Peters | Ein Sommer im Alten Land | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Peters Ein Sommer im Alten Land

Roman
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-8412-1971-8
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-8412-1971-8
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Duft von Apfelblüten.Alix ist Parfümeurin, aber nach einem Unfall kann sie ihren Beruf nicht mehr ausüben. Als es auch noch in ihrer Beziehung kriselt, flieht sie in die Provence. Doch in Grasse, der Stadt der Düfte, erinnert sie zu viel an das, was sie verloren hat. Da kommt die Einladung ihrer Tante auf den Apfelhof im Alten Land mehr als recht. Könnte sie hier nicht eine Seifenmanufaktur errichten - wie in Südfrankreich? Ihre Tante ist alles andere als begeistert, außerdem steht der Hof kurz vor dem Ruin. Nur der benachbarte Ökobauer Johann unterstützt ihre Ideen, oder hat er mit dem Apfelhof ganz eigene Pläne?Warmherzig und humorvoll: Sommerlektüre zum Verlieben.

Julie Peters, geboren 1979, arbeitete einige Jahre als Buchhändlerin und studierte ein paar Semester Geschichte. Anschließend widmete sie sich ganz dem Schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie im Westfälischen. Im Aufbau Taschenbuch sind bereits die Romane 'Mein wunderbarer Buchladen am Inselweg' und 'Mein zauberhafter Sommer im Inselbuchladen' von ihr erschienen.

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Kapitel 1
Alix hielt unwillkürlich die Luft an. Da war er, der Moment der Wahrheit. Der Moment, dem sie nach monatelanger Arbeit entgegengefiebert, den sie zugleich auch gefürchtet hatte. Sie atmete tief durch. Wird schon alles gut gehen, redete sie sich ein. Und dann schob sie das kleine braune Köfferchen über den niedrigen Kaffeetisch zwischen sich und ihrer Auftraggeberin. »Hier ist es«, sagte sie auf Englisch. Sophie Bingham beugte sich leicht vor. Sie war Anfang zwanzig, allein das war ungewöhnlich, die meisten ihrer Klienten waren mindestens Ende dreißig. Mit dem hochgeschlossenen, pflaumenfarbenen Kleid aus Moiréseide und mit cremefarbenen Spitzenkragen wirkte sie wie aus der Zeit gefallen, richtig altmodisch. Dazu passend trug sie die schwarz gefärbten Haare zu einem akkuraten, ultrakurzen Pony geschnitten, die langen Haare zu einem komplizierten Knoten im Nacken hochgesteckt. Sie hätte sich kaum mehr von Alix unterscheiden können. »Ich traue mich gar nicht, es zu öffnen.« Sophies Englisch war sehr weich, abgeschliffener Ostküstenadel. Draußen vor den dreifach verglasten Schallschutzfenstern des New Yorker Stadthauses lärmte das Leben. Hier drin in der Bibliothek im dritten Stock war es still. Nur die drei Hunde auf den beiden gegenüberstehenden Sofas hechelten und schmatzten leise. Ausgerechnet Hunde. Alix mochte keine Tiere, aber Hunde fand sie besonders schlimm, egal ob kleine Kläffer oder große Wachhunde. Und als sie den Auftrag angenommen hatte, waren die Hunde mit keinem Wort erwähnt worden. Sie hatte den Duft unter einer etwas anderen Prämisse entworfen. Auch in der Bibliothek hatte sich einiges verändert, seit sie vor fünf Monaten eine große Kiste mit Stoffproben, Fotos und anderen Materialien erhalten hatte. An diesem Morgen hatte sie das Haus zum ersten Mal betreten, doch seit November war sie in Gedanken immer wieder die einzelnen Räume abgeschritten. Manche Auftraggeberinnen waren nicht bereit, ihr das Haus, für das Alix einen neuen Raumduft komponieren sollte, vorab zu öffnen. Und sie akzeptierte diese Bedingung, auch wenn sie ihre Arbeit ein wenig erschwerte, da sie so nur das zu sehen bekam, was eine Auftraggeberin von sich preisgeben wollte. Damit würde der Duft eher am Traum-Ich der Bewohnerin ausgerichtet werden. Aber das war im Grunde sogar etwas leichter, weil sie anhand der Listen, Fotos und Stoffproben erkannte, was die Auftraggeberin sein wollte. Entworfen also unter einer etwas anderen Prämisse – keine Hunde! –, aber Alix hoffte, dass Sophie trotzdem Gefallen daran fand. Sophie nahm den Flakon aus dem Köfferchen. Sie lachte verlegen, dann löste sie den Glasstopfen, hob ihn an und ließ das Parfüm einfach entweichen. Sie macht das gut, dachte Alix. Die meisten Kunden rammten mit der Nase fast den Flakon, sodass sie für den Rest des Tages den Geruch daran haften hatten. Dadurch wurde er zu dominant, und sie waren in vielen Fällen einfach entsetzt, weil er gar nicht ihren Erwartungen entsprach. »Der ist …« Sophie schnupperte. Ihr Gesicht wurde ganz hell und klar, als kämen ihr Erinnerungen, die sie lange in ihrem Innern vergraben hatte. Alix konnte sich entspannt zurücklehnen. Sie wusste, dieser Duft war ein Volltreffer. *** Vier Stunden später stand sie im Hotelzimmer und warf die wenigen Habseligkeiten, die sie für dieses kurze Atlantikhopping gebraucht hatte, in ihre Reisetasche: Die Kopfhörer mit Noise-Cancelling-Funktion, damit sie nichts um sich herum mitbekam. Das Handy nebst Ladegerät und Powerbank. Ihre Kosmetiktasche mit dem Nötigsten – Duschgel, Shampoo, Zahnbürste und Zahnpasta, Feuchtigkeitscreme und ein bisschen Make-up. Wechselwäsche, Ersatzjeans, eine zweite Bluse, Nachthemd, ein Buch. Man brauchte nicht viel, wenn man für einen kurzen Kundentermin über den Atlantik hüpfte. Müde war sie, denn daheim war es schon sechs Stunden später, und sie versuchte, bei diesen Kurztrips in ihrer eigenen Zeitzone zu bleiben, damit sie vom Jetlag nicht völlig geplättet wurde. Der Plan war, dass sie im Flugzeug schlief. Morgen wartete im Labor schon die nächste Herausforderung auf sie. Aber sie liebte diese immer neuen Aufgaben, sie liebte dieses Leben auf der Überholspur, und als ihr Handy klingelte, hangelte sie es aus der Tasche, weil sie dachte, es sei ihr Geschäftspartner Dennis, der hören wollte, wie es ihr ergangen war. Der angezeigte Name war eine willkommene Überraschung. »Ich dachte, du schläfst noch selig«, begrüßte sie ihren Freund Maximilian. Er müsste doch gerade in Singapur sein, richtig? Bei ihm verlor sie oft den Überblick, wo er gerade steckte. »Dachte ich auch. Aber dann musste ich gestern Abend noch nach New York fliegen.« »Du bist hier?« Zufall oder Schicksal? »Wir können uns sehen. Ich muss gleich noch etwas erledigen, aber heute Abend um acht habe ich einen Tisch im Club A Steakhouse für uns reserviert.« Alix atmete tief durch. Das klang fast zu gut, um wahr zu sein. Aber es ging nicht. »Ich fliege in drei Stunden zurück«, sagte sie bedauernd. »Außerdem …« »Komm schon, Kleines.« Er lockte, schmeichelte. »Du hast doch nur einmal im Jahr Geburtstag, oder?« Den hatte sie natürlich nicht vergessen. Ja, heute war ihr Geburtstag. Mit 34, fand sie, musste man aber nicht mehr so viel Aufheben darum machen. Im Leben angekommen, im Beruf anerkannt und nicht mehr so frisch, dass mancher Konkurrent oder Kunde versucht war, sie nicht ernst zu nehmen. Der Termin in New York war nur heute möglich gewesen, weshalb sie ihre Geburtstagsparty aufs Wochenende verlegt hatte, damit sie ausgeschlafen mit ihren Freunden und der Familie feiern konnte. »Ja schon …« »Und ich weiß, du bist nicht gern allein an so einem Tag. Du magst es zu feiern. Voilà, hier bin ich. Nur zu deinem Vergnügen.« Sie lachte. Blickte auf die Uhr, rechnete. Überlegte. »Ich muss Dennis anrufen. Wir sind morgen früh im Labor verabredet.« »Mit ihm habe ich schon gesprochen«, erklärte Maximilian fröhlich. »Er hat nichts dagegen, wenn du ihn versetzt und er sich einen Tag freinehmen kann.« »Du!« Nein, sauer konnte sie ihm gerade nicht sein. Außerdem brannte sie darauf, ihm von dem erfolgreichen Abschluss zu erzählen, den sie heute erzielt hatte. Sophie Binghams Begeisterung für Alix’ Duftkreation hatte sie beide überwältigt; die junge Frau fiel ihr um den Hals und stammelte »das bin ich, das bin so sehr ich, woher wussten Sie …«, und es dauerte eine Weile, bis sie sich beruhigen konnte. Aber das war vielleicht das schönste Kompliment, das sie Alix in dieser Situation hatte machen können. Eine Bestätigung für die Qualität ihrer Arbeit. Danach hatten sie sich wieder hingesetzt, Sophie ließ vom Butler noch mehr Kaffee und Macarons bringen, und sie plauderten ein bisschen, während Sophie immer mal wieder verzückt den Stopfen aus dem Flakon zog und schnupperte. Alix hatte sich auf das Designen von Raumdüften spezialisiert. Ihre Kunden waren aber nicht Unternehmen – Kaufhäuser, Boutiquen oder Hotels –, die mit einem bestimmten Duft ihre Kunden betörten, sondern Privatkunden, die für ein kleines Vermögen eine ganz eigene Duftkreation wünschten, die ihr Zuhause heimeliger machte, zu einem Teil von sich selbst. Alix verstand diesen Wunsch. In einer so schnelllebigen Zeit, in der die Superreichen sich jederzeit völlig überteuerte Immobilien überall auf der Welt leisten konnten, wollten sie irgendwo auch zu Hause sein. Alix’ Raumdüfte halfen ihnen dabei. Sophie Binghams Auftrag war in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung gewesen, und Alix war froh über den positiven Abschluss. Und ja, auch das wäre ein schöner Grund zum Feiern. »Hast du das geplant?«, fragte sie jetzt. »Ein bisschen vielleicht«, räumte Max ein. Alix musste lächeln, wie schön war es doch, mit einem Mann zusammen zu sein, der die seltenen Gelegenheiten, zu denen sie zusammen sein konnten, so gut zu nutzen wusste. Der Möglichkeiten schuf, wo offenbar keine waren. Der sie einfach überraschte, weil er wusste, wie sehr sie solche Überraschungen liebte. »Also sehen wir uns um acht im Club A Steakhouse?« Sie stimmte zu, und dieses kleine Funkeln von Freude, das sie im ersten Moment fast reflexartig hatte unterdrücken wollen, es flammte auf. Klar, das bedeutete irgendwie auch Umstände, sie musste den Flug umbuchen, noch eine Nacht im Hotel bleiben, ihren sorgfältig organisierten Arbeitsablauf über den Haufen werfen und – ganz wichtig – ein paar Stunden Schlaf tanken, womit ihr bei ihrer Rückkehr ein mordsmäßiger Jetlag drohte. Aber das war ein Abendessen mit ihrem Liebsten allemal wert. Noch dazu an ihrem Geburtstag. Und wer wusste schon, was für Überraschungen er sich noch ausgedacht hatte? *** Halb acht stand Alix am Bordstein und winkte ein Taxi heran. In der Tüte, die sie in der Hand hielt, steckten Jeans, Bluse und Pullover, Strümpfe und die etwas zweckmäßigen Schuhe. Sie hatte zwei Stunden geschlafen, ein paar Telefonate getätigt und anschließend ein Outfit gekauft, das ihre Kreditkarte ächzen ließ, sich aber so hübsch frühlingshaft anfühlte. Diese kleine Belohnung hatte sie mehr als verdient. Das dunkelblaue, kurzärmelige Kleid mit Knopfleiste glänzte mit den großen, rosafarbenen Blüten mit winzigen Golddetails. Es...



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