Reinecker | Verhaltensanalyse | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 117 Seiten

Reinecker Verhaltensanalyse

Ein Praxisleitfaden
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8409-2664-8
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Ein Praxisleitfaden

E-Book, Deutsch, 117 Seiten

ISBN: 978-3-8409-2664-8
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Menschen wenden sich wegen unterschiedlicher Beschwerden an einen Psychotherapeuten. Sie leiden unter einem Problem, welches sie oft am Beginn einer Therapie gar nicht präzise beschreiben können, und haben bestimmte Zielvorstellungen im Hinblick auf erwünschte Veränderungen bzw. auf die Lösung ihres Problems. Die funktionale Verhaltens- und Problemanalyse ist ein wichtiges diagnostisches Verfahren der Verhaltenstherapie. Sie ist die Grundvoraussetzung dafür, geeignete klinisch-psychologische Interventionen auswählen zu können. Der Band informiert über die Grundlagen der Verhaltensdiagnostik und beschreibt praxisorientiert das Vorgehen bei der Verhaltensanalyse.

Bei der Verhaltensanalyse geht es darum, die Reaktionsweisen einer Person in verschiedenen Situationen auf unterschiedlichen Ebenen zu erfassen. Ziel ist es, zu erheben, unter welchen Bedingungen ein Verhalten erworben wurde und welche Faktoren es derzeit aufrechterhalten (Bedingungsanalyse). Weiterhin soll erfasst werden, welche spezifischen Verhaltensmuster einer Veränderung bedürfen (Zielbestimmung) und mit welchen geeigneten Methoden die angestrebte Veränderung erzielt werden kann (Behandlungsauswahl). Durch die problemorientierte Analyse können Therapieziele erarbeitet und die einzelnen Schritte und Elemente der Behandlung fortlaufend geplant werden.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Verhaltensanalyse;1
1.1;Vorwort;7
1.2;Inhaltsverzeichnis;9
2;1 Grundlagen 1.1 Wozu Verhaltensdiagnostik?;11
3;1.2Zur Relevanz von Lerntheorien;14
4;1.3Klärung von Rahmenbedingungen im Therapieprozess;20
5;2 Verhaltensdiagnostik 2.1 Analyse des Verhaltens;27
6;2.2Therapie als Problemlösen;29
7;2.3Verhaltensanalyse, Zielbestimmung und Therapieplanung;32
8;2.4Mikro- und Makro-Analyse;58
9;2.5Analyse von Plänen, Regeln und Schemata;62
10;2.6Beispiel einer Verhaltensanalyse;67
11;2.7Methoden der Datengewinnung;82
12;2.8Gesprächsführung in der Verhaltensdiagnostik;96
13;3 Praxis und offene Fragen 3.1 Klassifikation und Verhaltensanalyse;102
14;3.2Therapieplanung: Individualisierung vs. Standardisierung?;104
15;3.3Informationsverarbeitung;109
16;3.4Empirie oder: mehrere Wege führen zum Ziel;113
17;Literatur;115
18;Sachregister;117


2 Verhaltensdiagnostik (S. 24-24

Personen wenden sich aufgrund unterschiedlicher Beschwerden an Psychotherapeuten. Ein gemeinsames Merkmal ist, dass die Person mit ihrem bisherigen Repertoire an Lösungen an ihre Grenzen stößt: „Ich kann so nicht weiterleben … Ich weine nur noch und kann mich zu nichts mehr aufraffen!“, oder: „Seit mich meine Partnerin verlassen hat, sehe ich keinen Sinn mehr im Leben …!“ Wichtig ist es, zu Beginn der therapeutischen Interaktion die Beschwerden möglichst genau und konkret zu erfassen. Dabei sind diese Beschwerden selbst noch keineswegs Gegenstand der Analyse: Beschwerden sind Schwierigkeiten der Person, formuliert in seiner (Alltags-)Sprache. Therapeuten versuchen eine Beschreibung der Beschwerden „in psychologischer Sprache“, erst dann ist es sinnvoll, v6on einem Problem zu sprechen (vgl. A bbildung 6).

Aufgabe der Verhaltensdiagnostik ist es dann, diejenigen Bedingungen zu erfassen, die gemeinsam mit dem Problem auftreten. Aus lerntheoretischer Sicht sind die Probleme eingebettet in vorausgehende, begleitende und nachfolgende Bedingungen (vgl. S. 30 ff.). Das Ziel der Verhaltensdiagnostik ist die Erstellung eines funktionalen Bedingungsmodells (vgl. Kapitel 2.3). Hier sind diejenigen Faktoren aufgeführt, von denen man auf der Grundlage der Analyse annimmt, dass sie in besonderer Weise zur Aufrechterhaltung der Probleme beitragen. Konsequenterweise geht es dann darum, genau an diesen Bedingungen des Problems anzusetzen, um zu dessen Veränderung beizutragen.

Schritte auf dem Weg zur Therapie (vgl. Kanfer et al., 2012, S. 102 ff.):
1. Die Person nimmt ein Problem wahr.
2. Die Person bewertet das Problem.
3. Die Person entscheidet sich Hilfe zu suchen.

Eine Beschwerde selbst bedeutet für die Person noch nicht unbedingt ein Problem: Zum Problem wird die Beschwerde, wenn sich durch die Wahrnehmung und Bewertung eine prinzipielle Perspektive einer Veränderung ergibt.

2.1 Analyse des Verhaltens

Es ist gar nicht einfach anzugeben, was genau mit Verhalten gemeint ist. Anführen kann man eine Spannbreite von Reflexen, über aktive Bewegungsmuster bis hin zu absichtsvollen und zielgerichteten Aktivitäten. Für Letzteres wird vielfach auch der Begriff der Handlung verwendet. Hat man in der klassischen Verhaltenstherapie in erster Linie auf das Kriterium der Beobachtbarkeit von Verhalten besonderen Wert gelegt, ist mittlerweile klar, dass der Begriff des Verhaltens sehr viele Bereiche umfasst. Hier hat sich eine Differenzierung durchgesetzt, die erstmals von P. Lang (1971) vorgeschlagen wurde. Demnach sollten Merkmale beobachtbaren Verhaltens ebenso erfasst werden wie kognitive Aspekte und Charakteristika der physiologisch-/biologischen Abläufe (vgl. Kasten).

Ebenen des Verhaltens (nach Lang, 1971):
a Konkrete, beobachtbare Verhaltensweisen (z. B.: Flucht- und Vermeidungsverhalten; aggressives Verhalten, soziales Verhalten, Zuwendung etc.).
ß Kognitionen, im Wesentlichen kognitive Ereignisse, Prozesse und Strukturen (z. B.: Zwangsgedanken; Erwartungen, Befürchtungen, Ziele, Pläne etc.), dazu gehören aber auch kognitive Muster, Schemata, implizite Regeln usw.
- Physiologische und biologische Ereignisse und Prozesse (z. B.: hormonelle Bedingungen, Aspekte des Alterns, Verletzungen, aber auch aktuelle Einflüsse durch Medikamente/Drogen usw.).

Die angeführte Differenzierung in die unterschiedlichen Ebenen des Verhaltens hat sich in den letzten Jahrzehnten als sehr sinnvoll erwiesen. Unbestritten ist dabei, dass diese angeführte Trennung lediglich den Sinn hat, die Komplexität menschlichen Verhaltens erfassbar und analysierbar zu gestalten. Zu beachten sind folgende Punkte:



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