E-Book, Deutsch, 375 Seiten
Schmid Ausfahrt Phoenix
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7394-2782-9
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Eine chaotische Reise zur Liebe
E-Book, Deutsch, 375 Seiten
ISBN: 978-3-7394-2782-9
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Der tollpatschige Stefan hat ein Problem. Er trifft immer auf die falschen Frauen. Entnervt vom Singledasein bucht er eine Gruppenreise in die USA. Doch die verläuft anders als erhofft und lässt ihn sagen: 'Ich bin ein Single, holt mich hier raus.' Er stellt fest, die Richtige zu finden ist kein Zuckerschlecken und die Traumfrau scheint es nicht zu geben. Doch in Phoenix kommt es zu einem schicksalhaften Erlebnis. Wird Stefan zeigen, wer er wirklich ist?
Michael Schmid, Jahrgang 1968, ist in Tübingen aufgewachsen und lebt seit mehreren Jahren in Nürnberg. Er hat seine bisherigen Bücher unter dem Pseudonym Daniel Müller geschrieben und veröffentlicht mit 'Ausfahrt Phoenix' seinen ersten Roman unter seinem eigenen Namen.
Autoren/Hrsg.
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1. Bier oder Cocktail?
Da stand sie. An der Bar. Ganz alleine. Blonde schulterlange Haare, große Augen, volle Lippen. Etwas verloren blickte sie umher. Sie hatte eine weiße Bluse an, die drei oberen Knöpfe waren geöffnet. Man kam nicht umhin, einen Blick auf ihre wohlgeformten Brüste zu werfen. Starr nicht so. Das ist ja peinlich. Stefan sprach mit sich selbst und versuchte, unauffällig woanders hinzuschauen. Nach einer Weile setzte er seine Objektbeobachtung fort und musterte die Frau seiner Begierde. Er sah eine enge blaue Jeans und hohe weiße Pumps. Auch das noch. Er stand auf hohe Schuhe. Ihr Gesicht war derart hübsch, sie sah aus wie gemalt. Wie alt mochte sie sein? Mitte oder Ende 20? Es war egal, sie war perfekt. Nervosität überkam ihn, obwohl er nur dastand und nichts machte. Er fühlte sich, als ob er in Kürze etwas unternehmen müsse. Was tun? Sie ansprechen, aber wie? Panikgefühle wie vor einer Prüfung überkamen ihn. Doch die Zeit, sie anzuquatschen, war noch nicht gekommen. Er brauchte einen Plan. Okay, einen Plan. Stefan war sich bewusst, er hatte keinen und sein Kopf war leer. Bleib ruhig, vielleicht fällt dir ja noch was ein. Stefan nahm sich zumindest vor, gelassen zu wirken. Obwohl man ihm ansah, dass er das überhaupt nicht war. Man konnte nämlich immer sehr gut an seinen Augen ablesen, in welcher Gefühlslage er gerade war. An sich wäre es häufig besser für ihn, eine Sonnenbrille zu tragen. Aber in der dunklen Disco war das ja eher suboptimal. Wie sie wohl hieß? Vermutlich Lena, Sarah oder Sophia. Hübsche Frauen heißen meistens so. Irgendwie komisch. Woran das liegt? Stefan versuchte, darüber nachzudenken, und erinnerte sich daran, dass dies wenig Sinn machte. Bereits bei „Hitch, der Date Doktor“ hieß es: „Bleib präsent und gib dich nicht irgendwelchen Tagträumen hin.“ Stefan beschloss, sie Lena zu nennen. Er sah sie an und wartete, dass sie seinen Blick erwiderte. Aber nichts dergleichen geschah, sie schaute überall hin, nur nicht zu ihm. Sollte er einen Handstand machen oder auf und ab hüpfen? Oder das Zaubern anfangen, wie es in skurrilen Ratgebern immer hieß? Welch schwachsinnige Gedanken. Doch da, ihr Blick wanderte langsam in Stefans Richtung. Gleich war es so weit, dann würden sich ihre Augen zum ersten Mal begegnen. Sie würde innehalten, ihm tief in die Augen schauen, ihn anlächeln und möglicherweise sogar zuzwinkern. Jahre später würden sie immer wieder davon erzählen: „Weißt du noch damals, als wir uns das erste Mal im T90 gesehen haben. Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Das würde sich auch sehr gut für eine Rede bei ihrer Hochzeit eignen. Der Trauzeuge würde es in seine Laudatio einbauen. Und alle wären hin und weg. Was für eine fantastische Liebesgeschichte. „Vermeide deine Tagträume.“ Stefan fiel der Date Doktor ein. Urplötzlich waren die Selbstzweifel wieder da: Die bemerkt dich sowieso nicht. Warum sollte es heute nicht mal anders sein? Eventuell war Stefans großer Tag ja gekommen. „Hast du schon mal gehört, dass in der Disco Liebesbeziehungen entstanden sind?“ Die Worte von Maximilian, seinem besten Freund, kamen Stefan in den Sinn. Maximilian versuchte Stefan immer wieder zu erden und ihn von dem Druck zu befreien, unbedingt eine Frau finden zu müssen. „Außerdem darfst du dir nie anmerken lassen, dass du auf der Suche bist. Die Frauen spüren das sofort und das wirkt abschreckend auf sie.“ Das Mysterium „Frauen“ war ein häufiges Gesprächsthema zwischen Maximilian und Stefan. Wo war Maximilian überhaupt? Er wollte doch nur auf die Toilette und war bereits eine ganze Weile verschwunden. Lenas Kopfbewegung setzte sich fort. Gleich würden sich ihre Blicke streifen. Stefan versuchte, so gelassen wie möglich zu schauen. Strahle Überlegenheit und Coolness aus. Jetzt. Sofort. Stefan sah sich nicht selber, was vielleicht besser war. Mit seinem gekünstelten Gesichtsausdruck sah er nämlich aus wie ein begossener Pudel, den man vor dem Einkaufszentrum vergessen hatte und der verzweifelt auf sein Herrchen, oder besser gesagt Frauchen, wartete. Die Blicke von Lena und Stefan begegneten sich. Was für ein magischer Moment … hätte dies sein können. Es passierte nämlich rein gar nichts. Das Reh, das er erlegen wollte, um es mal auf den Punkt zu bringen, sah einfach an ihm vorbei. Diese Lena nahm ihn nicht im Geringsten wahr. Frust machte sich in Stefan breit. Er musste es wohl doch mit der Brechstange probieren, wie es in der Fußballsprache hieß. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Schicksal auf die Sprünge zu helfen. Im Klartext hieß das, sich dem Reh unverhohlen zu nähern, bevor es wieder davonsprang. Seitdem er von seiner Therapeutin ein Buch mit dem Titel „Weg des Mannes“ geschenkt bekommen hatte, fielen ihm immer mehr dieser Jagd-Metaphern ein. Das schamanische Buch zielte auf die Beziehungen zwischen Mann und Frau ab. Dabei wurde der Mann als Jäger bezeichnet, der auszieht, um das Wild, also die Frau, zu erlegen. Besser gesagt zu fangen, sonst hätte er ja nichts davon und wäre gleichzeitig ein Psychopath. Wenngleich fangen eigentlich auch nicht passte und in eine ähnliche schräge Richtung zielte. Gemeint war sicherlich, das Wild für sich zu gewinnen. Dieses schlaue Buch hatte das Ziel, den Mann mit spirituellen Übungen auf seine Jagd vorzubereiten. Denn nur, wenn der Jäger im Besitz all seiner Kräfte war und „mit dem Herzen sehen konnte“, war es Zeit, die Jagd zu beginnen. Ansonsten sollte er sich zurückziehen, an seinen Kräften arbeiten und auf seine Einsatzzeit warten. Was Stefan schon länger wusste: Er war überhaupt nicht bereit für die Jagd und fühlte sich eher wie ein in vergangenen Kämpfen angeschossener Jäger. Doch nun war er ungeduldig und hatte keinen Bock mehr zu warten, bis seine Jagdzeit endlich gekommen war. Er wartete schon viel zu lange und glaubte sowieso nicht so recht an die Verheißungen des Buches. All diese Übungen und bewusstseinserweiternden Trainings schienen bei ihm nicht zu fruchten. Warum sollte es heute nicht mal anders sein? Er war ausgeschlafen, seine Laune war ganz ordentlich, er war noch nicht zu sehr angetrunken und hatte sein Lieblingshemd an. Darin musste er einfach gut aussehen. Es gab also keinen Grund, sich dieser Lena nicht zu nähern und sie anzusprechen. Stefan sah nochmals zu ihr hinüber und nahm sich vor, einfach zu ihr hinzugehen. Er wollte nicht darauf warten, bis ihm ein anderer Jäger zuvorkam, sie einfach weglief oder Maximilian ihn bequatschte. Stefan hatte in diesem Moment eine Bestimmung. Er musste sich einfach auf Lena, das Reh oder besser gesagt, die Frau seines Lebens, zubewegen. Es war an der Zeit. Stefan schlich sich von hinten an und stand dann plötzlich neben ihr. Sein Herz schlug heftig. Er wartete einen Augenblick. Lena drehte sich zu ihm um und sah ihn an. Was für wundervolle blaue Augen. Stefan war überwältigt. Aber plötzlich wurde ihm etwas klar. Er hatte sich überhaupt nicht überlegt, was er ihr sagen wollte.
„Ach da steckst du. Hab dich schon überall gesucht.“ Maximilian sah Stefan vorwurfsvoll an. „Na, das Gleiche könnte ich zu dir sagen. Wolltest doch nur auf die Toilette?“ „Ich bin meiner Ex-Freundin Sabine über den Weg gelaufen. Mann, war das peinlich.“ „Warum denn?” „Na, sie hatte ihren neuen Freund dabei. Ich sage dir, der ist bestimmt dreißig Jahre älter als sie. Zumindest schaut er so aus. Ist unglaublich, dass ich gegen so ein Exemplar eingetauscht wurde. Soll sie mal glücklich mit dem werden.“ „Ja, soll sie doch“, antwortete Stefan geistesabwesend. „Was ist denn mit dir los? Du schaust so verwirrt.“ „Danke, das kann ich jetzt gerade noch gebrauchen. Bist ein echter Freund.“ „Bitte schön. Aber jetzt mal im Ernst. Was ist los?” „Erinnere mich beim nächsten Mal daran, dass Diskotheken einfach nichts für mich sind.“ „Warum denn, du bist doch ein Tänzer vor dem Herrn. Wer in deinem Alter kann schon den Scherenschritt tanzen?“ Stefan schmunzelte kurz. Er musste an eine Party vor ein paar Jahren in Bamberg denken, bei der er und Maximilian eine etwas steife Geburtstagsfeier aufgefrischt hatten. Sie mixten exotische Cocktails, verteilten Shots an die Gäste und hatten Spaß auf der Tanzfläche. Bei dem Lied „I follow rivers“, das damals in den Charts war, kam Stefan dermaßen gut in Fahrt und machte ganz außergewöhnliche Tanzbewegungen. Maximilian hatte so etwas nach seinen Angaben noch nie gesehen hatte und nannte sie fortan den „Scherenschritt“. ...