Schmitt | Depression - Raus aus der Abwärtsspirale | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 72 Seiten

Reihe: Ratgeber für Angehörige, Betroffene und Fachleute

Schmitt Depression - Raus aus der Abwärtsspirale

Ein Ratgeber für Betroffene, Angehörige, Helfer und Interessierte
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8248-9960-9
Verlag: Schulz-Kirchner
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Ratgeber für Betroffene, Angehörige, Helfer und Interessierte

E-Book, Deutsch, 72 Seiten

Reihe: Ratgeber für Angehörige, Betroffene und Fachleute

ISBN: 978-3-8248-9960-9
Verlag: Schulz-Kirchner
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Depressionen gehören heute zu den häufigsten Erkrankungen in der westlichen Welt und sie breiten sich weiter aus. Woran das liegt, weiß niemand ganz genau. Obwohl es spezifische Risikofaktoren gibt, kann es jeden treffen. Nicht jedes Traurigsein ist aber mit einer Depression zu verwechseln, es gehört zu unserem normalen Gefühlsleben dazu, auch einmal bekümmert zu sein. - Länger anhaltende niedergedrückte Stimmung - Freud-, Interesse- und Gefühllosigkeit - Kraft- und Antriebslosigkeit jedoch sind Anzeichen einer ernsten Erkrankung. Sie wirken sich auf das gesamte Erleben und Funktionieren eines Menschen aus und führen in eine ausweglos erscheinende Abwärtsspirale. Der vorliegende Ratgeber zeigt Wege auf, wie Sie diesen Teufelskreis verlassen können und informiert Sie über: - Ursachen, Risiken und Formen/Verläufe einer Depression - Behandlungsmöglichkeiten dieser Erkrankung - Techniken, die Sie selbst anwenden können, um aus einer Depression herauszukommen - Techniken, wie Sie gesund bleiben können - Formulare zu Ihrer Unterstützung - Adressen und Literatur
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| Formen und Verläufe von Depressionen Wie schon erwähnt sind die Erscheinungsbilder der Depression vielfältig, sowohl in ihrer Symptomatik als auch in den Verläufen. Eine früher übliche Einteilung nach der vermuteten Ursache, ob sie von inneren – endogenen – Ursachen ausgelöst oder von äußeren Bedingungen her reaktiv bzw. neurotisch-fehlangepasst entstehen, ist heute überholt, weil das multifaktorielle Geschehen besser zur Erklärung dient. Stattdessen werden gemäß dem Einteilungssystem ICD-10 der WHO die Depressionsarten nach ihren Symptomen, ihrer Dauer und Schwere sowie ihrem Verlauf beschrieben. Zur Kategorisierung werden als Abkürzung Ziffernfolgen verwendet, beispielsweise steht F32.0 in der ICD-10 für eine Leichte depressive Episode. Solch eine Ziffernfolge finden Sie z. B. auf einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung Ihres Arztes, denn seine Diagnose muss immer eine ICD-10 Kategorie enthalten, wenn er seine Leistungen mit Kostenträgern abrechnen will. Da in unserem Gesundheitssystem die Verwendung der ICD-10 (insbesondere bei psychischen Störungen) obligatorisch ist, beziehen sich alle weiteren Ausführungen auf dieses Klassifikationssystem. TIPP: Einen schnellen Hinweis, was Ihr Arzt mit den Ziffern diagnostiziert hat, erhalten Sie, wenn Sie diese einfach in eine Internetsuchmaschine eintippen. Genau und offiziell nachzulesen ist die Diagnose unter www.dimdi.de, dem Dokumentationsinstitut des Bundesgesundheitsministeriums. Depressionen zählen zu den sogenannten affektiven Störungen. Damit ist gemeint, dass sie in Zusammenhang mit Stimmungs- und Aktivitätsveränderungen stehen. Zu dieser Gruppe gehören auch Störungen, die sich in einer krankhaften Übersteigerung von Antrieb, Stimmung und Aktivitäten ausdrücken, die Manien, welche der Depression entgegengerichtete Symptome zeigen. Es gibt ein Krankheitsbild, das beide affektiven Pole beinhaltet, die bipolaren affektiven Störungen mit wechselnden Phasen von depressiven und manischen Episoden. Kommen ausschließlich depressive oder manische Phasen vor, werden sie jeweils als unipolar bezeichnet. Dieser Ratgeber befasst sich hauptsächlich mit den unipolaren Depressionen. Ein Exkurs zu den bipolaren Störungen und damit auch zur Manie ist dennoch erforderlich, weil sich manchmal Depressionen zum anderen Pol hin entwickeln können. Dieser Exkurs erfolgt im Unterkapitel „Weitere Depressionsarten“. Wann aber wird nun konkret von einer behandlungsbedürftigen Depression, im Unterschied zur Umgangssprache und normalen Stimmungsschwankungen, ausgegangen? Als Voraussetzung für eine klinische, bedeutsame Depression gilt: Dauer der Symptomatik: mindestens 2 Wochen ununterbrochen Hauptsymptome liegen während der meisten Zeit des Tages vor:   Depressive Verstimmung/Niedergeschlagenheit   Verlust von Interesse und Freude   Verlust von Antrieb und Energie, hohe Ermüdbarkeit Zusatzsymptome:   Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit   Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen   Selbstvorwürfe, Schuldgefühle   Pessimistische Zukunftsperspektiven   Suizidgedanken, Selbstverletzung oder Suizidhandlung   Schlafstörungen   Appetitverlust und Gewichtsveränderung   Psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit Der Schweregrad ergibt sich aus der Anzahl und der Kombination der Symptome: Leichte Depression: mind. 2 Hauptsymptome und 2 Zusatzsymptome Mittelgradige Depression: mind. 2 Hauptsymptome und 3 bis 4
Zusatzsymptome Schwere Depression: Alle 3 Hauptsymptome und mindestens
4 Zusatzsymptome Zusätzlich kann eine Reihe körperlicher Beeinträchtigungen vorhanden sein. Oft leiden die Betroffenen in den frühen Morgenstunden stärker unter den Symptomen, dieses Phänomen wird als ‚Morgentief‘ bezeichnet. Für die Diagnosestellung ist es wichtig, dass die Symptome nicht auf andere Erkrankungen zurückzuführen sind, wie z. B. Multiple Sklerose, Tumorerkrankungen etc. Auch der Einfluss von Medikamenten oder Suchtmitteln muss auszuschließen sein. Eine leichte Depression bedeutet übrigens nicht, dass die Betroffenen nicht darunter leiden und sich nur etwas mehr anstrengen müssen, um da wieder herauszukommen. Im Gegensatz zu den anderen beiden Schweregraden gelingt es ihnen meistens noch, ein Minimum an alltäglichen Verpflichtungen aufrechtzuerhalten. Gerade dieses ‚Durchbeißen‘ kann aber zu einer weiteren Verschlechterung des Zustandes führen, da alles schwerfällt, viel Kraft kostet und Erschöpfung und Selbstvorwürfe, zu wenig zu schaffen, zunehmen etc. Eine Behandlung ist u. U. genauso erforderlich wie bei den anderen Schweregraden, sie kann helfen, die Leidenszeit zu verkürzen (s. a. „Erste Behandlungsstrategie: Aktiv-abwartende Begleitung“). Weitere Depressionsarten Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Erscheinungsformen, die ganze Lehrbücher füllen, außerdem – wie schon erwähnt – die immer noch kursierenden Einteilungen nach den vermeintlichen Ursachen, wie z. B. reaktive Depressionen. Hier beschränken wir uns auf die Einteilung nach ICD-10 und nehmen noch kurz einige Sonderformen auf, die erwähnenswert scheinen. Dysthymie Im Unterschied zum Vollbild einer depressiven Episode oder Major Depression ist eine Dysthymie zwar nicht so schwer, aber sie dauert wesentlich länger, da sie als chronische Erkrankung gilt. Sie beginnt häufig im jungen Erwachsenenalter und kann manchmal sogar lebenslang anhalten, wobei die Intensität wechselt und es auch ‚gute‘ Phasen gibt, die leider selten länger als einige Tage oder Wochen anhalten. Die Betroffenen sind in der Regel müde, alles strengt sie an, sie fühlen sich niedergeschlagen, freudlos und den Anforderungen nicht gewachsen. Es ist zwar in der Regel möglich, den Alltag aufrechtzuerhalten, aber es fehlt in allem ein Gefühl der Befriedigung und Selbstbestätigung. Dieser Zustand ist trotz der geringeren Beschwerdeintensität wegen seiner Dauer und Zähigkeit sehr belastend. Kennzeichen einer Dysthymie sind: Dauer: mind. 1 Jahr Hauptsymptom:   Depressive Verstimmung Zusatzsymptome:   Verminderte Energie, schnelle Erschöpfung   Freudlosigkeit   Vermindertes Selbstwertgefühl, Versagensängste   Hoffnungslosigkeit Bipolare affektive Störung Diese früher als manisch-depressive Erkrankung bezeichnete Störung lässt sich gut mit den Worten ‚Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt‘ beschreiben. Nur dass diese Phasen nicht innerhalb kurzer Zeit wechseln, sondern jeweils eine gewisse Zeit andauern und der Übergang langsam vonstattengehen kann, bzw. zwischenzeitlich gar keine Symptome vorliegen. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen, bei 4–7 % aller Depressionen entwickeln sich bipolare Störungen. Die depressiven Episoden sind häufiger als die manischen, ihre Symptomatik entspricht denen der unipolaren Depression. Einige Studien berichten von Unterschieden bei Schlafstörungen und körperlichen Beschwerden, allerdings sind diese Erkenntnisse noch unsicher, deshalb lässt sich eine unipolare von einer bipolaren depressiven Episode nur im Verlauf unterscheiden. Die bipolare affektive Störung ist eine gefährliche Erkrankung, 10–15 % aller nicht behandelten Betroffenen beenden ihr Leben durch Suizid. Kennzeichen einer manischen Phase sind: Dauer: mind. 1 Woche Hauptsymptom:   Eine abnorm gehobene, expansive oder reizbare Stimmung über die meiste Zeit des Tages Zusatzsymptome:   Übersteigertes Selbstwertgefühl, Größenideen, übertriebener Optimismus   Übersteigerter Antrieb und Aktivitätsdrang in allen Lebenssituationen   Extrem vermindertes Schlafbedürfnis   Hoher Rededrang   Sprunghaftigkeit im Denken, Gedankenflut   Hohe Ablenkbarkeit   Psychomotorische Unruhe, Betriebsamkeit, Hektik   Verändertes, distanzloses Sozialverhalten   Leichtsinnige, expansive Unternehmungen mit hohem Risiko, oft verbunden mit ruinösen finanziellen Geschäften Den Betroffenen geht es in ihrer manischen Phase nach eigenem Ermessen hervorragend, sie sind voller Tatendrang, Optimismus, die Welt gehört ihnen und nichts und niemand kann sie aufhalten. Das ist für Angehörige und die gesamte Umwelt sehr belastend, Bedenken oder gar Kritik werden nicht ernst...


Rainer Schmitt, M.A. Health Administration, Dipl. Ergotherapeut, ist seit 1992 in psychiatrischen Sektoren tätig und hat seit 2007 die Gesamtleitung Ergotherapie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld inne. Von 2001 bis 2008 war er nebenberuflich Dozent an einer Fachschule für Ergotherapie und zwischenzeitlich auch Gastdozent an der FH Nordhessen. Diverse Vortragstätigkeiten und ehrenamtliches Engagement im DVE runden sein Arbeitsgebiet ab. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen in der stationären, teilstationären und ambulanten ergotherapeutischen Behandlung von Depressionen, Angst und Zwangserkrankungen.



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