E-Book, Deutsch, 323 Seiten, eBook
Rohrmann Mythen und Realitäten des Anders-Seins
2. Auflage 2011
ISBN: 978-3-531-93239-2
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Gesellschaftliche Konstruktionen seit der frühen Neuzeit
E-Book, Deutsch, 323 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-531-93239-2
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Menschen, die ihren Zeitgenossen anders erscheinen, müssen deshalb nicht auch anders sein. Ebenso wenig wie Menschen, die in der frühen Neuzeit für besessen, Narren, Hexen oder Wechselbälger gehalten wurden, das tatsächlich waren, kann davon ausgegangen werden, dass Menschen, die uns heute als Behinderte oder psychisch Kranke erscheinen, dies in ontologischem Sinne sind. Der Hexenmythos ist weitgehend entzaubert, die thomistische Dämonologie als Leitparadigma durch den kartesianischen Mechanismus abgelöst worden. Doch auch unser heutiges Verständnis von Behinderung und psychischer Krankheit ist sozial konstruiert.
Dr. Eckhard Rohrmann ist Professor im Bereich Sozial- und Sonderpädagogik an der Philipps-Universität Marburg.
Zielgruppe
Research
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;5
2;I Vorbemerkung;9
2.1;1 Anliegen und Aufbau der Untersuchung;10
2.2;2 Erkenntnistheoretische Aspekte;12
3;II Dämonologisch-theologische Erklärungsansätze des Anders-Seins;14
3.1;1 Theoretische Grundlagen und Prämissen der Theologie und Dämonologie des Anders-Seins;15
3.1.1;1.1 Gottes Engel und Luzifers Dämonen;16
3.1.2;1.2 Satanische Wollust: Über Erbsünde, Teufelspakt und Teufelsbuhlschaft;21
3.1.3;1.3 Die Frau als Teufel in Menschengestalt und die heilige Jungfrau: Dämonologischtheologischer Sexismus;27
3.2;2 Zur Phänomenologie und Ätiologie des Anders-Seins in theologischdämonologischer Sicht;34
3.2.1;2.1 Hexen;35
3.2.1.1;2.1.1 Ketzerei, Häresie und die Entstehung der Inquisition;35
3.2.1.2;2.1.2 Die Verwissenschaftlichung des Hexenwesens;38
3.2.1.3;2.1.3 „Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen“84: Zur Praxis der Hexen-Inquisition;44
3.2.2;2.2 Besessene;49
3.2.2.1;2.2.1 Phänomenologie und Ätiologie;50
3.2.2.2;2.2.2 Zum Umgang mit Besessenen: Der Exorzismus;52
3.2.3;2.3 Narren;57
3.2.3.1;2.3.1 Phänomenologie und Ätiologie;57
3.2.3.2;2.3.2 Die Behandlung der Narren;60
3.2.4;2.4 Wechselbälger und Monstra;63
3.2.4.1;2.4.1 Phänomenologie und Ätiologie;63
3.2.4.2;2.4.2 Naturwissenschaftliche Betrachtungen über Wechselbälger;64
3.2.4.3;2.4.3 Zur Praxis im Umgang mit Wechselbälgern und Monstra;67
4;III Von der Dämonologisierung zur Biologisierung und Pathologisierung des Anders-Seins;71
4.1;1 Begriffsbestimmung: Was ist ein Paradigma?;71
4.2;2 Der Paradigmenwechsel;75
4.2.1;2.1 Von der Metaphysik zur Physik und vom Schöpfungsmythos zur Evolutionsbiologie;75
4.2.2;2.2 Dialektik der Evolution und ihre Verkürzung in Biologismus, Sozialdarwinismus und Eugenik;80
4.3;3 Exkurs: Fortbestand und Bedeutung des überkommenen Paradigmas nach dem Paradigmenwechsel;88
5;IV Mechanistisch-naturwissenschaftliche Erklärungsansätze des Anders-Seins;91
5.1;1 Zur Fragmentierung der Menschheit nach Rassen;92
5.1.1;1.1 Von edlen Europäern und primitiven „Eingeborenen“;95
5.1.2;1.2 Schmarotzer und ihr Wirtsvolk: Zum naturwissenschaftlich begründeten Antijudaismus;104
5.1.3;1.3 Die kranke Rasse: Zur Pathologisierung der Juden;106
5.1.4;1.4 Rassenkunde heute;109
5.2;2 Das kranke und moralisch defekte Geschlecht: Geschlechterkonstruktionen und medizinisch-naturwissenschaftlicher Sexismus 2 Das;112
5.3;3 Maschine Gehirn und die kranke Seele;117
5.4;4 Exkurs: Andere Ansichten von der Seele;139
5.5;5 Ausgewählte Phänomenologien und Ätiologien seelischen Anders-Seins;153
5.5.1;5.1 Schizophrenien und das Axiom der Unverstehbarkeit;154
5.5.2;5.2 Das Idiotengehirn als defekter Apparat (Eugen Bleuler): Oligophrenien oder Intelligenzminderungen;161
5.5.2.1;5.2.1 Zur Klassifikation der Oligophrenien;161
5.5.2.2;5.2.2 Zur Konstruktion und Messung von Intelligenz;165
5.5.3;5.3 Moralische Oligophrenie: „Der geborene Verbrecher“;169
5.5.4;5.4 Poriomanie oder der „Wandertrieb“;172
5.5.5;5.5 Exkurs: Zwischen Kriminalisierung und Pathologisierung: Deutsch-deutsche Gemeinsamkeiten;175
5.5.6;5.6 „Der größte therapeutische Erfolg“: Pathologisierung und Entpathologisierung der Homosexualität;177
5.5.7;5.7 „Erfundene“ Krankheiten;179
5.5.8;5.8 Exkurs: Zur Pathologisierung der Dämonologisierung;182
5.5.9;5.9 Verrückt oder normal?;184
5.5.9.1;5.9.1 Der Störfall als Normalfall;184
5.5.9.2;5.9.2 Zur Validität psychiatrischer Diagnosen;187
5.6;6 Zur Praxis im Umgang mit den Andersartigen;194
5.6.1;6.1 Psychiatrische Erbgesundheitspflege und praktische Eugenik;194
5.6.2;6.2 Exkurs: Der wissenschaftliche Wert „lebensunwerter“ Menschen;202
5.6.3;6.3 Heil- und Sonderpädagogik;207
5.6.3.1;6.3.1 Eine besondere Pädagogik für besondere Menschen?;207
5.6.3.2;6.3.2 Die scheinbare und tatsächliche Evidenz sonderpädagogischer Diagnostik;210
5.6.3.3;6.3.3 Heilpädagogik und der Wandertrieb;212
5.6.4;6.4 Die therapeutische Zerstörung des Gehirns;213
5.6.4.1;6.4.1 Somatische Therapieformen und Krampfbehandlungen;214
5.6.4.2;6.4.2 Psychochirurgie;218
5.6.4.3;6.4.3 Pharmakotherapie;222
5.7;7 „Es kam auch vor, daß man ein besonderes Krankheitsbild konstruiertefi (Egen Bleuler): Ein kritisches Fazit;227
6;V Kontinuitäten, die den Paradigmenwechsel überdauert haben;234
6.1;1 Erkenntnistheoretische Kontinuitäten: Verdinglichung und Fragmentierungen der Menschheit;234
6.2;2 Zur Komplementarität der Paradigmen: Wechselseitige Ergänzung und praktische Allianz;237
6.2.1;2.1 Kolonialismus, Sklaverei und Rassismus;238
6.2.2;2.2 Vom religiös geprägten Judenhass zur rassistisch begründeten Judenfeindlichkeit;247
6.2.3;2.3 Homosexualität;251
6.3;3 Praktische Kontinuitäten;253
6.3.1;3.1 Kriminalisierung, Marginalisierung, Asylierung;253
6.3.2;3.2 Liquidierung;255
6.4;4 Institutionelle Kontinuitäten;259
6.4.1;4.1 Institutionen und Individuen, die anders scheinen;259
6.4.2;4.2 Institutionelle Fragmentierungen;261
7;VI Perspektiven für einen neuerlichen Paradigmenwechsel;263
7.1;1 Ausgangslage: Krise des cartesianischen Naturverständnisses und kritischer Rationalismus;263
7.2;2 Beispiele und Perspektiven theoretischer Dekonstruktion des Anders-Seins;268
7.2.1;2.1 Entontologisierung und (Re-)Historisierung: Vom Sein zum Werden;268
7.2.2;2.2 Defragmentierungen und Diversifikation: „Es ist normal, verschieden zu sein“ (Richard von Weizsäcker 1993);273
7.2.3;2.3 Theologische Dekonstruktionen;275
7.3;3 Perspektiven für eine De-Institutionalisierung;287
7.3.1;3.1 Macht – Hilfe – Gewalt?: Die Verantwortung der Helfenden;287
7.3.2;3.2 Hilfe wider Willen;292
7.3.3;3.3 De-Institutionalisierung als Gebot der Menschenrechte;294
8;VII Schlusswort: Allen Opfern ein bleibendes Andenken bewahren;299
9;Literatur;302