E-Book, Deutsch, Band 5, 304 Seiten
Reihe: Friekes Buchladen
Peters Winterzauber am Inselweg
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-8412-3657-9
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 5, 304 Seiten
Reihe: Friekes Buchladen
ISBN: 978-3-8412-3657-9
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine Insel, die alle verzaubert.Auf der Überfahrt nach Spiekeroog lernen sich Smilla und Onno kennen. Sie ist eine junge Künstlerin, die sich auf dem Isländerhof von einem schweren Schicksalsschlag erholen will. Er ist der neue Mathelehrer der Inselschule, ein lebensmutiger, aufgeschlossener Mann, der sich sofort zu Smilla hingezogen fühlt. Aber Smilla hat sich geschworen, dass sie kein zweites Mal ihr Herz verschenken will, nur um dann wieder allein dazustehen. Erst als Smilla den Zauber der Insel auf sich wirken lässt und in den Kreis der Freundinnen um Frieke, Emma und Sonja aufgenommen wird, die mit ansteckender Begeisterung einen gemütlichen Weihnachtsmarkt planen, lässt sie ihre Gefühle für Onno zu ... Warmherzig, klug und stimmungsvoll.
Julie Peters, geboren 1979, arbeitete als Buchhändlerin und studierte Geschichte, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Im Aufbau Taschenbuch sind von ihr bereits »Mein wunderbarer Buchladen am Inselweg«, »Mein zauberhafter Sommer im Inselbuchladen«, »Der kleine Weihnachtsbuchladen am Meer«, »Ein Sommer im Alten Land«, »Ein Winter im Alten Land«, »Käthe Kruse und die Träume der Kinder«, »Käthe Kruse und das Glück der Kinder«, »Ein neuer Sommer am Inselweg«, die Saga »Die Dorfärztin« und der erste Band der Amazonen-Trilogie »Die Kriegerin - Tochter der Amazonen« erschienen.
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Kapitel 1
»Was für eine Scheißidee«, murmelte Smilla und zerrte ihren Rollkoffer von der Bushaltestelle zum Fähranleger. Eine der Rollen war kaputt, das hatte sie aber erst heute Morgen gemerkt, als sie den Koffer von ihrem Bett gewuchtet und zur Wohnungstür gezogen hatte. Seitdem hatte sie sich permanent über dieses – Pardon – Scheißding geärgert. Als sie ihn zum S-Bahnhof Tiergarten zog. Als sie ihn durch den Berliner Hauptbahnhof dirigierte. Als sie ihn im Zug nach Hamburg abstellte. Dann weiter in Hannover, als sie versuchte, in den fünfzehn Minuten Umsteigezeit, die wie durch ein Wunder auf nur zwölf zusammengeschrumpft waren – vielen Dank, liebe DB! –, vom Bahnsteig über den Kaffeestand mit den warmen Franzbrötchen zum nächsten Bahnsteig zu wechseln. Immer war ihr dieser blöde Koffer entweder in die Hacken gefahren oder stellte sich wie ein störrisches Kleinkind quer. Nicht, dass sie wusste, wie das Leben mit einem Kleinkind war. Aber so stellte sie es sich vor, und ganz ehrlich: klang nicht gerade erstrebenswert. Nachdem sie den Koffer in ein Viererabteil gestellt hatte, ließ sie sich daneben plumpsen und biss in ihr Franzbrötchen. Es schmeckte leider gar nicht gut, zu fettig, klebrig vom Zucker und gleichzeitig trocken und überhaupt nicht nach Zimt. Verdammt. Sie hatte sich so darauf gefreut. Nach drei weiteren Umstiegen und einer geradezu halsbrecherischen Busfahrt auf dem letzten Teilstück stieg sie in Neuharlingersiel am Fährterminal aus. Sie hatte vorher online die Fahrkarte bestellt und lief nun zu dem Kiosk am Anleger und hoffte, dass ein feines Fischbrötchen das Franzbrötchendesaster würde ausgleichen können. Sie wuchtete ihren Koffer in einen der silbernen Container und setzte sich auf eine Bank etwas weiter oben am Parkplatz. Bis zur Abfahrt waren noch zwanzig Minuten Zeit. Zum ersten Mal, seit sie heute Früh aus dem Haus gegangen war, erlaubte sie sich durchzuatmen. Sie roch die salzige Luft, die vom Meer heranwehte, sie hörte das Kreischen der Möwen und spürte den Wind, der ihr die schwarzen Haare aus dem Gesicht trieb. Sobald sie an Bord der Fähre war, konnte sie wirklich durchatmen, denn dass Richard eine Fähre betrat, um ihr nachzueilen, war nahezu ausgeschlossen. Richard hatte Angst vor allen möglichen Fähren, Booten, Schiffen. Auf Spiekeroog wäre sie erst mal in Sicherheit. Den Gedanken an ihn hatte sie bis zu diesem Augenblick tunlichst vermieden, und tatsächlich passierte jetzt genau das, was sie hatte verhindern wollen. Sie schluckte hart, der Bissen vom Fischbrötchen ging ihr quer durch den Hals. »Wieso musstest du alles kaputt machen?«, flüsterte sie in den Wind. War ihr Leben nicht schon ohne ihn kompliziert genug? Hatte er vielleicht recht? Vergrub sie sich unter der Trauer um Jonas, statt knapp zwei Jahre nach seinem Tod endlich wieder anzufangen zu leben? Sieh her, Richard. Ich lebe. Ich habe meine Wohnung verlassen und versuche, möglichst viel Abstand zwischen uns zu bringen, nachdem du dachtest, es wäre eine gute Idee, mit einem völlig aus der Luft gegriffenen Antrag unsere Freundschaft in Schutt und Asche zu legen. Zufrieden? Sie war es nicht. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete sie die anderen Reisenden, die sich nach und nach vor dem Gitter aufstellten, das die Gangway zur SPIEKEROOG II versperrte. Darunter waren ältere Damen, die zu zweit oder dritt reisten und mit Wanderstiefeln und Northface-Jacken deutlich kundtaten, was sie auf der Insel zu tun planten. Eltern mit Kleinkindern, die Smilla fragen könnte, ob die Kleinen wirklich so trotzig waren wie ihr Koffer. Aber auch ein Pärchen in Smillas Alter, und beide machten auf sie nicht den Eindruck, als wären sie besonders glücklich. Sie war eine hübsche Blonde, groß, ihre Locken wehten im Wind, ihr orange-pinker Schal war bis zur Nasenspitze um ihr Gesicht gewickelt. Der lila Mantel stand ihr ausgezeichnet, dachte Smilla bewundernd. Der Mann neben ihr überragte sie um einen halben Kopf, wirkte sportlich und hatte das gute Aussehen eines Footballspielers, der mit einem wollweißen Zopfpulli und Jeans etwas deplatziert wirkte. Gerade schmiegte sich die Blonde an seine Brust, während er die Stirn runzelte und zur Insel blickte, als könnte er es gar nicht erwarten, endlich dort zu sein. Alles an seiner Haltung war pure Abwehr. Vielleicht wollte er auch nicht zur Insel, sondern einfach möglichst weit weg. Eine Frau, in Smillas Alter oder etwas älter, saß auf einer der Bänke. Ihre Hände umfassten einen Thermosbecher und sie blickte etwas gedankenverloren zur Fähre, als wüsste sie nicht, ob sie an Bord gehen sollte. Als sie Smillas Blick bemerkte, lächelte sie. Der Wind blies ihr die dunkelbraunen Locken in die Stirn. Sie sah aus, als gehörte sie hierher. Eine Insulanerin, vermutete Smilla. Die Frau stand auf und streckte sich. Unter ihrem blauen Pulli wölbte sich ein Bauch. Smilla drehte den Kopf weg und musste blinzeln. Während sie die Menschen beobachtete, hatten sich zwei Möwen herangepirscht. Sie hüpften näher, legten den Kopf schief und warteten, ob Smilla sie verscheuchte. Da das nicht passierte, wagte die erste einen Vorstoß. Sie flog auf und stieß von oben auf ihre Hand mit dem Fischbrötchen herunter. Smilla, die in Gedanken immer noch bei dem Pärchen war, spürte das Zupfen an dem Brötchen in ihrer Hand und schrie auf. Einige Köpfe fuhren zu ihr herum. Peinlich! Noch peinlicher war aber, dass sie vor Schreck das Brötchen fallen ließ, das auf dem Asphalt landete. Darauf hatten die Möwen nur gelauert. Sofort waren die beiden zur Stelle und fingen an, den Leckerbissen untereinander aufzuteilen. Im nächsten Moment rauschte es in der Luft und fünf, sechs, acht weitere Möwen stießen mit schrillen Schreien herab und stritten sich lautstark um das schöne Fischbrötchen. Smilla kreischte, sprang auf und wich drei Schritte zurück. Sie sollte offensichtlich hungrig auf die Insel reisen. Und sich nebenher zum Gespött der Leute machen. Sogar der hübsche Mann konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Bravo. Sie schlich mit dem Rucksack wieder nach vorne zu dem Kiosk und beschloss, als Letzte an Bord zu gehen und sich einen Platz zu suchen, an dem niemand sie sah. Ob es auf der Fähre was zu essen gab? Langsam hatte sie wirklich Hunger und ärgerte sich, weil sie heute Morgen ohne Frühstück aus dem Haus gegangen war. »Ist mir auch schon mal passiert.« Sie fuhr herum. Gerade hatte sie so getan, als würde sie den Aushang am Fahrkartenschalter studieren, als der hübsche Mann hinter ihr auftauchte. »Das mit dem Fischbrötchen?« Er nickte und wandte sich an den knurrigen Fahrkartenverkäufer hinter der Glasscheibe. »Ich würde gern noch zwei Koffertickets für den Transport auf der Insel buchen.« Der Fahrkartenverkäufer mit Prinz-Heinrich-Mütze, blauem Strickpulli mit Reißverschluss und kalter Pfeife im Mundwinkel knurrte »zehn Euro« und reichte dem Mann zwei Kofferanhänger. »Das geht?«, staunte Smilla. »Klar. Einfach die Anhänger an den Koffern befestigen und sie werden zur Unterkunft gebracht.« »Perfekt!«, rief sie begeistert. »Wo wohnst du?« »Auf dem Isländerhof. Meine Freundin arbeitet dort, und sie meinte, sie hätten noch eine Wohnung für mich frei«, plapperte Smilla. »Wie toll! Ich wollte mir den immer schon mal näher ansehen, aber ich bin wohl zu groß für die Islandpferde.« Sie sah ihn von oben bis unten an. »Ein wenig vielleicht«, räumte sie ein. »Glaub’s mir. Ich könnte mitlaufen.« »Aber so ein Bändchen für den Koffer brauche ich auch.« Smilla kramte in der Manteltasche nach ihrer Geldbörse und wandte sich an den Fahrkartenverkäufer. »Ich will auch so einen Anhänger«, sagte sie. Doch während sie mit dem Fremden geredet hatte, war die Jalousie hinter der Scheibe lautlos nach unten geglitten. Schalter geschlossen. »Wunderbar«, murmelte sie. »Als hätte ich nicht schon genug durchgemacht.« Ihr Gegenüber lachte. »Entschuldige, das mit den Möwen vorhin? Es sah zu witzig aus.« »Wenigstens einer freut sich. Ich bin übrigens Smilla.« »Onno.« Sie gaben sich die Hand, und dabei lächelten sie sich an. Smilla bemerkte, dass Onnos Augen braun waren. Mit so winzigen Bernsteinsprenkeln drin. ...