E-Book, Deutsch, 464 Seiten
Reihe: Bibel durch das Jahr
Schneider / Bode / Cornelius-Bundschuh Mit der Bibel durch das Jahr 2022
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-451-82227-8
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ökumenische Bibelauslegung 2022
E-Book, Deutsch, 464 Seiten
Reihe: Bibel durch das Jahr
ISBN: 978-3-451-82227-8
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Christentum, Christliche Theologie Bibelwissenschaften Bibelausgaben, Bibelkonkordanzen, Synopsen
- Geisteswissenschaften Christentum, Christliche Theologie Bibelwissenschaften Bibelwissenschaften: Sachbuch, Erbauung, Didaktik
- Geisteswissenschaften Christentum, Christliche Theologie Christentum/Christliche Theologie Allgemein Ökumenik, Konfessionskunde
Weitere Infos & Material
Psalm 99 Sonntag, 20. Februar Mehr als unser Bodyguard
Erinnern Sie sich an die Schlussszene im Film »Bodyguard«? Der Bodyguard verabschiedet sich auf dem Flughafen von seiner Auftraggeberin, die er liebt. Noch einmal umarmen, dann steigt sie ein. Er hatte ihr unter dramatischen Umständen das Leben gerettet, sie aus dem Saal getragen und war dabei verletzt worden. Der Eindruck eines starken Bodyguards ist in dieser Schlussszene weit weg – da sieht ein trauriger, verletzter Mann seiner Liebe nach. Und dann endlich: Das Flugzeug hält an, die Türe öffnet sich und die »Lady« stürzt in seine Arme. Wenn es doch immer so wäre! Im realen Leben für alle Liebenden. Und auch in Bezug auf Gott. Der heilige Gott, der ist stark wie der stärkste Bodyguard: Er lässt die Welt erzittern und hat alle Macht auf Erden. Er setzt das Recht und er setzt es durch. Er sagt, was richtig ist und was falsch. Aber er erhört auch Menschen in ihrer Not. Er vergibt ihre Schuld. Er ist »ein ihre Taten ausgleichender Gott« (V. 8 Übers. von Erich Zenger). Er ist einer, der die Menschen trägt von Anfang an: durch seine Regeln in den Geboten am Sinai, durch sein Mitwandern in der Wüste in Wolken- und Feuersäule, durch seine Barmherzigkeit und sein ausgleichendes Wirken. Gott trägt »auf Adlersflügeln« (Ex 19,4). Er ist der heilige Gott, kann alles, darf alles – und hat sich doch klein gemacht, an seine Gebote gebunden, setzt sein Recht nicht gnadenlos durch, ist barmherzig. Warum das alles? Damit die Menschen ihn erkennen als den guten Gott und gar nicht anders können, als ihn anzubeten. Gott macht sich klein, damit wir erkennen, wie groß er ist. Er gibt alles – auch sein Leben –, damit wir ihn lieben. Ein bisschen wie beim Bodyguard im Film. Aber eigentlich noch viel mehr, denn Gott ist nicht unser Bodyguard, sondern unser Herr und Schöpfer. Schade nur, dass wir so selten das Flugzeug des Lebens anhalten, aussteigen und in seine Arme fallen. Gott ist heilig! Er wartet auf unsere Anbetung. Heute? Ja, heute! Anhalten! ANNE OBERKAMPF Du bist heilig, Herr. Du trägst uns auf Adlersflügeln. Wir beten dich an. Montag, 21. Februar Epheser 4,17–24 Wenn sie nur erlöster aussähen …
… dann würde ich den Christen ja vielleicht glauben, so schrieb vor nicht allzu langer Zeit der Pastorensohn (!) Friedrich Nietzsche. Zu Unrecht? Ich kannte eine ältere Frau, die sich selbst für eine gute Christin hielt, zudem für herzensgut; sie ging jede Woche mindestens einmal in die Kirche, ansonsten war von ihr aber meist nur jammern oder motzen zu hören – als Christin wohl eher kein überzeugendes Vorbild. Was Wunder, dass ihre Kinder der Kirche zeitlebens fernstanden und sie ihre eigenen nicht einmal taufen ließen! Das kann nicht das sein, was Paulus meinte. Was aber nun? »Den neuen Menschen anziehen« (V. 24): Der Epheserbrief erwartet von seinen Gemeinden nicht weniger, als dass sie sich durch das Evangelium wirklich verändern lassen; eben nicht mehr so weiterleben wie bisher! Von dem Glauben sollen auch Außenstehende (»Heiden«) etwas merken; modern ausgedrückt: Ein Christ soll positiver, also »erlöster«, rüberkommen; eine neue Grundhaltung! Es geht dabei nicht nur um das Ablegen alter »Götter«, sondern um das »Anziehen« einer neuen Einstellung und der Inthronisierung des wahren Gottes; einem geistlich in Wirklichkeit toten Menschen wird eine neue, lebendige Natur geschenkt (Eph 2,5). Mit anderen Worten: Ihr habt eine neue Identität – ihr seid nicht mehr dieselben! Und deshalb lebt auch so! Aus diesem Grund erinnert er die Epheser, sich mit Christus zu vereinigen und durch Seine Kraft ein Leben gemäß der neuen Identität zu leben. Kardinal Marty, in den 60er Jahren Erzbischof von Paris, wurde einmal gefragt: »Warum können Sie immer noch lächeln (heute würde man fragen: »Warum sind Sie so gut drauf«), angesichts der vielen Probleme?« »Man muss die Menschen lieben«, antwortete er. Ja, das wird nicht so leicht durchzuhalten sein – aber etwas von dieser Haltung, »erlöster« aussehen, das wäre für einen Christen gut; und entspräche dem, was Paulus einst schrieb. Fangen wir heute damit an! GUNTHER BRITZ Guter Gott, hilf uns, unsere neue Identität, die wir in dir gefunden haben, zu erkennen und zu leben! Epheser 4,25–32 Dienstag, 22. Februar Stille bis zur nächsten Eiszeit?
Da wird die Gemeinde in Ephesus richtig »eingenordet«, wie die »neue Identität«, von der im Brief zuvor geschrieben wurde (V. 24), im Einzelnen aussieht – sind das nicht immer auch heute noch sehr aktuelle, jedem einleuchtende und durchaus realisierbare Ratschläge? Der Epheserbrief lädt uns zum Nachdenken über unser Christsein ein; er ermutigt jeden von uns, sich von Liebe und nicht etwa vom Konkurrenzdenken leiten zu lassen. Er möchte uns in der Beziehung zu Jesus festigen und damit in uns den fruchtbaren Boden vorbereiten, auf dem wir in die christliche Gemeinde bleibend und lebendig eingebaut werden können. Ich erinnere mich an eine Familie, die durch einen langwierigen Erbschaftsstreit völlig zerstritten war. Bei einer Beerdigung ließ sich ein Zusammentreffen nicht vermeiden; es folgte keinerlei Totenfeier – »wir bleiben geschiedene Leute, bis zur nächsten Eiszeit!«. Das ist sicher ein besonders krasser Fall; so kann es nach alledem, jedenfalls unter Christen, nicht sein. Wie viele Beziehungen, selbst Ehen, sind unheilbar zerrüttet, weil keiner eingelenkt hat? Versöhnung (reconciliation), das war nicht ohne Grund ein zentrales Thema von Frère Roger Schutz aus Taizé. Damit wird keinem »faulen« Frieden das Wort geredet; es kann – und wird – passieren, dass man streitet; das ist völlig in Ordnung. Entscheidend ist, wie ich damit umgehe! »Über eurem Zorn soll die Sonne nicht untergehen« (V. 26) – das sollte jedenfalls bei Christen erkennbar sein! Manche Paare haben sich versprochen, nie im Streit abends ins Bett zu gehen – ich meine, das trifft das, was Paulus meinte. Karl Rahner wies darauf hin, dass Nächsten- und Gottesliebe untrennbar zusammenhängen: In meiner Beziehung zum Nächsten spiegelt sich sozusagen meine Beziehung zu Gott – zwei Seiten derselben Medaille, könnte man sagen. Ich kann nicht Gott lieben und gleichzeitig meinen Nächsten gegenüber nachtragend sein. Bereitschaft zur Versöhnung soll uns auszeichnen. Denken wir daran! Gott verändert uns zu solchem Tun. GUNTHER BRITZ Christus, stärke in uns die Bereitschaft zur Versöhnung! Mittwoch, 23. Februar Epheser 5,1–14 Wach auf, werde Licht!
Das sagte schon der Prophet Jesaja (Jes 60, 1ff.). Der Brief erklärt der Gemeinde in Ephesus im Folgenden weiter, was ihre »neue Identität« (Eph 4, 24) im Einzelnen ausmacht. Sähe nicht manches auch heute, bei uns, in Kirche und Gesellschaft, deutlich besser aus, wenn sich mehr Menschen, Christen vor allem, mehr daran orientieren würden? Fokussieren wir auf Vers 14: »Wach auf, der du schläfst, steh auf von den Toten, Christus wird dich erleuchten« – »illuminabit«, übersetzt die Vulgata. Da steckt das Wort lumen (Licht) drin, das wir aus einer alten Osterliturgie (»Lumen Christi«) kennen. Das heißt nicht weniger als: Christus wird deinem Weg Licht bringen, du wirst damit ein neuer Mensch werden, man könnte auch sagen: auferstehen, zukünftig »im Licht leben«, wie die Luther-Bibel schreibt – und das nicht erst im Tod, sondern heute schon. Das ist gewiss eine andere Art von Leben, nicht mehr oberflächlich und »blind« – aber das funktioniert nicht ohne unsere Mitwirkung! Hier und jetzt Licht in Christus zu sein: Das heißt, sich von Gott beschenkt zu wissen. Nicht nur zu Beginn in der Taufe, sondern auch im Leben durch »Früchte des Lichts«, wie er es nennt, d.h. durch Gerechtigkeit, Wahrheit und vor allem Güte. Güte, dass Christus den Menschen seine Liebe zusagt, obwohl sie ihn ans Kreuz schlugen (Eph 5,1). Das gilt, auch wenn viele Christen in der Geschichte leider keine »Licht-Gestalten« waren; es gab allerdings immer auch andere, wie Dietrich Bonhoeffer oder Helder Camara, die man zu Recht als »Lichtgestalten« bezeichnen konnte – es ist also möglich! Es liegt an jeder und jedem Einzelnen von uns, im Licht zu leben. Güte, das ist es auch, was ich im ganz alltäglichen, zwischenmenschlichen Zusammenleben brauche, um mich zu öffnen und alles in Wahrheit und Gerechtigkeit betrachten zu können. Nehme ich das Angebot Christi an, »stehe ich von den Toten auf« (V. 14)? GUNTHER BRITZ Christus, lass mich von dir erleuchten und selber ein – wenn auch noch so kleines – Licht werden! Epheser 5,15–20 Donnerstag, 24. Februar Weise sollt ihr...