Roth | Noch mehr Fußball! | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 388 Seiten

Roth Noch mehr Fußball!

Vorfälle von 2007 bis 2010
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-941895-46-1
Verlag: Oktober Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Vorfälle von 2007 bis 2010

E-Book, Deutsch, 388 Seiten

ISBN: 978-3-941895-46-1
Verlag: Oktober Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Nachdem der Vorgänger Fußball! Vorfälle von 1996 bis 2007 den

dritten Platz des Deutschen Fußball-Kulturpreises 2007 in der

Kategorie ›Fußballbuch des Jahres‹ belegte, soll dieses Mal der

Sieg bei diesem Wettbewerb errungen werden. Denn was Michael

Wulzinger (Der SPIEGEL) damals in seiner Laudatio hervorhob,

gilt für Noch mehr Fußball! mindestens genauso: '. es auf einer

seltenen Eigenschaft gründet: Das hat Haltung. Roths Texte sind

geistreiche, inbrünstige, kompromisslose, anarchische, vor Sprachkunst

und Wortwitz strotzende Beiträge eines Gedankenjongleurs,

der mit jedem abrechnet, den er als Anstifter, Büttel oder Claqueur

des ›Geldschaufelfußballs‹ ausgemacht hat.'

Die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur wird ebenso thematisiert

wie Fußball im Radio, Roth kritisiert den Frauenfußball

und rechnet ganz prinzipiell mit diversen Kölner (Podolski) und

Frankfurter Fußball-Narreteien ab. Und seine beliebten Kolumnen

zur EM 2008 findet der Leser hier auch wieder.

Fußballhistorie, -kritik und -lobpreisung in bester Manier.

Roth Noch mehr Fußball! jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Kein Pardon bei Chips
Achim Greser und Heribert Lenz leben in Aschaffenburg-Leider. In ihrer Zeichnerwerkstatt produzieren sie unablässig »Witze für Deutschland«. Nebenher beobachten die unbeugsamen Anhänger des 1. FC Nürnberg, des Clubs, akribisch den deutschen und den Weltfußball. Wie habt ihr die Sommerpause überstanden? Mit Waldläufen? Curling? Heribert Lenz: Welche Sommerpause? Die Biathlonsommerpause? Es gibt Menschen, die die Fußballsommerpause schwer verfluchen. Achim Greser: Geht mir auch so. Ich hab’ mir alles angeguckt und alle Informationen reingezogen über die Mannschaftsneubildungen und Zugänge und Abgänge und Formkurven. Hier fand ja auch die Aschaffenburger Stadtmeisterschaft statt, die einem über ein paar Tage hinweggeholfen hat, und Andy Möller ist jetzt unser Trainer bei der Viktoria. Das hat für eine interessante Nachrichtenlage wenigstens im Lokalen gesorgt. Wurde Möller als Frankfurter willkommen geheißen? Greser: Mittlerweile hat er sich schon den Nimbus eines Heilsbringers erworben. Ein neuer Christoph Daum? Greser: Nee. Möller ist charakterlich anders disponiert. Wichtig für die Aschaffenburger ist, daß er wohl bereits erhebliche Sponsorengelder rangeschafft hat. In dieser Hinsicht hat Möller bis dato offenbar mehr erwirkt als bei der Mannschaftskonstruktion. Aber gegen Schalke haben sie nur 1:3 verloren. Lenz: Sie hätten auch ein Unentschieden rausholen können. Greser: Ein Tor aberkannt, einen Elfmeter versiebt. Und gegen den SC Freiburg haben sie in der letzten Minute 1:2 verloren. Schalke ist doch kein Maßstab. Greser: Weiß ich nicht. Es gibt ja immer die Ausreden, daß sie aus dem Trainingslager kommen und müde sind vom Konditionsbolzen. Aber das haben die anderen ja auch gemacht, denk’ ich mal. Die werden ja nicht blöd sein und nicht trainieren. Bei der Eintracht geht es seit Wochen drunter und drüber. Wie schätzt ihr das ein? Greser: Das ist eine Folge der zunehmenden öffentlichen Aufmerksamkeit, die der Fußball allgemein erfährt. Jede Regung wird aufgeplustert, gerade in Zeiten, in denen keine Ergebnisse zu vermelden sind. Also hat Friedhelm Funkel recht, wenn er sich in Rudi-Völler-Manier echauffiert über die Bild, die eine ganze Seite mit Lesermeinungen gebracht hat, und zwar des Tenors, es sei eine Frechheit, welche Spieler Bruchhagen und Funkel verpflichtet hätten, früher sei die Eintracht eine Diva gewesen, heute sei sie eine graue Maus und so weiter? Greser: Ich bin nicht sehr vertraut mit den Vorgängen rund um die Eintracht. Die hat in den vergangenen Jahren zu meinem Leidwesen gegen den Club immer sehr gut abgeschnitten. Allerdings ist sie seit dem letzten DFB-Pokalhalbfinale ein verläßlicher Punktelieferant für unser Konto. Lenz: Ähem. Laß mal die ersten zwei Spiele vorbeigehen. Wenn die Eintracht dann zwei Punkte hat, wird wieder vom Europacup geträumt. Dann ist das ganze Geschwätz Makulatur. Eine typische Frankfurter Nörgelei – in dieser Stadt der Aufschneiderei und Hybris? Lenz: Klar. Greser: So haben wir das immer wahrgenommen. Die Erwartungshaltung ist leicht hochzutreiben. Woher die Unzufriedenheit? Die haben doch in der vergangenen Saison gut gespielt, waren im UEFA-Cup, im DFB-Pokalhalbfinale, haben vierzig Punkte geholt … Greser: Das ist halt nichts mehr. Ich fand am Frankfurter Publikum früher immer beeindruckend, daß es einen enormen kollektiven Sachverstand besaß und den Wunsch nach schönem Fußball nicht preisgab. Die rein defensive Ausrichtung des Saisonziels ist dagegen zuwenig – die Verhinderung aller möglichen Übel. Das ist nicht im Sinne eines gestandenen Eintracht-Fans, zumindest nicht aus unserer Generation. Lenz: Das ist wie in Nürnberg. Man träumt dauernd von den goldenen Zeiten. Hölzenbein, Grabowski … Greser: Hölzenbein und Grabowski, die Nürnberger Meistermacher von ’68! Nein, man verkennt in Frankfurt einfach, daß die Hochkapitalisierung des Fußballs von einigen Vereinen früher ernstgenommen wurde. Die Bayern haben durch jahrelange Erfolgsserien Geld aufgetürmt und hatten plötzlich einen Riesenkonkurrenzvorsprung. Aber Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre war die Eintracht doch eine Topmannschaft. Man hat den UEFA-Pokal gewonnen … Greser: Aber es gab keine garantierten Einnahmen von zehn oder wie vielen Millionen Euro wie heute in der Champions League. Also seht ihr langfristig keine Chance für die Eintracht, zu den oberen vier, fünf Bundesligisten aufzuschließen? Greser: Die Wahl des Spielerpersonals ist auch eine große Glückssache. Einen aus dem internationalen Niemandsland zu holen, der zum Brecher wird, wie diesen Gekas zum Beispiel, das ist Zufall. Hertha BSC war ja auch lange Zeit ein Verein, der nur von seiner Vergangenheit gelebt hat, und dann haben sie den Sprung unter die ersten fünf geschafft. Mit der Hertha ist es allerdings heute nicht mehr weit her. Das ist ja ein Pfeifenverein sondergleichen – über fünfzig Millionen Euro Schulden, was die Mitglieder nicht daran hindert, den genialen Manager Dieter Hoeneß im Amt zu bestätigen. Greser: Zu Dieter Hoeneß kann ich eine Geschichte erzählen. Wir haben gute Freunde bei Hertha, die sich als arme Studenten aus Fanleidenschaft VIP-Dauerkarten vom Maul abgespart haben, um dem Getriebe ihres Herzensvereins näher zu sein – mit dem Erfolg, daß einer von denen jetzt im Präsidium hockt, was für uns schon mehrfach von Vorteil war. Wir haben Karten gekriegt für das WM-Spiel gegen Ecuador und das Pokalfinale. Ihr seid ja gnadenlos korrupt! Greser: Für Leidenschaften gibt man doch alles! Lenz: Eben. Greser: Und über diesen Kontakt haben wir versucht, einen alten Traum zu verwirklichen, nämlich daß einmal eine Zeichnung von uns auf der Stadionanzeigetafel gezeigt wird. Deshalb haben wir angeboten, für das Stadionheft zu jedem Heimspiel einen Witz zu zeichnen – durchaus auch zu aktuellen Problematiken der Hertha –, verbunden mit der Hoffnung, daß er dann auf der Anzeigetafel landet. Wir haben zwei Probewitze abgeliefert, die sind an den Pressesprecher weitergeleitet worden. Ein Witz hat den Alleinherrschaftsanspruch von Dieter Hoeneß thematisiert – nicht nur den Anspruch, der ist ja verwirklicht, Hoeneß mischt sich offenbar in alles ein und läßt sich über jeden Kleinstvorgang unterrichten. Wir hatten die Wäschefrau gezeichnet, die bei Hoeneß vorstellig wird und ihn fragt: »Herr Hoeneß, werden die Heimtrikots bei dreißig oder sechzig Grad gewaschen?« Es ist dann nicht zu unserem Engagement gekommen. Der Pressereferent hat sich nicht getraut, dem Dieter Hoeneß diesen Witzvorschlag vorzulegen. Na ja, der Wunsch, in dieser sagenhaften Wunderwelt Fußball mal an so prominenter Stelle plaziert zu werden, der war eigentlich auch korrupt, weil wir mit der Hertha, was die fußballerische Herzensseite anbelangt, absolut nichts am Hut haben. Eckhard Henscheids »Hymne auf Bum Kun Cha« flimmerte Anfang der Achtziger mal über die Anzeigetafel des Waldstadions. Greser: Das war in gewisser Weise Vorbild. Es waren allerdings andere Zeiten. Denn ein Bedenken des Pressemannes war zudem, daß man das durchschnittliche Hertha-Publikum mit Witzen, wie wir sie üblicherweise machen, überfordert. Da dürfte er nicht falschgelegen haben. Greser: Ja. Vielleicht war das damals bei der Eintracht aber auch ein einmaliger Fall, daß der Universitätspräsident Achaz von Thümen gleichzeitig Vereinspräsident war und die Intellektuellen der Stadt an den Klub gebunden oder wenigstens dafür gesorgt hat, daß der schöne Auftritt der schönen Henscheid-Hymne zustande gekommen ist. Was findet heute im Fußball an Kultur statt? Es gibt die vereinsindividuellen Fangesänge. Das ist aber alles von unglaublicher Nichtigkeit und auf dem Niveau von Lustigen Musikanten und Schlagerparade. Geht ihr noch zur Eintracht? Lenz: Ich war vor einem halben Jahr im Stadion und mußte eine von diesen unsäglichen Zahlkarten lösen, um eine Bratwurst kaufen zu können. Ich hab’ auf dem Kartenkonto immer noch zwischen 1,50 und zwei Euro liegen. Es würde mich schon interessieren, was die mit dem Geld angefangen haben. Die haben davon den Mahdavikia gekauft. Lenz: Dann müßte immer noch was übrig sein. Funkel hat betont, man habe mit Mahdavikia und Inamoto zwei »Knaller« geholt. Findet mit der starken asiatischen Fraktion – Takahara gehört ja noch dazu – jetzt eine Anknüpfung an die Zeiten mit dem holden Bum Kun Cha statt? Greser: Meine Leidenschaft für die Eintracht ist ziemlich abgekühlt, zumal weil in unserer Familie der Graben zwischen Nürnberg- und Eintracht-Fans tief ist. Die Tochter ist erfolgreich auf Nürnberg umgepolt worden, aber der Bub’ hält, vielleicht auch aus purer Opposition zu mir, zur Eintracht. Zu meinem Verdruß. Lenz: Bei mir liegt der Fall etwas anders. Ich hätte mir gewünscht, daß die Eintracht mehr schwarze Spieler holt. Man erinnere sich an die Saison ’91/’92 mit Yeboah und Okocha. Davon hätte ich mir mehr versprochen … Greser: … als von den asiatischen Batteln, auf die sie sich jetzt kaprizieren. Warum bringt der Asiate keine gescheiten Fußballmannschaften her? Die Asienmeisterschaften waren dem Hörensagen nach unterirdisch. Lenz: Richtig. Woran liegt das? Daran, daß etwa die Iraner um Mahdavikia kein Bier trinken dürfen? Greser: Der Iran ist halt nach wie vor ein Schwellenland, zivilisatorisch. Und Fußball hat was mit zivilisatorischer Entwicklung zu tun? Greser: Es gibt ja permanente Verfeinerungen...


Jürgen Roth ist ein leidenschaftlicher
Wortarbeiter der Aufklärung,
gleichwohl Jahrgang achtundsechzig.
Als Philosophiewissenschaftler wie
Stilettstilistiker, als Bierergründer
und Fußballdurchleuchter schrieb der
Frankfurter Populärpolemiker bisher
seine Pamphlete und Traktate für u. a.
Haffmans Verlag, Reclam Leipzig,
Büchergilde Gutenberg, edition tiamat
und den Oktober Verlag.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.