Rosen / Schubiger | Berufsfelddidaktik der höheren Berufsbildung (E-Book) | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 136 Seiten

Reihe: Wissenschaft konkret

Rosen / Schubiger Berufsfelddidaktik der höheren Berufsbildung (E-Book)

Ein generischer Ansatz zur Entwicklung spezifischer Berufsfelddidaktiken
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-0355-0028-8
Verlag: hep verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Ein generischer Ansatz zur Entwicklung spezifischer Berufsfelddidaktiken

E-Book, Deutsch, 136 Seiten

Reihe: Wissenschaft konkret

ISBN: 978-3-0355-0028-8
Verlag: hep verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Die höhere Berufsbildung in der Schweiz zeichnet sich durch eine praxisorientierte Lehre aus. Seit der Einführung neuer Rahmenlehrpläne orientiert sich das berufliche

Lernen verstärkt an Arbeitsprozessen und Kompetenzen. Ein Bildungsgang an höheren Fachschulen soll folglich zur Entwicklung beruflicher Kompetenzen führen. Berufliche Kompetenz erweist sich in der Fähigkeit, reale Aufgaben im beruflichen Handlungsfeld zu bewältigen. Der Bezugspunkt beruflicher Bildung ist daher weniger das Fach, sondern vielmehr ein Berufsfeld. Die besondere Herausforderung für Lehrpersonen in der höheren Berufsbildung wird darin bestehen, das Lernen an Arbeitsprozesse zu binden und ihr fachorientiertes Denken und Handeln in ein berufsfelddidaktisches Konzept zu überführen. Der vorliegende Band stellt ein Prozessmodell Berufsfelddidaktik vor, das Bildungsverantwortliche und Lehrpersonen bei der Entwicklung, Analyse und Umsetzung von Rahmenlehrplänen, Schullehrplänen und Unterrichtskonzepten unterstützt.

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II Berufsfelddidaktik der höheren Berufsbildung 5. Konzeption einer Berufsfelddidaktik der höheren Berufsbildung Die höhere Berufsbildung bietet Erwachsenen mit bereits abgeschlossener beruflicher Grundbildung und beruflichen Erfahrungen Möglichkeiten der Spezialisierungen an (vgl. Künzi-Minder, 2011, S. 38). Bei der Entwicklung einer Berufsfelddidaktik der höheren Berufsbildung stellen sich mehrere Herausforderungen: So wird einerseits der Begriff «Berufsfelddidaktik» in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik nicht einheitlich verwendet und bildungspolitisch kontrovers diskutiert (vgl. Bonz, 1998, S. 270). Andererseits existiert eine Vielzahl von unterschiedlichen Berufsfeldern mit diversen Zielgruppen und Aufgaben, für welche die höhere Berufsbildung ausbildet und auf die eine Berufsfelddidaktik nicht so umgrenzt und zweckgerichtet eingehen kann. Die Herausforderung stellt sich insofern, als dass eine Berufsfelddidaktik entwickelt werden soll, die das Spezifische einer höheren Berufsbildung berücksichtigt und sich zugleich durch eine Offenheit auszeichnet. Das Spezifische einer höheren Fachschule der höheren Berufsbildung besteht darin, dass (1)der Zugang zur höheren Berufsbildung eine abgeschlossene Berufsausbildung voraussetzt. Das »sich bildende Subjekt« verfügt demnach über berufliche Erfahrungen, sodass Lehr-Lern-Prozesse am Entwicklungsstand und dem biografisch geprägten Berufsverständnis der Studierenden ansetzen können. (2)die normativen Vorgaben der Bildungsgänge an höheren Fachschulen (Rahmenlehrpläne) sowie zunehmend auch die Prüfungsordnungen und Wegleitungen der Berufsprüfungen (BP) und Höhere Fachprüfungen (HFP) sich am Situationsprinzip orientieren. Im Zentrum von Bildungsprozessen stehen Arbeitsprozesse, anhand derer Theoriezusammenhänge in konkreten Handlungsbezügen sichtbar und vermittelbar werden. Die Offenheit der vorliegenden Berufsfelddidaktik zeichnet sich dadurch aus, dass sie möglichst vielfältige Berufsfelder innerhalb der höheren Berufsbildung zu erreichen versucht. Zugleich meint Offenheit aber auch die Möglichkeit, die Idee einer generischen Berufsfelddidaktik auf die berufliche Grundbildung zu übertragen. Mit dem Entwurf einer Berufsfelddidaktik der höheren Berufsbildung wird eine Konzeption vorgestellt, die sich durch eine klare Begriffsdefinition berufsfelddidaktisch positioniert, sich durch ihren generischen Charakter auszeichnet und das berufsfelddidaktische Handeln von Berufsbildungsverantwortlichen ins Zentrum stellt. Vor diesem Hintergrund wird eine Berufsfelddidaktik der höheren Berufsbildung entwickelt, •die nicht losgelöst von berufs- und bildungspolitischen Entscheidungen und gesellschaftlichen Entwicklungen betrachtet werden kann; •die ihren Bezugspunkt in der beruflichen Praxis respektive in den Berufsfeldern hat, weil sich die Berufsausbildung an Berufsfeldern (vgl. Bonz, 1998, S. 269) orientiert; dabei bezeichnet der Begriff «Berufsfeld» eine «didaktische Organisationseinheit, die mehrere verwandte Berufe zur Vermittlung der beruflichen Grundbildung [und höheren Berufsbildung; Anm. der Autoren] zusammenfasst» (Bergmann & Kuhn, 1990, S. 23); •die Reflexionsprozesse zur Auswahl und Bewertung bildungsrelevanter beruflicher Situationen in Gang setzt; •die einerseits auf den Erkenntnissen der Allgemeinen Erziehungswissenschaft, der Berufs- und Wirtschaftspädagogik und berufswissenschaftlichen Grundlagen korrespondierender Wissenschaften und •andererseits auf den Erkenntnissen der wissenschaftlichen (theoretischen und empirischen) Auseinandersetzung mit den Qualifikationsanforderungen des Berufsfeldes aufbaut (vgl. Fegebank, 1998, S. 160f.); •die als vermittelnde Instanz zwischen der Sachlogik des Inhalts, der Psychologik der Studierenden (vgl. Siebert, 1997, S. 2) und der Situationslogik des Berufsfeldes aufgefasst wird und hierdurch •einen «doppelten Handlungsbezug» (Ertl-Schmuck & Fichtmüller, 2009, S. 24; vgl. Euler & Hahn, 2007, S. 77) zu berücksichtigen vermag: die Praxis des Lehrens und Lernens in der jeweiligen Berufsausbildung und die berufliche Praxis, für die ausgebildet wird. Im Sinne dieses Verständnisses wird die Berufsfelddidaktik wie folgt definiert: Eine Berufsfelddidaktik der höheren Berufsbildung wird als Analyse- und Planungshilfe für die Steuerung, Auswahl und Umsetzung beruflicher Bildungsprozesse verstanden. Sie gibt Auskunft über Voraussetzungen, Bedingungen und Perspektiven des Lehrens und Lernens im Kontext beruflicher Bildung, ohne dabei nur auf den einen Lernort Schule zu fokussieren und ohne nur auf die eine Lehrform Unterricht festgelegt zu sein. Sie hat die Funktion, einen Lebens- und Praxisbezug für das berufliche Lernen herzustellen und eine in ganzheitlichen Lernprozessen begründete Kompetenz zu fördern. Sie hat den Anspruch, sich nicht nur auf bestehende Tatbestände und Bedingungen zu beschränken, sondern sich dem Bestehenden gegenüber kritisch zu stellen sowie Alternativen und Weiterentwicklungen aufzuzeigen. Damit wohnt ihr ein emanzipatorisches Moment inne, indem sie auf die Befähigung zur Mitgestaltung von Lebens- und Arbeitswelt angelegt ist. Sie erfüllt diese Anforderungen, indem sie aus einer mehrperspektivischen Sichtweise Fragen generiert, die den Ansprüchen der beruflichen und der schulischen Praxis gleichermaßen zu entsprechen versucht. Sie entfaltet ihre Wirksamkeit auf einer Makro-, Meso- und Mikroebene und leitet Berufsbildungsverantwortliche an, Bildungsprozesse zu entwickeln. Gleichfalls übernimmt sie eine Vermittlungs- und Brückenfunktion, indem sie zwischen der Sachlogik (der Fachlichkeit), der Psychologik (das Lernen) und der Situationslogik (der Praxis) verhandelt. Mit dieser Ausgangsdefinition von «Berufsfelddidaktik» werden deren Aufgaben und Funktionen sichtbar. Ebenso liefert die Berufsfelddidaktik der höheren Berufsbildung konkrete Handlungsanweisungen für berufsfelddidaktisches Handeln. Der Prozess berufsfelddidaktischer Auseinandersetzung wird im Folgenden anhand eines Modells vorgestellt, das die oben dargelegte Definition präzisiert. Zugleich wird der Weg von den normativen Vorgaben zur konkreten Umsetzung in den eigenen Unterricht aufgezeigt (vgl. Abb. 5). 6. Prozessmodell Berufsfelddidaktik der höheren Berufsbildung Abbildung 5: Prozessmodell Berufsfelddidaktik der höheren Berufsbildung Das Prozessmodell Berufsfelddidaktik der höheren Berufsbildung im Überblick Die Berufsfelddidaktik der höheren Berufsbildung beabsichtigt, den Ansprüchen der beruflichen und der schulischen Praxis gleichermaßen zu entsprechen. Die Ansprüche der beruflichen Praxis ergeben sich aus dem Gegenstandsbereich der Fach- und Bezugswissenschaften. Das bedeutet, dass die für die Bewältigung praktischer Anforderungen notwendigen Qualifikationen auf die Fachwissenschaften angewiesen sind. In ihrer Funktion als Bezugswissenschaften liefern sie wichtige Erkenntnisse zur Aufklärung und Erklärung beruflicher Praxis. Die Fachwissenschaften erfüllen ihrerseits keine pädagogischen Funktionen, aus ihnen lassen sich beispielsweise keine Kompetenzen ableiten. Daher muss den Ansprüchen der schulischen Praxis ebenso entsprochen werden. Diese ergeben sich aus dem Gegenstandsbereich der Bildungstheorien (Berufspädagogik, Erziehungswissenschaft, Unterrichtswissenschaft), die Aufschluss über individuelle Lehr-Lern-Prozesse und Bildungsinhalte geben. Theorie und Praxis stehen nicht in zeitlicher Relation zueinander. Das Verhältnis der beiden Bereiche zueinander ist nicht so zu verstehen, dass die praktische Umsetzung auf die Theorie als gedankliche Aufarbeitung und als Wissenserwerb folgt, vielmehr bedingen sich Theorie und Praxis gegenseitig. Praxis geschieht nicht unmittelbar, sie bedarf bewusster Entscheidungen. Eine Entscheidung wiederum erfordert eine leitende Theorie, die ihrerseits bereits über die Praxis entwickelt wurde (Badry 1994, S. 24). Deshalb wird Praxis nicht als Anwendungsfall von Theorie verstanden und Theorie nicht als instrumentelles Wissen verkürzt. Das »Praktischwerden der Theorie« (Badry 1994, S. 25) geschieht nicht unmittelbar, sondern mittelbar über die Person des beruflich Tätigen. Die Aufgabe der Berufsfelddidaktik ist es, berufliche Anforderungen und Bedingungen, mit denen Studierende konfrontiert werden, sowie deren Persönlichkeits- und Lebenssituationen (vgl. Kuhlmeiner & Uhe, 1998, S. 115; Euler & Hahn, 2007, S. 129ff.) so zu integrieren, dass sie zum Ausgangs- und Bezugspunkt berufsfelddidaktischer Entscheidungen werden. Im Hinblick auf ein bestimmtes Berufsfeld bedeutet dies, auf eine spezifische Weise «Realitätsbezug und Wissenschaftsorientierung» miteinander zu verschränken (vgl. Fegebank, 1998, S. 166). Auf der Makroebene erfüllt die Berufsfelddidaktik die Funktion eines «Operators», indem sie unter Berücksichtigung der vier Kernkomponenten (berufliche und schulische...


Rosen, Susan
Dr. phil Susan Rosen, Dipl. Pflegewissenschaftlerin (FH) Fachlehrerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kompetenzzentrums für angewandte Berufspädagogik am Zentrum für berufliche Weiterbildung (ZbW) in St. Gallen, Schweiz.

Schubiger, Andreas
Andreas Schubiger, Dr. phil., leitet das von ihm gegründete Institut für Kompetenzentwicklung, Training und Transfer i-k-t GmbH. Er blickt auf mehr als dreissig Jahre Erfahrung als Ausbildner, Lehrpersonenbildner, train the trainer, Berufsbildungsentwickler, Curriculumsentwickler und als Führungsperson zurück. Er engagiert sich mit seinem Institut in den Bereichen «Kompetenzen des 21. Jahrhunderts», «wirkungsvolle Ausbildungen» und «innovative Bildungsarchitekturen».

Dr. phil Susan Rosen, Dipl. Pflegewissenschaftlerin (FH) Fachlehrerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kompetenzzentrums für angewandte Berufspädagogik am Zentrum für berufliche Weiterbildung (ZbW) in St. Gallen, Schweiz.
Andreas Schubiger, Dr. phil., leitet das von ihm gegründete Institut für Kompetenzentwicklung, Training und Transfer i-k-t GmbH. Er blickt auf mehr als dreissig Jahre Erfahrung als Ausbildner, Lehrpersonenbildner, train the trainer, Berufsbildungsentwickler, Curriculumsentwickler und als Führungsperson zurück. Er engagiert sich mit seinem Institut in den Bereichen «Kompetenzen des 21. Jahrhunderts», «wirkungsvolle Ausbildungen» und «innovative Bildungsarchitekturen».



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