aus klinischer Perspektive eine Kennzahl (g als „general intelligence“, ausgedrückt im Gesamt-IQ als beste Schätzung der allgemeinen Intelligenz) oder weitere Werte im Rahmen der Interpretation eines Intelligenzprofils bei der Beantwortung intelligenzdiagnostischer Fragestellungen zu bevorzugen seien. Die vielfach insbesondere als Kritik an den Wechsler-Tests formulierte Klage, dass zwischen Intelligenz-Theorie und psychometrisch fundierter Intelligenz-Messung eine inakzeptable Lücke herrsche (vgl. Flanagan & McGrew, 1997), und dass Intelligenztests eher unklar an theoretische Modelle der Intelligenz gekoppelt seien, wurde Ende des 20. Jahrhunderts mit der Entwicklung des CHC-Modells aufgegriffen (McGrew, 1997). In den deutschsprachigen Manualen zum HAWIK-IV bzw. zur WISC-IV und aktuell zur WISC-V (Wechsler, 2017) findet diese theoretische Diskussion jedoch keinen ausdrücklichen Niederschlag. Aus diesem Grund soll an dieser Stelle eine entsprechende Einbettung der WISC-V in aktuelle Intelligenztheorien vorgenommen werden. |40|2.1  CHC-Modell
Neben Spearmans Theorie des Generalfaktors der Intelligenz (g) ist das CHC-Modell auch im deutschsprachigen Raum ein oft diskutiertes theoretisches Modell psychometrisch fundierter Intelligenzdiagnostik (vgl. Mickley & Renner, 2010, 2019; Süß & Beauducel, 2011). Die aktuellste Darstellung des CHC-Modells findet sich in Schneider und McGrew (2018). In der hier vorliegenden Darstellung wurde diese Weiterentwicklung jedoch nicht berücksichtigt, da die WISC-V in den USA vor der Publikation von Schneider und McGrew (2018) veröffentlicht wurde. Im hierarchischen CHC-Modell, das Intelligenz als differenziertes, multifaktorielles psychologisches Konstrukt darstellt (vgl. Abb. 2.1), werden drei Ebenen differenziert. Auf der obersten Ebene (Schicht III) wird das Konzept der Allgemeinen Intelligenz (g) abgebildet. Auf einer mittleren Ebene (Schicht II) werden als Synthese der Ergebnisse faktorenanalytischer Untersuchungen breite und damit zentrale Intelligenzfaktoren beschrieben, die bei der weiteren intelligenztheoretischen Einbettung der WISC-V eine besondere Rolle spielen. Eine genauere Beschreibung dieser Intelligenzfaktoren findet sich z.?B. bei Flanagan et al. (2013) oder Mickley und Renner (2019). Auf der untersten Ebene des CHC-Modells (Schicht I) werden enger definierte Fähigkeitsbereiche dargestellt, die die ihnen jeweilig zugeordneten Schicht-II-Faktoren differenzieren. Anmerkungen: Die benutzten Abkürzungen für die Intelligenzfaktoren der Schicht II ergeben sich aus den US-amerikanischen Bezeichnungen (Bsp. „Glr“ als Abkürzung für „long-term retrieval“). Die breiten Intelligenzfaktoren der Schicht II beinhalten: domänenspezifische (das sind u.?a. sensorisch bezogene) Intelligenzfaktoren wie visuelle und auditive Verarbeitung (Gv und Ga), |41|domänenunspezifische Intelligenzfaktoren, die prozessuale Verarbeitungsaspekte intelligenten Verhaltens, wie logisch-schlussfolgerndes Denken (Gf), kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit (Gs) und Gedächtnisleistungen sowohl im Bereich des Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnisses (Gsm) als auch bei der Langzeitspeicherung und des effizienten Wiederabrufs gespeicherter Informationen (Glr) umfassen sowie Intelligenzfaktoren, die die Breite und Tiefe des allgemeinen (Gc) und des spezifischen Wissens (Gkn) repräsentieren, ergänzt durch die kulturrelevanten Bereiche Lesen und Schreiben (Grw) sowie Zahlenwissen (Gq). Das CHC-Modell kann herangezogen werden, um folgende Fragen zu differenzieren (vgl. Mickley & Renner, 2010): Welche kognitiven Fähigkeitsbereiche oder Intelligenzkomponenten sollen überhaupt für intelligenzdiagnostische Untersuchungen unterschieden werden? Welche dieser Fähigkeitsbereiche sind für die Beantwortung welcher klinisch-diagnostischen Fragestellungen relevant? Wie werden Aufgabenstellungen der Untertests in Intelligenztests diesen Fähigkeitsbereichen zugeordnet? Mickley und Renner (2019) formulieren wesentliche Vorteile des CHC-Modells. Dazu zählt die einheitliche Terminologie des CHC-Modells, die für diagnostische Praktiker_innen wie Theoretiker_innen eine Basis für Kommunikation und Verständigung über das Konstrukt Intelligenz darstellt (Aspekt der Konstruktvalidität). Intelligenzdiagnostische Befunde können zudem strukturiert dargestellt und miteinander verglichen werden (u.?a. Aspekt der Inhaltsvalidität). Außerdem lassen sich intelligenzdiagnostische Untersuchungen in Abhängigkeit von der klinischen Fragestellung klarer, d.?h. spezifischer planen und umsetzen. Im Rahmen des diagnostischen Prozesses kann das CHC-Modell eine Grundlage für ein Cross-Battery-Assessment (Flanagan, Ortiz & Alfonso, 2013) darstellen, um ggf. die durch ein einziges Testverfahren unzureichend oder gar nicht abgedeckten, aber für die Fragestellung relevanten Fähigkeitsbereiche zu erfassen (Aspekt inkrementeller Validität). Forschungsergebnisse zur Bedeutung spezifischer Intelligenzfaktoren für schulische Bildungsprozesse können systematischer dargestellt und genutzt werden (vgl. u.?a. Flanagan, Alfonso, Costa, Palma & Leahy, 2018; Flanagan, Ortiz & Alfonso, 2013; McGrew & Wendling, 2010). Die oftmals kontrovers geführte Diskussion zum sogenannten Diskrepanzkriterium im Rahmen einer Diagnostik spezifischer Lernstörungen kann mithilfe des CHC-Modells präziser geführt werden (vgl. u.?a. Flanagan et al., 2018; Tischler, 2019). Zudem bietet das CHC-Modell die Möglichkeit, diagnostische Tätigkeit mit neuropsychologischen Konzepten und Kenntnissen zu verknüpfen (vgl. Miller & Maricle, 2018; Woodcock, Maricle, Miller & McGill, 2018). Es schafft bessere Möglichkeiten, spezifische Interventionsideen auf der Grundlage intelligenzdiagnostischer Befunde abzuleiten (vgl. Mascolo, Alfonso & Flanagan, 2014; Mather & Wendling, 2018). |42|2.2  WISC-V und CHC-Modell
Bereits im Fallbuch HAWIK-IV ordneten Daseking et al. (2009, S. 19f.) Untertests der deutschsprachigen Version der Wechsler Intelligence Scale for Children – Fourth Edition (HAWIK-IV/WISC-IV) den breiten Intelligenzfaktoren des CHC-Modells auf Schicht II zu. Diese Zuordnungen machten deutlich, dass der Index Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken (WLD), der sich aus den Untertests Mosaik-Test, Matrizen-Test und Bildkonzepte zusammensetzte, unter einer CHC-Perspektive inkonsistent...



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