E-Book, Deutsch, 340 Seiten
Schleich Sylter Rosen
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-492-98817-9
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Nordsee-Inselroman
E-Book, Deutsch, 340 Seiten
ISBN: 978-3-492-98817-9
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sylt im Sommer und ein familiengeführter Pferdehof - Ein Inselroman zum Träumen und Schwelgen für alle Fans von Sontje Beermann und Julia Rogasch Liebeskummer, Geldsorgen und Schreibblockade: Es könnte besser laufen für die junge Autorin Lisa. Traummann Mark hat sich als Betrüger entpuppt und Lisa ohne einen Cent und mit einer üppigen Hotelrechnung auf Sylt sitzengelassen. Außerdem ruft ihr Verlag täglich an und möchte endlich eine Idee für ihren neuen Roman sehen. Da kommt der Job auf dem Insel-Pferdehof gerade recht. Hier trifft Lisa den wortkargen, aber attraktiven Kristian, der zwar ihr Herz bewegt, den sie aber nicht recht einschätzen kann. Vor allem wird der versierten Reiterin bewusst, dass sie sich mit ihrer Vergangenheit und ihrem verhängnisvollen Reitunfall auseinandersetzen muss, bevor sie frei ist für ein neues Glück. »Das ist ein unbeschwertes Lesevergnügen für alle Pferde- und Syltliebhaber mit allem, was dazugehört: gebrochene Herzen, neu verliebte Herzen, Dünen, Pferden, ?Moin?. « (Leserstimme auf NetGalley) »Toller Roman mit Sylter Kulisse. Für Nordseeliebhaber ein Genuss.« (Leserstimme auf NetGalley) »Ein herrlicher Pferde- und Liebesroman für Erwachsene! Ein Schmöker, der für ein paar Stunden Entspannung bringt und jede Menge Amüsement.« (Leserstimme auf NetGalley)
Elke Schleich wurde in Gelsenkirchen geboren, absolvierte eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau, arbeitete als Sachbearbeiterin und später an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen. Pferde und das geschriebene Wort - beides faszinierte sie schon als Kind, weshalb sie bereits im Grundschulalter Schulhefte mit selbst erdachten Tiergeschichten füllte. Heute lebt sie mit ihrem Ehemann und Hündin Pucci am grünen Rand des Ruhrgebiets, in Westerholt, in der Nähe eines Reiterhofs, den sie nach langer aktiver Zeit im Sattel immer noch gern besucht. Mehr Infos unter www.elke-schleich.de
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2.
Weg. Er war einfach weg. Ohne mir eine Nachricht zu hinterlassen. Sicher, Markus war spontan, nicht zuletzt hatte ich mich wegen seiner vielen kleinen verrückten Ideen in ihn verliebt. Einmal stand er mitten in der Woche nachts um drei vor meiner Tür, nachdem wir bis spätabends telefoniert und solche Sehnsucht nacheinander gehabt hatten. Ohne vorher etwas zu sagen. Wie der Teufel musste er gerast sein. Wir fielen uns in die Arme und gleich darauf ins Bett. Und um acht musste er schon wieder zurückfahren nach Frankfurt, wegen eines Besichtigungstermins. Oder der Samstagabend vor zwei Wochen, als wir durch Bochums Bermudadreieck gezogen waren. Der erste richtig warme Frühlingstag lag hinter uns. Wir saßen am Husemannplatz am Springbrunnen und küssten uns. Und dann schubste Markus mich ins Wasser und wir lieferten uns eine Wasserschlacht wie die Kinder. Eine Gruppe Jugendlicher klatschte Beifall, und erst da fiel mir auf, dass mein nasses T-Shirt mehr preisgab, als mir lieb war. Ich war rot angelaufen, hatte mich an Markus gedrückt, und der hatte lauthals gelacht. Das alles war okay für mich, nein, es war süß, erfrischend, ich liebte es! Markus war eben ganz das Gegenteil von mir. Aber das jetzt … Schaurige Szenarien drängten sich mir auf. Maskierte Gestalten, die ihn lautlos mit vorgehaltener Pistole aus dem Hotel dirigierten, während ich ahnungslos und selig schlief. Oder hatte er eine mysteriöse SMS spät in der Nacht erhalten? So dramatisch in ihrem Inhalt, dass er sofort folgen musste, wohin sie ihn rief? Vielleicht eine Familienangelegenheit, von der er mir nicht erzählen wollte. Oder jemand lag im Sterben. Toll, würde alles gut in einen Roman passen. Aber ins wirkliche Leben …? Telefonklingeln! Ein stecknadelkopfgroßer Funke Hoffnung wollte aufglimmen, doch ich erstickte ihn. Markus würde mich auf dem Handy anrufen, nicht auf dem Hotelanschluss. »Redlich.« Meine Stimme klang rau. Die Flasche Apfelschorle stand immer noch verschlossen auf dem Tisch im Wohnraum nebenan. »Henning Harmsen noch mal, von der Rezeption.« »Herr Harmsen!« Nein, nein, nein, du flammst nicht wieder auf, sagte ich zu dem Stecknadelkopffunken und atmete tief durch. »Gibt es Neuigkeiten?« »Leider nicht, Frau Redlich. Ich wollte mich nur erkundigen, wie es Ihnen geht, bevor ich gleich Feierabend mache.« Ich schluckte, räusperte mich, krächzte trotzdem weiter, als ich antwortete: »Es … geht so.« »Wenn Sie noch etwas brauchen sollten, eine Viertelstunde bin ich noch hier.« Auf einmal schossen mir Tränen in die Augen. »Danke«, flüsterte ich. Mehr ging nicht. Schnell den Hörer auflegen, mich im Bett vergraben und heulen. Aber da hörte ich: »Mir kommt gerade eine Idee.« Oh nein, keine Ideen bitte! Nichts Spontanes, nichts Überraschendes, ich brauch das nicht! »Mein Carsten hat heute seinen Sportabend, und ich wollte zum Lafayette, eine Kleinigkeit essen, er kocht nämlich sonst für uns zwei. Möchten Sie nicht mitkommen?« Nun war’s endgültig vorbei. »Das geht doch nicht.« Ich schniefte. »Frau Redlich, Sie müssen etwas essen, sonst klappen Sie noch zusammen. Sie machen sich jetzt ein bisschen frisch, und in zehn Minuten erwarte ich Sie hier unten. Keine Widerrede!« »Wenn Sie …« Verdammt, ich brauchte ein Taschentuch! Nochmaliges Schniefen und neuer Ansatz. »Also gut, wenn Sie meinen. Aber ich will Ihnen wirklich keine Umstände machen.« »Tun Sie nicht. Ich esse gern in Gesellschaft. Bis gleich!« Eine Viertelstunde später saß ich tatsächlich neben Henning Harmsen in seinem winzigen Auto auf einem ziemlich zerschlissenen Sitzpolster, und wir fuhren nach List. Dort wohnte er, erfuhr ich, im nördlichsten Ort von Sylt. Ich erfuhr noch vieles andere während unserer fünfzehnminütigen Fahrt über die Insel. »Kampen«, sagte er, als wir Wenningstedt auf der Landstraße verlassen hatten und den nächsten Ort passierten. »Schon mal was davon gehört?« Ich schüttelte den Kopf und überlegte, ob das der Ort mit K war, den Markus erwähnt hatte und wegen dem ich mir bereits heute Mittag auf dem Weg zu Wonnemeyer das Hirn verrenkt hatte. Währenddessen rauschten touristische Infos an mir vorbei. Irgendwas von einer Whiskystraße und von Promis und teuren Läden. Ein Stück weiter verwandelte sich die Landschaft rechts und links der Straße. Heidekrautbewachsene Dünen, ein Leuchtturm links; vor Kampen hatte es schon einen auf der rechten Seite gegeben, dem ich pflichtschuldigst einen Blick geschenkt hatte. »Das da ist die Sturmhaube. Ein Lokal, wo abends die Post abgeht. Am Tag aber ein schönes Ausflugsziel mit traumhaftem Blick aufs Meer.« Ich schaute hinüber. Sturmhaube. Aha. Ob die auch auf Markus’ Plan stand? Er hatte doch so viel mit mir unternehmen wollen, wie konnte er da einfach … »Hallo, Frau Redlich, sind Sie noch da?« »Wie?« Ich sah zu ihm hinüber. »Gleich sind wir in List. Aber schauen Sie mal, da vorne die Wanderdünen!« Folgsam schaute ich und bemerkte, dass sie sehr hell waren und anders bewachsen als die Dünen zuvor. Herr Harmsen berichtete, welche Strecken sie, vom Seewind getrieben, in welcher Zeit wanderten und dass man es nur noch wenigen gestatte, weil sie über kurz oder lang auch die Straße überwandern würden. Und um ihnen diese Flausen auszutreiben, würden sie mit Strandgras bepflanzt. Damit erledigte sich ihre Wanderlust. Kurz darauf kamen wir in List an. Henning Harmsen stellte das Auto vor einem Häuschen aus roten Backsteinen ab. »Sind zwei Ferienwohnungen drin und meine«, erklärte er. »Gehört meiner Tante Stine, die aufs Festland gezogen ist. Ich manage das so ein bisschen mit der Vermietung und bin Ansprechpartner vor Ort. Dafür dürfen Carsten und ich frei wohnen.« Wir stiegen aus. »So, ein paar Minuten zu Fuß, und wir sind am Hafen. Haben Sie immer noch keinen Hunger?« »Kaum. Höchstens so ein leeres Gefühl in meiner Mitte. Was das ist, weiß ich nicht genau.« Ich setzte mich neben ihm in Bewegung. Er hatte sich im Hotel umgezogen, bevor wir losgefahren waren, trug nun Jeans und ein olivfarbenes T-Shirt. Wie alt mochte er sein? Anfang bis Mitte zwanzig? Aber was tat das zur Sache, er war nett. »Sagen wir du?« Ich warf ihm einen Seitenblick zu. Er wirkte überrascht, streckte mir aber sofort die Hand entgegen. »Gerne! Wie ich heiß, weißt du ja.« Ich nickte. »Henning Harmsen. Hört sich typisch friesisch an.« »Meine Eltern waren da sehr konservativ, haben den Vornamen meines Vaters auch für mich gewählt. Aber mir gefällt diese Kombination.« »Mir auch.« Ich ließ seine Hand los. »Lisa. Für das Redlich kann ich nix, frag mich nicht, ob es bezeichnend für mich ist.« List mit dem großen Platz und seinen vielen Lokalen in bunten Häusern, dem lebhaften Treiben, den Schiffen im Hafen hätte zu einem anderen Zeitpunkt sicher Begeisterung bei mir ausgelöst. Heute nahm ich alles einfach nur zur Kenntnis, und Henning, der merkte, dass weitere touristische Informationen bei mir nicht ankamen, dirigierte mich dezent zum Außenbereich des Lafayette. Hier genossen die Menschen die letzten Sonnenstrahlen des Tages und den Hafenblick. Henning deutete auf einen der beiden freien Tische, doch ich reckte den Hals, um ins Innere des Restaurants zu schauen, wo es relativ leer aussah, und wurde verstanden. Er ging voran, und ich betrat hinter ihm den Gastraum, der mit seinen bodentiefen Fenstern und den rotgestrichenen Wänden hell und frisch wirkte. »Dort vielleicht?« »Ja, super.« Ich setzte mich in einen der gemütlichen Sessel, und Henning nahm auf dem Sofa Platz. Eine Karte lag auf dem Tisch. Ich nahm sie und überflog die Gerichte. »Süß oder deftig?«, fragte Henning. »Keine Ahnung.« Seufzend ließ ich die Karte sinken. »Was isst du denn?« »Crêpes. Die sind sehr gut hier.« »Dann nehme ich die auch.« Der Ober nahm die Bestellung auf und brachte uns schnell zwei Tassen dampfenden Milchkaffee. Henning sah mich ein paar Sekunden schweigend an. Schließlich sagte er: »Darf ich dich mal etwas ziemlich Persönliches fragen?« Vorsichtig nippte ich an dem heißen Getränk, nickte dann stumm. »Wie lange seid ihr zusammen, Herr Held und du?« Ich stellte die Tasse ab und ließ meinen Blick auf ihr. So schnell vertraute ich mich normalerweise keinem fremden Menschen an. Aber war das normal, was ich bislang auf Sylt erlebt hatte? Außerdem schien Henning ein herzensguter Typ zu sein, und ich war ja schließlich die einsamste und verlassenste Frau, die es auf der Insel jemals gegeben hatte. »So richtig erst drei Monate. Wir haben uns im Netz kennengelernt und vorher schon eine Zeit lang gemailt, gechattet, dann telefoniert. Wie das eben so geht.« »Klar, normal.« Henning nickte. »Wohnt er in deiner Nähe?« »Leider nicht. Er in Frankfurt am Main, ich im Ruhrgebiet. Also Wochenendbeziehung. Das hier auf Sylt sollte für uns auch so eine Art Test sein, ob wir überhaupt länger als zwei Tage miteinander können.« Ich schaute durch die Glasscheibe auf den Platz hinaus, auf dem die Urlauber flanierten. Wie konnte es sein, dass ich dort nicht mit Markus Arm in Arm mit einem Himbeereis entlangschlenderte? Stattdessen mit dem Rezeptionisten meines Hotels hier im Lafayette saß? Markus hatte mir doch so vieles in den herrlichsten Farben ausgemalt, und unsere ersten beiden Tage am Strand und in Westerland waren wunderschön gewesen. Warum war er dann geflohen? Was stimmte mit mir nicht …? Mein Hals schnürte sich zu. »Hey, Lisa …« Henning...