Rotthaus | Systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 479 Seiten

Reihe: Kinder- und Jugendlichentherapie

Rotthaus Systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie


5. Auflage 2021
ISBN: 978-3-8497-8287-0
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 479 Seiten

Reihe: Kinder- und Jugendlichentherapie

ISBN: 978-3-8497-8287-0
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses Buch lotet die Besonderheiten der systemischen Therapie mit Kindern bzw. Jugendlichen und ihren Familien gleich in mehreren Dimensionen aus: Es vermittelt wichtige Grundlagen im Hinblick auf Entwicklungspsychologie und -psychopathologie. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wird in unterschiedlichen Settings wie stationärer, aufsuchender und Gruppentherapie beschrieben. Neue Wege zeigt die Kombination mit anderen therapeutischen Methoden, etwa der Spiel- oder Kunsttherapie, auf.

Am deutlichsten sichtbar wird der systemische Ansatz, wo es um konkrete Anlässe für eine Therapie geht. ADHS, posttraumatische Belastungsstörungen, Legasthenie und Dyskalkulie, Sucht und delinquentes Verhalten werden jeweils in gesonderten Beiträgen von ausgewiesenen Experten behandelt.

Mit Beiträgen von: Helmut Bonney, Kurt Ludewig, Siegfried Mrochen, Klaus Mücke, Mechthild Reinhard, Susy Signer-Fischer, Gunther Schmidt, Jochen Schweitzer-Rothers, Charlotte Wirl u. v. a.

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Zur Einführung: Systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie – eine Erweiterung der therapeutischen Handlungskompetenz
Wilhelm Rotthaus In der systemischen Therapie nimmt die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als Indexpatienten einen großen Raum ein. Ihre Wirksamkeit gerade bei dieser Klientel ist inzwischen durch zahlreiche Studien bestätigt worden. Von den 27 kontrollierten Wirksamkeitsstudien, die in der „Stellungnahme zum Fragenkatalog ‚Psychotherapieverfahren‘ in Ergänzung zum Antrag auf Anerkennung der Systemischen Therapie“ von Günter Schiepek (1998) aufgeführt wurden, betrafen 18 Studien Kinder und Jugendliche, ggf. noch Heranwachsende, als identifizierte Patienten, während in sieben Studien Patienten aller Altersgruppen (Kinder, Jugendliche und Erwachsene) die Problemträger waren. Bei zwei Studien handelte es sich um Paartherapien. Auch bei den dort referierten 32 nicht kontrollierten Studien waren in 14 Untersuchungen Kinder und Jugendliche die identifizierten Patienten, während es sich in 18 Studien wiederum um Patienten aller Altersgruppen handelte. Ganz eindeutig steht die Behandlung der Kinder und Jugendlichen in ihrem relevanten System, sei es in der so genannten vollständigen Familie, in Teilfamilien, Stieffamilien, Pflegefamilien, Adoptivfamilien und sonstigen unterschiedlichen Lebensgemeinschaften wie auch Heimgruppen, im Vordergrund. Dies entspricht der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen und bietet den Vorteil mehrpersonaler Veränderungsimpulse im System. Warum dann dieses Buch über systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie? Ist es nicht ein großer Fortschritt gewesen, die Familie oder das anders zusammengesetzte Problemsystem als Ganzes zu betrachten, die Beziehungen, die Muster, die handlungsleitenden Prämissen und Glaubenssätze in diesem System zu fokussieren und eben nicht das einzelne Mitglied, hier: das Kind oder den Jugendlichen? Führt es nicht zu einer Trennung und Spaltung, einer Gefährdung des einmal Erreichten, eine systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie zu postulieren? Ohne Zweifel ist die System-Perspektive gerade in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eine heute nur noch schwer fortzudenkende Erweiterung der Verstehens- und Behandlungsmöglichkeiten. Und unzweifelhaft ist das Setting Familientherapie in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen die Methode der Wahl. Aber bei genauem Hinsehen fällt doch auf, dass es in diesem Setting zuweilen nicht besonders gut gelingt, die Kinder aktiv mit einzubeziehen. Gerade in Familien mit einer langen Problemgeschichte haben die Eltern oft ein hohes, auch verständliches Bedürfnis, ausführlich über die schlimmen Probleme mit dem Kind zu berichten; das Kind, der Sündenbock, sitzt dann häufig unglücklich daneben und schweigt. In anderen Familientherapien reden die Erwachsenen über das Kind in einer Sprache, die nicht die des Kindes ist und die ihm wenig Anschlussmöglichkeiten bietet. Zur stationären Therapie kommen Kinder und Jugendliche nicht selten nur als Besucher im Sinne von Steve de Shazer, seltener als Klagende, geschweige denn als Kunden. Viele dieser nicht gelingenden Konstellationen haben damit zu tun, dass Therapeutinnen und Therapeuten zu wenig die anthropologisch und entwicklungspsychologisch begründeten Besonderheiten von Kindern und Jugendlichen berücksichtigen. In Abhängigkeit von Alter und Entwicklungsstand haben Kinder spezielle Formen und Wege des Kommunizierens. Ihre Sprache ist vorwiegend konkret, anschaulich und reich an Bildern. In ihren Gedanken sind sie (noch) freier und flexibler. Viele Kinder sind voll von kreativen Ideen, wenn man sie denn anzusprechen weiß. Kinder lieben Ausflüge in imaginäre Welten und schätzen es, eigene Gefühle, Ängste und Befürchtungen, Hoffungen und Erwartungen, eigene Schwächen und Stärken in Geschichten über Tier- und Menschengestalten gespiegelt zu sehen. Kinder verfügen häufig über sehr eigene Denkmuster und Bewältigungsstrategien. Ihre Motivation zur therapeutischen Arbeit hängt davon ab, ob es gelingt, ihre speziellen Kinder- und Jugendlichenressourcen anzusprechen und zu wecken. Psychotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen erfordert deshalb – spezielle, vor allem entwicklungspsychologische und entwicklungspsychopathologische Kenntnisse und Erfahrungen, – spezielle Haltungen und Einstellungen, beispielsweise resultierend aus der Wahrnehmung des Kindes und des Jugendlichen als eines gleichwertigen Partners, der zwar vieles noch nicht kann und nicht weiß, aber grundsätzlich das gleiche Recht auf Meinungsäußerung und Respekt hat wie der Erwachsene (vgl. Rotthaus 2000), – spezielle pädagogische Kenntnisse und Erfahrungen, – spezielle Kenntnisse und Erfahrungen sowohl im Bereich der typischen Auffälligkeiten des Kindes- und Jugendalters in Abhängigkeit von der jeweiligen Altersstufe als auch im Bereich der typischen Probleme und Konflikte im Lebensumfeld des Kindes und Jugendlichen sowie – spezielle therapeutische Techniken und Vorgehensweisen. Selbstverständlich basiert eine systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie auf denselben Grundannahmen wie die allgemeine systemische Psychotherapie. So trägt sie der Tatsache besonders Rechnung, dass Individuen sich sowohl aktuell als auch lebensgeschichtlich in einem Möglichkeitsraum verhalten, der durch die Handlungen der relevanten Bezugspersonen bestimmt wird. Die individuelle Entwicklung (z. B. die Entwicklung von Selbstkonzepten, von persönlicher Identität, von Kompetenzen u. a.) ebenso wie die Entstehung und Aufrechterhaltung von seelischen Krankheiten findet innerhalb sozialer Interaktionsprozesse und gegenüber relevanten Bezugspersonen statt. Ebenso basiert die systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie auf einem Menschenbild, das sehr entschieden einen weiten Bogen spannt zwischen den Polen der Autonomie des Einzelnen auf der einen Seite und seiner Umweltabhängigkeit auf der anderen Seite. Beide Positionen werden in einer radikalen Deutlichkeit beschrieben: Die autopoietische Struktur jedes Lebewesens und die Tatsache, dass es nicht zielsicher beeinflusst werden kann, sind notwendige Voraussetzungen dafür, dass dieses Lebewesen nicht Manipulationen jedweder Art hilflos ausgesetzt ist, ist somit Voraussetzung für Identität und Identitätserleben auf der einen Seite. Zugleich aber wird auf der anderen Seite ebenso deutlich gemacht, dass das Lebewesen Mensch, gerade als ein Wesen mit Sprache, ohne Bezug auf den anderen nicht lebensfähig ist und dass es eine im Grunde unzulässige Abstraktion darstellt, den Menschen als Individuum zu denken. Erst in Bezug auf den anderen kann der Mensch Ich-Bewusstsein entwickeln. In der immer wieder unsicheren Balance zwischen diesen Polen Autonomie und soziale Gebundenheit entwickelt sich der „gesunde“ Mensch. Eine weitere Basis der systemischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie ist die systemische oder, wie häufiger formuliert wird, interaktionistische Entwicklungspsychologie. Wichtige Vorläufer waren die Theorien von Jean Piaget und Heinz Werner, die Entwicklung als einen Konstruktionsprozess ansehen, der weitgehend selbstgesteuert ist. Beide Aspekte, die Selbstgestaltung und die Tatsache, dass all unsere Wirklichkeiten gemeinsame Konstruktionen sind, die grundsätzlich auch anders sein könnten, haben in der systemischen Theorie einen wichtigen Platz gefunden. Die Kernaussage der interaktionistischen Entwicklungstheorien besteht im Übrigen in der Antwort auf die Frage, ob der Mensch Produkt oder Gestalter seiner Umwelt sei. Interaktionistische Modelle nehmen an: Er ist beides. Sie billigen sowohl dem Entwicklungssubjekt als auch dem Entwicklungskontext gestaltende Funktionen zu. Als gemeinsame Annahme der in den Details durchaus differenten interaktionistischen Modelle formuliert Montada (Oerter u. Montada 1995, S. 9), „daß der Mensch und seine Umwelt ein Gesamtsystem bilden und daß Mensch und Umwelt aktiv und in Veränderung begriffen sind. Die Aktivitäten und die Veränderung beider Systemteile sind verschränkt. Die Veränderungen eines Teils führen zu Veränderungen auch anderer Teile und/oder des Gesamtsystems und wirken wieder zurück“. Auch in ihren Vorstellungen über die Ätiologie von Problemverhaltensweisen und Krankheiten unterscheidet sich die systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie nicht. Schiepek schreibt dazu (1998, S. 77): „Die systemische Therapie setzt an ätiologisch zentralen Punkten der Entstehung und Aufrechterhaltung seelischer Krankheiten an … Zu unterscheiden ist dabei zwischen Langzeitgenese und Aktualgenese, wobei sich die Langzeitgenese auf die historisch-biografische Entwicklung einer seelischen Krankheit bezieht …, die Aktualgenese dagegen auf die gegenwärtigen Stabilitätsbedingungen des als ‚krank‘ bezeichneten biopsychosozialen Funktionsmusters. Solche Funktionsmuster spielen – im Sinne der Synergetik – die Rolle von Ordnern, welche die...


Wilhelm Rotthaus, Dr. med.; Studium der Medizin und der Musik; Ausbildungen in klientenzentrierter Gesprächstherapie, klientenzentrierter Spieltherapie und Systemtherapie. 1983–2004 Ärztlicher Leiter des Fachbereichs Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Rheinischen Kliniken Viersen. Buchveröffentlichungen u. a.: "Wozu erziehen" (8. Aufl. 2017), "Systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie" (5. Aufl. 2021), "Ängste von Kindern und Jugendlichen" (2. Aufl. 2021), "Suizidhandlungen von Kindern und Jugendlichen" (2017) "Schulprobleme und Schulabsentismus" (2019), "Ängste von Kindern und Jugendlichen. Erkennen, verstehen, lösen" (2020), "Suizidhandlungen von Kindern und Jugendlichen. Erkennen, verstehen, vorbeugen" (2020), "Fallbuch der Systemischen Therapie mit Kindern und Jugendlichen" (2020).



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