Sachse / Fasbender Klärungsorientierte Psychotherapie der selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8409-2619-8
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

E-Book, Deutsch, 95 Seiten

Reihe: Praxis der Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen

ISBN: 978-3-8409-2619-8
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Personen mit selbstunsicherer Persönlichkeitsstörung sind sozial stark verunsichert, vor allem im Hinblick auf ihre Wirkung als potenzielle Partner. Ihre Befürchtungen sind tiefgreifender und generalisierter als bei sozialen Phobien, und ihre Schemata sind stärker affektiv geprägt und äußerst resistent gegen Änderungen.

Das Buch entwickelt ein psychologisches Modell der selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung und geht auf die therapeutischen Ansatzmöglichkeiten ein. Insbesondere wird das Herausarbeiten ungünstiger Selbstschemata und deren Implikationsstrukturen ('verdeckte Schemata'), die Bearbeitung dysfunktionaler Schemata und affektiver Schemaanteile sowie die Motivierung von Klienten im Hinblick auf die Ausführung konkreten Verhaltens dargestellt. Therapeutische Vorgehensweisen werden an Therapie-Transkripten illustriert, so dass der Leser einen konkreten Eindruck vom therapeutischen Vorgehen erhält. Insbesondere wird das Vorgehen des Ein-Personen-Rollenspiels ausführlich illustriert.

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Weitere Infos & Material


1;Inhalt;7
2;1 Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung: Einleitung;11
3;2 Wesentliche Aspekte der selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung;12
3.1;2.1 Abgrenzung der selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung von sozialer Phobie;12
3.2;2.2 Definition und Beschreibung der Störung;13
4;3 Störungstheorie: Das Modell der doppelten Handlungsregulation;22
4.1;3.1 Zentrale Beziehungsmotive;22
4.2;3.2 Dysfunktionale Schemata;23
4.3;3.3 Kompensatorische Schemata;25
4.4;3.4 Spielebene;26
4.5;3.5 Besonderheiten;27
5;4 Therapeutische Strategien;31
5.1;4.1 Therapeutische Grundhaltungen;31
5.2;4.2 Therapiephasen;32
5.3;4.3 Phase 1;32
5.4;4.4 Phase 2;34
5.5;4.5 Phase 3;34
5.6;4.6 Phase 4;35
5.7;4.7 Transfer;38
6;5 Beziehungsangebote durch den Klienten;39
6.1;5.1 Das Problem;39
6.2;5.2 Beziehungsangebote durch selbstunsichere Klienten;39
6.3;5.3 Prinzipien;40
6.4;5.4 Phasen;42
6.5;5.5 Illustration eines therapeutischen Umgangs mit Beziehungsangeboten an einem Transkript;43
7;6 Ein-Personen-Rollenspiel: Erstes Beispiel;49
7.1;6.1 Der Fall;49
7.2;6.2 Das Transkript;49
7.3;6.3 Kommentar;59
8;7 Ein-Personen-Rollenspiel: Zweites Beispiel;61
8.1;7.1 Der Fall;61
8.2;7.2 Das Transkript;61
8.3;7.3 Kommentar;68
9;8 Ein-Personen-Rollenspiel: Drittes Beispiel;71
9.1;8.1 Der Fall;71
9.2;8.2 Das Transkript;71
9.3;8.3 Kommentar;78
10;9 Motivierung des Klienten, die Erkenntniss eder Therapie in konkretes Handeln umzusetzen;81
10.1;9.1 Das Ausgangsproblem;81
10.2;9.2 Der Fall;81
10.3;9.3 Das Transkript;81
10.4;9.4 Kommentar;88
11;Literatur;90


Während der Annäherung steigt die Angst vor Blamage jedoch exponentiell, und kurz vor dem Ziel drehen sie ab und verlassen frustriert die Disko.

Diese spezielle Art der SU kann unserer Erfahrung nach bei Personen auftreten, die ansonsten sehr selbstsicher und überhaupt nicht sozialphobisch sind: Dies ist oft dann der Fall, wenn SU komorbide bei erfolgreichen Narzissten auftritt: Die Klienten sind beruflich erfolgreich, allgemein sozial hoch kompetent und auch sonst nicht ängstlich: Geht es aber um Kontaktaufnahme zu potentiellen Partnern, haben sie massive Probleme.

2.2.4 Gängige diagnostische Kriterien: DSM-IV/DSM-5-Kriterien

Nach dem DSM-IV/DSM-V ist es ein zentrales Merkmal der SU, sozial gehemmt zu sein, sich unzulänglich zu fühlen und hypersensibel auf negative Bewertungen zu reagieren. Die diagnostischen Kriterien der selbstunsicheren oder ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung im DSM-IV (Saß et al., 1996) und DSM-5 (APA, 2013) sind:

• die Person vermeidet berufliche Aktivitäten mit engen zwischenmenschlichen Kon takten aus Angst vor Kritik oder Zurückweisung;
• die Person hat Angst vor Kritik, Missbilligung oder Zurückweisung;
• die Person geht nur dann zwischenmenschliche Beziehungen ein, wenn sie sicher ist, akzeptiert zu werden;
• die Person geht nicht in enge Beziehungen, aus Angst, beschämt zu werden;
• die Person befürchtet, in sozialen Situationen kritisiert, beschämt oder zurückgewie sen zu werden;
• die Person ist in zwischenmenschlichen Situationen gehemmt durch das Gefühl, un zulänglich zu sein;
• sie betrachtet sich als sozial unbeholfen, unattraktiv oder unterlegen;
• sie vermeidet Risiken oder sie vermeidet es, sich in neuen sozialen Situationen zu engagieren, aus Angst sich zu blamieren.

Wie deutlich wird, beziehen sich einige DSM-Kriterien schon auf den Fall „enger Beziehungen“, entsprechen also unserer Definition von SU, aber viele beziehen sich auch allgemein auf „soziale Situationen“.

2.2.5 Weitere Charakteristika

Nach Millon (1996) weisen die Klienten weiterhin folgende Charakteristika auf:
• das Gefühl, sozial isoliert zu sein;
• ein starkes Bedürfnis nach zwischenmenschlichem Kontakt;
• soziale Inkompetenzen, die zu einem tatsächlich sozial ungeschicktem Verhalten führen, das dann tatsächlich lächerlich wirkt;
• Unsicherheiten im Verhalten und im Sprechen;
• starke Spannungen und Emotions-Kontrolle;
• die Überzeugung, in der Vergangenheit abgelehnt worden zu sein;
• ein massiv distanziertes Verhalten, das manchmal auch kalt und abweisend wirkt;
• massive Vermeidung jeder potentiellen Enttäuschung;
• Misstrauen anderen gegenüber: Sie könnten bloßgestellt oder beschämt werden;
• massive Aufmerksamkeit auf das Verhalten anderer, hypersensibilisiert gegen alle potentiellen Anzeichen von Ablehnung;
• ablenkende Gedanken über Situationen;
• Schwierigkeiten, sich auf sozial relevante Stimuli zu konzentrieren;
• wegen der massiven Ablenkungen mangelnde Kapazität, sich konstruktiv mit sozia len Situationen auseinanderzusetzen;
• Gefühl, sozial unterlegen zu sein; Selbstwert-Zweifel;
• Unfähigkeit, allein zu sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen;
• rege, kompensatorische Phantasie-Tätigkeit;
• starke Konflikte zwischen Annäherung und Misstrauen/Vermeidung.

Analysen des Interaktionsverhaltens von Klienten mit SU im IPP1 zeigen weitere Charakteristika:

• Die Störung oder Störungsaspekte sind dem Klienten oft peinlich, auch dem Thera peuten gegenüber: Klienten haben den Eindruck, „unreif“ zu sein oder Dinge nicht zu können, die anscheinend alle anderen können.
• Aus der Peinlichkeit kann manchmal ein stärkeres Maß an Vermeidung resultieren, das aber meist durch ein hohes Ausmaß an Beziehungsgestaltung durch den Thera peuten überwunden werden kann.
• Manchmal wird auch ein höheres Ausmaß an „Gehemmtheit“ dem Therapeuten ge genüber deutlich: Angst vor Abwertung, Angst vor Zurückweisung, hohes Maß an Anspannung etc.: Hier sind vor allem Akzeptierung und ein hohes Ausmaß von Empathie durch den Therapeuten sehr hilfreich.
• Vor allem Klienten mit allgemeiner SU zeigen manchmal (hohe) soziale Kompetenzdefizite, die analysiert und behoben werden müssen, z.B. in Aspekten wie

– Blickkontakt nicht halten können,
– undeutlich, zu leise, abgehackt u.ä. sprechen,
– keinen Smalltalk machen können,
– sich nicht gut oder nicht positiv darstellen können, – Lob schlecht annehmen können u.a.
• Als Teil der sozialen Inkompetenz weisen Klienten mit allgemeiner SU manchmal Probleme auf, Interaktionspartnern genau zuzuhören, sie zu verstehen und deren Absichten zu rekonstruieren.
• Klienten mit SU neigen dazu, sich Probleme „schönzurechnen“: Sich einzureden, sie könnten „mit den Problemen leben“, sie können „ihre Wünsche und Bedürfnisse kontrollieren“ u.a.; meist reicht es, wenn ein Therapeut „die Kosten salient macht“, damit den Klienten die Kosten erneut deutlich werden.
• Manche Klienten mit SU sind in der Therapie ungeduldig und wollen schnelle Erfolge; sie erwarten oft vom Therapeuten konkrete Ratschläge und „Hilfen“. Sie sind stark lösungsorientiert, obwohl das Problem überhaupt noch nicht ausreichend verstanden ist.

3 Störungstheorie: Das Modell der doppelten Handlungsregulation

Das Modell der doppelten Handlungsregulation war als ein allgemeines Funktionsmodell für Persönlichkeitsstörungen vorgeschlagen worden (Sachse, 1999, 2001, 2002, 2004a, 2005, 2006a; Sachse et al., 2010). Das Modell spezifiziert zentrale psychologische Variablen, die für jede einzelne Störung spezifiziert werden müssen:

• zentrale Beziehungsmotive,
• dysfunktionale Schemata,
• kompensatorische Schemata,
• Spiel-Strukturen und manipulatives Handeln.

Im Folgenden soll nun spezifiziert werden, wie diese Variablen bei der SU genau definiert werden können.

3.1 Zentrale Beziehungsmotive

Ein zentrales Motiv der selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung ist Anerkennung: Das Bedürfnis, als Person anerkannt und wertgeschätzt zu werden. Wichtig ist dabei:

• Die Anerkennung als Person: Das Feedback, „als Person ok“ zu sein, liebenswert zu sein, geschätzt werden zu können.
• Die Anerkennung, über positive soziale Qualitäten zu verfügen: Anderen willkom men zu sein, von anderen geschätzt zu werden und auch
• die Anerkennung, für potentielle Partner attraktiv zu sein: „Männlich/weiblich“ zu sein, über attraktive Eigenschaften zu verfügen.

Positive Rückmeldungen wirken im Hinblick auf Attraktivität besonders positiv (falls sie vom Schema „durchgelassen“ werden) und „füttern“ das Beziehungsmotiv.



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