Schneider | Der letzte Code | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Schneider Der letzte Code

Ein Roman über die Geschichte der Zivilisation:
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-401-80297-8
Verlag: Arena
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Roman über die Geschichte der Zivilisation:

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-401-80297-8
Verlag: Arena
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Erst ist es nur ein Spiel, das Tamas eines Nachts an seinem Computer beginnt. Doch dann wird die Welt im Spiel realer als die Wirklichkeit und Tamas muss sich entscheiden, wie weit er gehen will, um ein Mädchen zu retten, das vielleicht nur online existiert. Als Avatar reist er durch die Zeiten, lernt als Schüler der großen Philosophen, kämpft als Gladiator und versteht: Fantasie und Willenskraft bringen den Menschen voran. Sie sind der Code zur Weiterentwicklung der Menschheit. Doch ist Tamas’ Fantasie, ist sein Wille stärker als das Spiel?
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Autoren/Hrsg.


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Willst du ein Spiel spielen, Tamas?             Reale Zeit: Sonntag, 24. Oktober, 19.00 Uhr
Realer Ort: Thalstatt, Reihenhaus am Südpark 49, Kellerwohnung // Studentenbistro RADSCHU   Der Spiele-Entwickler Tamas ist unruhig. Soll er sein Spiel ankündigen oder nicht? Es ist das erste, das er entwickelt hat. Genau genommen ist es nur der Trailer dazu, den er zeigen kann. Vor lauter Nervosität fängt er an, seinen Arbeitsplatz aufzuräumen. Er ordnet DVDs in den Ständer, Bücher und elektronische Einzelteile des Rechners, den er gerade zusammenbaut, ins Regal. Einige Zeitschriften wirft er in den Papierkorb. Die Gitarre stellt er in eine andere Ecke. Er geht in seinem ausgebauten Keller hin und her, sieht dabei sein schmales, leicht nach vorne gekrümmtes Spiegelbild auf dem großen Bildschirm, der drei Viertel der Wand einnimmt. Er hebt die Hand, winkt sich zu, wie um sich Mut zu machen. Ein Plink kündigt eine Nachricht an. Er klickt auf den Chat-Button. „Willst du ein Spiel spielen, Tamas?“, liest er. Absender: „Pandora“. „Nein, will ich nicht. Keine Zeit. Wer bist du überhaupt? Woher weißt du meinen Namen?“, schreibt Tamas. Wer will ihn da hochnehmen? In diesem Augenblick springt sein schwarzer Kater durch das gekippte Fenster zwischen die Rechner und maunzt laut. „Hey Billy, Zeit für dein Fressen. Verstehe.“ Tamas steht auf und holt die Dose Katzenfutter aus dem Kühlschrank. Er füllt den Napf. Der Kater frisst ihn hungrig leer und legt sich satt und zufrieden auf seinen warmen Platz zwischen die Rechner. „Egal, wer das ist, ich zeig erst mal mein Spiel“, sagt sich Tamas in einem plötzlichen Entschluss, als seine Nervosität etwas nachgelassen hat. „Mehr als verreißen können sie die Idee nicht!“ Er gibt die Daten für den Games-Chat 04/Beginners ein. Hier stellen freie Spiele-Entwickler ihre Kreationen vor. Agenten der Profis und Spiele-Schmieden haben ein wachsames Auge auf das Forum. Manchmal hatte ein Neuer Glück und seine Idee wurde gekauft. Tamas meldet sich mit seinem Chat-Namen: Helsing. Helsing: „Hi zusammen. Will jemand den Trailer für ein neues Spiel sehen?“ Lingus: „Klar. Wie heißt es?“ Helsing: „Die Eroberung von Dark-County.“ Whisper: „Nicht besonders originell!“ Helsing: „Ist der Arbeitstitel für meine erste Arbeit.“ Xabu: „Wie lang?“ Helsing: „Drei Minuten.“ Lingus: „Lass sehen!“ Tamas startet den Trailer seines Spiels. Man erkennt Häuserschluchten an einem Flussufer. Ein Titel wird eingeblendet: Gitarren-Riffs untermalen die Szene. Schneeflocken trudeln zwischen den Fassaden zu Boden. Der Blick folgt ihnen in die Tiefe. Unten lungern abgerissene Gestalten zwischen brennenden Mülltonnen und Autowracks. Wilde Hunde schleichen lautlos an den Wänden entlang. Schüsse peitschen, ein raketengleiches Gefährt donnert durch die Gasse und schleudert die Müllsucher zur Seite. Gitarren-Musik. Ein Hilfeschrei. Stimme: „Dark-County, vergessener Teil der Welt, beherrscht vom Clan der alten Teufel.“ Xabu: „Die Story kommt mir irgendwie bekannt vor.“ Lingus: „Ja, Mann, nicht besonders originell.“ Pitti: „Viel zu dunkel und unruhig das Bild. Kaum was zu erkennen.“ Helsing: „Vielleicht seht ihr’s euch erst mal bis zum Ende an!“ Neue Szene. Reiter auf Flammenpferden haben am anderen Ufer Aufstellung genommen. Auf ein Zeichen des Anführers galoppieren sie auf die Brücke, die nach Dark-County führt. Pitti: „Sind das die alten Teufel?“ Xabu: „Sehen harmlos aus.“ Solar11: „Wie Kinderspielzeug.“ Tamas ist beleidigt. Er kann Kritik nicht vertragen. Helsing: „Verdammt, ist noch nicht fertig!“ Xabu: „Vergiss es, Helsing! Das ist Bullshit!“ Helsing: „Wieso das denn?“ Xabu: „Nichts Besonderes. Keine Spannung. Feuerreiter, alte Teufel, Dark-County, alles Kinderkram! Der übliche Kampf Gut gegen Böse. Schon tausendmal da gewesen.“ Helsing: „Na und, wenn’s gut gemacht ist. Alles ist irgendwie schon mal da gewesen!“ Pitti: „Beleidigt oder was?“ Xabu: „Ich dachte, du wolltest Kritik hören ...“ Ein Chat-Fenster blinkt auf. Pandora: „Willst du ein Spiel spielen?“ Tamas: „Du schon wieder. Nee, jetzt will ich bestimmt kein Spiel machen!“ Pandora: „Ein besonderes Spiel! Wird dir gefallen.“ Tamas: „Keine Lust auf ein neues Scheißspiel!“ Tamas hat genug und fährt den Rechner herunter. Er hat es ja gewusst, dass die anderen Entwickler grausam sein können. Jeder denkt, er sei der beste! Der größte Künstler mit der besten Story und dem besten Design. Keiner gönnt dem anderen etwas. Und wenn er, Tamas, ehrlich ist: Hat er je einmal den Vorschlag eines anderen gelobt? Dabei sind sie alle blutige Anfänger, die so tun, als seien sie Profis. Und jetzt will ihm irgendjemand sogar ein neues Spiel bieten! Pandora?, denkt er. Nie gehört, nie gesehen den Namen im Chat. Er verlässt seine Kellerwohnung und will sich am Wohnzimmer vorbeischleichen. Die Tür steht halb offen. Seine Eltern klatschen in die Hände. Sie spielen das vorabendliche TV-Spiel „Jedem eine Chance!“. Heute geht es um ein Kartenroulette. „Volltreffer, du bist gut, Carola!“, jubelt Walter, sein Vater. Sie hatte den Cursor auf die richtige Karte gesetzt, die dann kam. Über eine Konsole sind die Zuschauer mit dem Sender verbunden. „Wir sind in der Endrunde, Schatz!“, ruft Carola aus. Ihr Blick fällt auf ihren Sohn an der Tür. „Tamas, komm rein.“ „Nein Mutter, geh noch kurz weg.“ „Aber du hast nichts gegessen. Willst du eine Pizza?“ „Danke Mutter. Vielleicht später.“ „Wann bist du zurück?“, fragt sein Vater, ohne den Blick vom Fernsehbildschirm zu nehmen. „Warum?“ „Muss noch mit dir reden. – Carola, es geht weiter!“ Die Eltern wenden sich wieder dem Spiel zu. IM RADSCHU Tamas geht die kurze Strecke zu seiner Stammkneipe durch den Südpark. Es wird früh dunkel, nur wenige Lampen erleuchten die Wege. Große Lust auf Leute hat er nicht. Aber im Moment ist das noch besser, als alleine im Keller oder bei Carola und Walter im Wohnzimmer zu sitzen. Sein Blick wandert durch die Dunkelheit. Es klappt einfach gar nichts mehr, denkt er. Das RADSCHU liegt am Rande der Altstadt. „Hallo Tamas!“, grüßt der Nepalese, dem der Laden gehört, von der Theke her. Vor einiger Zeit hatte der Inder hier noch ein Internetcafé und einen Telefonshop betrieben. Radschus Frau hatte ihn dann überredet, besser ein Studentencafé und Bistro zu führen. Das liefe besser in dieser Gegend und mache auch mehr Spaß. Sie hatte recht behalten, der Laden war jetzt ein beliebter Treffpunkt. „Ist Moki da?“, fragt Tamas. Aber sein Freund hat ihn schon bemerkt. „Hey, alter Autist. Lange nicht gesehen!“, ruft er ihm zu. Er steht von seinem Tisch auf und gibt Tamas einen freundschaftlichen Klaps. Tamas zuckt zurück. Er mag Berührungen nicht. Außerdem hasst er es, wenn Moki ihn „Autist“ nennt. Tamas murmelt einen Gruß und setzt sich an den Tisch seines alten Schulfreundes. Dem kann er sowieso nichts übel nehmen. Moki ist in Ordnung und meint es nicht so. Das weiß Tamas. „Du könntest dich öfter melden“, meint Moki. „Früher waren wir jeden Tag zusammen. War doch gut, oder?“ „Ja, war gut“, sagt Tamas. „Mann, was hatten wir für supertolle Pläne! Wollten eine Garagenfirma gründen und Software entwickeln wie Bill Gates. Wir wollten steinreich werden damit ... Ey, was ist mit dir?“ „Wieso?“ „Du hörst gar nicht zu.“ „Sorry, bin nicht gut drauf.“ „Sag schon, was los ist? Siehst aus wie ein Zombie.“ „Weiß ich selber nicht.“ „Hast du das Spiel fertig?“ Tamas hat Moki von den Feuerreitern erzählt. „Nein, noch nicht.“ „Wann bist du so weit?“ „Vergiss es. Im Chat haben sie mich schon deswegen fertiggemacht.“ „Na und, mach dir nichts draus.“ „Tu ich aber.“ „Hobbymäßig kannst du das gar nicht alleine schaffen, ein marktreifes Spiel zu entwickeln. Dazu braucht man Profis, Scriptschreiber, Grafiker, Musiker, Leveldesigner und andere Spezialisten, alle müssen zusammenarbeiten. Dazu eine Firma, die dahintersteht und das Marketing macht.“ „Ich weiß nicht, ob ich das alles...


Gerd Schneider wurde 1942 geboren und arbeitete nach seinem Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft als Journalist. Seit 1980 schrieb er zahlreiche Romane, Sachbücher und Fernsehdrehbücher. Seit seinem Studium beschäftigte er sich intensiv mit der Person Franz Kafkas. Eine seiner vielen anderen großen Leidenschaften war das Schachspiel, das er Kindern und Jugendlichen viele Jahre lang im Schachunterricht an Schulen und in Vereinen vermittelte. Gerd Schneider starb im Sommer 2016.Foto © Sabine Saam 2010



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