E-Book, Deutsch, Band 3, 496 Seiten
Reihe: Level 4-Reihe
Schlüter Level 4.3 - Der Staat der Kinder
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-423-40865-3
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 3, 496 Seiten
Reihe: Level 4-Reihe
ISBN: 978-3-423-40865-3
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Level 4 - Das Finale
Zum dritten Mal geraten Ben und seine Freunde in die Cyberwelt des bekannten Computerspiels. Doch diesmal sind große Teile der Stadt wie leergefegt und auch dort, wo sie belebt ist, wirken die Kinder wie Schlafwandler. Nach und nach bekommen die Freunde eine Ahnung davon, welch teuflischer Plan hinter all dem steckt. Ein Programmierer, der sich Master X nennt, will alles vernichten, was Kindern Spaß macht.
Zwei Bände zum Preis von einem: Enthalten sind ›Der Staat der Kinder‹ und ›Aufstand im Staat der Kinder‹.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Das Labyrinth
Jennifer war ganz und gar nicht wohl bei dem Gedanken an das Labyrinth. Schon einmal hatten sie dort vergeblich einen Ausgang gesucht. Sie fragte sich, welche Überraschung diesmal auf sie wartete. Denn es war offenkundig, dass das Computerspiel ›Die Stadt der Kinder‹ ein weiteres Mal umprogrammiert worden war. »Wo ist eigentlich Thomas?«, fragte Miriam. Thomas fehlte häufiger. Weil er so langsam war, trottete er der Gruppe meistens hinterher. Er war ein leidenschaftlicher Sammler aller möglichen Dinge. Aus Angst, irgendetwas zu übersehen, das »auf der Straße lag und das man sich nur zu nehmen brauchte«, wie er immer sagte, hatte er sich ein Schneckentempo angewöhnt. Auf diese Weise übersah er nichts. Aber in dieser Stadt gab es nichts zu finden. Die Stadt war leer. »Thomas findet selbst in einer leeren Stadt etwas«, war Achmed sich sicher. Aber dass von Thomas überhaupt nichts zu sehen war, beunruhigte auch ihn. »Soll ich noch mal zurücklaufen und nach ihm schauen?«, bot er sich an. Doch da erschien Thomas schon an der Straßenecke. In seiner rechten Hand hielt er etwas, womit er seinen Freunden aufgeregt zuwinkte. »Schaut mal, was ich gefunden habe!«, rief er. Achmed lachte laut. »Sag ich doch! Der Typ ist so was von krass, ey!« »Was hält er denn da in der Hand?«, fragte sich Ben. Er sah zwar etwas in Thomas' Hand, konnte aber nicht erkennen, um was es sich handelte. »Hier!«, hechelte Thomas und präsentierte sein Fundstück. Kolja nahm es ihm ab. »Eine Mütze!«, stieß er hervor. »Das ist keine Mütze, sondern eine Motorradsturmhaube«, berichtigte Thomas. »Na und?« Kolja fand daran nichts Besonderes. »Außer, dass sie eine komische Farbe hat! Giftgrün! Wie ein Laubfrosch. Wer trägt denn solche Motorradmützen?« »Genau das ist die entscheidende Frage!«, warf Thomas ein. Kolja wusste nicht, was Thomas meinte. Woher sollte er wissen, wer hier seine Motorradhaube verschlampt hatte? Worauf wollte Thomas hinaus? Thomas hielt ihm weiter die Haube vor die Nase. »Die Stadt ist leer«, betonte er. »Komplett leer. In den Kaufhäusern gibt es keine Waren. Die Wohnungen sind leer gefegt und auch die Straßen sind leer. Es gibt weder Autos noch Motorräder, nicht einmal Fahrräder. Die Stadt ist LEER!« Kolja dachte nach. Die Stadt war leer. Das wusste er. Aber so leer, dass nicht einmal eine Mütze herumliegen konnte? So weit hatte er noch nicht darüber nachgedacht. Doch jetzt, da Thomas davon sprach, fiel es ihm auch auf: Thomas hatte recht. Die Stadt war tatsächlich vollständig leer. Wenn man das so dahinsagte, machte man sich keine Vorstellungen davon, was das wirklich hieß: Eine Stadt ist leer. Nicht einmal so eine blöde Haube konnte da herumliegen. Doch Kolja war nicht der Typ für komplizierte Überlegungen. »Vielleicht ein Fehler im Programm oder so. Keine Ahnung«, lautete sein Kommentar. »Oder jemand hat sie verloren!«, meinte Thomas. »Allerdings niemand von uns!« Er zeigte die Haube herum, damit jeder sie sich noch mal genau ansehen konnte. »Oder hat jemand von euch eine solche Haube getragen?« Er wusste die Antwort bereits. Niemand von seinen Klassenkameraden besaß eine solche Motorradfahrerhaube. Jetzt war auch bei den anderen der Groschen gefallen. »Es muss also doch noch jemand in der Stadt sein!«, rief Miriam. Thomas nickte. »Wollen wir suchen?«, fragte Miriam in die Runde. Ben fand es besser, zunächst wie geplant nach einem Ausgang zu suchen. Wer immer außer ihnen hier durch die leere Stadt irrte, würde den Ausgang dann ebenfalls nutzen können. Ob zu fünft, zu zehnt oder zu hundert, eine leere Stadt blieb eine leere Stadt: unheimlich und unbewohnbar. Sie mussten so schnell wie möglich sehen, dass sie von hier fortkamen. Aber ob sich der Zugang zum Labyrinth auch in dieser neuen Version des Spiels noch immer im Lehrerzimmer befand? Tatsächlich! Sie fanden die Klappe in der Mitte des Zimmers. Kolja bot sich an voranzugehen. Langsam öffnete er die Klappe im Boden und sah tief hinunter in eine schwarze Röhre. »Gruselig!«, fand Jennifer, als sie über Koljas Schulter hinabblickte. Kolja musste schlucken. Achmed, der sich sonst so gern mit Kolja kabbelte, sah die Angst in den Augen seines Freundes und Widersachers. »Ich komme mit!«, bot er sich an. Kolja warf ihm einen dankbaren Blick zu. »Okay!« Kolja legte sich flach auf den Bauch und langte mit der Hand in die schwarze Öffnung hinein, um nach einer Leiter zu tasten. Tatsächlich erfasste er einzelne eiserne Stufen, die in die Wand eingelassen waren. »Wie in einem Gullyschacht«, wunderte er sich. »Wollt ihr wirklich da runter?«, fragte Kathrin. Sie wagte es kaum, auch nur einen Blick in den Schacht zu werfen. »Wieso ihr?«, fragte Jennifer. »Wir!« Kathrin riss die Augen auf. »Oder möchtest du lieber in einer leeren Stadt bleiben?«, setzte Miriam nach. Das wollte Kathrin auf gar keinen Fall. »Thomas, hast du eine Taschenlampe dabei?«, fragte Kolja. Thomas schüttelte den Kopf. Was hätte er beim Anstreichen auch mit einer Taschenlampe anfangen sollen? »Hätte doch sein können«, sagte Kolja. »Trägst doch sonst auch allen möglichen Schrott mit dir herum!« »Pöh!«, machte Thomas, griff in seine Hosentasche und entdeckte etwas, woran er nicht gedacht hatte. Ein breites Grinsen überzog sein Gesicht. »Mein Hausschlüssel!«, rief er und zog ihn hervor. Eine kleine LED-Lampe baumelte daran. Kolja lachte. »Sag ich doch!« »Der Typ ist irre, ey!«, wiederholte Achmed. Kolja knipste die Lampe an. Sie leuchtete mit einem schwachen blauen Licht. »Was ist das denn für eine miese Funzel!«, beschwerte sich Kolja. Thomas verstand die Aufregung nicht. »Was denn? Hab ich gefunden. Angeblich leuchten solche Lampen 100.000 Stunden. Die können niemals schon um sein!« »100.000 Stunden?«, wiederholte Ben und begann sofort nachzurechnen. »Das wären . . . Moment . . .« »Ist doch schnurz!«, ging Jennifer dazwischen. »Nein, warte mal!«, beharrte Ben. »Das wären . . . grob geschätzt . . . mehr als 11 Jahre ununterbrochenes Brennen. Das glaubt doch kein Mensch!« »Wieso nicht? Hab ich in einem Werbeprospekt gelesen!«, verteidigte sich Thomas. »Super! Und weil du diesen Mist glaubst, leuchte ich jetzt mit so einer dunkelblauen Funzel in die Tiefe!«, ärgerte sich Kolja. Aber da es die einzige Lampe war, die sie zur Verfügung hatten, nahm er sie. »Also dann!« Er ließ sich mit den Füßen voran in den Schacht hinunter. Vorsichtig stieg Kolja Stufe für Stufe hinab. Nach jedem Schritt vergewisserte er sich, ob Achmed ihm auch wirklich folgte. Um nichts in der Welt hätte er allein in die Tiefe hinabsteigen mögen. Kolja hielt kurz inne. Achmed bekam das im Dunkeln nicht mit, stieg weiter abwärts und trat Kolja versehentlich auf die Hand. Kolja schrie auf. Achmed entschuldigte sich. »Wieso gehst du denn nicht weiter, ey?« »Mach ich ja schon!«, antwortete Kolja. »Haste Schiss?«, hakte Achmed nach. »Quatsch!«, wehrte Kolja ab. »Ich schon!«, räumte Achmed ein. »Krass dunkel hier! Ich würd am liebsten wieder raufgehen. Hier unten sieht man sowieso nichts!« Achmed sprach Kolja aus der Seele. Aber er hätte das niemals zugegeben. Achmed hingegen redete sich die Angst von der Seele. »Oh Mann!«, stöhnte er. »Was machen wir hier? Das ist doch krass daneben. Immer tiefer in die Dunkelheit. Wer weiß, was für Monster dort unten auf uns warten?« »Monster?«, fragte Kolja zu ihm hinauf. »Wie kommst du denn auf Monster, du Spinner?« Für eine Sekunde vergaß Kolja seine Angst und lachte kurz auf. »Weil wir in einem Computerspiel sind!«, sagte Achmed. »Hat Ben doch behauptet. Und wieso soll es in einem Computerspiel keine Monster geben? Ich kenne viele Spiele mit Monstern. Zum Beispiel . . .« »In diesem Spiel hat es noch nie Monster gegeben!«, stellte Kolja klar. Aber in diesem Spiel hatte es bisher auch noch nie diesen Schacht gegeben, dachte er. Und es hatte bisher auch keine leere Stadt gegeben. Und es hatte . . . »Moment mal!« Achmed stoppte. »Was ist denn jetzt schon wieder?« »Riechst du das?«, fragte Kolja. »Ja!«, bestätigte Achmed angewidert. »Bäh, es stinkt. Hast du einen ziehen lassen?« »Nein!«, gab Kolja entrüstet zurück. »Der Gestank kommt von unten!« Er überlegte, ob es bisher in dem Spiel Gerüche gegeben hatte. Er hatte nie darauf geachtet, deshalb konnte er sich nicht erinnern. Doch jetzt hörte er auch etwas. »Sei mal leise!«, befahl er Achmed. »Ich sag doch gar nichts, ey!«, beschwerte sich Achmed. »Hörst du das?« »Nee!«, sagte Achmed. »Das Wasser plätschert so laut. Da versteht man gar nichts. Was ist denn?« »Mann!«, stöhnte Kolja. »Das meine ich doch! Das Wasser! Der Gestank!« Achmed verstand nicht. »Wir sind in der Kanalisation gelandet!«, behauptete Kolja. »Scheiße!«, fand Achmed. »Nichts wie hoch, ey. Ich hab keine Lust, durch eine Kloake zu waten!« »Ganz meine Meinung!«, stimmte Kolja zu. »Dort unten gibt es bestimmt keinen Ausgang in die reale Welt!« Achmed begann, die Leiter wieder hinaufzuklettern. Kolja wollte ihm folgen. Doch da packte ihn etwas am Fußgelenk. Kolja schrie...