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E-Book, Deutsch, Band 243, 288 Seiten

Reihe: Stuttgarter Bibelstudien (SBS)

Prosinger Das eingepflanzte Wort der Wahrheit

Struktur und Grundgedanke des Jakobusbriefes
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-460-51077-7
Verlag: Katholisches Bibelwerk
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Struktur und Grundgedanke des Jakobusbriefes

E-Book, Deutsch, Band 243, 288 Seiten

Reihe: Stuttgarter Bibelstudien (SBS)

ISBN: 978-3-460-51077-7
Verlag: Katholisches Bibelwerk
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das vorliegende Buch erkennt im Jakobusbrief eine durchgehende rhetorische Struktur, die einem konsequenten Gedankengang folgt. Dieser eröffnet einen faszinierenden Blick in den Ursprung der menschlichen Existenz: Gott, der Vater der Lichter, ruft einen jeden durch sein Wort der Wahrheit ins Leben, um am Werk seiner Schöpfung mitzuwirken (1,18) und an einem vollkommenen Werk, der "Vollendung des Herrn" (5,11), teilzunehmen. Wer dieses eingepflanzte Wort in rechter Disposition aufnimmt und einstimmt, erkennt darin "das vollkommene Gesetz der Freiheit" (1,25). Freilich kann sich der Mensch auch durch äußere Verlockungen verführen lassen und seine wahre Identität verlieren. Die hier vorgeschlagene Struktur ist ein Schlüssel, um scheinbar unzusammenhängende Argumente und Thesen in eine einsichtige Argumentation zu fügen, die eine bisher viel zu wenig geschätzte philosophisch-theologische Tiefe aufweist. Deshalb wird auch jeweils auf Übereinstimmungen bei Denkern der Vergangenheit und Gegenwart hingewiesen.
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2.Ein „erster“ Gang durch den Text
Vermutlich befindet sich niemand von uns, die wir eine Sekundärliteratur zum Jakobusbrief zur Hand nehmen, in der Lage, zum ersten Mal den primären Text zur Kenntnis zu nehmen. Immer sind wir auf ein Hin und Her zwischen einem bereits vorhandenen Vorverständnis und einem kritischen Nachvollzug angewiesen. Und immer wieder wird es von neuem der Versuch sein, sich in den Ersthörer oder Erstleser unvoreingenommen hineinzuversetzen. Dabei dürfen wir voraussetzen, dass dieser keine tabula rasa war, sondern geprägt von Wohlwollen gegenüber „Jakobus, dem Diener Gottes und des Herrn Jesus Christus“ und auch von einer Freude an einer wohlgesetzten Rede gemäß den ihm bekannten Regeln antiker Rhetorik. Der Text ist letztlich nicht dazu da, analysiert und rekonstruiert, sondern gelesen bzw. gehört zu werden. Die hier vorgeschlagene Struktur soll nicht nur durch formale Kriterien abstrahiert werden, und – wie bei J. P. Heil – die Exegese des Textes erst anschließend anhand der vorausgesetzten Struktur folgen. Trotz der Gefahr von Wiederholungen soll die Struktur zunächst aus einem ersten Gang aus dem Text abgelesen werden. Ein solcher „erster“ Gang durch den Text sollte möglichst ursprünglich sein. Noch einmal durch den Text zu gehen, um die Struktur einsichtig zu machen, erfordert die Erklärung der einzelnen Schritte, ohne sich in exegetische Details zu verlieren. Die zum Erkennen der lehrmäßigen Expositionen in 1,13–18; 2,14–26; 3,1–12 und 3,13–18 notwendige Detailanalyse wird anschließend in separaten Kapiteln angefügt. Für den „ersten“ Gang durch den Text sollen die Ergebnisse nur kurz begründet und anschließend eingehender bestätigt werden. 2.1Präskript und Einleitung
Schon besprochen wurde das praescriptum in Jak 1,1: Jakobus, Gottes und des Herrn Jesus Christus Knecht, grüßt die zwölf Stämme in der Diaspora. Damit eröffnet er eine theologisch definierte Situation, die den hermeneutischen Horizont des Folgenden prägt, ganz unabhängig davon, ob nur eine fiktive Briefsituation eröffnet wird, oder ob der Text als zu versendender Rundbrief gedacht war. Adressaten sind jedenfalls all diejenigen, die sich in der „Zerstreuung“ des auserwählten Gottesvolkes befinden, da sie zusammen mit Jakobus Knechte Gottes und Jesu Christi sind. Insofern leben sie alle in dieser vorläufigen Welt als Fremde in der Diaspora, auch wenn sie sich in der Umgebung befinden, in der sie aufgewachsen sind. Der übliche griechische Gruß, chaírein, bekommt damit schon ein unübliches Gewicht: als Aufruf zur Freude innerhalb einer betrüblichen Diasporasituation. Das chaírein wird in 1,2 durch pásan charán unmittelbar aufgegriffen: „haltet es für jegliche Freude!“. Ob diese Stichwortverbindung (mot crochet) den gesamten folgenden Text an ein Briefpräskript bindet und somit auch vom literarischen Genus her als Brief erweist – so H. Frankemölle –, muss sich an der Art des Textes selbst erweisen1. Jedenfalls betont der Autor mit „jegliche Freude“ zunächst einen besonderen Akzent. „Erachtet als jegliche Freude“ ist eine captatio benevolentiae, denn wer möchte nicht zur Freude eingeladen werden! Nun könnte man eine Abhandlung über die Freude erwarten. Aber gleich nach dem angenehmen Auftakt lässt der Autor eine kalte Dusche folgen: „… wenn ihr herumtorkelt in vielfältigen Anfechtungen“. In paradoxer Weise soll eine höchst unangenehme Situation als jegliche Freude erachtet werden. Damit wird sogleich ein besonderer Akzent gesetzt, der die Aufmerksamkeit des Hörers weckt. Zurecht wird er sich fragen, was der Autor eigentlich will. Dass er nicht einfach so dahinredet und von einem zum anderen kommt, zeigt schon der ausgefeilte und einprägsame Stil: nach der Assonanz mit dem hellen alpha in 1,2a folgt die Alliteration mit dem Konsonanten pi in 1,2b. Das Hin- und Hergeworfen-Werden tritt geradezu plastisch vor Augen: peirasmoîs peripésête poikílois. Dies also ist die Situation „in der Diaspora“: peirasmós kann als Prüfung oder Versuchung übersetzt werden, je nach positiver oder negativer Perspektive. Der Hörer wird nun eine Erklärung erwarten, warum die Anfechtung als „jegliche Freude erachtet“ werden soll. Die folgenden Ausführungen in 1,3–4 sind von konzentrierter Dichte und Gewicht. Anfangsbetont ist, dass es etwas zu erkennen und zu wissen gilt: „wissend“ (ginôskontes). Es geht um die Erkenntnis der Notwendigkeit „eurer Bewährung des Glaubens“, welche „Durchhalten bewirkt“ (1,3). Die Bewährung“ bzw. „Bewahrheitung“ (dokímion) evoziert angesichts der eben erwähnten Situation des Hin- und Herfallens in vielfältigen Anfechtungen den Bestand, das Standhalten, die Festigkeit, und zwar die Sicherung in der Wahrheit. Wie im deutschen „Bewährung“ wahre Treue und Treue in der Wahrheit anklingt, so im Griechischen dokímion die Wertschätzung im Verb dokimázô, und zwar als die Teilnahme an der wahren dóxa, der herrlichen Gegenwart Gottes. Im Gegensatz dazu steht der bloße Schein, ausgedrückt im Verb dokéô und in diesem Sinn verwendet in 1,26. Jakobus spricht nun von der „Bewahrheitung des Glaubens“ (dokímion tês písteôs). Für die „Brüder in der Diaspora“ bedarf das Wort „Glaube“ zunächst keiner weiteren Erklärung. Es ist das Grundwort ihrer Gottes- und Christusbeziehung, die sie von ihrer heidnischen Umwelt unterscheidet. Dennoch kann der Hörer bzw. Leser eine Erklärung erwarten, was es um die bewährende Kraft des Glaubens ist. Zwar verwendet auch Petrus diesen Ausdruck: „damit sich die bewährende Kraft bzw. die Werthaltigkeit eures Glaubens als viel wertvoller erweise als Gold, das in der Vernichtung durch bewährendes Feuer erfunden wird“ (1 Petr 1,7). Auch aus Ps 11,7 (LXX) wird dem christlichen Hörer das dokímion als Bewährung des reinen Gotteswortes wie feuerbewährtes Silber geläufig sein. Was Jakobus genauer unter der Bewährung des Glaubens in der Situation der Anfechtungen in der Diaspora versteht, bleibt dennoch abzuwarten. Eigenartigerweise sieht er im dokímion nicht eine äußere Manifestation der Kraft des Glaubens, sondern eine innere Kraft, die den Glauben beseelt und das Ausharren bewirkt. Jakobus verwendet das Neutrum dokímion, die bewährende Kraft. Paulus verwendet dokimê2, womit eher das Abstraktum „Bewährtheit“ zum Ausdruck kommt, so dass bei ihm das Durchhaltevermögen die Bewährtheit bewirkt (Röm 5,4), während bei Jakobus umgekehrt die bewährende Kraft des Glaubens das Durchhaltevermögen bewirkt und sich als solches manifestiert. Wörtlich besagt hypo-monê das Unten-Bleiben. Eine nähere Erklärung erfolgt umgehend. In 1,4 wird nicht nur die hypomonê als mot-crochet aufgegriffen, sondern auch das „be-wirken“ (kat-ergázetai) mit dem Substantiv „Werk“ (érgon). Wer den Jakobusbrief schon ein wenig kennt, weiß um die zentrale Bedeutung von „Werk“ und „wirken“ im gesamten Text. Aber auch dem Ersthörer bzw. -leser sollte die Betonung einer chiastischen Wortstellung auffallen: die bewährende Kraft des Glaubens bewirkt (a) Standhaftigkeit (b), und die Standhaftigkeit (b´) soll ein vollkommenes Werk (a´) haben. Parallel stehen das vollkommene Werk, an dem Anteil genommen werden kann (echétô), und eine bewährende Kraft, die in Beziehung zum Glauben steht und Standhaftigkeit bewirkt. Die eigenartige Wortstellung „die bewährende Kraft – von euch – des Glaubens“ lässt die Relationen noch offen und eine Klärung muss aus den folgenden Ausführungen erwartet werden. Die Aussicht auf das Haben eines vollkommenen Werkes wird noch weiter betont: „Damit ihr vollkommen und ganzheitlich beerbt seid, in nichts ermangelnd“. Zweifellos wird das Adjektiv „vollkommen“ (téleion) in den vollkommenen Menschen (téleioi) aufgegriffen und verstärkt durch das im Neuen Testament ungewöhnliche „ganzbeerbt“ (holó-klêroi3). Das abundante „in nichts ermangelnd“ setzt einen zusätzlichen Akzent. Die Aussagen in 1,3–4 sind sehr komprimiert und klingen wie ein Programm, das entfaltet werden soll. Der folgende Text muss erweisen, ob mit diesen Versen tatsächlich ein besonderes Thema eröffnet wird, das es zu erkennen gilt (ginôskontes). 2.2Vorbereitung
Wir haben gesehen, dass in der konzentrierten Ansage von...



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