E-Book, Deutsch, 93 Seiten
Schneider / Margraf Agoraphobie und Panikstörung
2., überarbeitete Auflage 2017
ISBN: 978-3-8409-2513-9
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
E-Book, Deutsch, 93 Seiten
Reihe: Fortschritte der Psychotherapie
ISBN: 978-3-8409-2513-9
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Agoraphobie und Panikstörung gehören zu den häufigsten psychischen Störungen und galten bis in die 1980er Jahre als kaum behandelbar. Ohne adäquate professionelle Hilfe kommt es in der Regel zu massiven Beeinträchtigungen der Lebensqualität bei den Betroffenen und Angehörigen. In den letzten Jahren kam es zu bedeutenden Fortschritten beim Verständnis und bei der Behandlung der beiden Störungsbilder, die in dieser Neubearbeitung berücksichtigt werden. Insbesondere die Befunde aus der Grundlagenforschung zu Extinktionslernen und Gedächtniskonsolidierung bringen wichtige Erkenntnisse für die Behandlung des Vermeidungsverhaltens. Entsprechend stehen heute – trotz der Schwere und Chronizität dieser Angststörungen – äußerst erfolgreiche Behandlungsstrategien zur Verfügung, die in diesem Band vorgestellt werden.
Die Neubearbeitung des Bandes liefert zunächst eine aktuelle Beschreibung der Störungsbilder und stellt Modelle zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Störungen vor. Ausführlich wird das Vorgehen in den einzelnen Phasen der Therapie – Diagnostik, Erarbeitung eines Genesemodells, Veränderungs- und Stabilisierungsphase, Rückfallprophylaxe – anhand von Fallbeispielen beschrieben. Hinweise zum Umgang mit schwierigen Situationen sowie zahlreiche Beispiele zum konkreten Vorgehen bei den einzelnen Therapieschritten machen das Buch zu einer wertvollen Hilfe bei der Behandlung dieser Patientengruppe.
Zielgruppe
Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten, Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinische Psychologen, Psychologische Berater, Studierende und Lehrende in der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Psychiatrie, Sozialpsychiatrie, Suchttherapie
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Psychopathologie
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Verhaltenstherapie
Weitere Infos & Material
1;Inhaltsverzeichnis;7
2;Einleitung;9
3;1Beschreibung des Störungsbilds;11
3.1;1.1Bezeichnung;11
3.2;1.2Definition;12
3.3;1.3Epidemiologische Daten;19
3.4;1.4Verlauf und Prognose;20
3.5;1.5Differenzialdiagnostische Aspekte;20
3.6;1.6Komorbidität;22
3.7;1.7 Diagnostische Verfahren und Dokumentationshilfen;23
4;2Störungstheorien und -modelle;26
4.1;2.1 Das psychophysiologische Modell der Panikstörung;26
4.2;2.2Die moderne Lerntheorie der Panikstörung;28
4.3;2.3 Die Zwei-Faktoren-Theorie zur Erklärung der Agoraphobie;30
4.4;2.4Modell zum Inhibitionslernen bei Extinktion;31
5;3Diagnostik und Indikation;33
5.1;3.1Erstgespräch;34
5.2;3.2Differenzialdiagnose mit strukturiertem Interview;35
5.3;3.3Organische Differenzialdiagnose;38
5.4;3.4Problemanalyse und weitere diagnostische Maßnahmen;40
5.5;3.5Indikation;45
6;4Behandlung;46
6.1;4.1Behandlung von Panikanfällen;46
6.2;4.2Behandlung von Agoraphobien;58
6.3;4.3Wirkungsweisen der Methoden;71
6.4;4.4Effektivität und Prognose;72
6.5;4.5Varianten der Methode und Kombinationen;75
6.6;4.6Probleme bei der Durchführung;80
7;5Weiterführende Literatur;81
8;6Literatur;81
9;Anhang;85
10;Einsteckkarte: Kurzanleitung fu?r die Exploration;94
1 Beschreibung des Störungsbilds
1.1 Bezeichnung
Im Laufe von über hundert Jahren wurde eine Vielzahl von diagnostischen Begriffen für die scheinbar unerklärbaren Angstzustände geprägt, die für Panikstörung und Agoraphobie typisch sind. Die verwirrende Vielfalt der Bezeichnungen stellte lange Zeit ein Hindernis für einen fachübergreifenden Fortschritt dar. Je nach Spezialisierung des zuerst aufgesuchten Diagnostikers konnten für ein und dasselbe Problem eher kardiologisch, neurologisch, psychiatrisch oder psychotherapeutisch klingende Diagnosen vergeben werden.
Ein Großteil der in Tabelle 1 aufgeführten Begriffe geht jedoch auf Angststörungen wie Panikanfälle oder Agoraphobien zurück.
Die Begriffe „Panikstörung“ und „Agoraphobie“ fanden erstmals mit der Einführung der dritten Auflage des Diagnostischen und Statistischen Manuals psychischer Störung (DSM-III) der Amercian Psychiatric Association (APA) Eingang in ein Klassifikationssystem. Bis dahin wurden Patienten mit Panikanfällen v. a. der Diagnose Angstneurose, die gleichzeitig auch bei Patienten mit generalisierter Angststörung gegeben wurde, oder der Diagnose Hysterie zugeordnet. Falls starkes Vermeidungsverhalten im Vordergrund stand, wurde bei diesen Patienten eine Phobie diagnostiziert, ohne die Art der Phobie genauer einzugrenzen. Grundlage für die neue Unterscheidung von plötzlicher Angst und anderen Formen der Angst waren biologische Modelle der Panikstörung, die Panikanfälle als eine qualitativ unterschiedliche Form der Angst betrachteten. Aus heutiger Sicht kann diese Modellvorstellung jedoch in vielen Teilen als widerlegt betrachtet werden. In die „Internationale Klassifikation psychischer Störungen (ICD)“ fanden die beiden Störungskategorien erst mit der zehnten Revision Eingang (World Health Organization). Die operationalisierten Kriterien des ICD decken sich im Großen und Ganzen mit den Kriterien des DSM.
1.2 Definition
1.2.1 Panikstörung
In der aktuellen Definition der Panikstörung (F41.0) sind zeitlich umgrenzte Episoden („Anfälle“) akuter Angst, die mit den synonymen Begriffen Panikattacken, Panikanfälle oder Angstanfälle bezeichnet werden, das Hauptmerkmal der Störung. Charakteristisch ist dabei das plötzliche und z. T. als spontan erlebte Einsetzen unangenehmer Symptome. Spontaneität bedeutet hier, dass die Betroffenen die einsetzenden körperlichen Symptome nicht...