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E-Book, Deutsch, 253 Seiten

Riemann Slide

Dem Schicksal hinterher
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7565-6826-0
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Dem Schicksal hinterher

E-Book, Deutsch, 253 Seiten

ISBN: 978-3-7565-6826-0
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



'Ich werde sterben', sagte John zu Annie, 'und du auch.' Durch einen Zufall lernen sich John und Annie kennen und stellen fest, es gibt wichtigeres als ihre Arbeit. Doch dann geschieht ein schreckliches Verbrechen. Nun muss John das größte Abenteuer der Menschheit wagen, um die Liebe seines Lebens zu retten.

Frank Riemann, Jahrgang 1967, lebt mit seiner Familie im Ruhrgebiet. 'Slide - Dem Schicksal hinterher' ist bereits sein dritter Roman. Neben Kurzgeschichten findet sich bei ihm auch ein Kinderbuch.

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»Ich werde sterben«, sagte John zu Annie, »und du auch.«

September 2028
Es war ein angenehmer Spätsommertag gewesen in Boston. Annie kam von einer anstrengenden 36 Stunden Schicht in der Unfallchirurgie des Massachusetts General Hospitals nach einer viertelstündigen Fahrt nach Hause. Die Gore Street lag im Stadtteil Cambridge, nördlich des Charles Rivers. Überraschenderweise fand sie sofort einen freien Parkplatz direkt vor ihrer Tür. Er musste gerade erst frei geworden sein, so viel Glück hatte sie sonst selten. Besonders im Sommer nutzten viele Familien die warmen Abende, um im gegenüber liegenden Gore Park den Tag ausklingen zu lassen. Auch Pärchen fanden sich dort zum Picknick ein, oder man sah den Kindern auf dem Baseballfeld zu. Je belebter der Park war, umso schwerer fand man üblicherweise einen Parkplatz in der näheren Umgebung. Heute jedoch kam Annie ausnahmsweise genau im richtigen Moment nach Hause. Das Schicksal schien es wohl gut mit ihr zu meinen. Sie parkte ihren Toyota, ging noch ein kleines Stück die 5th Street hinunter zu "Le´s Restaurant" und betrat dann wenige Minuten später, mit einer Tüte voll mit ihrem Lieblingssushi, ihre kleine gemütliche Wohnung. Annie zog noch direkt hinter der Tür Schuhe und Jeans aus, ließ alles liegen, wo es war und schritt an dem offenen Durchgang zu ihrem Wohnzimmer vorbei in die Küche. Dort packte sie die Schalen mit ihrem Essen aus, nahm sich Essstäbchen aus einer Schublade und ging zum Wohnzimmer. Sie wollte jetzt nur noch auf die Couch, ihr Sushi essen, danach eine Dusche nehmen und dann ins Bett. Am liebsten hätte sie eine ganze Woche durchgeschlafen, so erledigt fühlte sie sich. Nur mit Slip und T-Shirt bekleidet bog sie in das Wohnzimmer ein und erstarrte auf der Stelle. Da saß ein Mann auf ihrer Couch. Die Schalen mit dem Essen fielen ihr aus den Händen und zerplatzten auf dem Holzboden. Ihr Sushi rollte umher und auch die Essstäbchen klackerten geräuschvoll hinterher. »Hallo Annie«, sagte der Mann mit sanfter Stimme. »J…John?«, stammelte Annie erschöpft, aber auf einmal doch hellwach. Sie stand stocksteif da. Dann versuchte sie einen Schritt zu machen und patschte mit ihrem Fuß in das Sushi. Müde von einer langen Schicht versuchte sie, drei Dinge gleichzeitig zu verarbeiten: Den Reis und den Fisch zwischen ihren Zehen, John auf der Couch und wie sie so halbnackt vor ihm stand. Dann gewann sie ihre Sicherheit zurück, stemmte die Hände in die Hüften und fragte energisch: »Was machen Sie in meiner Wohnung? Wie sind Sie überhaupt hier rein gekommen? Sind Sie bei mir eingebrochen? Was soll das? Sind Sie ein Irrer? Ein Mörder? Ich rufe die Polizei.« Ihr Smartphone steckte noch immer in ihrer Jeans und die lag vor der Wohnungstür. Also griff Annie nach dem nächstbesten Gegenstand auf der kleinen hölzernen Kommode neben ihr und erhob die Hand mit einem massiven Kerzenleuchter. »Bleiben Sie mir vom Leib. Ich warne Sie. Was wollen Sie hier?«, fragte sie zornig, bereit, jeden Moment zuzuschlagen. John blieb sitzen, wo er war und hob abwehrend beide Hände, um zu signalisieren, von ihm ginge keinerlei Gefahr aus. Ruhig erklärte er: »Ich bin nicht bei dir eingebrochen. Ich habe einen Schlüssel.« »Woher haben Sie einen Schlüssel?«, fragte Annie skeptisch. In Ihrem Kopf wirbelten die Gedanken wild durcheinander. Sie und John hatten sich gerade erst vor ein paar Tagen kennengelernt und waren auch nur einmal zusammen Kaffee trinken. Es war noch nicht einmal ein richtiges Date gewesen. Ja, sie hatte ihn auf Anhieb gemocht. Er war sympathisch. Aber das hier hatte kriminelle Züge. Stalkte er sie? War er irgendwie an ihren Schlüssel gelangt und hatte eine Kopie erstellt? Wie in den Filmen, in denen ein Schlüssel in eine Art Knetmasse gedrückt und diese anschließend mit flüssigem Metall aufgefüllt wurde. »Los, antworten Sie! Wie sind Sie an meinen Schlüssel gekommen?« Mit seiner tiefen Stimme antwortete John langsam, damit Annie die Worte auch aufnehmen konnte: »Du hast ihn mir gegeben. Beziehungsweise, du wirst ihn mir noch geben.« »Ich werde was?«, reagierte Annie brüsk. »Sind Sie noch bei klarem Verstand? Stehen Sie unter Drogen?« Das glaubte sie allerdings nicht wirklich. Sie hatte John als ruhigen beherrschten, fast in sich gekehrten Mann kennen gelernt. Er hatte ihr gesagt, er wäre Wissenschaftler, ohne darauf einzugehen, was genau er eigentlich tat. Ihrem ersten Urteil nach, war er Lichtjahre von Drogenkonsum entfernt. Dennoch hatte die ganze Situation etwas Unwirkliches an sich und Annie fragte sich, ob sie selber nicht vielleicht auf irgendeinem Trip war. Das war bestimmt die Müdigkeit. Ja, das musste es sein. Sie war übermüdet und ihre medizinisch analytische Denkweise sagte ihr, sie halluzinierte. Lediglich die weiche Masse, die unter ihrem Fuß klebte, signalisierte ihr, dies alles hier passierte grad tatsächlich. »Nein«, antwortete John ruhig. »Keine Drogen, kein Alkohol und keinerlei andere Substanzen.« Wenn er sich nicht bereits vor langer Zeit in Annie verliebt hätte, wäre es spätesten jetzt um ihn geschehen gewesen. Erneut. Wie sie, schlank und hübsch mit nackten Beinen, vor ihm stand, ließ ihn wieder einmal dahin schmelzen. Wie die Spitzen ihrer langen braunen Haare hin und her wippten, wenn sie sich echauffierte oder leidenschaftlich zu einem Thema äußerte, gefiel ihm jedes Mal aufs Neue. Ihr immer noch erhobener Arm mit dem schweren Kerzenleuchter beunruhigte ihn nicht im Geringsten. Er wusste, es war eine reine Drohgebärde. Er war sich sicher, seine Annie, die Unfallchirurgin, war gar nicht fähig zur Gewalt. Sie heilte, sie verletzte nicht. Da er nicht vorhatte, ihr etwas anzutun, musste er nicht damit rechnen, dass sie sich plötzlich mit diesem Leuchter auf ihn stürzen würde. Er kannte sie nun bereits ein Jahr und wusste sie mittlerweile gut einzuschätzen. »Nein, Annie«, wiederholte John, um sie zu beruhigen, »keine Drogen, kein Einbruch, keine Gefahr. Zumindest jetzt nicht.« Irgendetwas in Annie ließ sie ihren Arm senken. Den Leuchter hielt sie dennoch weiterhin fest umklammert. Die Knöchel ihrer Hand traten hell hervor. Was meinte er mit "zumindest jetzt nicht"? Sie konnte die komplette Situation nicht richtig einordnen. John, den sie so gut wie gar nicht kannte, saß in ihrem Wohnzimmer, obwohl sie ihm gar nicht gesagt hatte, wo sie wohnte. Dieser ganze Moment flößte ihr Angst ein. Ihr Herz raste und das Shirt klebte ihr am Rücken. Obgleich von John selber keinerlei Gefahr auszugehen schien. Er saß nahezu bewegungslos auf ihrer wuchtigen blau-weiß gestreiften Couch mit den großen Kissen, auf der sie so manche Nacht verbracht hatte, wenn ihr nach einer harten Schicht im Hospital selbst der kurze Weg ins Bett zu anstrengend gewesen war. Er sprach ruhig und bedacht, so wie sie ihn kennen gelernt hatte. Nur seine schwarze Lederjacke, die neben ihm lag und nicht recht zur Jahreszeit passte, wirkte an seiner Erscheinung deplatziert. Was sie jedoch am meisten verstörte, war das, was er von sich gab. Das ergab für sie überhaupt keinen Sinn. Sie begriff nicht ein Wort, von dem, was er sagte. »Annie«, versicherte John bedächtig, »bitte glaube mir. Dir droht keine Gefahr von mir. Ich würde dir niemals etwas antun. Und das habe ich auch nie.« »Was soll das? Wieso sagen Sie so etwas?«, entgegnete sie bereits eine Spur milder, aber immer noch auf der Hut. Vielleicht spielte er ihr den besonnenen Typen nur vor, um sie einzulullen. »Wir kennen uns doch im Grunde so gut wie gar nicht.« John erhob seine schlanke, groß gewachsene Gestalt langsam aus dem Sofa, versuchte ein Lächeln zustande zu bringen und meinte: »Vielleicht ziehst du dir besser etwas über.« Er deutete auf das zermatschte Sushi am Boden und fuhr fort: »Dann beseitigen wir das da, bestellen uns eine Pizza und ich erkläre dir alles in Ruhe. Es wird eine lange Nacht werden. Du nimmst sicherlich eine Pizza Hawaii.« Annies Haut begann am ganzen Körper zu kribbeln. Ihre Nackenhaare richteten sich auf. In ihrem Schädel setzte ein Brausen und Tosen wie bei einem Wirbelsturm ein und ihre Gedanken huschten ungeordnet umher. Das konnte doch nicht sein. Woher kannte er ihre Lieblingspizza? John fügte hinzu: »Bestimmt mit Peperoni. Wie immer.« In Annies Kopf drehte sich alles. Ihr wurde schwarz vor Augen und sie fiel in Ohnmacht.
Als sie erwachte, lag sie auf der Couch und noch bevor sie irgendetwas anderes wahrnahm, spürte sie das dumpfe Dröhnen ihres Schädels. »W…Was?«, brachte sie flüsternd zustande. Annie öffnete die Augen und sah ein Gesicht über sich. »John?« »Ja, Annie. Ich bin hier.« »Was ist passiert?«, fragte sie leise. Das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, war John in ihrer Wohnung. »Du bist gestürzt und hast dir den Kopf angeschlagen. Oder meinst du alles, vor meinem Auftauchen?« Diese Bemerkung brachte ihr Hirn wieder in Schwung. John war völlig unerwartet in ihrer Wohnung aufgetaucht und hatte zusammenhangloses Zeug von sich gegeben, das sie nicht begriffen hatte. »Warum liege ich auf der Couch?«, wollte sie wissen. »Du hast dir beim Aufprall den Kopf angeschlagen und bist bewusstlos geworden. Oder bist es erst und hast dich daraufhin verletzt. Wie auch immer, ich habe dich auf die Couch gelegt, dich mit einer Decke zugedeckt...



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