Schneider | Kulturen des Wissens im 18. Jahrhundert | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 694 Seiten

Schneider Kulturen des Wissens im 18. Jahrhundert


1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-11-021240-2
Verlag: De Gruyter
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 694 Seiten

ISBN: 978-3-11-021240-2
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This collected volume in the form of a handbook provides a comprehensive overview of the contents and processes of artistic and scientific education in the 18th century. The articles examine various knowledge discourses in literature, art, science and philosophy and take account of various "discourse locations" such as learned correspondence, libraries, the Jesuit order, schools, encyclopaedias, galleries etc. With this, the publication makes an essential contribution to clarifying questions of relevance for the 18th century and its significance for the humanities.
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Zielgruppe


Wissenschaftler, Institute, Bibliotheken / Academics, Institutes, Libraries

Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis;7
2;Wissenskulturen des 18. und 21. Jahrhunderts;15
3;Aufgeklärtes Wissen. Eine verdrängte Erblast des 18. Jahrhunderts;37
4;Geheimnis und Publizität des pharmakon. Verhandlungen über den Umgang mit Giften im 18. Jahrhundert;59
5;Die Transmission verbotenen Wissens;75
6;Der Aufbau der Wissenswelt. Eine phänotypische Beschreibung enzyklopädischer Literatur;95
7;Einführung von Detlef Döring;115
8;Die Korrespondenz des ‚gelehrten Buchhändlers‘ Friedrich Nicolai;119
9;Freundlich „gegen jedermann, vertraulich gegen wenig“. Bodmers Briefwelten;127
10;Das Korrespondenznetz der Oekonomischen Gesellschaft Bern, 1759–1800;137
11;Bernhard Pez OSB im Briefkontakt mit protestantischen Gelehrten;147
12;Das Kommunikationsnetz der Illuminaten. Aspekte einer Rekonstruktion;155
13;Newton und Leibniz in Frankreich. Emilie du Châtelets Korrespondenz über nationale Grenzen der République des Lettres;165
14;Einführung von Ulrich Johannes Schneider;173
15;„Perhaps the fastest pen in the Scottish Enlightenment“. William Smellies Encyclopædia Britannica in der schottischen Aufklärung;177
16;Krünitz online. Planung und Realisierung der digitalen Ausgabe von Johann Georg Krünitz’ Ökonomisch-technologischer Enzyklopädie;187
17;Zedlers Universal-Lexicon und das Problem seiner inhaltlichen Erschließung;197
18;Einführung von Gabriele Ball;205
19;Die fürstlichen Privatbibliotheken am Gothaer Hof im 18. Jahrhundert. Die Sammlungen Herzog Friedrichs III. und seiner Gemahlin Luise Dorothea;209
20;Die Bibliothek des preußischen Hofarchitekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699–1753);217
21;„Gleimii et amicorum“. Johann Wilhelm Ludwig Gleim und seine Bibliothek;225
22;Der freie und gelehrte Schriftsteller Johann Gottwerth Müller und seine enzyklopädische Privatbibliothek;235
23;Einführung von Jens Häseler;243
24;Gelehrte Kürze. Zum Feindbild der Zeitschriften in Klopstocks Deutscher Gelehrtenrepublik;247
25;Publizistik im Dienste der Aufklärung. Zum philosophischen Selbstverständnis der Zeitschrift Il Caffè;257
26;Die wissenschaftliche Zeitschrift als Mittler. Von den Prager gelehrten Nachrichten zu den Abhandlungen der Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften;265
27;Einführung von Marian Füssel;273
28;Die Select Society of Edinburgh (1754–1764). Soziale Logik und kommunikative Etikette;277
29;Gelehrte Streitkultur und Wissenskollektive. Das Beispiel des Denis Papin;287
30;Von der Polyhistorie zur modernen Wissenschaft. Zum politisch-galanten Gelehrtenideal der Frühaufklärung;295
31;Zur prosodischen Dimension einer moralischen Ökonomie des Wissens;303
32;Einführung von Ursula Goldenbaum;311
33;„Gute Bürger und Patrioten dem Staat zu pflanzen“. Johann Jakob Bodmers ungedruckte Zürich-Dramen;315
34;Zeremoniell in der Zeitung. Periodika des 17. und 18. Jahrhunderts als Medien der ständischen Gesellschaft;323
35;Kulturpolitik als Beruf. Zum Begriff des Politischen im Wirken Johann Matthesons;331
36;Einführung von Ute Schneider;339
37;Die Fußtruppen der Aufklärung. Umherziehende Elektrisierer im 18. Jahrhundert;343
38;Strategien einer Schlüsselinstitution der Popularisierung agrarischen Wissens in Kurhannover: Die Celler Landwirtschaftsgesellschaft (1764–1804);353
39;„Popularisierung“ und „Wissenschaft“ – ein Gegensatz? Die mathematischen Wissenschaften und ihre Vermittlung im 18. Jahrhundert;361
40;Physikotheologisches Dilemma. Wunderkammer, Raritätenkabinette und Naturaliensammlungen als Orte des Wissenserwerbs und Wissensverbreitens? Einige Zweifel;369
41;Wie man sehen lernte. Zur Entstehung der Vermittlungspublizistik in Gemäldegalerien des 18. Jahrhunderts;379
42;Rechtsaufklärung und Kriminalliteratur;385
43;Einführung von Alexander Košenina;393
44;Symbolisches Wissen. Zur Ökonomie der ‚anderen‘ Logik bei Alexander Gottlieb Baumgarten;397
45;Wissen um Trieb und Laune. Zu einem Widerspruch in Anthropologie und Ästhetik des 18. Jahrhunderts;405
46;Die lebhafte Einbildungskraft der ‚Wilden‘ Kamtschatkas als europäisches Konstrukt und außereuropäische Herausforderung;413
47;„L’art de se rendre heureux par les songes“. Traum, Wissenschaft und Einbildungskraft;421
48;„Spontan“. Modifikation eines Begriffs im 18. Jahrhundert;429
49;Traum, Wahn und Wahnwissen. Karl Philipp Moritz als Sammler psychologischer Erfahrungsberichte;439
50;Vorstudien zur Hysterie. Marcus Herz’ Etwas Psychologisch-Medizinisches. Moriz Krankengeschichte (1798);445
51;„Wer sich auf Chifern versteht, wird schwerlich glauben, daß dies von ungefähr ist.“ Saint-Martins Epistemologie der Gegenaufklärung im Widerstreit;455
52;Einführung von Robert Felfe;465
53;Perspektivlehre im 18. Jahrhundert. Normierung des Blicks oder Zugewinn künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten?;469
54;Gewebe/Gewänder. Die verhüllende Sichtbarkeit in der Mikroskopie und Ästhetik des 18. Jahrhunderts: Wilhelm Heinses Ardinghello;477
55;Bei Licht gesehen. Zur Popularisierung des Newtonschen Sehkonzepts und dessen Folgen für die Aquarellmalerei;485
56;Antikes Wissen. Die Wiederentdeckung der Linie und der Farbe Schwarz am Beispiel der Scherenschnitte von Luise Duttenhofer (1776–1829);493
57;Erziehung des Auges – Erziehung des Körpers. Die geschwungene Linie als visuelle Ausdrucksform sozialer Normierung;503
58;Schule der Wahrnehmung. Johannes Florentinus Martinets Katechismus der natuur;513
59;Eine kleine Schule des Sehens – oder: Johann Heinrich Mercks Zeitschriftenbeitrag: Ueber die lezte Gemälde Ausstellung in **;521
60;Populäre Bilder. Die Visualisierung des Mikrokosmos in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts;529
61;Pazifische Impulse. Entdeckungsreisen und visuelle Techniken der naturhistorischen Wissensrepräsentation;537
62;Einführung von Holger Zaunstöck;547
63;Garten im Text und Garten als Text. Beschreibungen des Landschaftsgartens von Machern am Ende des 18. Jahrhunderts;551
64;Ewige Fortschreitung zur Vollkommenheit. Das Grab im Garten und das Geheimbundwesen um 1800;559
65;Epistemologie der Aufklärung? Gartentheorie des späten 18. Jahrhunderts in der zeitgenössischen Publizistik;567
66;„Ein dem Publico wohlthätiges und nützliches Vergnügen“. Der Garten als epistemologischer Raum um 1800;577
67;Einführung von Simone De Angelis;585
68;Darstellung des Unbekannten. Narrative und Metaphern in der Debatte um die Pockeninokulation;591
69;Keine Ikone der Entwicklung. Die Icones embryonum humanorum von Samuel Thomas Soemmerring;599
70;Einführung von Bettina Dietz;609
71;Wissen aus Objekten. Naturgeschichte des Menschen und Menschheitsgeschichte;613
72;Sammeln und Reisen in deutsch-englischen Gelehrtennetzwerken im späten 18. Jahrhundert;621
73;Die Naturgeschichte und ihre prekären Objekte;629
74;Einführung von Ulrike Zeuch;637
75;„Vergleichung ist ein gefährlicher Feind des Genusses.“ Zur Epistemologie des Vergleichs in der deutschen Ästhetik um 1800;641
76;Poetologien des Schneidens;651
77;Winckelmann und die Folgen. Transformationen des Wissens über Griechenland im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert;661
78;Episteme choreografierter Körper im ballet en action. Zum ästhetischen Widerstreit von techné und Einfühlung;669
79;Das Schöne, das Schreckliche und das Hässliche. Die Aristotelische Poetik zwischen Norm und Modernität;677
80;Deutsche Klassik im System der „augusteischen“ Zeitalter;685


VII. KULTUR DES POLITISCHEN WISSENS IM DEUTSCHSPRACHIGEN RAUM DES FRÜHEN 18. JAHRHUNDERTS (S. 297-298)

Einführung von Ursula Goldenbaum

Es ist ein gängiges Vorurteil gegen die deutsche Aufklärung, dass sie erst spät politisch geworden sei. Während die englische und französische Aufklärung schon seit der Mitte des 17. bzw. dem frühen 18. Jahrhundert politische Forderungen vertreten und einen öffentlichen politischen Diskurs begonnen hätten, habe die deutsche Aufklärung sich zunächst im privaten, familiären Raum entwickelt und sich der Literatur und anderen musischen Gegenständen gewidmet, bevor sie sich erst in den letzten drei Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts langsam auch politisierte.1 Dieses Vorurteil sowie die allgemeine Verachtung der deutschen Aufklärung geht zurück bis auf Hegel und andere Größen der deutschen Philosophie- und Literaturgeschichte. Diese Parteiurteile gegen die Aufklärung wurden in der Folge kanonisiert und sind bis heute vorherrschend.

So beklagt auch der viel rezipierte Hegelianer Hermann Hettner die angebliche Autoritätsgläubigkeit der Wolffianer und die politische Kraftlosigkeit der Pietisten, die allesamt hinter der politischen Gestaltungskraft des englischen Puritanismus und des französischen Jansenismus zurückgestanden hätten. In solchem Vergleich der deutschen mit der englischen und französischen Aufklärung werden jedoch ganz unterschiedliche Kriterien verwendet.

Während Milton, Locke, Spinoza und andere Frühaufklärer aufgrund ihrer theologisch-politischen Forderungen gleichermaßen als politische Denker und Frühaufklärer gelten, werden deutsche Aufklärer, die in ähnlicher Weise Toleranz und Religionsfreiheit als politische Themen anspre chen, als „bloß theologisch“ und noch nicht aufgeklärt abgetan. Dabei sind doch die politischen Forderungen nach Toleranz und Religionsfreiheit, die dem politischen Kampf für allgemeine Meinungsfreiheit vorausgingen, auch im deutschsprachigen Raum seit der Reformation entwickelt und erhoben worden.

Leibniz, Pufendorf und Thomasius sind allesamt Streiter für Toleranz, und Christian Wolff, der Vater der deutschen Hochaufklärung, argumentierte in seiner bekannten Rede über die Moral der Chinesen für die Möglichkeit einer säkularen Moral. Kriterium für die übliche Gegenüberstellung der französischen radikalen und der deutschen halbherzigen, moderaten Aufklärung ist gewöhnlich die Bereitschaft zum Sturz der Monarchie und der Errichtung einer Demokratie.

Tatsächlich aber galt die Monarchie auf beiden Seiten mehrheitlich als reformierbare Staatsform. Selbst Mirabeau, als er sich nur wenige Jahre vor der Französischen Revolution für mehr als ein halbes Jahr in Preußen aufhielt, verstand sich sogar ausgesprochen gut mit den nur zu oft als beamtete Leisetreter verachteten Reformbeamten in Preußen, die zugleich Mitglieder der Berliner Mittwochgesellschaft waren.

Über die dazu notwendigen Reformen aber war man sich offenbar einig, und Mirabeau war sogar darauf bedacht, von den preußischen Reformbeamten und ihrem Wirken für eine Reform des Rechts, des Schulsystems und der Staatsfinanzen zu lernen. Er bewunderte auch Mendelssohns und Dohms politisch- rechtliches Projekt der Judenemanzipation und bedauerte, dass er den großen jüdischen Aufklärer nicht mehr persönlich kennen lernen konnte.


Ulrich Johannes Schneider, Universitätsbibliothek und Universität Leipzig.



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