Pfeiffer | Nach Rügen über Gibraltar... | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Pfeiffer Nach Rügen über Gibraltar...

Eine Segelreise um Westeuropa
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7546-5376-0
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz

Eine Segelreise um Westeuropa

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-7546-5376-0
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz



Nach Rügen über Gibraltar... beschreibt eine 5-jährige Segelreise, die in den Sommermonaten 2017 bis 2021 von Kröslin am Greifswalder Bodden über die Nordsee, die Atlantikküste, in das Mittelmeer und schließlich über Flüsse und Kanäle nach Rügen führt. Das war spannend. Wie lernten erstmals Tidengewässer kennen und fuhren über die Staande Mastroute durch Holland. Dann die Biskaya. Wir hatten das Gefühl, mitten auf dem Atlantik zu sein, frei zu sein. Ein tolles Segelerlebnis, vielleicht das schönste der Reise. Vom Atlantik ins Mittelmeer. Oft Flaute, manchmal Sturm, aber Ankerbuchten vom Feinsten, glasklares Wasser und Badefreuden pur. Die Fahrt über Flüsse und Kanäle quer durch Europa war ein Abenteuer für sich. Als Segelboot mit gelegtem Mast und 1,6m Tiefgang durch teils flache Kanäle und fast 200 Schleusen zu fahren war oft eine Herausforderung. Zurück bleiben viele unvergessliche Eindrücke und Erlebnisse. Europas Meere und Küsten sind schön. Eine solche Reise lohnt sich und ist auch für Ostsee-Fahrtensegler machbar. Man muss nur Zeit haben und sich einfach trauen. Unser Beispiel soll das zeigen.

Christian Pfeiffer Jahrgang 1952 studierte an der Uni Rostock Schiffstechnik und arbeitete fernab der Küste in der Forschung und im Vertrieb. Die Liebe zum Meer und zu den Schiffen aber blieb.

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Amsterdam
Der Tag versprach, schön zu werden. Wir hatten Rückenwind und segelten gemütlich der Großstadt entgegen. Langsam verschlechterte sich das Wetter, der Wind drehte, die Sonne verschwand und bedrohlich dunkle Wolken zogen auf. Wir sahen zu, möglichst schnell anzukommen. Unser Ziel war die Stadtmarina Sixhaven gegenüber dem Hauptbahnhof. Die Marina hatte man uns empfohlen, aber mit dem Hinweis, dass es eng werden könnte. Das war dann auch so, aber wir hatten wieder einmal Glück. Eine Box wartete geradezu direkt hinter der Einfahrt auf uns. Abends schien wieder die Sonne, wir lagen im Hafen mit Blick über das Wasser auf Amsterdam, einfach schön. In der Nacht wurde ich von einem Geräusch wach, als wenn jemand mit einem Riesen-Kärcher das Deck abspritzt. Regen wie ein Wasserfall und natürlich Sturm. Also nicht nur Wind, sondern richtig Sturm. In Böen Windstärke 10! Ich habe es gemessen. Das Boot schaukelte trotz der vier Festmacher so sehr, dass man sich im Salon festhalten musste. Dazu Dauerregen vom Feinsten. Kein gutes Wetter für eine Stadtbesichtigung. Erst recht kein Wetter für eine nächtliche Brückentour durch Amsterdam. Aber wir liegen ja sicher in Sixhaven. Vorsichtshalber habe ich die Luvleinen verdoppelt, es sah nach Weltuntergang aus. Am nächsten Tag war der Spuk vorbei, die Sonne schien wieder und wir konnten uns endlich Amsterdam ansehen. Ich habe nachgerechnet. Das letzte Mal waren wir mit unseren beiden Jungs vor 24 Jahren hier. Wie die Zeit vergeht…. Von der Marina aus fährt eine kostenlose Fähre hinüber zum Hauptbahnhof. Besser gehts nicht. Vorbei an einem mehrstöckigen Parkhaus für Fahrräder(!) ist man schnell in der Innenstadt, inmitten der Grachten, der hübschen Häuser, der vielen Kneipen und inmitten militanter Fahrradfahrer. Unglaublich, wie der Verkehr hier funktioniert und dass er überhaupt funktioniert! Scheinbar haben hier die Fahrradfahrer Vorfahrt, denn sie radeln unbekümmert und nicht eben langsam drauflos. Autos werden kaum beachtet, Fußgänger gar nicht. Ich hatte kurz erwogen, zur Beruhigung meiner Crew für die Biskaya-Etappe Haschischkekse zu kaufen, die gibt es hier an jeder Ecke. Aber ich kannte mich mit der Wirkung dieser Dinger nicht aus. Es könnte ja auch nach hinten losgehen. Also ließ ich es bleiben. Aber das war ein Fehler, wie sich noch herausstellen sollte. Nach drei schönen Tagen in Amsterdam ging es weiter in Richtung Süden. Nur: Durch Amsterdam kann man nicht einfach so mal hindurchfahren wie durch die anderen Städte. Das Chaos wäre zu groß. Es geht nur nachts, wenn sich der Verkehr etwas beruhigt hat. Wir hatten vorher den Platz erkundet, an dem man auf die Passage warten muss und uns vom Brückenpersonal das Prozedere erklären lassen. Also: Gegen 22:00 Uhr am Wartekai der Wersterkeersluis festmachen und mit den anderen Booten, die auch durchgeschleust werden wollen, auf das Abfahrtsignal über Funk warten. Alles klar. Wann das Signal kommt, hängt davon ab, ob die Züge pünktlich angekommen sind, die wir sonst wegen der Brückenöffnung blockieren würden. Von der DB ist man ja auch einiges gewöhnt, also abwarten. Um 24:00 Uhr kam aber pünktlich der Funkanruf. Es ging los. Die erste Brücke schwenkte nach oben und wir legten ab. Wir, das sind zwar nur vier Segelboote, aber im Sommer können es auch mal 20 sein. Es war windstill und warm, also bestes Wetter. Dunkel war es natürlich auch und das sorgte trotz der Straßenbeleuchtung für eine besondere Atmosphäre. Es lag Dunst über dem Wasser. Die Straßenlaternen leuchteten goldgelb und machten daraus einen Nebelschleier, der etwas Geisterhaftes hatte. Der Eindruck wurde noch verstärkt durch den fehlenden Straßenlärm und die sich lautlos öffnenden Brücken vor uns. Selbst zu dieser späten Stunde gingen Leute am Ufer der Grachten spazieren oder saßen auf den Bänken und schauten unserer unwirklichen Prozession zu. Ich fand's toll, meine Crew weniger. Ich glaube, es war ihr doch etwas unheimlich, zu gespenstisch. Dann die letzte Schleuse und dahinter nur rabenschwarze Nacht. Ich geb‘s zu, ich war trotz der Navi-Instrumente zuerst etwas orientierungslos. Kurz hinter der Schleuse sollte eine Anlegemöglichkeit sein, aber wo? Glücklicherweise hatten wir ja drei Boote vor uns. Holländer. Revierkenner. Also einfach hinterher. Vor der Autobahnbrücke des Flughafens Schiphol war dann aber auch für sie Schluss. Ein Wartekai? Fehlanzeige! Wie soll das hier im Sommer mit 20 Booten gehen? Aber ein Segler winkte uns zu sich ins Päckchen (sag ich doch, alles nette Leute) und meinte, wir sollten noch ein paar Stunden schlafen. Das war zwar gut gemeint, aber schlichtweg unmöglich. Die besagte Brücke war, wie könnte es anders sein, eine Stahlbrücke. Die Autos? LKWs? Panzer?? donnerten darüber und erzeugten durchgehend einen infernalischen Radau. Aber auch diese kurze Nacht war einmal zu Ende und pünktlich um 5:00 Uhr wurde die Brücke wieder geöffnet. Wir konnten weiter. In Oude Wetering waren dann die Akkus leer. Also nicht die vom Boot, sondern unsere. Hundemüde verholten wir uns an einen Kai, der eigentlich zur Hälfte reserviert war (wen stört's, wir sind ja nicht in Deutschland) und holten den Schlaf nach. Die nächste Station war eine Besondere. Alphen. Dort will uns mein „kleiner“ Sohn Christoph mit Familie besuchen. Da er in Köln wohnt, ist die Anreise nicht sehr weit. Wir freuten uns riesig auf Christoph und Inga und besonders auf unseren kleinen Enkel Emil, der mal sehen will, wie es so auf einem Boot zugeht. Wir fanden einen passenden Liegeplatz am Bollwerk in der Stadt und nach einigen Telefonaten fanden uns auch die Kinder. Der Lütte war sofort begeistert und untersuchte erst einmal das Boot. Schließlich will er im nächsten Jahr vor der Einschulung mit Oma und Opa das Mittelmeer erobern. Wir freuen uns schon jetzt darauf. Am nächsten Tag ging es weiter nach Dordrecht. Ein hübscher Ort. Als wir vor der Stadt an einer kleinen Brücke auf die Einfahrt warteten, kam ein netter Herr an unser Boot, der seinen Hund ausführte. Nach dem ersten Guten Tag, dem Woher und Wohin stellte sich heraus, es war der Hafenmeister des Stadthafens von Dordrecht. Er hatte uns über Funk gehört und kam, um uns zu begrüßen und uns einen Liegeplatz zuzuweisen. Was für ein Service! Dordrecht hat uns sehr gefallen. Die gepflegte Marina wirklich mitten in der Stadt, alten Häuser, schmalen Straßen, Brücken, Einkaufs-möglichkeiten, nicht so hektisch und durch militante Fahrradfahrer kreuzgefährlich wie Amsterdam. Wir blieben zwei Tage. In einem Antiquitätenladen erstanden wir unser erstes Andenken der Reise, eine Lampe. Genauer gesagt eine alte Schiffslaterne. Was Maritimes sollte es schon sein. Langsam kamen wir der Westernschelde näher. Unser nächstes Ziel war Willemstadt. Eine ehemalige Festung, die sich zu einem gemütlichen Städtchen gewandelt, aber den Charme des 19. Jahrhunderts bewahrt hatte. Alte stattliche Häuser, die obligatorische Windmühle, natürlich Restaurants und, man staune, ein Schiffsausrüster, der sogar recht gut sortiert war. Nur die Festmacher, die ich noch kaufen wollte, die hatte er nicht. Meine Crew hatte sich nämlich beschwert, dass nur vier Festmacherleinen an Bord waren. Da beim Anlegen die Spring als Manöverleine wichtig ist, musste sie die Leinen vorher immer wieder neu an der Klampe der Anlegeseite festmachen. Das machte besonders dann Spaß, wenn alles vorbereitet war, ich aber beim Einfahren in die Marina merkte, dass wir doch an der anderen Seite festmachen mussten. Also in Hektik Leinen an der Steuerbordseite ab und an der Backbordseite festgemacht (s.o.). Dann werde ich die eben in einem anderen Laden auf der Reise kaufen. Dachte ich. Am nächsten Tag, es war inzwischen der 14.6.2017, ging es weiter in Richtung Vlissingen. Vor uns lagen zwei Schleusen mit festen Brücken. Das waren Doppelschleusen, jeweils mit einer großen Kammer für die Berufsschifffahrt und einer kleineren Jachtsluis. Die Durchfahrtshöhe betrug 18m. Laut Bavaria war unsere Masthöhe 15,5m angegeben, mit Antenne vielleicht 16,5m. Das sollte passen. Mulmig wurde mir allerdings in der Jachtsluis, nachdem die Boote alle festgemacht hatten, als ein Frachtschiff auf uns zusteuerte. Ich dachte noch, der wird doch wohl nicht...??? Doch! Er fuhr tatsächlich in die kleine Schleuse hinein. Mir wurde angst und bange. Zwischen unserer TimpeTe und der Schiffswand war gefühlt nur 20cm Platz. Als er schräg fuhr, um an der Schleusenwand festzumachen, hatte ich schon Fluchtpläne. Aber auch das ging gut. Die Jungs wissen, was sie tun. Über Kortgene, wo wir noch mal tanken und unseren Proviant auffüllen konnten, erreichten wir am 16.6.2017 in Vlissingen das Ende der Staande Mastroute. Der Binnenhafen war sehr klein und deshalb voll. Wir versuchten in eine leere Box hineinzukommen, waren aber zu breit. Ein holländischer Bootsnachbar meinte im Spaß mit etwas Gas würden wir das vielleicht schaffen, aber dann drinbleiben für immer. Recht hatte er. Probieren wollten wir das nicht. Also ins Päckchen. Kein Problem. Nun war sie also zu Ende, die Staande Mastroute. Wir haben viel gesehen und erlebt. 100 Brücken (ja genau 100) und 17 Schleusen liegen hinter uns. Morgen wird uns die 18. in die Westerschelde und damit in das freie Fahrwasser entlassen. Das Resümee? Es war toll, mit dem Segelboot mitten durch ein Land zu fahren. Einzigartig, das gibt's nur in den Niederlanden. Wir haben viele nette Menschen getroffen. Alles läuft weniger hektisch und weniger bürokratisch ab als in Deutschland. In Holland kann man sich wohlfühlen. In Sachen WLAN ist Deutschland wirklich ein Entwicklungsland. In keiner deutschen Marina, die ich kenne, klappte es damit so gut wie hier. Unseren Regierungsbürokraten sei Dank. Mit dem Tiefgang von 1,6m und einer Masthöhe von ca....



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