Rohwer-Happe / Baumann / Gymnich Unreliable Narration im dramatischen Monolog des Viktorianismus
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-86234-899-2
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
Konzepte und Funktionen
E-Book, Deutsch, 301 Seiten
Reihe: Representations & Reflections.
ISBN: 978-3-86234-899-2
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
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Weitere Infos & Material
1;Title Page;3
2;Copyright;4
3;Inhalt;7
4;Danksagung;11
5;1 Einleitung;13
5.1;1.1 Fragestellung;13
5.2;1.2 Ziele und Methoden;19
5.3;1.3 Forschungsstand;26
6;2 Unreliable Narration im dramatischen Monolog;31
6.1;2.1 Erzähltheoretische Ansätze zur Lyrikanalyse;32
6.1.1;2.1.1 Unreliable Narration: eine Neukonzeptualisierung;39
6.1.2;2.1.2 Unreliable Narration: Anwendbarkeit auf den dramatischen Monolog und die Lyrik;52
6.2;2.2 Der dramatische Monolog: eine Gattung;54
6.2.1;2.2.1 Der dramatische Monolog: ein hybrides Genre;55
6.2.2;2.2.2 Die Grundmerkmale des dramatischen Monologs;60
6.3;2.3 Poetik des dramatischen Monologs;63
6.3.1;2.3.1 Die Sprecherfigur: Selbstdarstellung und Selbstcharakterisierung;65
6.3.2;2.3.2 Die Zuhörerfigur: Intensivierung von unreliable narration;72
6.3.3;2.3.3 Der Rezipient: Beobachter und Feststellungsinstanz von unreliable narration;74
6.4;2.4 Signale für unreliable narration im dramatischen Monolog;78
6.4.1;2.4.1 Textuelle Signale für unreliable narration im dramatischen Monolog;80
6.4.2;2.4.2 Extratextuelle Bezugsrahmen für unreliable narration im dramatischen Monolog;88
6.5;2.5 Dramatische Ironie und discrepant awareness als Voraussetzung für unreliable narration;93
6.6;2.6 Das Wirkungs- und Funktionspotential von unreliable narration im dramatischen Monolog des Viktorianismus;97
7;3 »On the Dangerous Edge of Things«: Interpretation und Typologie ausgewählter dramatischer Monologe;101
7.1;3.1 Psychologie und Literatur: Unreliable Narration im dramatischen Monolog des Viktorianismus – eine Kontextualisierung;102
7.2;3.2 Kulturelle Themen im Diskurs der Psychologie: Beherrschende Fragestellungen des Viktorianismus;108
7.3;3.3 Religion und religiöser Fanatismus;112
7.3.1;3.3.1 »The silly people take me for a saint«: Selbstentlarvung durch Anspruchsdenken in Alfred Lord Tennysons »St Simeon Stylites« (1833);115
7.3.2;3.3.2 »Ave, Virgo! Gr-r-r – you swine«: Unwissentliche Selbstentlarvung und religiöse Bigotterie in Robert Brownings »Soliloquy of the Spanish Cloister« (1842);128
7.3.3;3.3.3 »Hush! I alone will speak«: Religiöser Wahn und Märtyrertum in Charles Kingsleys »Saint Maura. A.D. 304« (1852);138
7.4;3.4 Tödliche Leidenschaft – Verbrechen zwischen Wahn und Wirklichkeit;149
7.4.1;3.4.1 »I found a thing to do«: Kontrollierter Wahnsinn in Robert Brownings »Porphyria's Lover« (1836);152
7.4.2;3.4.2 »Her worn-off eyelids madden me«: Unreliable Narration als Kontamination der Lyrik in Charles Algernon Swinburnes »The Leper« (1866);164
7.4.3;3.4.3 »I marvel much if my mind be right«: Re-Writing unreliable narration – unzuverlässiges Erzählen als intertextuelles Phänomen in William Morris' »The Wind« (1858) & Robert Bulwer-Lyttons »Trial by Combat« (1868);175
7.5;3.5 »The Great Social Evil« – Prostitution als sozialer Missstand und moralischer Konflikt;203
7.5.1;3.5.1 »I wonder if you think of me«: Empathie und Doppelmoral in Dante Gabriel Rossettis « Jenny« (1870);207
7.5.2;3.5.2 »For I am modest«: Konventionsüberschreitung und -kritik in Augusta Websters »A Castaway« (1870);227
7.6;3.6 Todeserwartung und Erinnerungskult;247
7.6.1;3.6.1 »Dost thou mind me, dear, so much?«: Ich-Fokussierung und Zuhörermanipulation in Elizabeth Barrett Brownings »Bertha in the Lane« (1844);250
7.6.2;3.6.2 »Dickie, it's your Daddy dying! You've got to listen to him!«: Schmähungsrhetorik in Rudyard Kiplings »The ›Mary Gloster‹« (1894);267
8;4 Ausblick: Die funktionsgeschichtliche und kulturwissenschaftliche Relevanz des dramatischen Monologs des Viktorianismus;279
9;Bibliographie;287
9.1;Primärliteratur;287
9.1.1;Dramatische Monologe;287
9.1.2;Weitere Primärliteratur;289
9.2;Sekundärliteratur;289
4 Ausblick: Die funktionsgeschichtliche und kulturwissenschaftliche Relevanz des dramatischen Monologs des Viktorianismus (S. 279-280)
Fokus der vorliegenden Studie war die Untersuchung der Bedeutung, Funktions- und Wirkungsweisen von unreliable narration im dramatischen Monolog. Im theoretischen Teil wurden zunächst bestehende erzähltheoretische Ansätzen zur Lyrikanalyse erörtert. Hieran schloss sich die von Nünning (2005; 2008) angestoßene Synthese einschlägiger kognitiver und rhetorischer Neukonzeptualisierungen von unreliable narration an, deren Anwendbarkeit auf die Lyrik nachfolgend überprüft wurde.
Der dramatische Monolog als hybride Gattung sowie seine Grundmerkmale, unter denen der Einsatz von unreliable narration als gattungskonstituierendes Merkmal erkannt wurde, wurden anschließend beschrieben. Um die Funktions- und Wirkungsweisen im dramatischen Monolog genauer untersuchen zu können, war es zunächst notwendig, die Elemente der Gattung, die wesentlich für die Entstehung und Klassifikation unzuverlässigen Erzählens sind, zu betrachten und ihre Bedeutung für das Vorliegen von unreliable narration zu erläutern.
Um den Einsatz von unreliable narration im dramatischen Monolog beschreiben zu können, bedurfte es einer Zusammenstellung der wesentlichen textuellen Signale und extratextuellen Bezugsrahmen für unzuverlässiges Erzählen, deren Anwendbarkeit auf die Gattung des dramatischen Monologs am Beispiel von Robert Brownings »My Last Duchess« zunächst ebenfalls überprüft werden musste und die nachfolgend teilweise modifiziert oder, in Einzelfällen, sogar verworfen werden mussten. Abgeschlossen wurde der theoretische Teil mit einer Erläuterung der Bedeutung von dramatischer Ironie und discrepant awareness als Voraussetzung für einen Einsatz unzuverlässigen Erzählens, sowie einem Ausblick auf das Wirkungsund Funktionspotential von unreliable narration im dramatischen Monolog.
Den elf Einzeltextanalysen ausgewählter dramatischer Monologe vorangestellt wurden Überlegungen zur Kontextualisierung der Gattung, deren Ursprung in der Faszination der Viktorianer mit der neu entstandenen Wissenschaft der Psychologie zu sehen ist. Es wurde deshalb davon ausgegangen, dass, wie im theoretischen Teil begründet, unreliable narration auch deshalb zum gattungskonstituierenden Merkmal des dramatischen Monologs wurde, weil erst durch den Gebrauch dieses narrativen Phänomens überhaupt die Zielsetzung der Gattung, die Darstellung psychologischer Vorgänge und Abnormitäten, erreicht werden kann.
Diese Möglichkeiten ausschöpfend, widmete sich der dramatische Monolog insbesondere den Themen, die offiziell nicht diskutiert werden konnten, gleichwohl aber das Leben und die Kultur im Viktorianismus bestimmten, da sie für wesentliche gesellschaftliche Umbrüche verantwortlich waren und so Ängste vor dem Ungewissen evozierten. Als potentiell verstörend und deshalb im dramatischen Monolog mittels des Einsatzes unzuverlässigen Erzählens extensiv dargestellte Themenkomplexe konnten Religion, Kriminalität, Moral und Tod bestimmt werden. Diese vier Themenkomplexe bestimmten die weitere Einteilung der dramatischen Monologe zur detaillierten Analyse.