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E-Book, Deutsch, Band 3, 250 Seiten

Reihe: Frieda Bach ermittelt

Schmid Bachchoral: Thriller


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-99074-055-2
Verlag: Federfrei Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 3, 250 Seiten

Reihe: Frieda Bach ermittelt

ISBN: 978-3-99074-055-2
Verlag: Federfrei Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Gruppeninspektor Gruber hat seine Drohung wahr gemacht und überlässt Frieda Bach und Ronald Wendt nur noch alte Fälle zur Bearbeitung, bei denen keine Gefahr besteht, dass sie wieder politisch anecken. Frieda ergibt sich in ihr Schicksal und rührt keinen Finger mehr. Wendt hingegen ackert mit Feuereifer die alten Akten durch und stößt dabei auf einen bestialischen Mord, der vor knapp 50 Jahren in Linz verübt worden war. An und für sich nichts Besonderes, wäre nicht Friedas Mann in dieser Mordsache als Hauptverdächtiger geführt worden. Frieda fällt aus allen Wolken. Für sie war Emanuel stets ein Vorbild gewesen. Doch die Zweifel sind gesät. Allmählich kommen ihr Bedenken, ob ihr Mann wirklich der war, für den sie ihn immer gehalten hat. Sie sind mitten in den Recherchen, als sie in Vertretung für Gruber an einen Tatort geschickt werden. Eine junge Frau ist auf das Schlimmste massakriert worden. Das Unglaubliche ist jedoch, dass diese Tat aufs Haar jener vor 50 Jahren gleicht.
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1
  Ein lautes Poltern ließ Frieda Bach erwachen. Erschrocken riss sie die Augen auf und schaute sich benommen um. Wendt bedachte sie mit einem amüsierten Blick. Sie musste eingenickt und mit der Stirn auf der Schreibtischplatte aufgeschlagen sein. Sie unterdrückte ein Gähnen und schüttelte verwundert den Kopf. »Das kommt davon, wenn man die halbe Nacht nicht schlafen kann«, rechtfertigte sie sich. »So etwas fällt wohl unter die Kategorie senile Bettflucht.« »Aber Sie sind doch nicht alt«, schmeichelte Wendt ihr. »Jedenfalls kenne ich genügend jüngere Kollegen, die Ihnen bei Weitem nicht das Wasser reichen können.« Sie machte eine abwehrende Handbewegung in seine Richtung, nahm einen Aktenordner und hielt ihn sich vor das Gesicht, um zu verbergen, dass sein Lob sie erröten ließ. Sie unterdrückte ein weiteres Gähnen. Obwohl sie früher nicht selten achtundvierzig Stunden am Stück während des Dienstes auf den Beinen gewesen war, konnte sie sich nicht erinnern, jemals an ihrem Arbeitsplatz eingeschlafen zu sein. Allerdings war sie damals auch gefordert und nicht wie jetzt zum Däumchendrehen verurteilt gewesen. Seit mehr als drei Monaten machten sie nichts anderes, als sich mit über fünfzig Jahre alten Akten zu beschäftigen, um herauszufinden, ob es sich lohnte, einen dieser ungelösten Fälle wiederaufzunehmen. Eine sinnlose Tätigkeit, weil sich nach diesem langen Zeitraum kaum jemand noch daran erinnerte, was überhaupt geschehen war, und darüber hinaus die meisten Zeugen und Verdächtigen entweder bereits verstorben waren oder so gebrechlich, dass jede Befragung einer Therapiesitzung in der Demenzabteilung eines Pflegeheimes glich. Zu verdanken hatten sie diese ermüdende Beschäftigung Gruber. Wobei Frieda nicht umhinkam, ihm insgeheim zu diesem genialen Schachzug zu gratulieren, hatte er damit doch genau das erreicht, was er von Anfang an im Schilde geführt hatte, nämlich ihnen eine Tätigkeit zu verschaffen, mit der sie aus seiner Sicht keinen Schaden mehr anstellen konnten, und trotzdem Wendt das Gefühl zu vermitteln, dass er eine wichtige Aufgabe erledigte. Hut ab! So viel Raffinesse hatte Frieda Gruber gar nicht zugetraut. Bedauerlicherweise hatte sich auch die Prophezeiung ihres Chefs erfüllt, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis Gruber seine Stelle einnehmen werde. Seit gut zwei Monaten war ihr ehemaliger Partner Liebermann gleichgestellt. Während diesem nur mehr repräsentative Pflichten oblagen, hatte der Minister Gruber hingegen als Anerkennung für seine herausragenden Verdienste mit der Führung des operativen Bereichs betraut. Dass ihr neuer Vorgesetzter sich dabei mit fremden Federn geschmückt hatte und die Auszeichnung eigentlich ihr und Wendt gebührt hätte, war zutiefst niederträchtig. Allerdings hatte sie von Gruber nichts anderes erwartet. Viel schlimmer war jedoch, dass dieser nun ganz alleine für die Zuteilung der Fälle zuständig war. Mit dieser Beförderung war Friedas Schicksal endgültig besiegelt, denn damit, dass dieser seine Meinung änderte und sie mit einer Aufgabe betraute, die ihren tatsächlichen Fähigkeiten gerecht wurde, war bis zu ihrer Versetzung in den Ruhestand sicher nicht mehr zu rechnen. Eigentümlicherweise schien Wendt dies überhaupt nicht zu berühren. Gewissenhaft las er jedes Schriftstück von vorne bis hinten durch, machte sich ständig Notizen und setzte dabei eine gewichtige Miene auf, als hinge allein von seiner Tätigkeit das Wohlergehen der Menschheit ab. Hatte er einen der Ordner durchgeackert, referierte er ihr das Gelesene und wollte von ihr in Erfahrung bringen, ob sich eine weitere Recherche lohnte. Da sie Grubers wahre Absichten durchschaute, hatte das alles für sie keine Bedeutung. Trotzdem band sie Wendt das nicht auf die Nase, sondern ermunterte ihn ab und an sogar, weiter nachzuforschen, nur um ein wenig Ruhe vor ihm zu haben. Stets ohne Erfolg, was sie nicht weiter überraschte. Doch Wendt ließ sich davon nicht beirren, sondern freute sich sogar, wenn Gruber sie einmal im Monat mit neuem Material versorgte, weil er immer noch darauf hoffte, einen dieser ungeklärten Fälle zu lösen und damit für Aufsehen zu sorgen. Nur aus Langeweile lauschte sie dem ausufernden Geschwätz ihres Assistenten, wenn er wieder einmal seine Sicht der Dinge zum Besten gab, oder griff selbst zu den Aufzeichnungen ihrer ehemaligen Kollegen. Allerdings rang die Lektüre ihr oft nur ein Kopfschütteln ab. Natürlich standen damals nicht die technischen Möglichkeiten zur Verfügung, auf die sie heute bei der Suche nach Spuren zurückgreifen konnten, trotzdem war ihr unverständlich, wie dilettantisch manche ihrer Kollegen Ermittlungen geführt hatten. Meist reichte eine simple Kombination, um Verdächtige ausschließen zu können, und manche Fährte, die von ihren Vorgängern nicht weiterverfolgt worden war, präsentierte sich in ihren Augen als äußerst erfolgversprechend. Aber sie hütete sich, etwas davon Wendt gegenüber verlauten zu lassen. Langeweile hin, Langeweile her! Ihre Lust, Energie in etwas zu investieren, das keinerlei Belang mehr hatte, hielt sich in Grenzen. Dafür war sie sich letztlich zu schade. Allerdings war die Aussicht, bis zu ihrer Pension unter Umständen nichts anderes mehr zu tun zu haben, als sich mit diesen uralten Akten auseinandersetzen zu müssen, auch nicht gerade förderlich für ihre Motivation. Sie verbarg ihr Gesicht erneut hinter dem Aktenordner und gähnte schläfrig. Wenigstens hatte der Fall, den sie in Händen hielt, für etwas Spannung und Abwechslung gesorgt. Es ging um eine Mordserie in den frühen Sechzigerjahren, die in Linz vor allem unter der weiblichen Bevölkerung für Angst und Schrecken gesorgt hatte und deren Täter als »Strumpfhosenkiller« in die Kriminalgeschichte eingegangen war. Ein Unbekannter hatte damals binnen eines halben Jahres fünf Frauen mit ihrer eigenen Strumpfhose erwürgt. Der Täter war stets nach dem gleichen Muster vorgegangen. Er hatte die Frauen im Treppenhaus überwältigt, sie in den Keller gezerrt und sie dort getötet, nachdem er sich an ihnen sexuell vergangen hatte. Nach dem fünften Mord hatten ermittelnde Beamten einen Mann in Gewahrsam genommen, der zur Zeit des Verbrechens in der Nähe des Tatorts gesehen worden war. Bei der Befragung stellte sich schnell heraus, dass der Verdächtige geistig minderbemittelt war und sich seit seiner Jugend in psychiatrischer Behandlung befand. Da man ihm nicht die intellektuellen Fähigkeiten zutraute, Taten wie diese zu planen und auszuführen, ließ man ihn schnell wieder laufen. Ein Fehler aus Friedas Sicht, denn mit dem Tag seiner Verhaftung endete auch die Mordserie. Entweder hatte der Umstand, dass man ihm beinahe auf die Schliche gekommen war, ihn derart in Panik versetzt, dass er keine Frau mehr anrührte, oder, was Frieda für wahrscheinlicher erachtete, er hatte Linz vorsorglich verlassen und seine Mordlust irgendwo anders ausgelebt. Leider hatten ihre Kollegen diese Möglichkeit nie ins Auge gefasst und den Fall ein halbes Jahr später ungelöst zu den Akten gelegt. Nach der Lektüre vor zwei Tagen hatte sie kurz mit dem Gedanken gespielt nachzuforschen, ob ihre Theorie der Wahrheit entsprach, doch ein Blick auf das Alter des Verdächtigen ließ sie davon wieder Abstand nehmen. Dieser war zum Zeitpunkt seiner Festnahme zweiundvierzig Jahre alt gewesen. Die Morde lagen fünfundfünfzig Jahre zurück. Selbst wenn der mutmaßliche Täter noch lebte, war er inzwischen siebenundneunzig und kaum mehr in der Lage, vor Gericht gestellt zu werden. Trotzdem war sie nahe daran, ihn zu überführen. Sie musste ihn nur auf frischer Tat ertappen. Gerade hatte er eine Frau gepackt und in den Keller verschleppt. Vorsichtig öffnete Frieda die Tür und spähte nach unten. Ein modriger Geruch schlug ihr entgegen. Sie fröstelte. Obwohl es unverantwortlich war, alleine in den Keller zu gehen, zog es sie fast magisch hinab. Kaum war sie unten angelangt, ließ ein Geräusch sie innehalten. Langsam drehte sie sich um. Sie machte einen Schatten aus. Ein Mann! Er hielt eine Strumpfhose in der Hand und kam näher. Plötzlich erkannte sie ihn. Es war Gruber. Er grinste sie bösartig an. In diesem Moment erlosch das Licht. Mit einem Knall krachte die Tür ins Schloss. Panik erfasste sie. Entsetzt wich sie zurück, bis die feuchte Mauer ihr den Weg versperrte. Links und rechts befanden sich die Holzleisten der Kellerabteile. Sie war gefangen. Sie vernahm Schritte. Diese kamen unaufhaltsam näher. Ein diabolisches Pfeifen ertönte. Es schmerzte sie in den Ohren. Sie war nahe am Ertrinken. Gierig schnappte sie nach Luft. In letzter Sekunde tauchte sie auf und blinzelte ins grelle Tageslicht. Gerettet! Verschwunden waren der Keller und Gruber mit der Strumpfhose in der Hand. Nur das schrille Pfeifen war noch immer zu hören. Es kam von der Person ihr gegenüber. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und erkannte Wendt. Sie musste erneut eingenickt sein und hatte geträumt. Wie peinlich! Ihr Assistent zeigte aufgeregt auf den Aktenordner vor ihm auf dem Tisch. Dabei vibrierten seine Stirn- und Nebenhöhlen so intensiv, dass Frieda sich...



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