E-Book, Deutsch, Band 5, 296 Seiten
Reihe: Ein Fall für den Mönch
Peters Bruder Cadfael und der Hochzeitsmord
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-6930-4
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 5, 296 Seiten
Reihe: Ein Fall für den Mönch
ISBN: 978-3-7325-6930-4
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die Kult-Krimi-Serie endlich als eBook! In der Abtei von Shrewsbury soll die Hochzeit des mächtigen Edelmanns Huon de Domville mit der jungen Iveta de Massard gefeiert werden. Bruder Cadfael erkennt jedoch schnell, dass diese Verbindung rein politische Gründe hat und das Mädchen eigentlich einen anderen liebt - ausgerechnet einen Knappen ihres zukünftigen Gatten. Als de Domville ermordet wird, scheint der Täter schnell ausgemacht ... Bruder Cadfael aber ist von der Unschuld des Knappen überzeugt. Doch wird es ihm auch gelingen, das zu beweisen? Der Krimi ist in einer früheren Auflage bereits unter dem Titel 'Der Hochzeitsmord' erschienen. Über die Reihe: Morde und Mysterien im finstersten Mittelalter des 12. Jahrhunderts liefern den perfekten Hintergrund für die spannenden Abenteuer des Bruders Cadfael, eines ehemaligen Kreuzritters, der sich als Mönch in die Abtei St. Peter & Paul nahe Shrewsbury zurückgezogen hat. Doch ein ruhiges Leben als Kräutergärtner und Heilkundiger ist ihm nicht vergönnt: Immer wieder muss er seine detektivischen Fähigkeiten einsetzen, um Verbrechen in der Gemeinde aufzuklären. eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
Ellis Peters ist das Pseudonym der 1913 geborenen englischen Autorin Edith Pargeter. Ihre Bruder-Cadfael-Reihe erschien in 15 Sprachen und mehr als 20 Ländern und wurde erfolgreich von der BBC verfilmt. Ihr Wissen als Apothekenhelferin war der Ausgangspunkt für den kräuterkundigen Bruder Cadfael. Ellis Peters starb im Oktober 1995.
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In prächtigen Gewändern erschienen Sir Godfrid Picard und seine Gemahlin zum Vespergottesdienst. Mit niedergeschlagenen Augen ging Iveta de Massard zwischen ihnen wie ein Lamm, das zum Opferaltar geführt wird. Eine ältliche Zofe mit einem harten Gesicht trug Lady Picards Gebetsbuch, und Sir Godfrid folgte ein Diener. Das Mädchen hatte die schönen Kleider abgelegt und war in einfache dunkle Farben gekleidet. Ein Schleier bedeckte ihr goldblondes Haar. Während des ganzen Gottesdienstes blieb sie blass und stumm, und nicht ein einziges Mal sah sie auf. Von seinem Platz bei den anderen Klosterbrüdern aus beobachtete Cadfael Iveta mit Neugier und Sympathie, und je länger er sie betrachtete, desto mehr wunderte er sich. Welches Verwandtschaftsverhältnis mochte zwischen ihr und jenem Kreuzritter bestehen, der seinerzeit eine Legende gewesen war, wenn auch die heutige Generation ihn vergessen zu haben schien? Wenn ein Mann vierzig Jahre in seinem Grab liegt, ist er wirklich tot. Als die Mönche am Ende des Gottesdienstes in einer Reihe hintereinander die Kirche verließen, um im Refektorium das Nachtmahl einzunehmen, stand Iveta auf, trat mit gefalteten Händen an den Marienaltar, und kniete nieder. Es schien Cadfael, als habe Agnes Picard ihr folgen wollen, sei aber von ihrem Mann, der ihr eine Hand auf den Arm legte, zurückgehalten worden, denn eben kam Prior Robert Pennant auf sie zu. Er ließ es sich nie nehmen, Gäste, die wie er zum normannischen Adel gehörten, persönlich zu begrüßen, und seine hochgewachsene, weißhaarige Gestalt strahlte vornehme Würde aus, als er nun vermutlich eine höfliche Einladung aussprach, die man nicht würde ablehnen können. Die Lady warf ihrer Nichte, die tief ins Gebet versunken war, einen scharfen, prüfenden Blick zu, bevor sie der Einladung des Priors folgte und zwischen ihm und ihrem Mann die Kirche verließ. Cadfael aß in aller Eile. Die unschönen Ereignisse, deren Zeuge er geworden war und gegen die all seine Kräuter nichts ausrichten konnten, beschäftigten ihn immer noch. Nur gut, dass – dank Bruder Oswins Eifer – eine Arbeit auf ihn wartete, die seine volle Aufmerksamkeit erforderte. Iveta erhob sich erst, als es einige Minuten lang still um sie und die höfliche, zuvorkommende Stimme des Priors verklungen war. Sie schlich zum Südportal der Kirche und spähte vorsichtig hinaus. Robert hatte seine Gäste in den Klosterhof geführt, um ihnen die letzten Blüten der sorgfältig gepflegten Rosen zu zeigen. Sie kehrten ihr den Rücken zu, und der westliche Wandelgang des Klosters lag offen vor ihr. Iveta raffte ihre Röcke, nahm ihren ganzen Mut zusammen und lief wie eine verschreckte Maus hinaus in den großen Hof, wo sie kurz stehen blieb und sich verzweifelt umsah. Nur sie selbst wusste, wie viel Tapferkeit und wie wenig Hoffnung sie besaß. Sie war zum ersten Mal in diesem Kloster und mit den Örtlichkeiten nicht vertraut, aber zwischen dem Gästehaus und dem Haus des Abtes sah sie zwei grüne Hecken, die einen schmalen Pfad begrenzten, und dahinter die Wipfel einiger Bäume. Dort mussten die Klostergärten sein, in denen um diese Zeit gewiss niemand mehr war. Irgendwo dort, hatte er gesagt, werde er auf sie warten, und als sie an ihm vorbeigeritten war, hatte sie ihm das verabredete Zeichen gegeben, mit dem sie ihm bedeutete, dass sie kommen werde. Warum hatte sie das getan? Es konnte ja nur ein Abschied sein. Dennoch eilte sie weiter, mit jenem verzweifelten Mut, den sie lieber schon lange zuvor, als es noch nicht zu spät war, hätte aufbringen sollen. Das feierliche Verlöbnis war bekanntgegeben – ein Vertrag, der fast so bindend war wie die Hochzeit selbst. Es war weit einfacher, sich aus dem Leben zu stehlen als aus einer solchen Abmachung. Die dicken grünen Wände umschlossen sie und verstärkten das Zwielicht der Abenddämmerung. Sie atmete tief durch und ging langsamer. Wohin sollte sie sich wenden? Der Weg zur Rechten führte zwischen der Rückseite des Gästehauses und den Fischteichen des Klosters hindurch, und hinter dem zweiten Teich überspannte eine kleine Brücke den Mühlkanal kurz vor seiner Einmündung in den Mühlweiher. Auf der anderen Seite der Brücke führte der Weg zu einem kleinen Tor in einer altersschwachen Mauer. Sie schlüpfte hindurch und fühlte sich gleich unendlich viel sicherer, und die würzigen Duftwolken, die aufstiegen, als ihr Gewand die Blätter der Pflanzen, die dort wuchsen, streifte, gaben ihr ein seltsames Gefühl der Ruhe und des Trostes. Der umfriedete Garten war erfüllt von den aromatischen Düften von Rosmarin und Lavendel, von Minze und Thymian, von allen möglichen Kräutern, die jetzt, im Herbst, schon etwas welk geworden waren und sich auf den Winter vorbereiteten. Die meisten Blüten, die der Sommer hervorgebracht hatte, waren bereits geerntet. Eine Hand streckte sich aus einem Laubengang und ergriff ihren Arm, und eine hastige Stimme flüsterte: »Hier entlang, schnell! Dort hinten steht eine Hütte … die Kräuterküche des Apothekers. Komm! Dort wird uns niemand suchen.« Jedes Mal, wenn es ihr gelungen war, ihm nahe zu sein – das war sehr selten und immer nur für kurze Zeit der Fall gewesen –, hatte schon allein seine Größe sie überrascht und beruhigt: Zu seinem Kopf musste sie aufsehen, seine Schultern waren breit, seine Arme lang und seine Hüften schmal und geschmeidig, und ihr war, als könne sein großer Schatten sie gegen alle Bedrohungen schützen wie ein gemauerter Turm. Aber sie wusste, dass das ein Wunschtraum war, dass er ebenso unglücklich und verletzbar war wie sie, und dieser Gedanke allein ließ sie mehr um ihn fürchten als um sich selbst. Wenn der Zorn hoher Herren erst einmal erregt war, waren sie sehr wohl imstande, junge Knappen zu vernichten, so groß und stark und waffenkundig diese auch sein mochten. »Und wenn uns dort jemand findet?«, flüsterte sie und klammerte sich an seinen Arm. »Um diese Tageszeit? Kein Mensch wird uns dort suchen. Die Mönche sind jetzt beim Essen, und danach versammeln sie sich im Kapitelsaal.« Er führte sie zum Gartenhaus, unter dessen vorspringendem Dach Büschel getrockneter Kräuter hingen. Drinnen war es warm – das Holz hatte die Wärme des Tages gespeichert –, auf den Borden funkelten Gefäße aus Glas, und die schwache Glut unter dem Trockengestell glomm im Zwielicht wie ein weit entferntes feuriges Auge. Er ließ die Tür offen stehen, so wie er sie vorgefunden hatte. Er wollte keine Spuren hinterlassen, die später auf das Eindringen von Fremden hindeuten könnten. »Iveta! Du bist wirklich gekommen! Ich fürchtete ...« »Du wusstest, dass ich kommen würde!« »Ich fürchtete, man würde dich keinen Moment aus den Augen lassen. Hör mir zu – vielleicht haben wir nicht viel Zeit. Du wirst diesem schrecklichen alten Mann nicht ausgeliefert werden. Wenn du mir vertraust, wenn du mit mir gehen willst, dann komm morgen, um diese Stunde, wieder hierher ...« »O Gott!«, stöhnte sie leise. »Warum tun wir so, als könne es einen Ausweg geben?« »Aber es gibt einen Ausweg, es muss einen geben!«, rief er hitzig. »Wenn du wirklich willst ... wenn du mich liebst ...« »Wenn ich dich liebe, sagst du?« Sie warf sich in seine Arme, und ihre eigenen Arme schlossen sich mit aller Kraft um seinen muskulösen jungen Körper, als Bruder Cadfael, dessen Schritte auf dem weichen Gras des gepflegten Gartenweges nicht zu hören gewesen waren, in aller Unschuld durch die Tür trat und sie aufschreckte. Er war weit verwunderter, als sie es waren, und machte, ihren Gesichtern nach zu urteilen, auf sie einen weit weniger furchteinflößenden Eindruck als die Person, für die sie ihn im ersten Augenblick gehalten hatten. Iveta wich zurück, bis ihre Schultern die Bretter der Schuppenwand berührten. Joscelin stand breitbeinig und beschützend vor ihr am Trockengestell. Beide hatten ihre Fassung rasch wiedergewonnen, aber ihre Beherztheit bestand zu mehr als der Hälfte aus Verzweiflung. »Ich bitte vielmals um Vergebung«, sagte Cadfael ruhig. »Ich hatte keine Ahnung, dass hier Patienten auf mich warten. Ich nehme an, der Bruder Krankenpfleger hat Euch hergeschickt. Er weiß ja, dass ich bis zur Komplet hier zu tun habe.« Er hätte wohl ebenso gut walisisch sprechen können, aber mit etwas Glück würden sie den Weg, den er ihnen zeigte, wohl sehen. Es kam ja vor, dass in scheinbar ausweglosen Situationen schlummernde Geistesgaben geweckt wurden. Und im Gegensatz zu ihnen hatte er vom Garten her das Rascheln eines Gewandes und die schnellen, gereizten Schritte einer Frau vernommen, die auf den Schuppen zukam. Cadfael stand am Trockengestell und schlug mit einem Feuerstein Funken, um sein Öllämpchen zu entzünden, als Agnes Picards hagere, furchteinflößende Gestalt in der Tür erschien. Sie hatte die Brauen zusammengezogen, sodass sie ihr Gesicht wie eine gerade Linie teilten. Bruder Cadfael, der den Lampendocht entzündet und zurechtgestutzt hatte, füllte nun die Pastillen, die Bruder Oswin zum Trocknen ausgelegt hatte – sie bestanden aus pulverisierten...