Porsch / Werdes | Polizeipsychologie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 327 Seiten

Porsch / Werdes Polizeipsychologie

Ein Lehrbuch für das Bachelorstudium Polizei
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8409-2692-1
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Ein Lehrbuch für das Bachelorstudium Polizei

E-Book, Deutsch, 327 Seiten

ISBN: 978-3-8409-2692-1
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Das Lehrbuch bietet einen umfassenden Überblick über polizeirelevante Inhalte der Psychologie, die sowohl für die Ausbildung als auch für die Berufspraxis von Polizistinnen und Polizisten von Bedeutung sind. Das Lehrbuch wendet sich insbesondere an Studierende in den Bachelorstudiengängen Polizei bzw. Polizeivollzugsdienst und ist an den Curricula der Fachhochschulen der unterschiedlichen Bundesländer ausgerichtet. Zudem liefert es das Basiswissen für weitere Studiengänge, wie z.B. der Kriminologie oder des Sicherheitsmanagements.

Wie kann das Wissen über Gedächtnisprozesse bei der Zeugenvernehmung helfen? Wie muss kommuniziert werden, damit die Kommunikation zu Deeskalation und Problemlösung beitragen kann? Welchen Belastungen können Polizeibeamtinnen und -beamte ausgesetzt sein und welche Möglichkeiten der Hilfe gibt es? Was ist beim Umgang mit psychisch kranken Menschen zu beachten? Mit welchen Maßnahmen kann die Verkehrssicherheit erhöht werden? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen sich die Kapitel des Buches. Anhand von Beispielen aus der polizeilichen Praxis wird aufgezeigt, wie psychologisches Wissen zielführend im Polizeialltag eingesetzt werden kann. Prägnant und verständlich wird über den wissenschaftlichen Erkenntnisstand zu den Themen Wahrnehmung, Lernen, Gedächtnis, Kommunikation, Persönlichkeit, Emotionen, psychische Störungen, aggressives Verhalten sowie zur Verkehrs-, Rechts- und Aussagepsychologie informiert. Die Kapitel des Lehrbuches sind durchgängig didaktisch aufbereitet und eignen sich auch für das Selbststudium. Schließlich geben Übungsaufgaben am Ende der Kapitel Impulse für die Diskussion und Reflexion des Gelernten.

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Zielgruppe


Studierende und Lehrende im Bachelorstudiengang Polizei, Studierende und Lehrende verwandter Studiengänge.

Weitere Infos & Material


1;Polizeipsychologie;1
1.1;Vorwort;7
1.2;Inhaltsverzeichnis;9
2;Kapitel 1 Polizeipsychologie – Einleitung und Überblick;15
2.1;1.1 Einführung;15
2.2;1.2 Inhalte und Ziele des Bandes;18
2.3;1.3 Die Kapitel im Überblick;20
2.4;1.4 Anmerkungen;27
2.5;Literatur;28
3;Kapitel 2 Menschliche Wahrnehmung – Sinnesempfindung, Erleben und aktives Gestalten in einer komplexen Umwelt;29
3.1;2.1 Themen der Wahrnehmungspsychologie;29
3.2;2.2 Grundlegende Phänomene der Sinnesleistungen und ihre Begrenzung;31
3.3;2.3 Regelwerke menschlicher Wahrnehmung: Gestaltbildung;34
3.4;2.4 Verarbeitungsebenen des Sehens: Funktionelle Neuroanatomie;36
3.5;2.5 Aktives Sehen: Wahrnehmung und Aufmerksamkeit in einer komplexen Welt;39
3.5.1;2.5.1 Bildgeleitete und kognitionsgeleitete Betrachtung der Umwelt;39
3.5.2;2.5.2 Active vision: Blicksteuerung und visuelle Kognition;41
3.5.3;2.5.3 Blickverteilungen als sukzessiver Wechsel von Fixationen und Sakkaden;44
3.5.4;2.5.4 Aufmerksamkeitsbindung in einer komplexen Welt;47
3.6;2.6 Sehen lernen: Visuelle Expertise;48
3.7;2.7 Der Polizist als Wahrnehmungsexperte: Eigensicherung und Einsatzhandeln;50
3.8;Literatur;56
4;Kapitel 3 Lernen und Gedächtnis – Gedächtnispsychologische Grundlagen der Zeugenvernehmung;61
4.1;3.1 Gedächtnistheorien;61
4.1.1;3.1.1 Struktur des Gedächtnisses (Gedächtnissysteme);62
4.1.2;3.1.2 Gedächtnisprozesse;66
4.1.3;3.1.3 Neuroanatomie des Gedächtnisses;71
4.2;3.2 Störungen des Gedächtnisses: Ungewollte Verzerrungen in der Vernehmung;72
4.3;3.3 Suggestive Einflüsse auf die Gedächtnisleistung;76
4.4;3.4 Mnemo-Techniken: Nicht suggestive Hilfen in der Vernehmung;81
4.5;3.5 Lernen;82
4.5.1;3.5.1 Klassisches und operantes Konditionieren;83
4.5.2;3.5.2 Modelllernen;86
4.6;Literatur;88
5;Kapitel 4 Emotion und soziale Kognition;91
5.1;4.1 Emotion;91
5.1.1;4.1.1 Entstehung und Funktionen von Emotionen;93
5.1.2;4.1.2 Arten, Ausdruck und Erkennbarkeit von Emotionen;97
5.2;4.2 Soziale Kognition;103
5.2.1;4.2.1 Einstellungen und Vorurteile;104
5.2.2;4.2.2 Attributionsprozesse;109
5.2.3;4.2.3 Urteilstendenzen und kognitive Heuristiken;112
5.3;Literatur;116
6;Kapitel 5 Kommunikation und Konflikt;121
6.1;5.1 Kommunikation;121
6.1.1;5.1.1 Sender-Empfänger-Modelle;123
6.1.2;5.1.2 Die fünf Axiome der Kommunikation;125
6.1.3;5.1.3 Die vier Seiten einer Nachricht;129
6.1.4;5.1.4 Kommunikationstechniken;132
6.1.5;5.1.5 Kommunikation im polizeilichen Alltag;136
6.2;5.2 Konflikt;138
6.2.1;5.2.1 Begriffsklärung: Was ist ein Konflikt?;138
6.2.2;5.2.2 Reaktionen auf und Folgen von Konflikten;139
6.2.3;5.2.3 Verlauf von Konflikten;141
6.2.4;5.2.4 Konfliktlösung: Verhandeln;143
6.3;Literatur;147
7;Kapitel 6 Entwicklung und Persönlichkeit;151
7.1;6.1 Entwicklung;151
7.1.1;6.1.1 Entwicklungstheorien;153
7.1.2;6.1.2 Jugend und Adoleszenz;159
7.1.3;6.1.3 Das späte Lebensalter;164
7.2;6.2 Persönlichkeit;167
7.2.1;6.2.1 Persönlichkeitstheorien;168
7.2.2;6.2.2 Messung der Persönlichkeit – Persönlichkeitsdiagnostik;172
7.3;Literatur;176
8;Kapitel 7 Belastungen, Folgen, Hilfen;181
8.1;7.1 Belastungen;181
8.2;7.2 Moderatorvariablen;183
8.2.1;7.2.1 Personelle Moderatorvariablen;185
8.2.2;7.2.2 Organisatorische Moderatorvariablen;188
8.3;7.3 Folgen;190
8.3.1;7.3.1 Stress;192
8.3.2;7.3.2 Burnout;193
8.3.3;7.3.3 Trauma;194
8.3.4;7.3.4 Akute und Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS);194
8.3.5;7.3.5 Positive Folgen;195
8.4;7.4 Hilfen;195
8.4.1;7.4.1 Prävention;196
8.4.2;7.4.2 Intervention während eines Einsatzes;196
8.4.3;7.4.3 Nachsorge;197
8.5;7.5 Psychische Erste Hilfe;199
8.6;Literatur;208
9;Kapitel 8 Psychische Störungen – Erkennen, Verstehen, Intervenieren;211
9.1;8.1 Einleitung;211
9.1.1;8.1.1 Erkennen der psychischen Störung;213
9.1.2;8.1.2 Krankheitshäufigkeit;214
9.1.3;8.1.3 Krankheitsursachen;216
9.1.4;8.1.4 Verhaltensempfehlungen im Umgang mit psychisch krankenPersonen;218
9.2;8.2 Polizeirelevante psychische Störungen;220
9.2.1;8.2.1 Störungen durch Substanzkonsum;220
9.2.2;8.2.2 Affektive Störung – Depression;225
9.2.3;8.2.3 Posttraumatische Belastungsstörung und Akute Belastungsreaktion;228
9.2.4;8.2.4 Psychotische Störungen und Schizophrenie;231
9.3;Literatur;235
10;Kapitel 9 Aggressives und prosoziales Verhalten;239
10.1;9.1 Einführung;239
10.2;9.2 Begriffsklärung;241
10.2.1;9.2.1 Aggressives Verhalten;241
10.2.2;9.2.2 Prosoziales Verhalten;243
10.3;9.3 Ansätze zur Erklärung und zum Verständnis von aggressivem und prosozialem Verhalten;244
10.3.1;9.3.1 Biologische Grundlagen;244
10.3.2;9.3.2 Aggression und prosoziales Verhalten als gelerntes Verhalten;246
10.4;9.4. Prozessmodelle der Entstehung aggressiven und prosozialen Verhaltens;250
10.4.1;9.4.1 Die Bedeutung des situativen Kontextes;252
10.4.2;9.4.2 Die Wechselwirkung von Person und Situation;253
10.4.3;9.4.3 Der Prozess der Informationsverarbeitung;258
10.5;9.5 Ansatzpunkte für die polizeiliche Einflussnahme auf die Entstehung aggressiven und prosozialen Verhaltens;262
10.6;Literatur;263
11;Kapitel 10 Verkehrspsychologie – Der Mensch im Zentrum der Verkehrssicherheit;267
11.1;10.1 Was ist Verkehrspsychologie?;267
11.2;10.2 Grundlagen – Aufgaben und Anforderungen für das sichere Fahren;270
11.3;10.3 Der Fahrer und seine Eigenschaften – Wer kann fahren?;272
11.3.1;10.3.1 Besonderheiten bei Fahranfängern;273
11.3.2;10.3.2 Besonderheiten bei älteren Fahrern;274
11.4;10.4 Methodik;277
11.5;10.5 Fahrerzustand;281
11.5.1;10.5.1 Einflussfaktoren – Ablenkung, Müdigkeit und psychotrope Substanzen;281
11.5.2;10.5.2 Einfluss des Fahrerzustands: Bewertungsmöglichkeiten;283
11.6;10.6 Wirkung (polizeilicher) Maßnahmen – Wie wird der Verkehr sicherer?;288
11.7;Literatur;291
12;Kapitel 11 Rechts- und Aussagepsychologie;293
12.1;11.1 Anwendungsbereiche der Rechtspsychologie;293
12.1.1;11.1.1 Forensische Psychologie;295
12.1.2;11.1.2 Polizeipsychologie;296
12.2;11.2 Aussagepsychologie;298
12.2.1;11.2.1 Begutachtung der Glaubhaftigkeit von Zeugenaussagen;299
12.2.2;11.2.2 Identifizierung von Tatverdächtigen durch Augenzeugen;304
12.3;Literatur;317
13;Anhang;321
13.1;Die Autorinnen und Autoren des Bandes;321
13.2;Sachregister;323


|13|Kapitel 1
Polizeipsychologie – Einleitung und Überblick
Bärbel Werdes und Torsten Porsch 1.1 Einführung
In fast allen Bereichen des privaten und beruflichen Alltags ist mittlerweile Expertenwissen besonders gefragt und notwendig. Vor der Anschaffung eines neuen technischen Gerätes, bei Fragen zu Art und Umfang von Kinderbetreuung, beim Erstellen einer Steuerklärung oder nach einem Arztbesuch können wir das Wissen von Experten nutzen, um zu begründeten und ausgewogenen Entscheidungen zu kommen (Bromme, Kienhues & Porsch, 2010). Die Nutzung dieses Expertenwissens ist nicht nur als optionale Wissenserweiterung oder als systematische Absicherung von Entscheidungen anzusehen, sondern wird zunehmend auch als Alltagsaufgabe gefordert. Vom mündigen Bürger, Patienten oder Kunden wird mittlerweile erwartet, sich umfassend Informationen zu verschaffen, sprachfähig zu sein und damit jederzeit in der Lage zu sein, zu unterschiedlichsten Themen in einen Diskurs treten zu können, der über Glauben und Meinungen hinaus geht. Die Digitalisierung von Wissensbeständen und die mobilen Zugriffsmöglichkeiten auf eben diese verändern unsere Wissenskultur zusehends. Expertise ist damit ständig greifbar geworden, wenn sie denn sinnvoll verschlagwortet werden kann oder Ideen dazu bestehen, welche Expertin bzw. welcher Experte denn zu einem Themenbereich sinnvoll beitragen kann. Im beruflichen Kontext gestaltet sich die Nutzung von Expertenwissen ebenso dynamisch. In vielen Berufen wird verlangt, dass nicht nur auf Expertenwissen zugegriffen wird, um berufliche Aufgaben zu bewältigen, sondern vielmehr auch selbstständig Expertise generiert und anderen zugänglich gemacht wird. So können beispielsweise durch vernetzte Arbeitsgruppen Aufgaben dezentral bearbeitet werden. Neben der Diversifikation von Studiengängen und Berufsausbildungen steigt auch die Anforderungsbreite innerhalb von höherqualifizierten Tätigkeiten. Neben den originären Fachinhalten spielt zunehmend auch Wissen |14|aus Nachbardisziplinen und eine Vielzahl von sogenannten Schlüsselqualifikationen eine Rolle. Beispielsweise wird die Fähigkeit, eine Schulklasse zu unterrichten nicht nur über Fachwissen und didaktische Kenntnisse definiert. Lehrerinnen und Lehrer müssen darüber hinaus auch Medienwissen, sozialpädagogische Expertise und Verhandlungsgeschick sowie vielschichtige professionelle Expertise aufweisen (Bromme, 2014). Es wird von ihnen erwartet, dass sie sich in neue Wissensfelder selbstständig einarbeiten und ihr Wissen nicht nur innerhalb eines Schulkollegiums sondern zusätzlich mittels Netzwerkbildung beständig weitergeben. Diese Theorie zur Professionalisierung von Expertise lässt sich auf eine Vielzahl von Berufen übertragen. Der Beruf der Polizeibeamtin und des Polizeibeamten ist von dieser Entwicklung nicht ausgenommen. Der berufliche Alltag im Polizeidienst besteht schon lange nicht mehr aus einer Ansammlung gleichförmiger Aufgaben in einem mehr oder weniger konstanten Umfeld – wenn dies überhaupt jemals der Fall war. Dabei ist festzuhalten, dass es – aufgrund der Vielzahl der unterschiedlichen Tätigkeitsfelder – nicht den einen klar umrissenen beruflichen Alltag im Polizeidienst gibt. Dies spiegelt sich auch in der Ausbildung von angehenden Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten wider. Obwohl in der Regel durch die berufliche Ausbildung allein auf ein oder zwei zentrale Tätigkeitsfelder des Polizeidienstes vorbereitet wird, während sämtliche Spezialisierungen neben umfänglicher Berufserfahrung auch zusätzliche Aus- und Fortbildungen erfordern, sind zur Vermittlung des Wissensumfangs mehrere spezialisierte Ausbildungsträger involviert. In der Ausbildung für den Polizeidienst müssen berufspraktische Inhalte, wie z.?B. das Fahren von Dienstfahrzeugen unter Einsatzbedingungen, das Bewegen in einer Polizeikette während einer Demonstration oder das Nutzen von Einsatztechniken zum Festhalten von Personen, erlernt werden. Die theoretischen Inhalte werden in der Regel im Rahmen eines Studiums vermittelt, in dem neben einschlägigen Rechtsfächern auch eine Vielzahl von weiteren (polizeilichen) Inhalten ihren Platz hat. Theorie und berufspraktische Inhalte müssen eng verzahnt und durch die angehenden Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten durch Handeln in realen Situationen erprobt werden. Anfangs fällt den Lernenden das Erkennen der Relevanz der jeweiligen Inhalte für ihr Handeln schwer. Ebenso ist die Aufnahme der Lerninhalte durch fehlende eigene Anknüpfungspunkte verlangsamt (Prawat, 1999). Angehende Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte sehen sich einer Wissensflut ausgesetzt, der sie im Rahmen ihrer kognitiven, motivationalen und lernstrategischen Möglichkeiten begegnen. Sie können sich an ihren Dozentinnen und Dozenten, Dienstgruppenleiterinnen und Dienstgruppenleitern oder ihren Tutorinnen und Tutoren orientieren. Deren Handeln, Wissen und praktische Erfahrungen sind Orientierung für die Lernziele der angehenden Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten. Dabei müssen sie nicht selten mit Widersprüchen und Spannungsfeldern umgehen, wenn der Abgleich von theoretischen Inhalten des Studiums und dem langjährig erprobten und durch unterschiedliche Einflüsse geprägten lokalen Handeln in der Praxis gefordert ist. Die angehenden Polizeibeamtinnen und Polizei|15|beamten entscheiden sich – nachvollziehbarerweise – häufig für die Reduzierung der Wissensinhalte auf das unmittelbar Notwendige und ein Handeln, das eine schnelle Lösung der Situation verspricht. Diese Strategie bringt den Vorteil mit sich, eine gewisse Handlungsfähigkeit und –sicherheit zu erreichen, bevor ein eigener Expertisestatus erreicht wird. Gleichzeitig besteht die Gefahr, durch diese Reduzierung der Komplexität systemische Zusammenhänge zu unterschätzen oder ganz zu negieren. Auch verzerrt diese fälschlicherweise die breiten Anforderungen, die durch unterschiedliche Personen, gesellschaftliche und politische Gruppen an Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte gestellt werden. Bürgerinnen und Bürger erwarten von der Polizei neben unmittelbarer Hilfe und der Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit im Rahmen der Strafverfolgung und Gefahrenabwehr auch eine breite Handlungskompetenz in allen relevanten Themenfeldern. Dabei ist nicht nur das Ergebnis polizeilichen Handelns wichtig, sondern auch die Art und Weise sowie die Öffentlichkeitswirksamkeit und die Nachhaltigkeit der Zielerreichung. Wird die Verknüpfung dieser Anforderungen im individuellen Handeln der Polizeibeamtin und des Polizeibeamten erkannt, rechtfertigt sich auch eine berufliche Ausbildung, die über das Erlernen von Gesetzestexten und weiteren polizeilichen Fächern wie z.?B. Einsatzlehre hinausgeht. Fächer wie Psychologie, Soziologie, Ethik und Politikwissenschaften erhalten im Curriculum ihre Daseinsberechtigung. Das Interesse am Fach Psychologie ist bei den Studierenden in der Regel besonders groß, dennoch hat es die wissenschaftliche Psychologie aus der Perspektive der angehenden Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten häufig besonders schwer. Vielfach existiert ein Zerrbild über Inhalte und Wesen des Faches. Einzelne Ausrichtungen wie z.?B. psychodynamische Ansätze werden als repräsentativ für das ganze Fach betrachtet. Mit dem Denken, Fühlen und Erleben glauben sich auch viele Laien gut auszukennen, da sie es – zumindest in der unsystematischen Beobachtung – alltäglich an sich selbst wahrnehmen. So kann z.?B. die Annahme bestehen, sich mit Kommunikation gut auszukennen, da auch im Alltag Gespräche mit anderen Menschen geführt werden. Darüber hinaus erscheinen wissenschaftliche Erkenntnisse im Fach Laien häufig trivial, da sich beständig Beispiele im Alltagserleben finden und die Erkenntnisse damit in jeglicher Hinsicht vertraut, wenn auch nicht systematisch abgesichert, wirken. Grundlegende psychologische Theorien bieten nicht immer umfängliche Extrakte, die ohne weitere Transferleistung in der Praxis genutzt werden können. Es ist daher für Laien anfangs schwierig, einen unmittelbaren Gewinn aus dem Erlernen von Grundlagenwissen zu ziehen. Letztendlich gelingt es auch uns – den Vertreterinnen und Vertretern des Faches – nicht immer, angehende Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte für eine dauerhafte Auseinandersetzung mit den Theorien, Methoden, Erkenntnissen und Anwendungen der Psychologie zu begeistern. Der Verweis darauf, dass die Notwendigkeit zur Beschäftigung mit dem Fach zwingend für das zukünftige Arbeitsfeld gegeben ist, trägt...


Dr. Torsten Porsch, geb. 1982. 2002-2007 Studium der Psychologie und Politikwissenschaften in Münster. 2007-2012 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich der Pädagogischen Psychologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. 2011 Promotion. Seit 2012 Wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Bereichen Kompetenztraining, Evaluation, Führung sowie Personalentwicklung und -auswahl beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangele-genheiten der Polizei Nordrhein-Westfalen.



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