Rose | Geisterschule Blauzahn – Schlammige Aussichten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 192 Seiten

Reihe: Die Geisterschule-Blauzahn-Reihe

Rose Geisterschule Blauzahn – Schlammige Aussichten

Witziges Gruselabenteuer ab 8
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-423-44065-3
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Witziges Gruselabenteuer ab 8

E-Book, Deutsch, Band 2, 192 Seiten

Reihe: Die Geisterschule-Blauzahn-Reihe

ISBN: 978-3-423-44065-3
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Blutsauger auf Burg Blauzahn

Freddy hat sich gut auf der Geisterschule eingelebt und freut sich auf das große Spektakel: das Blutrote Schulfest! Alle Schüler basteln sich die wildesten Kostüme.

Und auch die große Schlacht um den Schlamm-Pokal wirft ihre Schatten voraus. Es scheint, als wolle der fiese Mr Midget den Wettbewerb sabotieren! Freddy und seine Freunde müssen seine Machenschaften aufdecken, bevor es zu spät ist. Denn Mr Midget setzt sogar Blutsauger gegen die Menschenschüler ein und bringt sie so in ernste Gefahr.

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1. Alles rot!
Freddy runzelte die Stirn. Wieso gab es an der blöden Maschine so viele Knöpfe und Kurbeln? Wie sollte er diesen dicken Stoff unter die kleine Nadel fummeln? Und überhaupt. Warum musste ein angehender Monsterschüler mit der uralten Nähmaschine seiner Tante kämpfen, um sich ein Kostüm für das bevorstehende Schulfest zu nähen? Das ging doch gar nicht. »Autsch! Verflixtes Ding!« Auch das noch! Freddys Fuß war vom Pedal gerutscht. Und sein Daumen im Anschluss direkt unter die Nadel. Zack! hatte der schmale Metallspieß ein Loch in seinen Finger getackert. Freddy zog den Daumen von der Stichplatte, sein Gesicht war schmerzverzerrt, kleine Blutstropfen rannen aus der Wunde. Interessiert betrachtete Freddy die rote Flüssigkeit. Plötzlich musste er grinsen. Ein Glück, dass Mortimer und Vlad nicht da waren. Seine beiden Vampirkumpels aus der neuen Schule würden sich sofort die bleichen Finger lecken. Hundertpro. Immerhin hatte Freddy die seltene Blutgruppe AB Rhesus positiv. Darauf waren die Jungs mit den spitzen Eckzähnen besonders scharf. Allerdings war es in der Schule streng verboten, seine Mitschüler anzuknabbern. Glücklicherweise! Freddy seufzte beim Gedanken an die Geisterschule Blauzahn. Er vermisste seine Freunde. Allen voran Phi und Emily. Und natürlich Dora, seine Spinne. Leider musste sie die Herbstferien über in der Schule bleiben, Schutztiere durften nicht mit ihren Besitzern verreisen. Zu blöd aber auch. Seit vier Tagen war Freddy wieder bei seiner Tante Liz in ihrem düsteren Haus in der Bibbergasse 7 in Pimpelhausen. Acht Wochen zuvor hatte er sich an diesem Ort noch mehr oder weniger daheim gefühlt. Inzwischen jedoch hatte er ein neues Zuhause: Die Geisterschule Blauzahn. »Miauuuuhuuu. Grrrr!« Walter, der fette schwarze Kater von Tante Liz, schlenderte ins Nähzimmer. Seine schwarzen Augen funkelten Freddy böse an. Mit hocherhobenem Schwanz strich der Kater einmal um Freddys Beine, dann rollte er sich auf einem Stoffberg zusammen. Auf Freddys Stoffberg, wohlgemerkt. Freddy hatte den weichen roten Samt aus der Schule mitgebracht. Jeder Schüler hatte Material für ein Kostüm für das bevorstehende Schulfest bekommen. Genug Stoff, um sich daraus eine tierische Verkleidung zu basteln. Und in Freddys knallrotem Samt hingen jetzt hässliche schwarze Katzenhaare zwischen den Fäden. Würg! Freddy würde jedoch einen Teufel tun, den Kater wegzujagen. Walter würde ihm todsicher die Augen auskratzen. »Blödes Vieh«, flüsterte Freddy. Allerdings so leise, dass es der Kater nicht hören konnte. Aus seiner Hosentasche zog Freddy eine verknüllte Nachricht, strich sie auf der Nähmaschine glatt und begann zu lesen. Blut tropfte auf das Papier. Doch das störte Freddy nicht. Sein Herz klopfte wie eine Trommel. Mit dieser Nachricht hatte sich sein Leben komplett geändert. Das war die Einladung ins Internat Burg Blauzahn, das Freddy seit den Sommerferien besuchte. Dass sich dahinter eine Geisterschule verbarg, hatte Freddy erst vor Ort festgestellt. Und seit sechs Wochen war er dort Schüler der Anfangsklasse. Wenn nicht gerade Herbstferien waren … »Mir ist stinklangweilig«, murmelte Freddy vor sich hin und stopfte das Schreiben wieder in die Hosentasche. »Öde, öde, öde.« Wie sollte er die restlichen Ferientage in Pimpelhausen überstehen? In einer Kleinstadt, in der das große Gähnen herrschte, so fad wie Knäckebrot. Schon die letzten zwei Tage waren eindeutig zwei Tage zu viel, zumindest für Freddys Geschmack. Siebenmal hatte sich Freddy bereits Die Festung der siebzehn Vampire angesehen. Doch da hatte noch nicht mal sein Lieblingsfilm geholfen. Wenigstens eine kurze Unterbrechung der Sterbenslangeweile. »Tante Liz, Tante Liiiiiiiz!«, rief Freddy. Eine rote Lache hatte sich inzwischen auf der Nähmaschine gebildet. »Hiiiiiilfe! Ich verblute!« Suchend sah er sich nach einem Papiertaschentuch um. Oder etwas anderem, mit dem er das Blut stillen konnte. Nach einem Verbandkasten musste er gar nicht fahnden, der war bestimmt längst verschimmelt. Freddy wusste auch gar nicht, wo er hätte suchen sollen. Rund um ihn herrschte Chaos. Nichts war aufgeräumt oder geputzt, Spinnweben und Kakerlaken wuselten an jeder Ecke herum. Es roch nach altem Fett, Stinkesocken, Zwiebeln und Blasentee. Und dazu dieses schummrige Kerzenlicht überall. Im ganzen Raum standen Fotos von Onkel Bob, vor denen dunkelrote Grableuchten brannten. Tag und Nacht. Ein echtes Halloween-Haus! Auch wenn Freddy seine Tante gernhatte, in ihrem Haus war es gemütlich wie in einer Gruft. »Freddy Rettich. Was gibt es?« Tante Liz war ins Zimmer gerauscht. »Du störst. Ich koche gerade. Und du weißt: Essen gibt es genau um dreizehn Uhr fünfzehn oder gar nicht.« Mit einem Blick auf Freddys Finger erkannte Tante Liz die Situation. Sie öffnete eine Schublade und fummelte etwas heraus. Mit festem Griff drückte sie ein vergilbtes Pflaster auf Freddys Wunde. Kopfschüttelnd sah sie ihn dabei an. »Du verblutest, ja? Ich würde mal sagen, mach bitte aus einer Mücke keinen Elefanten.« Mit einem Zipfel ihres Ärmels putzte Tante Liz die rote Lache von der Nähmaschine. »Ts, ts, ts. Lass mal besser die Fachfrau ran.« Sie deutete auf ihr altertümliches schwarzes Kleid und die dunkle Haube. »Alles selbst genäht.« »Supi«, antwortete Freddy brav. »Echt schön.« Er hielt den gestreckten Daumen mit dem Pflaster in die Höhe. Tante Liz lächelte geschmeichelt und wuschelte Freddy durchs Haar. Kleine Notlüge, große Wirkung. Eigentlich fand Freddy das Outfit seiner Tante gruselig. Sie sah aus, als wäre sie auf dem Weg zu einer Beerdigung. Aber so war es nicht. Tante Liz trug jeden Tag Trauerkleidung. Seit der Beisetzung ihres Mannes vor vielen Jahren. »Rutsch rüber, Freddy! Das Gulasch kocht auch ohne mich vor sich hin.« Tante Liz presste ihren breiten Po auf den Stuhl vor der Nähmaschine, Freddy wich wortlos aufs Sofa aus. Es müffelte entsetzlich nach Mottenkugeln. Die verstreute Tante Liz überall wie Konfetti. »Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!« Energisch packte Freddys Tante das knallrote Gewebe vom Boden auf die Nähmaschine. »Miaaaaauuuuu!« Jammernd fiel Walter aus seinem gemütlichen Nest. Nach Katzenart natürlich fachmännisch auf die Pfoten. »Oje. Tut mir leid, Katerchen. Aber nicht auf dem feinen Stöffchen schlafen, mein Schatz. Husch-husch! Geh brav ins Körbchen«, säuselte Tante Liz. Und zu Freddy gewandt: »Wenn dein Kostüm jemals fertig werden soll, nähe ich wenigstens die Flügel. Du kannst mir dabei ein bisschen von deiner Schule erzählen. Und merk dir, Freddy: Nähen ist kein Hobby, Junge. Nähen ist eine Lebenseinstellung. Das wirst du ab heute merken.« Freddy verdrehte die Augen. »Also, schieß los«, brüllte Tante Liz gegen das erste ohrenbetäubende Aufheulen der Nähmaschine an. Dem folgten ein Knattern, Krachen und Knallen. Freddy hielt sich erschrocken die Ohren zu, Walter verschwand unter einem Schrank. Erst nach ein paar Minuten beruhigte sich die Maschine wieder. Nun surrte sie ruhig und gleichmäßig vor sich hin. Gierig wie eine Heuschrecke fraß sich die Nadel dabei durch den Stoff. »Freddy?« Tante Liz wendete sich kurz zu Freddy um. »Wie ist es denn nun auf der Burg Blauzahn?« Was sollte er darauf antworten? Er konnte seiner Tante unmöglich erzählen, dass er in einem Internat für Untote gelandet war. Und dass seine Lehrer ein Gerippe, ein Moorgetüm, ein Henker, eine längst verstorbene schwebende Adelige und ein Giftzwerg waren. Aber genauso verhielt es sich. Freddy und fünf andere Menschenkinder waren das einzige lebende Material, von ein paar Ratten und Insekten mal abgesehen. Sechs Kinder, die alle völlig angstfrei waren. Das war die Voraussetzung für die Geisterschule. Und die Kinder waren auch nicht aus purer Freundlichkeit dort aufgenommen worden. Vorrangig ging es darum, dass die Untoten Nachwuchsprobleme hatten. Und dass nur eine Schule mit mindestens 91 Schülern beim berühmt-berüchtigten Schlammcatchen im Stinkenden Würgemoor teilnehmen durfte. Das alles hörte sich für Außenstehende komplett bescheuert an. Nichts, was man seiner Tante mal nebenbei beim Nähen erzählen konnte. Und wenn Freddy ehrlich war, wollte er es auch gar nicht. Tante Liz würde ihn sonst vermutlich sofort von der Schule nehmen und gar nicht mehr zurückfahren lassen. »Also … äh …«, stammelte Freddy. »Es ist … äh … schön auf der Burg Blauzahn.« Tante Liz kniff die Augen zusammen. »Nun, das ist eine … recht ausführliche Beschreibung. Danke, mein Junge. Hast du einen Lieblingslehrer?« »Mr Bone«, schoss es aus Freddy heraus. »Er ist ein Gerippe.« Im gleichen Moment hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Wie bescheuert von ihm, total dämlich! »Ich muss schon sagen, Freddy …«, Tante Liz hielt sich theatralisch die Hand an die Schläfe. »Es gehört sich nicht für einen jungen Mann, seinen Lehrer als Gerippe zu bezeichnen. Mag sein, dass der arme Kerl ein bisschen zu wenig Fleisch auf den Knochen hat. Das ist jedoch kein Grund, ihn zu beleidigen.« Freddy grinste. Wenn du wüsstest, dachte er bei sich. Laut sagte er: »Ja, klar, Tante Liz. Das ist mir so … rausgerutscht. Ist ein cooler Typ, unser Lehrer.« »Sehr schön. Ich werde dir eine ordentliche Portion Gulasch für den Mann mitgeben, wenn du wieder fährst. Ich friere gleich etwas ein. Damit...


Rose, Barbara
Barbara Rose hat lange als Journalistin gearbeitet, sich Geschichten fürs Fernsehen ausgedacht und Sendungen im Radio moderiert. Heute schreibt sie vor allem Bücher für Kinder und Jugendliche. Sie lebt mit ihrer Familie in Stuttgart.

Fisinger, Barbara
Barbara Fisinger studierte Kunstpädagogik in Ljubljana und Zeichentrickfilm in Luxemburg. Heute lebt sie in Trier, illustriert Kinderbücher und wirkt bei Zeichentrickproduktionen mit.

Barbara Rose hat lange als Journalistin gearbeitet, sich Geschichten fürs Fernsehen ausgedacht und Sendungen im Radio moderiert. Heute schreibt sie vor allem Bücher für Kinder und Jugendliche. Sie lebt mit ihrer Familie in Stuttgart.



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