Reinermann | Elisabeth Lonicer | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 340 Seiten

Reinermann Elisabeth Lonicer

Couragierte Witwe mit sechs Töchtern in Herford
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7526-6635-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Couragierte Witwe mit sechs Töchtern in Herford

E-Book, Deutsch, 340 Seiten

ISBN: 978-3-7526-6635-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In einer Zeitreise in das 17. Jahrhundert werden drei Stränge miteinander verflochten: ein familiärer, ein geschichtlicher und ein religiöser. Die Familie Elisabeth Lonicers - Urenkelin von Professor Johannes Lonicerus (1499-1569), einem Mitbruder, Schüler und Freund Martin Luthers - lebte im westfälischen Herford, damals eine freie Reichsstadt, die auch eine reichsfreie Fürstabtei umschloss. Die Zeiten waren außerordentlich bewegt, vor allem geprägt vom Dreißigjährigen Krieg und seinen Nachwehen. Zu den Auslösern der kriegerischen Auseinandersetzungen gehörte, dass Martin Luthers Reformation von 1517 inzwischen zum Spielball europäischer Machtpolitik geworden war. Katholische und protestantische Interessen prallten aufeinander. In der Lebenszeit Elisabeth Lonicers setzte sich die Differenzierung der abendländischen Religionen fort. Mit alter katholischer Lehre hier und neuer evangelischer Lehre dort war es längst nicht mehr getan. Im protestantischen Lager lieferten sich Lutheraner, Calvinisten wie Hugenotten, Presbyterianer oder Puritaner, und Täufer wie Mennoniten oder Baptisten, heftige Auseinadersetzungen. Auch ist ein erstes Hinüberschwappen protestantischer Glaubensrichtungen nach Nordamerika zu beobachten.

Dr. Heinrich Reinermann ist emeritierter Universitätsprofessor für Verwaltungsinformatik an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer.

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I. Herford – Elisabeth Lonicers Heimat
1. Herford heute Elisabeth Lonicer wuchs in Herford auf, einer Stadt in Westfalen ziemlich genau in der Mitte zwischen Münster, etwa hundert Kilometer westlich, und Hannover, etwa hundert Kilometer östlich. Es handelt sich um eine der bedeutendsten Städte im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation des ausgehenden Mittelalters bzw. der beginnenden Neuzeit. Damals dürften hier rund 4.500 Einwohner gelebt haben – hochgerechnet aus der für das Jahr 1636 belegten Zahl von rund 850 Bürgern, definiert als über 25 Jahre alte Männer. Herford war Freie Reichsstadt, aber auch Sitz einer Fürstlichen Reichsabtei – jede für sich ein unabhängiger Reichsstand. Eine solche Reichsunmittelbarkeit war ein gesuchtes Privileg, denn diese Stände durften sich selbst verwalten. Das Miteinander und die Reibungen zwischen Reichsstadt und Reichsabtei haben die Geschicke Herfords zu Lebzeiten Elisabeth Lonicers geprägt, wie wir noch sehen werden. Abb. I-1: Herford vor 1653 (Stich von Matthäus Merian) (Gemeinfrei, aus: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?sort=relevance&search=herford+merian&title=Special:Search&profile=advanced&fulltext=1&advancedSearch-current=%7B%7D&ns0=1&ns6=1&ns12=1&ns14=1&ns100=1&ns106=1&uselang=de#/media/File:Heruorden_(Merian).jpg) Abb. I-1 zeigt eine Herforder Stadtansicht aus dem Jahrzehnt zwischen 1640 und 1650 (nach Normann S. 237). Es ist der Blick, den Elisabeth Lonicer, damals um die dreißig Jahre alt, vom alten Bünder Fußweg aus haben konnte, der im Nordwesten der Stadt verläuft. Das moderne Herford ist die kreisangehörige Sitzstadt des Landkreises Herford, der sich auch „Wittekindsland“ nennt, weil er im Wirkungsfeld des legendären Sachsenherzogs und Widersachers Karls des Großen, Wittekind alias Widukind, zwischen den Höhenzügen des Teutoburger Waldes und des Wiehengebirges liegt. Die Stadt hat etwa 65.000 Einwohner und liegt im Bundesland Nordrhein-Westfalen, hier im Regierungsbezirk Detmold, einem von fünf Regierungsbezirken des Landes neben Münster, Arnsberg, Düsseldorf und Köln. Der Landkreis Herford bildet mit fünf weiteren Landkreisen und dem Stadtkreis Bielefeld den Regierungsbezirk Detmold. Nördlich grenzt an den Kreis Herford der Kreis Minden-Lübbecke an, es folgen im Uhrzeigersinn die Kreise Lippe, Höxter, Paderborn und Gütersloh sowie der Stadtkreis Bielefeld am Südrand des Landkreises Herford. Räumlich stimmt die 1993 gegründete Planungs- und Förderungsregion Ostwestfalen-Lippe (OWL) mit dem Regierungsbezirk Detmold überein. In der OWL arbeiten die sieben Kreise, die Wirtschaft, die Hochschulen etc. bei Förderung und Außendarstellung der Region zusammen. 2. Das Fürstenhaus Lippe Der Regierungsbezirk Detmold vereint heute einst preußische und lippische Gebiete. Das Land Nordrhein-Westfalen wurde am 23. August 1946 gebildet – zunächst noch ohne das Land Lippe. Dieses war bis zu seiner erst am 21. Januar 1947 erfolgten Eingliederung in das Land Nordrhein-Westfalen selbständig und ist auch nie preußisch gewesen – anders als Herford, das 1647 als einstige Reichsstadt der brandenburgisch-preußischen Grafschaft Ravensberg zugeschlagen worden war. Lippe war ab 1528 durch Dekret Kaiser Karls V. eine Reichsgrafschaft des Heiligen Römischen Reiches, und seine Herrschaftsfamilie gehörte somit dem Hochadel an. Im Gegensatz zu normalen Grafschaften war damit ein Sitz im Reichstag verbunden. Später, im Jahre 1789, wurde diese Reichsgrafschaft Lippe gefürstet, und zwar unter Graf Leopold I. und seiner Frau Pauline, der aufgrund ihres segensreichen Wirkens das Prädikat einer lippischen Landesmutter zugeschrieben wurde. Die Reichsgrafschaft Lippe behielt aber auch als Fürstentum ihren Platz auf der Grafenbank des römisch-deutschen Reichstages. Das Fürstenhaus Lippe hatte bis 1918 Bestand und war als Freistaat ein eigenständiger deutscher Bundesstaat, bis es zum erwähnten 21. Januar 1947 der Eingliederung in Nordrhein-Westfalen zustimmte. Vorausgegangen waren Vereinbarungen über die Beibehaltung einiger lippischer Besonderheiten („Lippische Punktuationen“). Etwa ist ehemals lippisches Landesvermögen nicht an Nordrhein-Westfalen übereignet worden, sondern wird in einem „Landesverband Lippe“ verwaltet. Der vormalige Regierungsbezirk Minden wurde aufgelöst und der Sitz eines neuen Regierungsbezirks nach Detmold verlegt. Auch ist das traditionsreiche Fürstenhaus Lippe mit seinem Symbol, der Lippischen Rose, im nordrhein-westfälischen Landeswappen verewigt. Ironischerweise berührt der Fluss Lippe allerdings das Land Lippe nicht einmal. Zu erwähnen ist auch, dass „Schaumburg-Lippe“ eine von „Lippe-Detmold“, wie Lippe auch oft genannt wird, zu unterscheidende Grafschaft ist, die ebenfalls später gefürstet wurde. Deren Hauptstadt war Bückeburg. Es handelt sich um eine eigenständige, auf den jüngsten Sohn von Graf Simon VI. zur Lippe (1554-1613) zurückgehende Linie. Das Territorium der ehemaligen Grafschaft Schaumburg-Lippe liegt heute vollständig im Bundesland Niedersachsen, während das Land Lippe zum Bundesland Nordrhein-Westfalen gehört. 3. Herford damals Das Herford, in dem Elisabeth Lonicer ihr ganzes Leben verbracht hat, lag noch nahezu vollständig in einem Dreieck, das von den Flüssen Werre und Aa gerahmt wird. An dessen Spitze im Norden mündet die Aa in die Werre. Unmittelbar südlich davon erstreckte sich die Stadt auf einer nahezu kreisförmigen Fläche mit einem Durchmesser von knapp fünfzehnhundert Metern und vollständig umgeben von einer dreieinhalb Kilometer langen Befestigung aus einer Stadtmauer mit vierzehn Türmen und Wassergraben. Die beiden Flüsse wurden auch für ein System von künstlich angelegten Stadtgräben genutzt. Fünf Stadttore kontrollierten die Verbindung zwischen Stadt und Außenwelt, nämlich Lübbertor und Bergertor in östlicher Richtung, das Renntor in südlicher sowie Deichtor und Steintor in westlicher Richtung. Auf ihrer östlichen Seite wird die Stadt von der Werre begrenzt, die aus südöstlicher Richtung kommend schon Detmold, Lage und Bad Salzuflen durchflossen hat und von Herford aus ziemlich genau nach Norden weiterfließt, bevor sie hinter Bad Oeynhausen in die Weser mündet (die Stadt hat übrigens mehrfache, aber vergebliche Versuche unternommen, eine kaiserliche Genehmigung für eine Schiffbarmachung der Werre bis zur Weser zu bekommen, was Herford zu einer Hafenstadt gemacht hätte, um sie an die Weltmeere anzuschließen). Die Aa begrenzt das alte Stadtgebiet auf seiner westlichen Seite. Sie kommt aus südwestlicher Richtung, wo sie westlich von Bielefeld entspringt. Die heutige Innenstadt Herfords deckt eine Fläche ab, die früher aus mehreren Teilen bestand. Die Struktur, wie sie Elisabeth Lonicer erlebt hat, wird noch heute deutlich. Spaziert man durch Herfords historisches Zentrum, so kann man die alten Teilbereiche noch erkennen, genannt „Freiheit“, „Radewig“, „Altstadt“, „Neustadt“ und, allerdings außerhalb der ehemaligen Wallanlagen, „Stift Berg“. Dass auf engstem Raum mehrere selbstständige Stadtgemeinden mit eigenen Kirchen und Rechtsordnungen existierten, war damals nicht ungewöhnlich. Ein ähnliches Beispiel bietet das mittelalterliche Hildesheim mit einer Altstadt, einer Bischofsstadt und einer Neustadt, so Andreas Kilb in der F.A.Z. vom 24. Dezember 2019, S. 11. Elisabeth Lonicer konnte alle Stadtbereiche Herfords und deren Einrichtungen noch bequem zu Fuß erreichen, und wenn sie die Innenstadt hätte umrunden wollen, hätte sie dafür nicht einmal eine Stunde gebraucht. Die Freiheit: Sie umfasst den früheren Abteibezirk. Denn die Fürstabtei, auf die wir weiter unten ausführlicher eingehen, verfügte bis zu ihrer Säkularisierung im Jahre 1802 über ein zwar kleines, aber eigenes Territorium. Es erstreckte sich rund um das Herforder Münster, eine von damals vier Pfarrkirchen der Stadt – neben der Jakobikirche auf der Radewig, der Johanniskirche in der Neustadt und der Marienkirche auf dem Luttenberg. Die „Freiheit“ war anfänglich ein Bereich für das Stift und seine benötigten Gebäude. Hier galt Freiheit oder Immunität, bezogen auf die weltlichen Fragen von Gerichtsbarkeit und Abgabenpflicht gegenüber der Stadt. Wer auf der Freiheit oder „auf der Immunität“ wohnte, war von solchen Lasten gegenüber der Stadt befreit. Auch in Speyer ist eine solche Grenze zwischen Stadt und Domfreiheit noch heute am „Domnapf“ vor dem Kaiser- und Mariendom erkennbar. Der innerste Teil der „Freiheit“ mit dem der Gottesmutter Maria und der heiligen Pusinna gewidmeten Münster, mit der Wolderuskapelle, dem Kloster, der Residenz der Äbtissin, dem Konvikt für die Stiftsdamen und dem Kirchhof, der südlich an das Münster...



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