E-Book, Deutsch, 600 Seiten
Schmid Thriller Sammelband: Bachpassion und Bachfuge
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-99074-063-7
Verlag: Federfrei Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 600 Seiten
ISBN: 978-3-99074-063-7
Verlag: Federfrei Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die ersten beiden Bände der Bach-Trilogie in einem exklusiven Sammelband: Doppelte Spannung ist garantiert!
Bachfuge
Gruppeninspektor Gruber betraut Frieda Bach und Ronald Wendt mit einem neuen Cold Case. Vor einem Jahr wurden ein ausländisches Mädchen und der pensionierte Lehrer Ewald Meixner tot in dessen Haus in Linz-Urfahr regelrecht hingerichtet. Niemand wusste von der Existenz des Mädchens, Meixner hatte ihre Anwesenheit mehrere Wochen geheim gehalten. Alles deutet auf Menschenhandel und Kindesmissbrauch hin.
Kurz nachdem Frieda und Wendt die Ermittlungen aufgenommen haben, ereignet sich ein neuerlicher Mord in der Nähe von Linz. Dabei handelt es sich um eine Mordserie, die ungefähr zur selben Zeit wie der Doppelmord ihren Anfang nahm, aber nach drei Opfern plötzlich wieder endete. Die Opfer sind ausländische Mädchen, denen die Zahl 88 in die Stirn geritzt wird, was auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund hinweist.
Bei ihren Ermittlungen legt sich Frieda mit Waldner - dem Flüchtlingsbeauftragten des Bundes für Oberösterreich - an, weil dieser die Zusammenarbeit verweigert. Gruber ist außer sich und droht ihr, sie ins Archiv versetzen zu lassen, wenn sie sich nicht bei Waldner entschuldigt. Erst später erfährt sie, dass dieser und ihr Vorgesetzter der gleichen Burschenschaft angehören und Parteifreunde sind. Allen Widrigkeiten zum Trotz ermittelt sie weiter.
Bachpassion
Vor Jahren ist Gruppeninspektorin Frieda Bach bei einem Fall ein fataler Fehler unterlaufen, der einem Jugendlichen das Leben gekostet hat. Sie wurde suspendiert und anschließend in eine Abstellkammer verbannt, wo sie nichts anderes zu tun hat, als die Akten und Protokolle ihrer Kollegen auf Fehler zu überprüfen. Doch eines Tages zitiert sie ihr Chef zu sich. Sie soll eine neue Abteilung leiten, die sich mit der Aufarbeitung alter Fälle beschäftigt. Zu ihrem Leidwesen ist Gruppeninspektor Gruber für sie zuständig. Er war es, der damals ihren Fehler gemeldet hat, um ihren Posten zu bekommen. Bei dem ersten Fall, mit dem Gruber sie betraut, handelt es sich um einen grausamen Ritualmord, der vor einem Jahr ganz in der Nähe der Bundespolizeidirektion verübt worden ist. In Ermangelung von verwertbaren Spuren oder Zeugen wurde der Fall zu den Akten gelegt. Im Zuge der Ermittlungen findet Bach heraus, dass sich zwei der Opfer gekannt haben. Beide waren im Stift Wolterskirchen als Erzieher tätig. Heimlich macht sie sich in den Ort auf, der von den Medien den aussagekräftigen Namen „Folterskirchen“ erhalten hat. Als sich kurz darauf ein Verdächtiger erhängt, ist der Fall gelöst. Aber Frieda Bach kann sich des Gefühls nicht erwehren, etwas übersehen zu haben. Was sie nicht ahnt, ist, dass der Serienmörder sie längst als nächstes Opfer auserkoren hat.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Präludium
Die Tür zu ihrer Zelle wurde aufgerissen. Schlaftrunken richtete sie sich auf und starrte zum Eingang. Dort stand einer der Wächter und bedeutete ihr, nach draußen zu kommen. Als sie nicht sofort reagierte, riss er sie von ihrer Pritsche hoch und versetzte ihr einen rüden Stoß. Sie taumelte in den Flur und folgte den anderen Mädchen ins Freie. Die Kälte, die ihr entgegenschlug, raubte ihr den Atem. Der eisige Wind wirbelte Schneeflocken durch die Luft. Sie schlang die Arme um den Körper, um sich ein wenig zu schützen. Trotzdem zitterte sie so stark, dass ihre Zähne klappernd aufeinanderschlugen. Hinter dem Stall tauchte die Sonne auf. Sie stak wie ein herausgerissenes Herz am Himmel und färbte alles blutrot. Dass sie am frühen Morgen vor der Teppichstange im Hof Aufstellung nehmen mussten, verhieß nichts Gutes. Das war nur der Fall, wenn eines der Mädchen für ein Vergehen bestraft werden sollte. Ihre Vermutung wurde bestätigt, als der Anführer der Wächter und Diyar, der Junge aus ihrem Nachbardorf, den Hof betraten und sich neben die Stange stellten. Sie schaute sich um, um herauszufinden, wer fehlte. Dabei fiel ihr Blick auf Ayshe. Erst vor einer Woche hatte das zierliche Mädchen zehn Peitschenhiebe erhalten, weil sie sich geweigert hatte, Nahrung zu sich zu nehmen. Ihr Gesicht war weiß wie der Schnee, und sie wankte bedenklich. Trotzdem schien sie die Misshandlung einigermaßen glimpflich überstanden zu haben, was sie vor allem Diyar zu verdanken hatte. Er war ein guter Junge, der den Mädchen nichts Böses wollte. Auch er war nicht freiwillig auf dem Bauernhof und wartete nur auf eine Gelegenheit, um wieder von hier zu verschwinden. Das hatte er ihr anvertraut und ihr versprochen, sich um sie zu kümmern und vor Schlimmeren zu bewahren. Zu seinem Leidwesen war er auserkoren worden, die Bestrafung an Ayshe durchzuführen, und obwohl er so schonungsvoll wie möglich zuschlug, um sie nicht zu viel leiden zu lassen, platzte die Haut auf Ayshes Rücken nach dem fünften Schlag auf. Der Boden unter ihren Füßen färbte sich rot von ihrem Blut. Der Schmerz stand ihr ins Gesicht geschrieben, trotzdem tat sie den Männern nicht den Gefallen und winselte um Gnade, sondern ertrug stumm die Misshandlung bis zum Ende. Sehr zum Missfallen des Anführers, der Diyar wütend die Peitsche entriss und Ayshe voller Wucht zwei weitere Schläge verabreichte, ohne damit zu erreichen, was er bezweckte. Denn auch diese nahm Ayshe hin, ohne einen Schmerzenslaut von sich zu geben. Wider Erwarten sah der Mann trotz seines offensichtlichen Zorns von weiteren Schlägen ab und befahl, das Mädchen zurück in seine Zelle zu bringen. Ob dies dem Umstand geschuldet war, dass eine Verunstaltung Ayshes Wert gemindert hätte, wie Nerida behauptete, wusste sie nicht zu sagen. Sie konnte noch immer nicht glauben, dass man sie einzig zu dem Zweck hier gefangen hielt, um sie später an den Bestbietenden zu verscherbeln. Doch warum sollte sie am Wort ihrer Freundin zweifeln? Was diese sagte, klang einleuchtend, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte. Aber es musste noch einen weiteren Grund geben, warum man sie hier gefangen hielt. Was das war, konnte sie nicht sagen. Sie ahnte nur, dass es mit dem mysteriösen Raum zu tun hatte, der sich im hinteren Teil der Scheune befand und dem sich zu nähern ihnen strengstens verboten war. Irgendetwas Schreckliches ging dort vor sich, das man mit allen Mitteln vor ihnen verbergen wollte. Trotzdem hatte Nerida recht. Ihre Jungfräulichkeit war der einzige Grund, warum man sie in Ruhe ließ und nicht über sie herfiel. Nie hätte jemand in dem Dorf, in dem sie aufgewachsen war, diese Worte öffentlich ausgesprochen. Aber Nerida war anders. Sie stammte aus einer wohlhabenden Familie in Aleppo und hatte sogar eine höhere Schule besucht, bevor sie gezwungen gewesen war, mit ihrer Mutter nach Europa zu fliehen. Nerida! Sie ließ den Blick entsetzt über die Mädchen gleiten. Ihr Herzschlag setzte für einen Augenblick aus. Nerida fehlte. »Bitte nicht sie!«, flehte sie verzweifelt. Sie klammerte sich an die vage Hoffnung, dass Nerida, wie viele andere vor ihr, über Nacht weggebracht worden war. Ständig verschwanden Mädchen vom Bauernhof und wurden durch neue ersetzt. Warum nicht auch sie? In ihrem Innersten fühlte sie, dass dies nicht der tatsächliche Grund für die Abwesenheit ihrer Freundin war, sondern dass diese ihren Plan in die Tat umgesetzt hatte und dabei in die Falle gegangen war. »Wir müssen fliehen«, hatte Nerida sie vom ersten Tag ihrer Bekanntschaft an zu überzeugen versucht, ihr Heil in einer gemeinsamen Flucht zu suchen. »Das ist die einzige Möglichkeit, dem Schicksal zu entgehen, das uns hier unweigerlich erwartet.« Doch sie war nicht Nerida. Ihr mangelte es am Mut und der Entschlossenheit ihrer Freundin. Das Risiko, erwischt zu werden, und die Ungewissheit, was sie außerhalb des Bauernhofs erwartete, machte ihr mehr Angst als alles, was ihr hier drohte. Und das gestand sie ihrer Freundin auch vor wenigen Tagen ein. »Dann werde ich alleine fliehen. Aber nicht um mein Leben zu retten, sondern um Hilfe für euch zu holen.« Hatte Nerida es wirklich gewagt? Sie konnte es sich nicht vorstellen. Die Mädchen waren eingesperrt, und die Männer bewachten den Bauernhof rund um die Uhr. Eigentlich war eine Flucht aus diesem Gefängnis unmöglich. Ein gequältes Stöhnen ließ sie innehalten. Es kam von dem Mädchen neben ihr. Es schaute entsetzt Richtung Stall. Sie folgte dem Blick und erstarrte. Zwei Wächter schleiften Nerida auf den Hof. Sie war barfuß und trug lediglich ein dünnes zerrissenes Kleidchen. Ihr Körper war mit blutenden Schrammen übersät, die Beine blau angelaufen vor Kälte. Sie war so entkräftet, dass einer der Wächter sie stützen musste, während der andere ihre Hände an den Teppichstangen fixierte. Nachdem er sie festgebunden hatte, hing sie dort wie ein Schaf kurz vor dem Schächten. Der Anführer der Männer zeigte auf Nerida und spuckte vor ihr verächtlich auf den Boden. Dann begann er zu reden. Was er sagte, verstand sie nicht, weil sie die Sprache nicht beherrschte, aber sein Mienenspiel sprach ohnehin Bände. Als er geendet hatte, spuckte er ein weiteres Mal vor ihr aus und reichte Diyar einen Dolch. Verunsichert nahm der Junge ihn entgegen. Er schaute den Anführer ungläubig an und sagte etwas, worauf dieser ihn barsch zurechtwies. Langsam ging der Junge auf Nerida zu. Er nahm ihr Ohr in die Hand und setzte die Klinge des Dolches an. Als ihr bewusst wurde, was mit Nerida geschehen sollte, stieß sie einen entsetzten Schrei aus. Ihre Freundin war das schönste Mädchen auf dem Bauernhof. Wenn man sie verstümmelte, war auch ihr Tod besiegelt, denn dann hatte sie für die Männer keinen Wert mehr. Sofort war einer der Wächter bei ihr und versetzte ihr eine Ohrfeige. Diyar war leichenblass und ließ mutlos den Dolch wieder sinken. Das brachte den Anführer endgültig in Rage. Er nahm ihm das Messer ab und schubste ihn zur Seite. Mit einer schnellen Bewegung schnitt er das rechte Ohr ab. Aus der Wunde spritzte Blut in sein Gesicht und rann die Wangen herab. Triumphierend hielt er das Ohr in die Höhe und warf es vor die Mädchen in den Schnee. Wie gelähmt verfolgte sie, was weiter geschah. Der Mann packte das andere Ohr und trennte es ebenfalls vom Kopf ab. Nerida traten die Augäpfel aus den Höhlen. Der Schmerz musste unerträglich sein. Aber sie schrie ihn sich nicht aus der Seele, lediglich ein Röcheln drang aus ihrer Kehle. Wieder warf ihnen der Anführer das abgetrennte Ohr vor die Füße. Ein Wehklagen war zu hören. Aber das schien den Mann nicht zu bekümmern. Er drehte sich grinsend um, setzte den Dolch an Neridas Hals und durchtrennte ihn mit einem langsamen Schnitt. Ihre Freundin riss die Augen weit auf. Ein letztes Röcheln war zu hören. Dann klappte der Kopf nach hinten, und aus der Wunde sprudelte eine Fontäne Blut. Als der Boden vor ihr sich hellrot verfärbte, begann sich alles um sie herum zu drehen. Sie wollte sich festhalten, griff jedoch ins Leere. Plötzlich wurde es Nacht. 1. Kontrasubjekt - 5 Wochen später
Es war kurz nach sechs Uhr, als sie die Haustür aufsperrte und den Kinderwagen ins Freie schob. Ein bitterkalter Wind blies ihr ins Gesicht und ließ sie erschaudern. Das Wetter hatte über Nacht umgeschlagen. Noch gestern war es frühlingshaft mild gewesen, doch der Winter war zurückgekehrt. Auf den Fahrzeugen, die am Straßenrand abgestellt waren, lag eine dünne Schneeschicht. Nach wie vor tanzten Schneeflocken vom Himmel und tauchten alles in ein trübes Licht. Was hätte sie dafür gegeben, in die Wärme ihres Bettes zurückzukehren und sich auszuschlafen! Aber das Geschrei des Kindes war nicht auszuhalten. Es plärrte den ganzen Tag wie am Spieß, beruhigte sich nur, wenn es bewegt wurde. Das würde sich im Laufe der Zeit geben, hatte der Kinderarzt ihr versichert. Das mochte zutreffen, aber sie war sich nicht sicher, wie lange sie das noch...