E-Book, Deutsch, Band 3, 448 Seiten
Peters Die Kriegerin - Tochter der Freiheit
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8412-3409-4
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 3, 448 Seiten
Reihe: Kämpferische Frauen der Antike
ISBN: 978-3-8412-3409-4
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kann sie die Skythen für einen letzten Kampf einen? Um ihr Schicksal zu erfüllen und ihrer Schwester Hippolyte als Königin der Skythen nachzufolgen, muss Penthesilea große Schuld auf sich laden. Dann zwingt der lange, blutige Krieg vor den Toren Trojas sie dazu, eine schwere Entscheidung zu treffen. Soll Penthesilea es wagen, mit den Amazonen in den Konflikt einzugreifen, um Skythiens Unabhängigkeit zu verteidigen? Aber kann sie überhaupt frei wählen, oder ist ihr Weg durch die Prophezeiung der Götter vorbestimmt? Wie Penthesilea sich auch entscheidet, die Zukunft Skythiens liegt in ihren Händen ... Der fulminante Abschluss der Amazonen-Saga über die stärksten Frauen, die es in der Antike gab.
Julie Peters, geboren 1979, arbeitete als Buchhändlerin und studierte Geschichte, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Im Aufbau Taschenbuch sind bereits zahlreiche ihrer Romane erschienen, unter anderem die historischen Romane »Käthe Kruse und die Träume der Kinder«, »Käthe Kruse und das Glück der Kinder«, »Die Dorfärztin«-Saga und die ersten beiden Bände der Amazonen-Trilogie »Die Kriegerin - Tochter der Amazonen« und »Die Kriegerin - Tochter der Steppe«.
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1
Als noch kein Krieg herrschte zwischen Troja und den achaischen Königen, die mit ihren tausend Schiffen über das Ägäische Meer kamen, besuchte ich an der Seite meines Vaters Ares die Stadt. Prunkvoll und strahlend weiß hockte sie auf dem Felsen über dem Meer, uneinnehmbar hoch ragten die Mauern auf. Kaum vorstellbar für mich, dass es irgendwem gelingen sollte, diese prächtige Stadt einzunehmen. Mein Vater zügelte seinen Rappen. Der schwarze Wolfshund, der ihn seit vielen Jahren begleitete, jagte einem Kaninchen nach, das er im Unterholz aufgestöbert hatte. Ich lenkte meine braune, unscheinbare Stute neben das Pferd meines Vaters. »Siehst du Troja?«, fragte er. »Ja«, antwortete ich, obwohl ich unsicher war, was er meinte. Ungeduldig schüttelte er den Kopf. »Siehst du die Stadt?« »Ich sehe hohe Mauern«, erwiderte ich leise. Ich versuchte, mich nicht von ihm einschüchtern zu lassen. Er war mein Vater, er vermied es, mir oder meinen Schwestern gegenüber bedrohlich zu wirken. Dennoch hatte ich mehr als einmal erlebt, wie er mit meiner Mutter Otrere stritt, und das waren meist Situationen gewesen, in denen er noch finsterer, noch wütender, noch unzugänglicher wirkte. Niemals durfte ich vergessen, dass er der Kriegsgott der Achaier war. Das sagte ich mir, wenn ich Gefahr lief, mich vor ihm zu fürchten. Er musste furchterregend sein, denn Kriege waren furchterregend, also war er es auch. Aber das war nur ein Teil seines Wesens. Für uns war er der liebevolle Vater, auch wenn er sich manchmal vergaß und uns als furchterregender Gott erschien. »Hohe Mauern.« Er runzelte die Stirn, nickte widerwillig. »Was noch?« »Troja wurde auf einem Felsen erbaut.« »Der nicht besonders hoch ist, aber zusammen mit den Mauern immerhin einen passablen Schutz bietet. Was siehst du noch?« Ich weiß es doch nicht, wollte ich verzweifelt rufen. Aber ich zählte weiter auf: der halbmondförmige, lange Sandstrand im Nordosten, die Hügel im Landesinneren, kleine Wäldchen, saftige Wiesen … Immer noch nickte er ungeduldig, ich wusste nicht, was er meinte, er war unzufrieden mit mir und meinen Gedanken, das spürte ich deutlich. »Das Meer«, fuhr er dazwischen, als ich begann, die Mauer zu beschreiben. »Was ist mit dem Meer, Penthesilea?« Ich blickte auf das dunkelblaue, schaumgekrönte Meer, das im Norden und Westen die Halbinsel umschloss. »Über das Meer werden sie kommen«, flüsterte ich. Das leichte Nicken meines Vaters sah ich nur aus dem Augenwinkel. Er gab dem Rappen die Schenkel und ritt auf die Tore der Stadt zu. Ich folgte ihm und warf einen Blick zu den Kriegerinnen, die uns begleiteten. Mein Vater brauchte niemanden, der ihn beschützte. Er konnte gut auf sich selbst aufpassen. Wir wären allein geritten, doch meine Schwester Hippolyte war der Auffassung, als Prinzessin dürfte ich nicht unbegleitet mit unserem Vater reisen. Was befürchtete sie? Dass Ares mich auf freiem Feld im Stich ließ? Dass wir angegriffen wurden und die Amazonen mich besser verteidigen konnten als der allmächtige Kriegsgott der Achaier? Ich hatte es aufgegeben, mit Hippolyte zu diskutieren. Früher hatte ich geglaubt, es sei mit unserer Mutter schwierig, die eine genaue Vorstellung davon hatte, wie unser Volk leben sollte. Sie war oft mit uns zwischen Skythien nördlich des Pontischen Meers und Themiskyra gependelt, jener Stadt, die sie selbst in Ionien gegründet hatte, in unmittelbarer Nachbarschaft achaischer Städte. Sie war der Meinung, das skythische Volk könne nur überleben, wenn es sich an die geänderten Umstände anpasste. An die Achaier, die an unsere Küsten kamen und Städte gründeten, deren Sicherheit hinter hohen Mauern auch das Interesse unseres nomadischen Volks weckte. Eine trügerische Sicherheit, denn sobald Menschen so dicht mit ihrem Vieh aufeinanderhockten, breiteten sich Seuchen aus, und wenn die Ernten schlecht ausfielen, gab es wenig Möglichkeiten, gegenzusteuern. Aber davon wollte unsere Mutter nichts hören. Sie sagte, die Skythen sollten entscheiden dürfen, ob sie auf der Steppe blieben oder lieber nach Themiskyra zogen. Jetzt war sie nicht mehr da. Gestorben, weil sie überzeugt war, ihr Leben sei ans Ende gekommen. Meine ältere Schwester Hippolyte war Königin geworden, und was meine Mutter begonnen hatte, führte sie mit so viel Verve weiter, als hätte sie einen Plan. Ich war überzeugt, dass sie keine Ahnung hatte, was sie tat. Sie verstand die Skythen nicht. Für Hippolyte ging es nur darum, möglichst schnell auf die Steppe zurückzukehren, denn dort fühlte sie sich wohler als in Themiskyra. Und das merkte man ihr an. Unsere jüngere Schwester Antiope und ich waren mit dem Leben hinter Mauern aufgewachsen. Ich wusste nicht, wie es Antiope damit ging, doch ich war in Ephesos geboren und in Themiskyra aufgewachsen, und dieses Leben behagte mir so viel mehr als das einer Kriegerin im Sattel, das dem Ideal der Amazone entsprach. Wir erreichten das hohe, massive Stadttor von Troja. Ein Dutzend Soldaten standen Wache. Als wir uns näherten, wurden sie auf uns aufmerksam. Ihr Hauptmann trat uns entgegen. »Halt!«, rief er. »Wer seid ihr und was wollt ihr?« Um uns herum strömten unbehelligt Bürger der Stadt Richtung Tor, Händler mit Karren, auf denen sich ihre Waren türmten, passierten uns ebenfalls, ohne die Aufmerksamkeit der Wachsoldaten zu wecken. Mein Vater ritt auf den Hauptmann zu, bis er direkt vor ihm stand. »Ich bin Ares.« Mehr sagte er nicht. Er blickte auf den Mann nieder, der tapfer versuchte, sich ihm entgegenzustellen. Der schwarze Wolfshund neben meinem Vater knurrte. Ich lenkte mein Pferd neben seinen Rappen. »Ich bin Prinzessin Penthesilea vom Volk der Skythen und bin gekommen, um der Königsfamilie von Troja einen Besuch abzustatten«, verkündete ich mit heller Stimme. »Bitte meldet meine Ankunft im Palast. Ich bin sicher, König Priamos wird uns willkommen heißen.« Der Blick des Soldaten zuckte zu mir. Er maß mich prüfend, als versuchte er einzuschätzen, ob ich wirklich die war, als die ich mich ausgab. Ich verstand die Nervosität der Troer. Erst vor Kurzem war ein Streit zwischen Troja und Sparta entbrannt, weil der trojanische Prinz Paris Helena, die Königin von Sparta, entführt hatte. Helenas Gatte Menelaos hatte daraufhin seine Verbündeten zu den Waffen gerufen. Es war nur eine Frage der Zeit – und der günstigen Winde – bis die tausend Schiffe der Achaier von Aulis in See stachen und vor Troja landeten. Ein Krieger, der mit einem Dutzend bewaffneter Frauen vor den Toren der Stadt auftauchte, konnte genauso gut eine Vorhut sein. Eine List, um sich Zugang zur Stadt und zur Königsfamilie zu verschaffen. »Schickt nach Prinz Hektor«, bat ich den Hauptmann. »Er kennt mich.« Zumindest hoffte ich das. Als die Troer uns vor einiger Zeit einen Besuch abstatteten, hatte er nur Augen für meine Schwester Hippolyte gehabt. Eine Weile war auch die Rede davon gewesen, dass die beiden sich vermählen könnten, doch inzwischen hatte Hektor sich anders entschieden. Der Hauptmann gab einem der Soldaten ein Zeichen. Dieser verschwand durch das große Tor. Mein Vater brummte. Ich wusste, was er sagen wollte. Die Amazonen glitten aus dem Sattel und führten ihre Pferde zu einem Brunnen vor der Stadtmauer, aus dem sie Wasser schöpften und sie tränkten. Wir waren alle staubig, müde und durstig nach der langen Reise. Nun, mit Ausnahme meines Vaters vielleicht, der in seinem schwarzen Brustpanzer so makellos aussah, als hätte er sich gerade erst von seinem Lager in einem achaischen Palast erhoben. Das Fell seines Rappen glänzte ohne ein Körnchen Staub. Ich fragte nicht, wie er das schaffte. Er war ein Gott. Wenn der Hauptmann einen Beweis für seine Göttlichkeit suchte, müsste er nur die Augen aufmachen. Doch das Misstrauen gegen alle Fremden war den Troern tief in die Seele gegraben, seit sie wussten, dass Menelaos seine Gattin Helena notfalls mit Waffengewalt zurückholen würde. Wenig später ritt Prinz Hektor durch das Tor. Er stieg ab und begrüßte erst meinen Vater, dann mich mit angemessener Ehrerbietung. »Ihr müsst müde sein. Wir gewähren euch gern für die Dauer eures Aufenthalts Quartier in unserem Palast.« Ich warf dem Hauptman einen triumphierenden Blick zu, als wir...