E-Book, Deutsch, 216 Seiten
Ritter / Rüster / Spreen HEUTE DIE WELT - MORGEN DAS GANZE UNIVERSUM
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95765-982-8
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Rechtsextremismus in der deutschen Gegenwarts-Science-Fiction | Science-Fiction und rechte Populärkultur
E-Book, Deutsch, 216 Seiten
ISBN: 978-3-95765-982-8
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Es ist paradox: Wohl niemand kann sich der Faszination der Vergangenheit entziehen - und gleichzeitig wird sie in den seltensten Fällen ungebrochen reflektiert. Der Nationalsozialismus bzw. seine Manifestation in der deutschen Geschichte ist nicht nur ein weltpolitisches Phänomen 1933-45, dessen mahnende Reflexion heute wesentlicher Bestandteil des bundesdeutschen Erinnerungsnarrativs ist. Die völkischen, faschistischen und nationalsozialistischen Diskurse und Gesellschaftsentwürfe selbst und ihre post-faschistischen Wiedergänger haben eine populärkulturelle Dimension: Es zieht sich ein roter Faden von den völkischen Utopien zur Selbstästhetisierung der faschistischen Diktaturen in Europa - und von diesen zu den modernen rechtskonservativen bis rechtsradikalen Epigonen, die sich im Rahmen des verfassungsrechtlich Möglichen aus beider Zeichen- und Mythenvorrat bedienen. Einmal mehr erweist sich die fantastische Literatur als Seismograf gesamtkultureller Zusammenhänge, finden das psychologische Spiel mit Archetypen der Fantasy und die allegorische Qualität der Science-Fiction als Ideenliteratur zu großer Wirkung zusammen. Deshalb gilt gerade für diesen literarischen Bereich in besonderem Maße: Ob affirmative faschistoide Allmachtsfantasie, weltanschaulich taubstumme Naziästhetik im Actionfilm oder geschliffene Satire - die Verarbeitung von totalitär-nationalsozialistischen Versatzstücken in der Popkultur bedarf dringend der Decodierung, damit der Umgang mit der Zeitgeschichte differenziert erfolgt. Das ist auch die Intention dieses Buches: Diesem tumben Raunen sollen ein paar helle Beiklänge beigemischt werden, in die braunverdunkelten Geister ein kleines Flämmchen der Aufklärung getragen werden. Nicht mehr - aber auch nicht weniger.
Hermann Ritter (* 1. März 1965 in Seeheim-Jugenheim) ist ein deutscher Science Fiction-Autor. Ritter ist der Urenkel des gleichnamigen deutschen Schriftstellers Ritter und der Sohn des Politikers Karl Hermann Ritter. Er beschäftigte sich schon früh mit Phantastik und angrenzenden Themen. Ritter studierte zunächst bis 1988 Sozialarbeit und anschließend bis 1995 auch Geschichte.[1] Danach arbeitete er einige Jahre in der freien Wirtschaft, bevor er sich als Sozialarbeiter der Bildungsarbeit zuwandte. Eine erste Novelle mit fantastischem Inhalt, das Märchen Drei Bänder aus Eisen, brachte Ritter 1986 im Selbstverlag heraus. Weitere Kurzgeschichten in verschiedenen Fanpublikationen folgten, teils Fantasy, teils Science Fiction. Von 2001 bis 2013 war er Mitherausgeber des Jahrbuchs Magira und ist bis heute aktiv an der Ausarbeitung der Fantasywelt Magira beteiligt. Seit 2006 schreibt er Sachbücher zu den Themen Spiritualität, Neuheidentum und Phantastik, aber auch zu Rechtsextremismus und den Versuchen Rechtsextremer, im SF-Fandom und im Heidentum Fuß zu fassen. Seit 2009 schreibt er für Perry Rhodan, zunächst für die Kurzserie Perry Rhodan Action, seit 2012 auch für Perry Rhodan Neo. Neben Romanen schrieb er auch eine Biographie über Klaus N. Frick, seit 1999 Chefredakteur der SF-Serie. --- Dierk Spreen (* 1965 in München) ist ein deutscher Soziologe. Spreen studierte (M.A. 1993) Politikwissenschaft, Soziologie und Psychologie und wurde 1998 an der Universität Freiburg im Breisgau mit der wissenssoziologischen Dissertation Tausch, Technik, Krieg. Die Geburt der Gesellschaft im technisch-medialen Apriori promoviert. 1999/2000 war er Post Doc am Graduiertenkolleg 'Technisierung und Gesellschaft' der TU Darmstadt und von 2001 bis 2006 wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie an der Universität Paderborn. 2006 habilitierte er sich ebendort mit der soziologischen Arbeit Krieg und Gesellschaft. Die Konstitutionsfunktion des Krieges für moderne Gesellschaften und wurde Privatdozent. Bis 2014 war er Akademischer Oberrat im Fach Soziologie an der Universität Paderborn. Zwischenzeitlich war er Lehrstuhlvertreter für Allgemeine Soziologie und für Medienwissenschaften in Paderborn sowie für Kommunikationswissenschaft in Lüneburg. Er nahm Lehraufträge in Darmstadt (Gesellschaftswissenschaften), in Freiburg im Breisgau (Soziologie), in Bielefeld (Erziehungswissenschaften), an der Führungsakademie der Bundeswehr und an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (Wirtschaftswissenschaften) wahr. Spreen gehörte von 2000 bis 2006 dem Redaktionskreis der Zeitschrift Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte an; derzeit ist er Redakteur der Zeitschrift Ästhetik & Kommunikation (seit 1997) und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Kultur und Raumfahrt e.V. (seit 2010). Er ist überdies Mitglied des Arbeitskreises Sicherheitspolitik und des Fachausschusses für Innen- und Rechtspolitik der SPD Berlin sowie des Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristinnen und Juristen (AsJ) der SPD Berlin. Derzeit ist er Leiter der Wissensplattform 'Erde und Umwelt' / Earth System Knowledge Platform (ESKP) am GeoForschungsZentrum Potsdam. --- Informationen zu Johannes Rüster und Weiteres zu Hermann Ritter, Dierk Spreen, Michael Haitel und Lothar Bauer finden sich leicht über Google.
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Die Weißmützen haben Tibet verlassen und leben in Schlumpfhausen … aber das ist nicht wirklich lustig, denn die Verschwörungen hinter den weltpolitischen Kulissen, die Landig hier andeutet, sind für viel zu viele Menschen wahr. Landigs Argumentationskette greift weiter; für ihn sind die Männer, die unter der »Schwarzen Sonne« kämpfen, eigentlich gar keine »bösen Nazis«, sondern Opfer: »Zuletzt war es ein kleiner Kreis Wissender aus dem Bereich der Schutzstaffeln des Dritten Reichs, der sich wenig um die Linie und Politik der die Macht innehabenden Partei kümmerte und unter dem Schutz des Reichsführers der Schutzstaffeln, eine eigene Richtung verfolgte. Dieser Kreise, dessen Angehörige fast durchwegs höhere Ränge waren und aus dem Hintergrund Fäden ziehen konnten, war es auch, der die Schwarze Sonne als Inneres Licht in das Wissen und als Erkennungszeichen aufnahm. Dieser Kreis vermochte es durchzubringen, dass die Schwarze Sonne als ›Schwarze Ronde‹ zum zusätzlichen Hoheitszeichen der noch knapp vor Kriegsende in Aufstellung begriffenen Schutzstaffel-Luftwaffe gezeigt werden sollte. Das schnelle Kriegsende machte alle Pläne zunichte. Was für eine seltsame Übereinstimmung: Die Abkürzung für Schwarze Sonne sind zwei S und die Abkürzung für die Schutzstaffeln des Dritten Reiches waren ebenfalls zwei S gewesen. Diese wurde nach dem Kriege auch als Soldaten verfolgt, wie früher die Templer, die Katharer und volksbewusste Kräfte anderer Nationen.«212 Die Katharer sind also eine Art SS, nur ohne Reichsflugscheiben … und das »schnelle Kriegsende« war ein sehr langsames Sterben, in denen eine Reichsregierung einen Krieg monatelang weiterschleppte, der militärisch längst verloren war. Aber die Verbindung zu den UFOs (denn etwas anderes war die eben genannte »Schutzstaffel-Luftwaffe« offensichtlich nicht) ist für Landig vorhanden. So gibt es fliegende Kreisel bei Landig213, ebenso Verweise auf Schaubergers entsprechende Arbeiten in Wien.214 Die Antriebskraft ist klar: »Vril ist eine Molekularkraft und ist nach alten Berichten im Höhlen-Od oder im Sonnen-Od verborgen. Diese Kraft soll als Antriebskraft für Fluggeräte geeignet sein und wurde im altindischen Flugsystem bereits angewandt.«215 Ich habe es immer gewusst: Altindische Motoren betreiben faschistische Raumschiffe. Der Journalist Rüdiger Sünner (*1953) schrieb in »Schwarze Sonne« über Landigs »Thule«-Trilogie: »In diesen Büchern, die ein junges Publikum für die vermeintlich hochidealistische Gesinnung der SS begeistern sollen, wird die ›Schwarze Sonne‹ als ›Ausgangspunkt der arischen Sendungsüberlieferung und Urquell der arischen Kräfte‹ beschrieben, als ein ›geheimes Zeichen für Thule‹ und ›Lichtquell der Weisheit und Strahl des einen Großen, dessen Wille alles lenkt‹.«216 Die politische Einschätzung Landigs ist klar. Heller und Maegerle schreiben es eindeutig in »Thule – Vom völkischen Okkultismus bis zur Neuen Rechten«: »Landig ist der profilierteste Vertreter nationalsozialistischer Esoterik im deutschsprachigen Raum.«217 Dem ist wenig hinzuzufügen. 8.4.2. »Die heilige Lanze« (1972) In den 70ern erschienen mehr und mehr Verschwörungstheorien. »Die heilige Lanze« (im Original 1972 erschienen) von Trevor Ravenscroft (?–1989) ist ein schlechtes Buch, wenn man wissenschaftlich an es herangeht. Viele Quellen sind nicht belegt, die angebliche Geschichte, die es wiedergibt, ist ziemlich krude: »Zwei verschiedene Gruppen der arischen Völker, die von abtrünnigen Eingeweihten der Orakel angeführt wurden, verschrieben sich der Anbetung des Bösen und errichteten ihre eigenen Gemeinschaften in den Bergen, die einstmals in den Fluten des Atlantischen Ozeans in der Nähe von Island versunken sind. Aus ihren blutrünstigen und grausamen Kulten ist die Thulelegende hervorgegangen. Diese Eingeweihten des Bösen überlebten gleichfalls die Katastrophe, die in der Bibel als die Sintflut beschrieben wird. Sie wanderten ebenfalls ostwärts quer durch Europa nach Asien und ließen sich in Tibet in zwei riesigen Höhlen unterhalb des Bergheiligtums des ›Sonnenorakels‹ nieder, von wo aus die höheren Eingeweihten fortan die Kulturen des nachatlantischen Zeitalters kraft ihrer Weisheit dirigierten.«218 Es bietet sich an, dieses Werk nicht als wissenschaftlichen Beitrag zur Diskussion zu begreifen. Pointiert äußert sich der Autor Hans Thomas Hakl (*1947) in seinem Beitrag »Nationalsozialismus und Okkultismus« über Ravenscroft: »Fest steht ebenfalls, dass die biografischen Angaben Ravenscrofts auf den Umschlagsklappen der amerikanischen Ausgabe nicht mit dem übereinstimmen, was Anderson recherchiert hat. Dazu kommen noch die etlichen Ungereimtheiten und Unmöglichkeiten in Ravenscrofts Werk (…). Eine ironische Bemerkung beschließt diese Arbeit. Anderson weist darauf hin, dass wir mehr Informationen dafür besitzen, dass Winston Churchill in okkulte Gesellschaften eingeweiht war, als wir sie für Hitler haben.«219 Verwunderlich ist nur, dass dieses Buch scheinbar immer noch gelesen wird und es Menschen gibt, welche die Geschichte darin für bare Münze nehmen. Aber irgendwie muss man Ravenscroft auch dankbar sein: Immerhin wissen wir jetzt um den Ursprung der »Heimlichen Lehre« vor »etwa 10000 Jahren unter den Eingeweihten im alten Tibet«220 und um Agarthi und Schamballah – »Die bösen Zwillinge«221. 8.4.3. In der Erde und unter Wasser (ab 1973) Okkultautor Serge Hutin (1927–1997) steuerte 1973 mit »Unsichtbare Herrscher und geheime Gesellschaften« seinen Teil zur Mythenverwirrung bei. Hier gibt es Agarttha als Reich im Erdinneren, regiert von einem »König der Könige«222; Hutin verweist ebenfalls auf Ossendowski.223 Nach Hutin gab es seit 1926 eine Kolonie von Indern und Tibetanern in Berlin und München; der Kontakt bestand durch den Thulebund.224 In seinem Buch bedankt sich Hutin und spricht von »un-ser[m] Freund Jacques Bergier«.225 Im selben Zeitraum begann in der Öffentlichkeit, das Interesse an Atlantis wieder zu erwachen (das nie ganz geschlafen hatte). Auslöser waren die beiden Bücher von Charles Berlitz (1913–2003) »Das Atlantis-Rätsel« (das Original erschien 1974, in Deutschland erschien 1976 eine vom Autor hierfür erweiterte Fassung) und »Der 8. Kontinent« (Original und deutsche Ausgabe 1984). Der Untertitel des zweiten Buches lautete nicht ohne Grund »Wiege aller Kulturen«, und genau dies wollten die Bücher beweisen. 8.4.4. Ernst Zündel (ab 1976) Erneut begann die Verbindung von Verschwörungstheorien, esoterischen Mythen und politischen Extremisten. Laut Barkun verbindet der Holocaustleugner Ernst Zundel (auch Zündel; *1939) erstmals ab 1976 UFOs und Nazis226: »One of the byways of UFO speculations has associated UFOs and aliens with Nazi Germany. In the hands of Neo-Nazis, such as Canadian Holocaust denier Ernst Zundel, this has taken the forms of claims that Hitler and the Nazi elite escaped to an Antartic sanctuary and from there to the inner earth, where they developed UFO technology.«227 Damit waren die Stränge der unterschiedlichen, esoterischen Überlieferungen erneut verbunden. 8.4.5. Jacques de Mahieu (ab 1978) Der französische Schriftsteller Jacques de Mahieu (1915–1990) begann in den frühen 70ern mit der Veröffentlichung von Werken über die (angeblichen) Aktivitäten der Wikinger in Südamerika. Als letztes Buch dieser Serie aus sieben Bändern erschien 1981 »Das Wikingerreich von Tiahuanacu«. In diesem Buch wird Helgoland als Pseudoatlantis beschrieben, regiert von »einer Aristokratie nordischer Rasse«, eine »indoeuropäische Kultur«, welche »die Mutter aller Alphabete Europas« erschuf.228 Endlich wird auch klar, warum die Hochkulturen Südamerikas überhaupt Kultur entwickelt haben – die Olmeken sind eigentlich Wikinger, so bedeutet »Olmeca« eigentlich »Ullmanns Leute«229. Das ist schwer zu kommentieren. Aber es geht noch weiter: »Die Inkas sprachen also eine germanische Sprache. Durch die Titel, die sie trugen, wissen wir, dass es ein nordischer Dialekt war.«230 Eine weitere Kultur, die es offensichtlich ohne die Weißen es nie zu etwas gebracht hätte. Goodrick-Clarke schreibt dazu: »Die im Original französischen Werke de Mahieus wurden von Wilfred von Oven ins Deutsche übersetzt, Goebbels’ ehemaligen Stellvertreter (…).«231 Und tiefer will ich in sein Werk nicht...