Buch, Deutsch, 448 Seiten, Format (B × H): 142 mm x 215 mm, Gewicht: 554 g
Zur Mikrosoziologie der Technik
Buch, Deutsch, 448 Seiten, Format (B × H): 142 mm x 215 mm, Gewicht: 554 g
ISBN: 978-3-593-38227-2
Verlag: Campus
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Inhalt
Vorwort
Technografie und Mikrosoziologie der Technik
Werner Rammert, Cornelius Schubert
I. Maßgebliche Beispiele
Ethnografie einer Hochtechnologie: Das Pariser Projekt 'Aramis' eines automatischen U-Bahn-Systems
Bruno Latour
Die Technik der Teamnavigation: Ethnografie einer verteilten Kognition
Edwin Hutchins
Wie Techniken Finanzmärkte erschaffen: Der Fall des Börsentickers
Alex Preda
Die Workplace Studies
Hubert Knoblauch, Christian Heath
Technik in Aktion: Verteiltes Handeln in soziotechnischen Konstellationen
Werner Rammert
II. Methodologische Beiträge
Ethnografische Perspektiven: Technische Artefakte in ihrer symbolisch-kommunikativen und praktisch-materiellen Dimension
Holger Braun-Thürmann
6 INHAL T
Videografie im OP: Wie Videotechnik für technografische Studien genutzt werden kann
Cornelius Schubert
Webnografie? Zu den methodischen Voraussetzungen einer ethnografischen Erforschung des Internets
Jörg Strübing
Going Data in Interaktivitätsexperimenten: Neue Methoden zur Analyse der Interaktivität zwischen Mensch und Maschine
Michael Hahne, Erik Lettkemann, Renate Lieb, Martin Meister
III. Neuere Studien
Unsicherheit und Mehrdeutigkeit im Operationssaal: Routinen und Risiken verteilter Aktivitäten in Hightech-Arbeitssituationen
Cornelius Schubert, Werner Rammert
Ursachenforschung und Schuldzuweisung nach dem Absturz der Swissair 111: Eine technografische Kontroverse im Internetforum
Jörg Potthast
Wissen in (Inter-)Aktion: Eine technografische Studie
Holger Braun-Thürmann, Christin Leube, Katharina Fichtenau, Steffen Motzkus, Sascia Wessäly
Schreiben, Zeichnen, Erinnern: Persönliches Wissensmanagement im Ingenieurberuf seit 1850
Hans-Liudger Dienel
Die Fabrikation instrumenteller Körper: Technografische Untersuchungen der medizinischen Bildgebung
Regula Valerie Burri
Autorinnen und Autoren
Dieses Buch blickt auf eine begrenzte Zeit zurück, die letzten fünf Jahre Forschung und Förderung im Fachgebiet Techniksoziologie. Das waren Diskussionen zu neueren Techniktheorien. Das waren interdisziplinäre Drittmittelprojekte mit Medizinern, Arbeitswissenschaftlern und Informatikern. Das war die Zeit des Aufbaus eines Instituts für Soziologie, der Einrichtung eines neuen Diplomstudiengangs 'Soziologie mit technikwissenschaftlicher Ausrichtung' und der ersten Lehrforschungen und Diplomarbeiten. Dieses Buch macht die Techniken der Gesellschaft auf eine spezifische Weise zum Thema. Techniken aller Art werden aus der Nähe, in ihrem Umfeld und in ihrem praktischen Vollzug beobachtet, beschrieben, aufgezeichnet und untersucht. Technografie wendet ethnografische Methoden auf Techniken an und entwickelt sie weiter für avancierte Hochtechnologien. Techniken in ihrer Entstehung, in ihren Innovationsverläufen und institutionellen Regimes bilden einen zweiten Forschungsfokus, der demnächst in einem gesonderten Buch zur 'Innovationsbiografie' vorgestellt wird. Dieses Buch befördert auch eine bestimmte theoretische Perspektive, ohne dass alle Beitragenden sie ausdrücklich teilten. Die Beiträge beziehen sich mehr oder weniger auf ähnliche theoretische Traditionen, die von Mead und Dewey über den Symbolischen Interaktionismus bis hin zur pragmatistischen Gesellschaftstheorie reichen, auch wenn sie sich stärker an Ethnomethodologie, phänomenologischer Wissenssoziologie oder Laborkonstruktivismus orientieren. Viele Beiträge sind von Latours Aktor- Netzwerk-Theorie, Hutchins´ Konzept verteilter Kognition und den Workplace Studies inspiriert. Ich werde die gemeinsame Perspektive im nächsten Jahr in meinem Buch 'Technik - Handeln - Wissen' unter dem Namen 'Pragmatistische Technik- und Sozialtheorie' zusammenfassen. Das vorliegende Buch kann auf verschiedene Weise sinnvoll genutzt werden: für die Forschung, für die Lehre und für die neugierige Lektüre. Es bietet viele Beispiele dafür, wie in Archiven und im freien Feld, in Labors, im OP und anderen hochtechnisierten Arbeitsplätzen, am PC und im Internet technografische Studien durchgeführt werden können. So kann es zu eigenen Studien anregen und paradigmatisch für ein weiter zu treibendes Forschungsprogramm 'Technografie' stehen. Es besteht aus vierzehn Beiträgen, die mit unterschiedlichem Gewicht theoretische, methodische und empirische Zugänge behandeln. So kann es als Reader für eine Lehreinheit 'Mikrosoziologie', 'Techniksoziologie' oder 'Qualitative Forschung ' dienen. Man kann es systematisch von vorne bis hinten durcharbeiten oder aber einfach nur neugierig kreuz und quer darin herumstöbern, bietet es doch anschauliche Fälle aus dem Alltag von Ingenieuren, Navigatoren, Chirurgen, Telefonistinnen und Börsenanalysten. Wer mit der neueren Techniksoziologie nicht vertraut ist, der sollte mit dem sechsten Beitrag 'Technik in Aktion' beginnen, bevor er sich die schwierigen Referenztexte von Bruno Latour, Ed Hutchins und Alex Preda ansieht. Wer einen kleinen Einstieg in die Ethnografie benötigt, der sollte mit dem siebten Beitrag 'Ethnografische Perspektiven' starten. Natürlich schadet es nie, mit der Einleitung loszulegen.