Rapp | Zweiundvierzig - Ein Uni-Thriller | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 180 Seiten

Rapp Zweiundvierzig - Ein Uni-Thriller


2. Auflage 2014
ISBN: 978-3-944729-36-7
Verlag: Amrun Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 180 Seiten

ISBN: 978-3-944729-36-7
Verlag: Amrun Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wohin gehst du, wenn es keinen Ausweg gibt?

Es ist Freitag, kurz vor Weihnachten. Auf dem Campus der exzellenten Provinzuni halten sich nur wenige Menschen auf, als plötzlich das Licht ausgeht. Von einem Moment zum anderen sind Strom und Heizung abgeschaltet, weder Mobilfunknetze noch das Internet sind verfügbar. Und alle Ausänge sind mit Sprengladungen gesichert - Die Uni wird zur Todesfalle.

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Koffein und Adrenalin     Schon kurz nachdem sich die letzten Verwaltungsangestellten ins Wochenende verabschiedet haben, sind Ingo und Hannes fertig mit ihrer Etage und der Serverraum im Keller ist ebenfalls abgehakt. Als nächstes wollen sie noch einige Zylinder im darüber liegenden Stock ausbauen, die dann montags auch mit den digitalen Versionen ausgestattet werden sollen. Aber zuerst ist es Zeit, eine Pause einzulegen. Den beiden ist bewusst, dass es in der Mensa bereits nichts mehr zu essen gibt, aber zum Getränkeautomaten müssen sie dennoch. Der Kaffee schmeckt erstaunlicherweise dort am besten. Auf dem Weg in Richtung Eingangshalle reden sie über Ingos Urlaub. Prateet ist sehr zufrieden mit sich. Sein Diplomprojekt steht fest, sein Professor wird dafür sorgen, dass er über sein Austauschjahr hinaus hier bleiben kann und ihn dazu noch für ein Stipendium vorschlagen. Der einzige Haken ist, dass er versprechen musste, an seinem Deutsch zu arbeiten, und zwar schnell. Bei dem Gedanken lässt er die Schultern wieder hängen, denn das kommt ihm wie eine unnötige Anstrengung vor. Anstrengend wird es auch so schon werden. Er findet, dass er sich jetzt einen Cappuccino und zwei Schokoriegel verdient hat und lenkt seine Schritte ebenfalls in Richtung der Automaten. Lara kann ihre Wut kaum mehr unterdrücken. Sie hat fast zwei Stunden auf dieses Schwein Carl gewartet, aber außer einer knappen Textnachricht, dass es später werden könne, hat er nichts von sich hören lassen. Zwei ganze öde, sorgenvolle Stunden hat sie in einem leeren Büro gesessen, ganz oben im Verwaltungstrakt, wo die alten Schlösser ausgebaut worden sind. Erst auf dem Besucherstuhl, dann im Chefsessel, und schließlich auf dem Besprechungssofa. Letzteres hat sie noch wütender gemacht, denn sie konnte sich nur zu gut vorstellen, dass Carl genau hier so Einiges von ihr erwarteten würde. Was konnte sie tun? Er hatte sie davor gewarnt, ihn anzurufen, »dann ist das Spiel sofort vorbei, klar?« Nur zu klar. Sie hat gewartet, sich ausgemalt, dass er einen Autounfall hatte, dann wäre der Spuk vorüber, das wäre das Beste. Sie hat keinen Funken Mitleid mit diesem Erpresser. Sie mag von der Gier, der Lust Anderer profitieren, aber es wäre ihr zuwider, auf ihre Angst zu bauen, sie in die Ecke zu drängen. Für sie ist es ein ehrlicher Tausch, Sex gegen Geld, nicht mehr und nicht weniger. Aber Carl … Jetzt hält es sie nicht mehr in diesem Raum, sie hat lange genug gewartet. Sie nimmt einen Zettel, einen Bleistift. 12:35 schreibt sie darauf. Mehr als zwei Stunden sind es gewesen. Als sie die Treppe hinunter geht, zittern ihr die Knie ein wenig. Sie braucht jetzt erst mal einen starken Kaffee. Und dann was? Warten auf seinen nächsten Anruf? Es ist ein gemeines Scheißspiel, das er treibt. Wutentbrannt macht sie sich auf den Weg zur Mensa. Obwohl Kristin bestens ausgerüstet ist, verlässt sie in der Mittagspause doch den Seminarraum in Richtung Haupteingang, um sich ein bisschen die Beine zu vertreten und alleine zu sein. Der Kurs ist langweilig, fast wie eine Vorlesung ohne große Möglichkeiten zur Interaktion. Die verspricht die Dozentin zwar für die nächste Sitzung im Januar, aber was nützt das heute? Außerdem sind die anderen Studierenden noch lustloser; das ist ansteckend. Und diese Lisa nervt. Genau wie Tanja scheint sie nichts als Männer im Kopf zu haben, sie redet ununterbrochen von ihrem Freund Florian. Wenigstens ist sie noch glücklich, es sind keine Liebeskummer-Stories, die sie erzählt. Dafür viel zu viele Details. Nein, Kristin will nicht wissen, wie er küsst, dass er Boxershorts trägt, dass sie gemeinsam von Queensland und der Goldküste träumen. Warum müssen alle Mädchen so mitteilsam sein? »Warte mal, gehst du eine rauchen?« Das darf doch nicht wahr sein, Lisa ist ihr nachgelaufen, und will sie nach draußen begleiten. »Ich rauche nicht«, sagt Kristin eisig, und Lisa lacht. »Glaubst du ich? Aber wir hocken lange genug in diesem Kämmerchen, ich brauche frische Luft! Lass uns raus gehen…« Schon ist sie ein paar Schritte voraus, Kristin wie selbstverständlich vereinnahmend. Der ist die Lust auf Luft vergangen. »Ich muss erst noch«, ruft sie Lisa hinterher, und wendet sich den nächsten Toiletten zu. »Warte, dann geh ich auch!« Kristin verdreht stumm die Augen. Lieber Gott, lass diesen Tag schnell zu Ende gehen! »Das ist sowas von nicht lustig!« »Welcher Arsch war das?« Beide Mädchen rufen gleichzeitig, denn gerade als sie auf der Toilette sitzen, Lisa mit Gedanken an die kalte Luft da draußen, die sie wieder wach machen wird, Kristin schicksalsergeben gegenüber ihrer ungewollten Begleitung, geht das Licht aus. Im nächsten Moment verebbt das kurbelnde Lüftungsgeräusch, das man sonst gar nicht mehr wahrnimmt, weil es ständig da ist, wenn man in der Uni einen Waschraum betritt. »Mach das Licht an, Du Spast!« schreit Lisa jetzt, aber Kristin ist sicher, dass niemand außer ihnen im Waschraum war. Wo hätte er sich verstecken sollen? Stille. Er konnte auf der Klobrille gestanden haben, so dass man unter der Türe keine Füße gesehen hat. »Lisa?« »WAS?« Die Angst der Sportstudentin ist deutlich zu hören in ihrem zu hohen Schrei. Kristin hofft, dass ihre eigene Stimme fester klingt: »Wir kommen da jetzt raus, und wenn wir dich kriegen, kannst du was erleben. Verschwinde lieber ganz schnell!« Stille. Entweder er wartet, oder da ist wirklich niemand. Beide stehen mit der einen Hand am Türgriff, mit der anderen bereit, das Schloss zu drehen. Kristin gibt das Kommando, »Eins, zwei – « Aber bevor sie drei sagen kann, hat Lisa ihre Türe schon aufgerissen, und starrt ins Dunkel. Als Kristin ebenfalls da ist, rennen sie nebeneinander zum Ausgang, Lisa zieht die schwerere Türe auf, sie stolpern fast hinaus. Ins Helle. Niemand folgt ihnen. Kristin ist blass. »Wir müssen jemanden holen, ich geh da nicht nochmal rein!« Sie sehen sich um, hier im Foyer gibt es Glastüren und buntes Acryl in Teilen der Decke, so dass Tageslicht hereinfällt. Aber noch bevor das leise Grauen, das von ihrem Schreckmoment übrig geblieben ist, versiegen kann, spüren sie, sehen sie beide, dass hier nichts in Ordnung ist. Es dauert einige Momente, bis sie die kleinen Anzeichen wahrnehmen, sie einordnen und das Puzzle zusammensetzen: Die Notausgangsleuchten sind aus. Alles, was in irgendeiner Form beleuchtet sein sollte, wie der Kaffeeautomat, vor dem sich mittlerweile mehrere Leute versammelt haben, ist dunkel. Die Gesichter der anderen scheinen eingefroren, stehengeblieben in einem Moment der Verwirrung, dem Schreck des Unheimlichen. Da räuspert sich Ingo und sagt mit bewusst lauter Stimme: »Stromausfall. Keine Sorge, die Universität hat unterschiedliche Versorgungspunkte. Was hier ausgefallen ist, ist nur der Strom, den man von der Haustechnik aus überwachen und wieder hochfahren kann. Das haben wir in ein paar Minuten behoben. Bleiben Sie einfach hier alle zusammen und wenn der Automat zu brummen beginnt, dann wissen Sie ja, wir haben die Sache wieder zum Laufen gebracht.« Sein ermutigendes Lächeln scheint Wirkung zu zeigen, denn in die Gesichter um ihn herum kommt wieder etwas Leben. »Oh Mann! Gott sei dank«, entfährt es Lisa, die wohl den schlimmsten Schreck bekommen hat. Hannes folgt Ingo in Richtung Haupttüre, aber die hat einen Bewegungssensor, und die beiden Glasfronten öffnen sich nur elektrisch. Das neue Notentriegelungssystem geht erst in der nächsten Woche in Betrieb, wenn alles programmiert ist. Kurz vor dem Haupteingang biegt Ingo daher rechts ab, in den Naturwissenschaftsbereich. Hier vorne sind die alten Zylinder noch nicht ausgewechselt, aber die Räume der Haustechnik, die auf dieser Etage ihren Platz gefunden haben, sind bereits mit Transpondern ausgestattet. Der naturwissenschaftliche Anbau hat seine eigene Stromversorgung, denn hier muss die Erhaltung teurer Experimente und Versuchsaufbauten sicher gestellt sein, genau wie die Temperaturregler der Terrarien und die Pumpen der Aquarien im Biologie-Bereich. Eine weitere unabhängige Stromzelle befindet sich im Verwaltungstrakt mit der ausgelagerten IT-Abteilung, und natürlich ebenso eine im Bereich Bibliothek und zentrales Rechenzentrum. Ingos Schritte verlangsamen sich. Er kann bereits hören, dass auch hier nichts so ist, wie es sein sollte. Es ist zu still. Keine Lüftung, kein Summen aus den Laboren, kein leiser Ton der Deckenlampen. Es ist dunkel, wo kein Tageslicht hereindringt. »Scheiße«, sagt er tonlos. Hannes schließt stumm zu ihm auf; dem Kollegen hat es die Sprache verschlagen. Ihm ist aufgefallen, dass selbst die roten Pfeile an den Aufzügen nicht leuchten. Alles steht still. Was ist mit den anderen Bereichen? Sie haben doch den Verwaltungstrakt erst vor einer guten Viertelstunde verlassen, da war alles noch normal. Wann ist der Strom ausgefallen, wo überall? Ingo macht kehrt und sein Mantel weht schöner denn je hinter ihm her, aber niemand weiß es zu würdigen, nicht einmal Lisa mit ihrer blühenden Fantasie, als er ohne ein Wort an der kleinen Gruppe um den Automaten vorbei rauscht, Hannes dicht hinter ihm. An der nächsten Zwischentüre bleibt er abrupt stehen, denn von hier kann man den Flur entlang schauen, weit genug um zu sehen, dass im Bibliotheksbereich, der auch während der gesamten nunmehr sechs Wochen Schließzeit beleuchtet war, alles dunkel ist. Nur die diffuse matte Dezembersonne kommt durch die hohen Oberlichter, aber alles künstliche, elektrische Licht ist fort....


Claudia Rapp wurde 1971 im Rheinland geboren und fühlt sich nach wie vor von der dortigen Lebenslust und Redseligkeit geprägt, auch wenn sie die letzten neunzehn Jahre am Bodensee gelebt hat. In Konstanz hat sie Germanistik, Anglistik und Amerikanistik studiert und im Anschluss über Literatur aus Hawaii promoviert. Nach einigen Jahren als Uni-Dozentin hat sie sich als Übersetzerin selbständig gemacht und ist gerade nach Berlin gezogen, um zu sehen, was die Hauptstadt an Inspiration zu bieten hat.



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