Schöndorf | Feine Würze Dioxin | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 459 Seiten

Schöndorf Feine Würze Dioxin

Öko-Thriller
4. Auflage 2018
ISBN: 978-3-939816-56-0
Verlag: Nomen Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Öko-Thriller

E-Book, Deutsch, 459 Seiten

ISBN: 978-3-939816-56-0
Verlag: Nomen Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"Ein atemloser Thriller, eine Reise in die Abgründe einer Gesellschaft, die sich dem Profit verschrieben hat." Erich Schöndorf

Es gibt Gifte, die können nicht nur töten. Man muss nur die in ihnen schlummernden Möglichkeiten erkennen. Und sie dann an Affen ausprobieren. Und danach an hungrigen Kindern im brasilianischen Regenwald. Spätestens dann ist der Weg frei für grenzenlose Profite. Allerdings darf nichts dazwischenkommen. Beispielsweise Kommissar Gronwald und seine mit viel weiblicher Intuition und Jagdinstinkt versehene Kollegin aus der Rechtsmedizin. Ein Thriller, der spannende Einblicke gewährt in die Risiken des technischen Fortschritts und die Folgen von verlorener Moral in Zeiten der Globalisierung.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Ein Großstadtmorgen
Im Keller
Kneipengeschichten
Die Schützenkönigin
Giftalarm
Beruf: Schnüffler
Anglerglück
Passion: Jäger
Eine linke Tour?
Firmenbesuch
Überlebenslogik
Neuigkeiten
Pfälzer Spezialitäten
Affentheater
Seezunge als Belohnung
Seltsame Namen
Ein Unfall
Eine spannende Nacht
Einer steigt aus
Verkehrte Ermittlungen
Die kleine Stadt
Tod in Uniform
Weinen können
Schreibtischtäter
Milde Gaben
Tropennächte
Comandante Estefan
Schlemmerland
Kleine Welt
Curare-forte
Reisende soll man nicht aufhalten
Verbrecherhirne
Zwei Anrufe


Ein Großstadtmorgen
Die Männer laufen über den Bürgersteig des Oederwegs stadteinwärts. In Höhe des Penny-Marktes wechseln sie die Straßenseite, um knapp 100 Meter weiter in die Germaniastraße einzubiegen. Sie laufen mit weit ausholenden Schritten und ihre Geschwindigkeit sowie der Lärm, den ihre metallbeschlagenen Stiefel verursachen, wenn sie auf die harten Verbundsteine des Gehwegs treffen, gibt ihnen etwas Gefährliches. Es ist Donnerstag Morgen, kurz nach 9.30 Uhr, ein freundlicher Frühherbsttag. Auf den Straßen im Stadtteil Bornheim ist noch alles ruhig. Wenige Einkäufer nur sind unterwegs, und die Studenten, die hier zahlreich wohnen, liegen, nicht nur, weil Semesterferien sind, noch in den Federn. Auf der Germaniastraße benutzen die Läufer die Fahrspur, denn die schmalen Gehsteige sind zugeparkt. Ihre Schritte werden jetzt langsamer. Einem der dreien fällt es immer schwerer, Anschluss zu halten. „Wartet doch!“, keucht er. „Wir halten die Tür auf“, ruft der Führende zurück und versucht mit aller Macht, seine Geschwindigkeit zu halten. Ihr Ziel ist die Straßenbahnhaltestelle an der Rothschildallee, Ecke Burgstraße. Als sie 300 Meter davon entfernt sind, hören sie hinter sich die Bahn kommen. Sie verschärfen noch einmal ihr Tempo, aber dann sind die zwei Graffiti-bemalten Wagen schon an ihnen vorbei und gleich darauf in die Haltestelle eingefahren. Es reicht nicht mehr. Auch diesmal haben sie verloren. „Scheiße“, brüllt der Anführer. Die Bahn hätte ihre Rettung bedeutet. Eine Viertelstunde später wären sie an der Hauptwache in das Gewühl der Schnäppchenjäger eingetaucht und vor jeder Verfolgung sicher gewesen. Erst einmal jedenfalls. Aber Menschen wie Klaus Bredow und seine Freunde Kevin Moos und Patrick Minkel denken nicht weiter. Dass die Überwachungskamera in der Nebenstelle der Dresdner Bank gestochen scharfe Bilder von ihnen gemacht hat, dass ihre Pudelmützen viel zu klein waren, um ihre Identifizierung zu verhindern, das kommt ihnen nicht in den Sinn. Da können sie eigentlich nur noch von Glück reden, dass sie ohne Beute verschwinden mussten, weil eine ausgeflippte Rentnerin wild schreiend den gesamten Kundenraum in Panik versetzt und sie binnen Sekunden entmutigt hatte. Denn das Geld, das man ihnen gegeben hätte, wäre Falschgeld und zudem mit einer Sprengladung gesichert gewesen, die exakt drei Minuten nach der Übergabe in die Luft gegangen wäre. Jetzt stehen sie keuchend auf dem Gehweg vor dem Eingang zu einem Bürokomplex und wissen nicht weiter. Sekunden später die ersten Martinshörner. Sie kommen aus der Stadt und sie nähern sich rasch. Bald sehen die Männer am Ende der Germaniastraße das zuckende Blaulicht von zwei oder drei Wagen. Sie drängen in den Eingang des Bürogebäudes. Die Wagen rasen vorbei. „Weiter“, ruft der Anführer, „wir warten auf die nächste Bahn.“ Die nächste Bahn wird in einer Viertelstunde kommen. Gerade sind sie losgelaufen, hören sie erneut das wilde Jaulen eines Polizeiwagens und zwar aus der entgegengesetzten Richtung. Die Beamten, die in diesem Wagen sitzen, haben sie möglicherweise schon gesehen, die Fahndung noch im Ohr, nach der die drei Täter zu Fuß geflüchtet sind. „Rechts!“, schreit der Anführer und biegt abrupt auf den Schulhof der Käthe-Kollwitz-Schule ein, die unmittelbar an den Bürokomplex anschließt. Die Komplizen folgen automatisch. Das Hauptgebäude, aus rotem Ziegel gemauert, steht zurückgesetzt und ist über eine breite fünfstufige Treppe erreichbar. Seitlich davon, auf dem ehemals großzügig bemessenen Schulhof, stehen gut ein halbes Dutzend Container – Ersatzräume, denn das alte Gebäude ist zu klein geworden für die vielen Schüler aus den türkischen und marokkanischen Familien, die in den Stadtteil gezogen sind. Instinktiv steuert Klaus Bredow auf die Container zu. Eine große Alu-Tür ist sein Ziel. Ein kurzer Ruck und er steht 23 Kindern und einer Lehrerin gegenüber. Dicht hinter ihm folgen seine beiden Komplizen. Die Schüler der Klasse 5d sind vor Schreck wie gelähmt. „Was wollen Sie hier?“, schreit die junge Lehrerin. „Raus! Machen Sie, dass Sie rauskommen!“ Träumt sie oder soll das der GAU sein? Sekunden später ist die Frage beantwortet. Klaus Bredow schlägt ihr mit der Pistole ins Gesicht. „Hinsetzen und Maul halten!“ Dann öffnet sich die Tür zum Nachbarcontainer und die Lehrerin der 10b stürmt in den Klassenraum. „Mein Gott…“ „Tür zu und hinsetzen!“, schreit Klaus Bredow, während er die Pistole auf sie richtet. Draußen sind die ersten Polizeibeamten hinter ihrem Streifenwagen in Deckung gegangen. Kevin Moos beobachtet sie durch das schmale Fenster des Containers. Dann öffnet er die Tür einen Spalt weit. „Haut ab! Sofort! Sonst passiert ein Unglück. Wir sind bewaffnet!“ Dabei streckt er die Hand mit seiner Pistole aus dem Türspalt. „Okay“, ruft einer der Beamten. „Wir fahren wieder raus.“ Mit erhobenen Händen steigen die beiden Polizeibeamten in ihren Wagen und verlassen rückwärts fahrend den Schulhof. Während vor dem Eingang immer mehr Streifenwagen eintreffen und die Luft vom Gejaule der Martinshörner vibriert, rennen die drei Männer kopflos im Klassenraum hin und her. Ihre Slogans, die sie den Kindern und den beiden Lehrerinnen entgegenschreien, haben sie aus dem Fernsehen. „Ruhig sitzen bleiben!“ „Wenn ihr Scheiße baut, schießen wir!“ „Wer abhaut, wird umgelegt!“ Klaus Bredows Blick fällt auf das Telefon an der Wand neben der Tafel. „Du“, keucht er und zeigt mit der Pistole auf die Lehrerin der 5d, „ruf den Direktor an und sag, dass keiner versuchen soll, hier herein zu kommen. Sag ihm, dass wir bewaffnet sind und keinen Spaß verstehen.“ Zitternd geht die junge Lehrerin zum Haustelefon. 2400 – den Anschluss kennen sie alle. „Herr Koep, hier sind …“ „Ich weiß schon Bescheid“, redet der Direktor beruhigend auf sie ein, „regen Sie sich nicht auf.“ „Sie haben Pistolen. Niemand darf zu uns kommen, sonst …“ „Haben Sie keine Angst. Wir werden alles tun, damit niemandem etwas geschieht. Ihre Kollegin aus dem Nachbarraum ist auch bei Ihnen?" „Ja.“ Dann unterbricht Klaus Bredow mit einem Druck auf die Gabel die Verbindung. Die drei Geiselnehmer stammen aus dem Stadtteil Preungesheim. Dort in der Jaspertstraße sind sie geboren und aufgewachsen. Ihr Viertel heißt unter Sozialwissenschaftlern Sozialer Brennpunkt und die Polizisten sprechen einfach vom Knast-Ghetto, weil es nur wenige hundert Meter vom Gefängnis entfernt liegt, und auch, weil mancher aus dem Viertel dort Quartier genommen hat. Die Reihenhäuser des sozialen Wohnungsbaus, gelb und grün gestrichen und mit weißen Birken umstanden, liegen eigentlich ganz idyllisch, wenn die Bewohner dafür noch einen Blick hätten. Aber den haben sie nicht. Sie gehören ausnahmslos zu den Habenichtsen. Arm in jeder Beziehung: ohne Arbeit, ohne Ausbildung und Bildung, ohne Perspektive. Drogen füllen die Lücken. Die Menschen saufen, und wer es sich leisten kann, drückt Heroin oder raucht Crack. Soziales Verhalten lernt man unter diesen Bedingungen nicht. Gewalt ist an der Tagesordnung, die Faust der beliebteste Problemlöser. Keiner der drei Geiselnehmer, die nach dem missglückten Raubüberfall auf die Zweigstelle der Dresdner Bank am Platz der Republik in die Schule geflüchtet sind, kennt seinen Vater. Alle haben sie Stiefväter, die ausnahmslos diesen Namen nicht verdienen. Als Alkoholiker, allein mit sich und ihren Problemen beschäftigt und selbst damit noch überfordert, sind die nicht ansatzweise in der Lage, die Ansprüche zu erfüllen, die die jungen Leute an ihre Ersatzväter stellen – auf der Suche nach Geborgenheit und nach Vorbildern. Als Kevin Moos, mit 18 der Jüngste der drei, im vergangenen Jahr mit seinem „Vater“ vor dem Fernseher saß und sie über Fußball diskutierten, da gab der ihm eine schallende Ohrfeige, nachdem der Junge sich als Bayern München-Fan zu erkennen gegeben hatte – der Ältere so unfertig wie der Junge. Kevin Moos war daraufhin weggelaufen, drei Tage lang war er saufend durch die Stadt gezogen, nachdem seine kleine Welt, in der es endlich einen Vater gegeben hatte, wieder einmal zusammen gebrochen war. In der Rosmannitterstraße 12, einem leidlich in Stand gesetzten Altbau nicht weit vom Main entfernt, warten auch an diesem Vormittag zwei Dutzend junge Männer und eine Frau auf den Fall der Fälle. Seit 1972 gibt es ihre Einheit, seit dem Jahr der Olympischen Spiele in München, als bei einem Überfall...


Erich Schöndorf, Jahrgang 1947, war von 1997 bis 2013 Professor an der Fachhochschule in Frankfurt am Main, wo er Umweltrecht und öffentliches Recht lehrte. Zwischen 1977 und 1996 vertrat er im berühmten Holzschutzmittel-Prozess gegen Bayer die Anklage. Während der über 10 Jahre dauernden Ermittlungen musste der Autor tief einsteigen in die Disziplinen der Toxikologie, Chemie, Biologie und Medizin und gilt seitdem als Experte für die Beurteilung strafrechtlich elevanter Risiken wissenschaftlich-technisch organisierter Gesellschaften.



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